"So Leute, heute lernen wir das Eiszapfen. Ich weise darauf hin, das es nicht der Eiszapfen heißt, sondern das Eiszapfen. Ihr erratet sicherlich, dass es eine weitere Prüfung auf dem Weg zur Mannbarkeit ist. Jeder Fehler von euch kann tödlich enden, wenn sich die Junker arg ungeschickt anstellen. Der Marsch zum Ziel gibt euch Zeit, einen Plan zu schmieden. Sprecht euch ab, wer welche Aufgabe übernimmt. Am Ziel müsst ihr klug handeln. Zuerst müsst ihr einen passenden Eiszapfen finden und ihn anschließend sorgsam ernten, ohne dass er auch nur eine Schramme abbekommt. In die Wertung gehen nur die weißen Riesen ein, die länger als eine Armlänge sind. Wählt also lieber Eiszapfen, die deutlich länger sind. Achtet darauf die Teile heile vom Berg zu bekommen und wer zu spät kommt, der kann die Prüfung nächstes Jahr wiederholen." Unter Ivors Helm stachen die bösesten Augen hervor, die ein Aldermann haben konnte. Jeder, der Ivor kannte, wusste, dass der Kerl der Schrecken von Eisfjeldir genannt wurde, weil er bereits sechs Eistrolle erlegte und eine Eishexe gegrillt hatte.
Die Junker warteten auf das Zeichen von Ivor, um den steilen Calmenberg zu ersteigen, um am Eisfall des Frostwassers die begehrten Langzapfen zu ernten. Auf den Rücken trugen sie Taue, Stangen und Felle, denn der Zapfen musste auf dem Rückweg gut verwahrt und geschützt werden. Stolz zog Ivor die Hand hinter dem Rücken hervor und senkte energisch die rote Flagge mit dem Eiszapfen. Sofort stürzten die elf Junker los, um möglichst als erste zu dem Eisfall zu gelangen. Geschickt erstiegen die gut bepackten Junker den ersten Wall, um danach die scharfkantigen Lavaströme vom Gottestisch zu überwinden. Kurz darauf galt es das Blockmeer unbeschadet zu passieren. Jeder Schritt konnte darüber entscheiden ob man Glück hatte oder mit Prellungen und Schürfwunden die Aufgaben meistern musste. Erst danach fanden sie den Weg zum Frostwasser. Drei Stunden würde der Weg sie fordern, um an die meterlangen Eiszapfen zu gelangen und der Rückmarsch war kaum angenehmer, denn alle Hindernisse mussten ein zweites Mal überwunden werden. Ivor setzte sich nach einem Blick und trank Met, aus seinem silbernen Trinkhorn. Er erinnerte sich an seine Prüfungen und überdachte auch die Tücken dieser Prüfung. Die Tücken waren nicht die Hindernisse, sondern das Zusammenspiel der Charaktere. Die Muskeln schmerzten nach dem Aufstieg und der Durst und der Hunger nagten bereits an den Eingeweiden der Prüflinge. Nur mit Glück und der Zusammenarbeit aller Kameraden meisterten sie das Eiszapfen, an dem eingefrorenen Wasserfall. Jeder Narr, der glaubte besonders schlau zu sein, der würde an dieser Aufgabe scheitern. Entschlossen nickte er sich zu, denn jetzt musste er mit seinen Freunden einen Ausritt machen, um die Recken bei der Durchführung des Eiszapfens beobachten zu können. Nichts anderes war ihre Funktion, als die Spreu von den Junkern zu trennen. Alle die heute versagten bekamen eine zweite Chance, aber oft untersagten die Familien eine zweite Teilnahme, weil es eine Schmach blieb, an dieser Stelle zu versagen.
