Stichwort: Schwert, 19.04.2022
Als ich die Athénaïs kennengelernt habe, war sie bereits Erzherzogin, während ich selbst gerade meine Schwertleite hinter mir gehabt habe. Nach wie vor zähle ich sie zu den beeindruckendsten Menschen, die mir bisher begegnet sind. Ich habe die Ehre gehabt den damaligen obersten Meister auf eine Verhandlung mit Erzherzogin Athénaïs zu begleiten. Vernichtend sind wir von ihr geschlagen worden, haben letztlich nur noch auf ihre Gnade hoffen können. Hätte sie gewollt, hätte sie uns alle einfach versklavt. Dennoch hat sie uns angeboten, mit uns zu reden. Trotzdem haben wir schon das Schlimmste befürchtet. Nicht von ungefähr hat Athénaïs ihre strategische Klugheit berühmt gemacht. Beinahe völlig mühelos hat sie uns im Kampf ausgespielt. Allerdings, wie ich später herausgefunden habe, besitzt Athénaïs eben dazu ein großes Herz, in dem auch die Platz haben, die sie besiegt hat. Warum genau unser oberster Meister sich entschieden hat, mich mitzunehmen, darüber vermag ich nur zu mutmaßen. Mein ehemaliger Mentor jedenfalls ist nicht sonderlich begeistert gewesen. Ich würde nur Öl ins Feuer gießen, die Erzherzogin endgültig verärgern, schlussendlich die Unseren dem Untergang weihen, hat er gemeint. Sobald ich jedoch der Erzherzogin ins Auge gefallen bin, haben die Verhandlungen eine unerwartete Wendung genommen. Vielleicht hat der oberste Meister genau gewusst, wie Athénaïs auf mich reagieren würde.
„Wer ist dieses junge Mädchen, etwa Eure Schülerin?“, hat sie ihn gefragt, „Jarl, Ihr wisst genau, dass solche ernsthaften Unterredungen nichts für Kadetten sind.“ „Mit Verlaub, Erzherzogin, ich trage bereits mein eigenes Schwert“, habe ich ihr daraufhin erwidert. „So, Schneid hat sie also auch noch, die kleine Dame, aber an Benehmen mangelt es ihr offensichtlich. Oberster Meister, ich mache Euch einen Vorschlag, ich verlange das Mädchen als Schwertpfand, dafür verschone ich die Euren komplett. Behalten werde ich sie solange ich das möchte“, trotz dieser kalten Worte ist eine angenehme Wärme in ihrem Blick gelegen, durch die ich mich in ihrer Gegenwart wohlgefühlt habe. Ich habe also eingewilligt mich zum Schwertpfand machen zu lassen. Selten habe ich eine Gefangenschaft als so süß empfunden wie in den Händen der Erzherzogin. Gemocht haben wir beide uns auf Anhieb. Dennoch ist sie streng mit mir umgegangen. Nachdem ich ihr übergeben worden bin, hat sie erst einmal dafür gesorgt, dass gemeinsam mit ihren Kadetten einen umfangreichen Kurs der Etikette besuchen habe dürfen. Behandelt hat sie mich zunächst wie eine übergroße, lebendige Puppe. Manche Abende habe ich damit verbracht mehrere Kleider vorzuführen, in denen sie mich sehen hat wollen. Selten habe ich so viel prächtige Garderobe an einem Abend getragen. „Ich bewundere deine jugendliche Schönheit, Mädchen. Es fehlt nur ein wenig Feinschliff, aber den will ich dir gerne geben“, nach diesen Worten hat sie mich zum ersten Mal anstatt wie sonst auf die Stirn auf die Lippen geküsst. Ich weiß nicht, wie sie das bewerkstelligt, doch ich finde, ihr Mund schmeckt nach Rosenblüten. Sie zu küssen ist eine wahre Freude, daran hat sich nie etwas geändert.
