Ich war das Pik Ass in der Staffel. Nein, dieses Symbol bildete mein Rufzeichen und die Flugzeugkennung auf meiner Maschine, damals in dem Krieg. Jeder denkt, ich sei närrisch, wenn ich so hölzern beginne. Aber natürlich kann ich es erklären. Unser Staffelführer war Kreuz As, es sah sich als höchste Spielkarte in einem Spiel, was keiner verstand. Ich begann als Fähnrich in der Deutschen Luftwaffe und stieg nach und nach auf. Also im Dienstgrad und als Spielkarte Zuerst war ich nur die Pik Sieben und man stieg entsprechend der überlebten Luftkämpfe in diesem diabolischen Kartenspiel langsam auf. Verzeiht, ich war Pilot eine Me 109 und wir stiegen dann auf die Fw 190 um. Ich war einer dieser Verrückten, die zuerst an diesen Herrn Hitler glaubten. Ja, ich war naiv, aber was kann man von einem Waisenkind anderes erwartet, der keine klar denkenden Ansprechpartner als Mensch hatte. Keiner sagte mir jemals, was gut oder richtig war. Wir erhielten Befehle und hinterfragten sie nicht.
Nun gut zuerst feierten wir scheinbare Erfolge, obwohl viel Kameraden und mancher Freund bei den Luftschlachten sein Leben ließ. Zuerst verspürte man noch Kummer und Trauer, bis man sich ein dickes Fell zulegte und begann entsprechend mehr Alkohol zu trinken. Das Leid der Verluste war unerträglich. Ich glaubte mehrfach, dass man mit das Herz herausgerissen hätte, aber sagen durfte man nichts. Angeblich waren wir die Helden der Lüfte, aber ich bezweifel, dass es solche Menschen gab. Wir führten Krieg und wurden einzig danach beurteilt, wie oft wir von den Luftkämpfen zurückkehrten und wie oft wir gegnerische Maschinen abschossen. Ja, wir bekamen Orden und auch mal fünf Tage Sonderurlauf. Dafür hatte man ständig Angst, dass es an diesem Tag einen selbst traf.
Zu spät bemerkten wir, dass wir nichts anderes als fliegenden Kanonenfutter für den Führer und seine drogensüchtige Führungsriege waren. Wir waren austauschbare Menschen, die in ein Flugzeug stiegen und zuletzt nur noch versuchten eine Übermacht von Gegner irgendwie in Luftschlachten zu begegnen. Die Verlustraten stiegen und nur mit Glück kehrte man von so einem Einsatz zurück. Dann am 24 Februar 1945 holten mich die Gegner vom Himmel und ich landete hart. Ich stürzte weit ab von der Heimat ab und wurde von den Amerikanern gefangen genommen. Ich war verwundet, obwohl es ein schlechter Scherz war. Mir fehlte ein Fuß, ich war jetzt nur noch ein Krüppel und es dauerte, bis ich realisierte, dass wir einem wahnsinnigen Verführer gefolgt waren. Von dem Lazarett verfrachtete man mich in ein Kriegsgefangenen Lager nach England. Dort wurde ich immer wieder befragt, biss meine Fassade und fast auch meine Seele zerbrach.
Mir war es egal, denn wer brauchte einen Krüppel in Deutschland oder anderswo? Ich hatte nur ein Abitur und danach das Fliegen gelernt. Nun gut, ich habe viele Gegner bezwungen, aber ob das eine Ehre ist. Ich weiß es nicht. Nach zwei Jahren wurde ich nach Deutschland verfrachtet und aus der Gefangenschaft entlassen, weil selbst die Briten keinen Krüpel auf ihrer Insel brauchten.
Die Erinnerungen an den Krieg verblassten mit der Zeit, obwohl Nachts immer wieder boshafte Träume den Schlaf störten. Nichts ließ sich dagegen tun, weil man immer noch in einer Art Zwangsjacke steckte, aus der es kein Entrinnen gab. Ich studierte kurz darauf und machte meinen Abschluss als Ingenieur. Plötzlich wurde ich doch gebraucht. Die Bundeswehr und die Lufthansa wurden aufgebaut und man suchte Ingenieure, die ein gewisses Verständnis für Flugzeuge mitbrachten. Nein, ich baute keine Kriegsflugzeuge, sondern Passgiermaschinen. Ich liebte das Fliegen und dann lernte ich meine herzens Dame kennen. Sie war Pilotin und ich nur noch der Mitreisende.
Ich möchte nicht verschweigen, das wir viele Länder bereisten und manches Wunder der Natur erblickten. Dann wurde ich Vater und meine Kinder wuchsen in einer Zeit des Friedens auf. Nein, ich bin nicht mehr Pik Ass sondern nur noch ein Vater und diese Spielkarte gibt es nicht mehr in meinem Kopf. Ich spiele nicht einmal Doppelkopf oder Skat, weil ich solch merkwürdigen Symbole ablehne, die einen Menschen mit einem Symbol in Verbindung bringen.