Der Ritt der vier älteren herren war rasch erledigt und geruhsam beobachteten sie von ihrem Platz aus den Wasserfall. Es würde dauern, um die Junker sehen zu können, bis dahin reichte es sich gelegentlich einen Speckstreifen in dem Mund zu schieben und genüsslich mit einem Bier herunter zu spülen. Im Zelt prasselte ein Feuer und sie genossen die erquickende Wärme. Forden rief sie bald, denn die ersten Junker erschienen in der Nähe des Wasserfalls, um die Eisernte zu beginnen. Es war leicht zu erkennen, welche Junker zusammenarbeiteten und welche Helden an diesem Ort scheiterten. Die erste Gruppe von vier Junkern betrachtete sich zuerst den Eisfall. Dann steckten sie ihre Köpfe zusammen und berieten sich AQoffenbar. Einen Junker, der wohl Eric war, schickten sie hinauf, um die Zapfen zu ernten. Behände kletterte er neben dem eingefrorenen Wasserfall hinauf. An einer günstigen Stelle warf er sein Band hinunter und zog die Werkzeuge zu sich hinauf. Mit einem langen Stab sägte er den Zapfen vorsichtig ab. Als der Zapfen sich löste fing er den Sturz des Zapfens mit aller Kraft seiner Arme ab und sicherte es mit einem Seil. Langsam ließ er den Zapfen hinab, wo die Kameraden ihn im Empfang nahmen. Diesen Vorgang wiederholte er noch vier Mal, bis jeder einen großen Zapfen besaß und einer war möglicherweise für Erics Bruder, der erst jetzt zu der Gruppe stieß.
Rasch packten sie die Zapfen in die Felle und stabilisierten sie mit langen Stangen. Sie schnürten sich danach die Tragegeschirre um und begannen mit dem Rückmarsch. Nordis führte die Gruppe an, der immer und zu jeder Zeit klug handelte. Erst nach einer Weile traf die zweite Gruppe ein, die wohl weniger gut vorbereitet war. Offenbar hatten sie sich den Weg nicht so genau eingeprägt, bei der Führung. Oder hatten sie nicht genug Kraft, um die Aufgabe zu meistern? Tjerk führte diese Gruppe an, der sich durch seine Schlitzohrigkeit jederzeit hervortat. Auch diese Gruppe betrachtete sich die Zapfen an dem Eisfall. Sie wählten eine gefährlichere Variante. Drei Junker stiegen den gesamten Eisfall hinauf und einer wurde abgeseilt. Mit einer Säge kappte ein Junker einen mächtigen Zapfen und ließ ihn an einem langen Seil hinab. Das Seil zog er wieder empor, um den nächsten Zapfen zu ernten. Bei dem dritten Zapfen wurde es schon kniffliger, denn erst mit zwei Schwüngen konnte er sich dem begehrten Eis nähern, um sich mit seinen Händen an einem unzureichenden Exemplar fest zu halten. Erst jetzt begann er mit der Säge verkrampft den dritten Zapfen zu ernten und in das Tal abzulassen. Nachdem der Zapfen sicher den Boden erreicht hatte schwang er sich zum Rand des Eisfalls um ein weiteres Exemplar zu ergattern. Doch er rutschte ab und verletzte sich. Er hielt sich einen Arm und die Kameraden ließen ihn hinab. Zwei Junker kümmerten sich um den Verwundeten, während einer erst jetzt den Hang hinauf stieg und mit einer an einer Säge befestigten Säge einen Zapfen nach dem anderen abtrennte und die beiden Junker oben an Eisfall die Zapfen mit dem Seil hinabließen. Inzwischen hatten sie genug Zapfen und auch diese Gruppe machte sich auf den Rückweg, nachdem die Zapfen geschultert waren. Es war an der Zeit für Ivor und die Schiedsrichter sich auf den Rückweg zu begeben. Der wurde in aller Ruhe durchgeführt, denn sie hatten jetzt die Zeit, um sich Gedanken zu machen. Jeder wog den Einsatz einzelner Junker ab und jeder fällte sein Urteil. Allen war klar, dass Tjerk kein guter Anführer war und sich nur selbst schonte, um andere Mitstreiter Gefahren auszusetzen. Mit Spannung erwarteten sie die Berichte zu hören, um das letzte Urteil zu fällen.
Im Lager angekommen schürten sie die Feuer und legten ihre Stimmzettel ab. Danach hängten sie die Suppentöpfe über die Feuer. Ivor ging von Richter zu Richter und befragte seine Mitstreiter, um das letzte Urteil zu formen. Erst nach langer Zeit tauchte die erste Gruppe auf, die mit voller Mannstärke das Lager erreichte. Zuerst berichtete Nordis, danach Rudger, der die Eiszapfen absägte. Eric und Traik setzten die Berichte fort und am Ende noch Freder, der ihnen alles über die Markierungen der Wege erklärte, die Traik für sie erkundet hatte. Jeder hatte einen großen Eiszapfen dabei und gemeinsam nickten alle Richter Ivor zu, der ebenfalls freundliche nickte. "Ihr habt uns bewiesen, dass jeder für den anderen einsteht, genau das wollten wir prüfen. Ihr habt die Aufgabe gemeinsam gemeistert und alle dürfen nun die Früchte ernten und das Eiszapfen erlernen. Wählt einen Eiszapfen aus und stellt ihn in das Fass mit Met, passt auf, das nicht so viel verschüttet wird." Nordis kommandierte die Freunde und langsam setzten sie den Zapfen in des Fass mit Meet, an einer stelle rann der süße Met über den Rand des Fasses und Nordis füllte für seine Kameraden die Trinkhörner aus Horn. Gemeinsam stießen sie an und gemeinsam begaben sie sich zum Essen und Trinken. Ivor war zufrieden. Alle hatten sich den wertvollen Eisdolch verdient, also Klingen, die bester Qualität entsprachen.