In dieser Zeit ist mir die Erzherzogin zur guten Freundin und Mentorin geworden. Bei ihr geblieben bin ich deutlich länger, als sie mich festgehalten hätte. Ich habe viel von ihr gelernt. Oft wenn es schlecht steht, denke ich an ihre Lektionen zurück. „Mächtiger als dein Schwert ist deine Stimme, vergiss das nicht. Du bist eine Kriegerin mit Leib und Seele, so wie ich es einst war. Mit der Klinge magst du dein Feinde unterwerfen, aber erst durch deine Worte werden sie dir schlussendlich zu Füßen liegen. Du hast das Potenzial für wahrhaft Großes, junge Meisterin, sofern es dir gelingt, dein allzu wild in dir loderndes Feuer zu bändigen“, das hat sie mir zum Abschied mit den Weg gegeben. Mit ihrer offiziellen Erklärung der Freundschaft uns gegenüber bin ich zu den Meinen zurückgekehrt. Ich habe sie zunächst sehr vermisst. Wenn jemand, der so sehr in allen Farben leuchtet in dein Leben tritt, kommt dir die Welt grau vor, wenn dieser Mensch gerade nicht mehr zugegen ist. Aber mich hat es zurück zu den Meinen gezogen. Kurzzeitig habe ich überlegt, vielleicht ein Halsband von Athénaïs anzunehmen um so mein Leben als Sklavin bei ihr zu verbringen. Allerdings hat sie selbst gemeint, ich solle mir diese Idee aus dem Kopf schlagen. „Aus einem Falken macht man keinen zahmen Wellensittich“, das ist ihre Ansicht dazu gewesen. Wie sehr sie damit Recht gehabt hat. Begriffen habe ich das erst, als ich meine eigenen Sklaven wieder gesehen habe. Sie haben sich bewusst entschieden, ihr Leben in meine Hände zu legen. Ich liebe sie, doch ich bin nicht wie sie. Niemals würden sie freiwillig eine Klinge berühren. Mich jedoch gelüstet es nach der Hitze des Kampfes. Ich bin zur Kriegerin geboren. Den Wunsch zu kämpfen, zu unterwerfen und zu herrschen habe ich schon immer in mir getragen.
Vor allem letzterer ist mir schneller in Erfüllung gegangen als ich es mir hätte träumen lassen. Der oberste Meister hat entschieden seinen Siegelring an mich weiter zu geben, was mir den Rang einer Gräfin verschafft hat. Die Titel und Anreden von uns obersten Meistern untereinander sind recht chaotisch, da sie mit den Jahren so gewachsen sind. Eine ziemlich wilde Mischung sämtlicher Sprachen hat sich da gebildet. Die Anführer meiner Leute werden seit jeher mit „Jarl“ oder „Jarlskona“ angesprochen. Die zahlenmäßige Größe einer Gruppe und deren Einflussgebiet bestimmen dazu den formellen Rang. Einmal begonnen hat dieses Spiel immer wildere Blüten getrieben. Eine Rosenhecke mit zahlreichen Blüten in den verschiedensten Farben ist vielleicht ein gutes Bild dafür. Zu gerne sind wir alle in ihren Dornen hängen geblieben um die volle Pracht der Rosen zu erleben. Blutend zwar, doch der mannigfaltigsten Schönheit nahe, ist es leicht glücklich zu sein. Wie traurig einem die echte Welt doch manchmal vorkommt, wenn die Erinnerung an den letzten sinnlichen Rausch nachhängt. An solchen Tagen muss ich darum kämpfen zu funktionieren, aber ich weiß, dass Rosen nicht alleine davon leben bewundert zu werden. Außerdem sind von schon Einige krachend gescheitert, die den ganzen Weg nach drüben gehen wollten. Ich brauche mein anderes Leben weiterhin, in dem ich eine völlig normale berufstätige Frau bin. Erst unser Spiel macht mich zur Jarlskona mit Ring, Mantel und Schwert. Erzherzogin Athénaïs hat sich nach langer Zeit und sorgfältiger Überlegung irgendwann für den ganzen Weg entschieden, nachdem sie schon eine ganze Weile etabliert gewesen ist. Ich bin mir ohnehin nicht sicher, ob ich diesen Schritt überhaupt irgendwann gehen will. Überlege ich recht, ist es gut so, wie es jetzt gerade ist.
Als Jarlskona trage ich sowieso zu jeder Zeit viel Verantwortung für die Meinen. Ihr Wohlergehen ist immer meine höchste Priorität. Ihrer Hingabe muss ich schließlich gerecht werden. Die Hingabe der Sklaven, die Treue der Libertins, das Versprechen der Krieger und deren Kadetten mich mit der Klinge zu verteidigen, das alles will verdient sein. Ich kann verstehen, warum unser voriger oberster Meister diese Bürde lieber abgegeben hat. Nachdem ich oberste Meisterin geworden bin, hat Erzherzogin Athénaïs sich erlaubt, mich dem weiteren hohen Adel vorzustellen. Ihr habe ich zu verdanken, dass so einige oberste Meister und Meisterinnen mich als „Die kleine Gräfin“, wie Athénaïs mich genannt hat, kennen gelernt haben. Klaglos habe ich das über mich ergehen lassen, da ich eh nicht davon ausgegangen bin Namen und Titel lange zu tragen. Meine Pläne mir bald einen Nachfolger zu suchen, sind jedoch davon durchkreuzt worden, dass ich nach einem bitter verlorenen Kampf, dem Sieger Vasallentreue habe schwören müssen. Ich selbst habe das letzte Duell gegen den obersten Meister, ein König dem Rang nach, unserer Gegner gefochten. Dabei ist es ihm gelungen, mir meinen Siegelring abzunehmen. Nur ihn als meinen Lehensherren anzuerkennen hat mich davor bewahrt gegen meinen Willen versklavt zu werden. Mein König hat von Anfang an darauf bestanden, dass ich mein Amt behalte. Ihm habe ich einen Eid abgelegt in seinem Sinne zu herrschen. Seitdem ist mein erster Titel der einer Prinzessin, was bedeutet, dass ich einem König unterstellt bin. Aber Athénaïs hat schon dafür Sorge getragen, dass ich die kleine Gräfin geblieben bin. Nach längeren Machtkämpfen mit meinem König, von denen ich an anderer Stelle erzählen will, hat er mich zu seiner Primadonna gemacht, zur Ersten seiner Prinzessinnen und Prinzen. Zeitgleich ist meine Gruppe stark gewachsen, wodurch ich im formalen Rang von einer Gräfin zu einer Herzogin aufgestiegen bin. Das Verhältnis zu meinem Lehensherrn ist von Anfang an von gegenseitiger Zuneigung und Respekt getragen worden. Dafür bin ich sehr dankbar. Er selbst hat darauf bestanden, dass ich mich nicht mehr mit Prinzessin, sondern mit Herzogin ansprechen lasse. Ich akzeptiere zwar weiterhin beide Titel, doch zumeist trete ich mittlerweile als Herzogin auf.
