Ein kühler und regnerischer Novembertag vor einigen Jahrzehnten. Ein Sonntag, an dem eine Exkursion in Hameln anstand. Das Wetter war schon schlimm genug, aber auf der Fahrt übte die Polizei mit jungen Polizisten Verkehrskontrollen an allen Straßen rings um Hannover. Auch ich und meine Mitfahrer wurden rausgezogen und ich durfte alles vorzeigen. Erste Hilfe Kissen, Warndreieck, Papiere. Alles wieder einpacken. Weiterfahren und fünf Kilometer weiter die nächste Kontrolle. Junge Polizisten befragten einen Eloquent. "Allgemeine Verkehrskontrolle, bitte Führerschein, Fahrzeugschein und einen Blick auf den Verbandskasten und Warndreieck." Also aussteigen, alles auspacken und nach einem freundlichen Nicken alles wieder im Auto verstauen.
Ich fuhr genervt weiter und überlegte mir, ob es die letzte Kontrolle war. Kurz vor Hameln erfolgte die dritte Kontrolle. Ich erklärte, dass ich schon zweimal einer Kontrolle unterzogen worden war. Ohne darauf zu achten leierten die jungen Polizisten ihre Sätze herunter. Ich zeigte alles und bat um einen Schein, der bestätigte, dass ich zum dritten Mal Kontrolliert worden sei. Ein älterer Polizist bemerkte meinen Unmut und griff sein Funkgerät und bat seine Kollegen mich nicht noch einmal zu kontrollieren. Der ältere Polizist nickte freundlich und gab noch mein Kennzeichen an die Kollegen durch. Den Rest der Strecke konnte ich unbelästigt weiterfahren. Auf einem Parkplatz in der Innenstadt trafen wir uns. Die Kommilitonen war es kaum besser ergangen und der Prof fehlte ebenfalls noch. Prof. Dr. Seedorf verspätete sich offenbar ebenfalls, da die Polizeischüler am Sonntagmorgen an Personen üben mussten.
Mit einem Blick erfassten wir die Chance. Wir erblickten ein Café. Rasch wurde das einladende Geschäft gestürmt und Kaffee samt Mohnschnecken gekauft. Das göttliche Getränk wurde genossen und die Mohnschnecke bei einem Plausch gemampft. Der Prof trudelte endlich ein und schon begann die Routine. Mechthild trug die Stadtgeschichte gut und umfassend vor. Addi zelebrierte die Verkehrsanbindungen mit einigen Pannen. Jan warf die Wirtschaftssektoren in die kalte Morgenluft. Henrike beschrieb die Wirtschaftsunternehmen samt der statistischen Zahlen der Unternehmen. So bewegte sich eine Horde Studenten bei Nieselregen durch die Stadt. An der Weser wurden auch die Märchen und Sagen bemüht. So verstrich der erste Teil vom Vormittag. Danach begann der Anstieg zur größten Festung Europas. Der Anstieg zum Klüt hinauf forderte uns, insbesondere nach der Uni Fete in der Nacht zuvor. Ich brauche nicht umfassend zu erklären, dass solche Feten feuchtfröhlich waren und andere Fachschaften sich in den Katakomben vom Schneiderberg drängten.
Erniedrigend war, dass der längst im Teilruhestand befindliche Prof munter voran schritt und wir dem alten Turnschuh hinterherhechelten. Ich war noch recht stolz auf mich, da ich nicht im Rattenschwanz der trägen Horde mitlatschte. Der nasse Boden machte es nicht leichter die Steigung zu meistern. Ab und an hörte man Flüche, weil der eine oder andere Mitstudent nach einem Fehltritt zu Boden ging und Bekanntschaft mit dem Matsch machten. Auf der Kuppe angekommen kramte ich meine Unterlagen heraus und wartete auf die Nachzügler. Fröstelnd trug ich alle Fakten vor und erklärte, warum diese ehemalige Festung. Napoleon ließ diese Festung schleifen und die wertvollen Baustoffe kamen der Stadt und der ebenfalls nicht mehr vorhandenen Mühle später zugute.
Nach meinem kurzen Vortrag schlitterten wir den Hügel wieder herunter. Erneut gab es unerwünschte Bodenkontakte, die Spuren auf der Kleidung hinterließen. Der Prof ermahnte die Studenten: "Es ist ein trauriges Bild, dass junge und dynamische Menschen einem alten Knochen schwitzend hinterherhechelten" Die nächste Aussage traf unsere Moral. "Wenn sie nicht in der Lage sind ein Maulwurfshügel zu erklimmen, dann studieren sie besser Bibliothekswesen oder Ernährungswissenschaften. In solchen Räumen gibt es kaum Höhenunterschiede." Die Schlappe saß.
In Hameln folgten die nächsten Vorträge. Ohren und Augen mochten den Vorträgen nicht mehr so recht folgen. Durchnässt latschten wir durch die historische Altstadt und hörten weitere Vorträge. Addi, der langsam mürrisch wurde brauchte endlich eine Pause, da der Abbau vom Alkohol noch nicht abgeschlossen war. Der Vortrag von Zetti über die sektorale Verteilung der Wirtschaft und hunderte Zahlen ließ Addi vollends an seiner positiven Einstellung zum Studium grübeln, oder war es doch der Alkohol. Zetti musste sich wichtig machen, um den Tag für sich zu retten. "Seht es doch endlich ein. Prof. Seedorf ist fit wie ein Turnschuh." Erst danach schlug er uns weitere Zahlen um die Ohren. Genervt von den vielen unnötigen Zahlen unterbrach ihn der Prof., weil selbst dem alten Herrn der Regen vom Hut tropfte und das Zeitlimit längst überschritten war. Danach folgten die abschließenden Worte vom Prof. "Bis Freitag drei Seiten, die die Exkursionspunkte zusammenfassen."