Unaufhörlich prasselte der Regen ins Segelboot herab. Riesige Wellen versuchten das Boot zu verschlucken, das im tosenden Unwetter wie ein Spielzeug schaukelte. Grelle weisse Blitze durchzuckten die stürmische unheilvolle Nacht, bevor Donnergrollen den Erdboden erschütterte. Zudem pfiff der Wind, sodass es in den Ohren schmerzte.
Max schrie gegen den Sturm an, doch sein Freund Nils konnte ihn nicht im Geringsten hören; Regen, Wind und Donner waren zu laut, als dass man sich hätte verständigen können. Also versuchte Max mithilfe seiner Arme und Hände seinem Freund klarzumachen, dass er das Segel einholen sollte, sonst würde es jeden Moment unter dem sausenden Wind reissen. Nils verstand, denn er begann sich augenblicklich um die ihm erteilte Aufgabe zu kümmern. Doch der Wind blies so stark, dass er es nicht auf eigene Faust schaffte, das Segel herunterzuholen. Er winkte mit beiden Armen Max herbei als das Boot just in diesem Moment von einer gigantischen Welle erfasst wurde. Nils taumelte gefährlich nah an den Rand auf der Steuerbordseite. Zum Glück war Max aufmerksam gewesen und er konnte seinen Freund in die Mitte des Boots zurück reissen, bevor dieser in den tiefschwarzen See fiel.
Dankbar nickte Nils, dann kippte er wie eine leere Flasche um. Erschrocken wich Max einen Schritt zurück, bevor er sich auf seinen Freund stürzte und ihn an den Schultern rüttelte. Doch jener war leichenblass und zuckte nicht einmal mit seinen Augen. Verzweifelt schlug Max mit seiner flachen Hand auf Nils' Wangen, doch noch immer gab der kein Lebenszeichen von sich. Wütend schrie Max gegen das tosende Gewitter an, danach sackte er energielos zu Boden. Ohne seinen besten Freund konnte er diesen schrecklichen Sturm niemals überleben.
Da schlug ein Blitz unmittelbar neben dem Segelboot ins Wasser. Sofort war Max' Überlebenswille wieder aktiviert. Von neuer Energie gepackt sprang er auf seine Füsse und lief zu seinem Freund hinüber, der noch immer bewegungslos in der Mitte des Boots lag. Er wollte ihn gerade ein weiteres Mal rütteln, als Nils abrupt seine Augen aufschlug und nach Luft schnappte. Einen Moment lang blickten sich die beiden an, begleitet vom Prasseln, Pfeifen und Poltern der Elemente. Dann stürzte Nils sich auf seinen Kollegen und umarmte ihn. Seinen Lippen nach zu urteilen, sagte er etwas. Auch wenn Max die Worte nicht verstehen konnte, konnte er an Nils' erleichtertem Gesichtsausdruck erahnen, was dieser ihm mitzuteilen versuchte: "Danke, du hast mir das Leben gerettet." In diesem Augenblick zeichnete sich eine fadendünne blaue Lücke im sonst pechschwarzen Himmel ab. Das Gewitter begann sich aufzulösen.