Obwohl zwischen ihren Schwangerschaften mehr als anderthalb Jahrzehnte lagen, verpackte Elke diese zweite Schwangerschaft deutlich besser als die erste. Vielleicht, weil sie wusste, was auf sie zukam.
Sie schonte sich, ohne sich wirklich in Watte zu packen. Einige ihrer Aufgaben auf dem Hof trat sie an Tim ab, nachdem sie ihm von der Schwangerschaft erzählt hatten. Der Junge übernahm die für ihn teils neuen Arbeiten mit überraschender Ernsthaftigkeit wahr und unterstützte seine Eltern tatkräftig ohne dafür die Schule, seine Hobbys oder seine Freunde zu vernachlässigen.
Gemeinsam hatte die Familie beschlossen, dass sie dem Rest der Verwandtschaft und auch den Nachbarn nichts von der Schwangerschaft erzählen würden. Sie wollten sie alle mit dem Nachwuchs überraschen, so wie sie selbst überrascht worden waren.
Natürlich führte diese Tatsache dazu, dass einige Frauen im Ort tuschelten, dass Elke sich gehen ließ und ordentlich zugelegt hatte. Dass Tim auch mehr auf dem Hof half, wurde kritisch beäugt und mehr als ein Elternteil von Tims Freunden kritisierte Jürgen und Elke für diesen Umstand. Dass Tim selbst darum gebeten hatte, mehr helfen zu dürfen, dass interessierte keinen dieser wiesnasigen Menschen. Sie wollten sich nur in Dinge einmischen, die sie nichts angingen.
Jürgen bekam auch sein Fett weg, weil er seine Frau nicht für ihre Schlampigkeit in Bezug auf ihre neuerdings weite, lappige Kleidung und ihre Gewichtszunahme maßregelte, aber die Familie verbat sich grundsätzlich jegliche Einmischung in ihre Angelegenheiten und hielt eisern zusammen.
Elke genoss ihre Schwangerschaft sehr. Die Zeit, die durch Tims Hilfe für sie frei wurde, nutzte sie, um das kleine Büro neben ihrem Schlafzimmer wieder in ein Kinderzimmer zu verwandeln. Sie bemalte liebevoll die Wände mit einer Waldlandschaft und Unmengen an liebevoll gestalteten Tieren.
Jürgen und Tim holten die handgefertigten Kinderzimmermöbel vom Dachboden, die auch schon Tim durch seine Baby- und Kleinkindertage begleitet hatten, und arbeiteten sie auf.
Gemeinsam schufen sie ein kleines Paradies für den Nachwuchs.
Überhaupt verbrachten sie mehr Zeit gemeinsam als Familie. Nicht nur bei der Arbeit auf dem Hof. Sie wuchsen bei Spieleabenden oder beim sonntäglichen Kaffee und Kuchen enger zusammen, weil sie gemeinsam über die Dinge, die mit einem Baby im Haus auf sie zukamen sprachen.
Alle drei waren damit glücklich.