Was erzählt man nicht alles über nette und weniger gute Väter. Ja, Väter sollten stets ihren Kindern ein Vorbild sein und jederzeit mit einem Lächeln das Unmögliche möglich machen. Nicht immer sind diese Versprechen auch einzuhalten, denn selbst Götter, also in diesem Fall die Wettergötter - können irren. Was macht also ein Vater in so einem verzwickten Fall. Soll er die Kinder belügen? Solle er die Kinder vertrösten?
Also nun zu der Geschichte, die ich immer in meinem Herzen tragen werde.
Es war das Jahr 2000 oder 2001. Ich weiß es nicht mehr so genau, da es ja schon einige Jahre zurück liegt. Weihnachten stand vor der Tür und wirklich sämtliche Vorbereitungen waren für das Fest der Kinder getroffen. Leichtfertig versprach ich meinen drei Kindern, dass wir selbst bei einem dichten Schneegestöber einen Spaziergang an Weihnachten machen würden. Die Kinderaugen leuchteten wie strahlende Sterne, weil ich ja den Wettergöttern vertraute, die vor Weihnachten ausreichenden Schneefall für eine Schlittenfahrt ankündigten und sogar einen kleinen Schneesturm voraussagten. Schließlich kann man den Wetterfröschen ja ab und an vertrauen, wenn sie seit Tagen heftigen Schneefall zu Weihnachten voraussagen. Genau in dieser aufgewühlten Stimmung gab ich mein Versprechen.
Die Tage kamen und gingen und die Wetterprognosen wurden wieder schlechter, denn die Wetterfrösche änderten ihre Meinung fast täglich. Meine Seele brannte, weil ich dafür stand und stehe, dass Väter ihre Versprechen gegenüber ihren Kindern unbedingt einhalten. Immer noch hoffte ich, dass endlich Schneefall einsetzen würde, aber das Blatt wendete sich gegen mich und mein Versprechen. In aller Not suchte ich einen Ausweg aus meiner Misere, um mein gegebenes Ehrenwort gegenüber meinen Kindern einzuhalten . Am dreiundzwanzigsten Dezember musste ich einen Ausweg finden und ich fand ihn. Gelassen schlenderte ich zum Einkaufen und kaufte meinen Geheimplan, falls keine Schneeflocken vom Himmel rieseln würden. Nur einige Schneeflocken verirrten sich vom Himmel auf die Erde, aber es war immer noch nicht das, was ich meinen Kindern versprochen hatte. Kein richtiger Schneefall und auch kein Schneegestöber. Aber wir schmückten zusammen am vierundzwanzigsten Dezember den Weihnachtsbaum. Mir wurde bewusst, dass ich handeln musste. Immerhin wohne Frau Holle ja nicht weit entfernt von Kassel, so dass immer noch ein Deut Hoffnung bestand. Dennoch die Alternative wurde heimlich vorbereitet. Schließlich konnte ich ja immer noch selbst ein Schneegestöber inszenieren. Schließlich müssen Väter ja ihre Versprechen einhalten. Ich bereitete das Weihnachtsessen vor, denn was wäre Weihnachten ohne meinen Kartoffelsalat und die leckere Würstchen. Immer wieder wanderte mein Blick zum Fenster. Schnee wollte einfach nicht fallen und so musste ich zur Tat schreiten. Baiser, Himbeeren und Sahne wurden geschlagen. Alles wurde in Gläser gefüllt und in den Kühlschrank gestellt. Meine Frau ging mit den Kindern zur Kirche und ich packte die Geschenke unter den Baum. Die Pakete der Großeltern wurden auch unter den Baum gelegt und das Band zu dem Kinderzimmer gelegt. Schließlich würde der Weihnachtsmann ja die Glocke am Christbaum erklingen lassen, wenn er die Geschenke unter den Baum legte.
Die Kinder kamen zurück und und sie warteten geduldig vor der Wohnzimmertür, die natürlich verschlossen war. Neugierig warteten die Kinder vor der Tür und lauschten. Plötzlich ging das Licht am Christbaum an und die Glocke am Christbaum klingelte. Beides gelang dank des Sicherungskatens im Flur und meines Bandes zum Kinderzimmer . Schnee wollte aber immer noch nicht vom Himmel rieseln, und so begaben wir uns nach dem Auspacken der Geschenke zum Essen. Der Kartoffelsalat ist ein Familienrezept und ich hoffte immer noch auf Petrus und die Gnade der Wetterfrösche, aber es zeigte sich keine Schneeflocke am Himmel. Also schnell der Gang zum Bücherregal und das Zwergenstübchen Kochbuch geholt. Langsam blätterte ich die Seiten durch, bis das Rezept gefunden war. Schneegestöber! Aus dem Kühlschrank holte ich die Leckerei und die Kinder waren erstaunt. Ja, so ein Schneegestöber war mal etwas Besonderes. Dabei ist es so einfach ein Schneegestöber in einem Glas herzustellen. Einige Himbeeren, Sahne und Baiser, verfeinert mit kleinsten Schokostückchen und Zimtstaub. Leuchtende Kinderaugen strahlten, ich hatte mein Versprechen gehalten und am nächsten Morgen lag ein Hauch Schnee rund um das Haus. Und so machten wir einen schönen Spaziergang über den Hohen Meißner, in dessen Nähe ja bekanntlich Frau Holle einstmals wohnte.