Später traf Tjerk ein, der einen schönen Zapfen auf seinem Rücken trug. Forden forderte den Junker auf, seinen Bericht abzugeben. Frech, wie immer begann Tjek. "Wir folgten der ersten Gruppe und schonten somit unsere Kräfte. Brin, Tole und Rudmer schickte ich auf den Wasserfall, um die schönsten Zapfen zu ergattern. Brin vermasselte uns den Triumpf, da er ungeschickt agierte. Die Kameraden mussten für ihn einspringen, um die Ernte zu vollenden. Als wir genug Zapfen hatten bekam Brin auch einen ab, aber er wird sich wohl verspäten, denn er hinderte unser Vorankommen. Nach dem Passieren der Lavafelder ließen wir ihn zurück, weil wir anderen die Aufgabe erfüllen wollten. Er wird sicherlich bald eintrudeln, wenn erst die Kameraden da sind." Geduldig warteten die Richter was kommen würde. Erst eine Stunde später trudelten die restlichen Junker ein. Zwei hatten ihre Eiszapfen zurückgelassen um Brin zum Lager zu tragen. Er hatte sich den Arm gebrochen und Tole und Rudmer hatten ihren Kameraden getragen, wohl wissend, dass sie ohne Zapfen zurückkehren würden. Die Richter nahmen es so auf, wie sie es sahen. Ursa, die Heilerin nahm sich Brin vor, der halb bewusstlos vor ihr lag. Sie schnitt ihm das Hemd auf und besah sich die Verletzung. Laut rief sie: "Der Junker hat Glück, dass zwei Kameraden ihn hier her brachten. Ich werde die Knochen einrenken und schienen, dann wird es wieder." Krele und Tjon warteten geduldig. Ivor erhob sich und befragte die beiden Junker. "Wer kam auf die Idee mit dem Abseilen und warum habt ihr den Kameraden nicht geholfen?" Krele schaute auf. "Tjerk gab die Befehle und wir dachten, dass sein Plan funktionieren würde. Aber nachdem Brin verletzt war, da hat er uns gedungen die letzten Zapfen zu ernten, schließlich wollte er nicht mit leeren Händen vor euch treten. Nach dem passieren der Lavafelder brüllte er uns an, dass wir uns um ihn kümmern sollten, weil er nicht mehr konnte. Aber es war nur ein Trick, denn plötzlich konnte er wieder und wir hatten die drei Kameraden aus den Augen verloren. Wir gingen ein Stück zurück aber fanden die Jungs nicht mehr. Wir schämen uns, denn wie Rumen unser Aldermann immer sagte, Kameraden zu verlieren ist eine Schande."
Jetzt konnten die Richter urteilen. Krele und Tjorn, ihr bekommt eine zweite Chance, diese Scharte auszuwetzen. Ihr habt einem Großmaul vertraut und er hat euch faktisch im Stich gelassen. Brin und seine beiden Kameraden haben die Aufgabe erfüllt und erhalten den Eisdolch, weil sie die größten Opfer erbracht haben. Tjerk wird zu den Kampfeinheiten gegeben, er erhält keinen Dolch und keine zweite Chance, weil er nicht so handelte, wie ein Mann handeln sollte. Er wird sich auf den Weg nach Römö begeben und mit einem Schiff nach Engaland fahren, um dort seinen Mut zu beweisen." Ihr könnt euch jetzt stärken und ich hoffe ihr habt gelernt, dass es wichtiger ist ein Leben zu retten, als einem schwachen Anführer zu folgen. Die Gürtelzierde, in Form der Mohnblüte bekommen Nordis, Brin und Traik. Alle anderen bekommen die normalen Spangen."