Für Athénaïs werde ich immer die kleine Gräfin sein, doch bei ihr habe dagegen nichts einzuwenden. In meiner ersten Zeit als Primadonna hat sich mich unter ihre Fittiche genommen, mir beigebracht meine neue Rolle auszufüllen. Geherrscht hat die Erzherzogin immer wie eine Primadonna, aber ohne eine Herrin oder einen Herrn über ihr. Athénaïs ist sogar eine der wenigen Unbesiegten, die es in unserem Spiel gibt, wahrscheinlich, weil sie selbst in den hitzigsten Gefechten besonnen bleibt. Sie mag sich leidenschaftlich, divenhaft und exaltiert geben, doch tatsächlich hat sie ihre Emotionen stets perfekt im Griff. Die Mischung aus Unnahbarkeit, Verführung und Launenhaftigkeit, die zu einer Primadonna gehört, habe ich erst lernen müssen. Da die Primadonna den Kriegern ihres Lehensherrn überstellt ist, ihnen sogar Befehle erteilen darf, obwohl sie ursprünglich einmal eine gefangene Feindin ihres Herrn gewesen ist, bleiben Machtkämpfe selbstverständlich nicht aus. Die gilt es zu führen, bloß niemals mit dem Schwert um das Friedensgebot zwischen Herren und Vasallen nicht zu übertreten. Natürlich darf ich auch meine Fähigkeiten mit der Klinge nicht vernachlässigen, denn ich habe genug anderweitige Feinde, gegen die ich mich zur Wehr setzen muss. Athénaïs hat es schon immer verstanden mit den Waffen einer Primadonna Kämpfe mit dem Schwert zu vermeiden. Es ist selbstverständlich nicht so, dass Athénaïs es nicht darauf verstehen würde zu fechten, ganz im Gegenteil, doch sie hat mit der Zeit eine ausgesprochene Abneigung gegen blutige Auseinandersetzungen entwickelt.
„Eine Prinzessin, die in ausreichender Form Ärger macht ist geradezu prädestiniert dafür Primadonna zu werden. Ich habe bereits darauf gewartet, dass dein Herr sich endlich einen Ruck gibt und dir den Rang verleiht, der dir zusteht. Manche zerstört es Vasallentreue schwören zu müssen, andere richtet es auf. Glücklicherweise ist in deinem Fall Letzteres geschehen. Nun, wisse dies, meine kleine Gräfin, die Intelligenz einer Primadonna zeigt sich vor allem in der Auswahl ihrer Kleider. Du wirst bald merken, dass deine wichtigste Fähigkeit darin besteht in Tanzschuhen zu fechten. Viel Feind und viel Ehr, das macht eine Primadonna aus“, so hat es mir Athénaïs einmal beschrieben, „Schönheit, geistreiche Sprache, Leidenschaft, das alles sind mächtige Waffen. Nur, wenn du klug bist, hast du immer ein Schwert in Reichweite. Du weißt nie, ob der Verehrer, der sich dir gerade eben noch zu Füßen wirft, nicht gleich im nächsten Moment die Klinge nach dir ausstreckt.“ Meiner Ansicht nach ist Athénaïs weit mehr als eine Primadonna, sie ist eine wahre Kriegerkönigin. Sie zeigt, was bedeutet, seine Waffen zu führen ohne sich von seinen Waffen führen zu lassen. Das ganze Spektakel, mit dem sie sich umgibt, ist für sie ein Mittel zum Zweck, nichts was sie um seiner selbst willen liebt. Ich habe nämlich bereits die Ehre gehabt, die andere Athénaïs zu erleben. Wenn sie mich in ihren privaten Gemächern empfängt, trägt sie zumeist ein schlichtes weißes oder schwarzes Negligé. Selbst darin strahlt sie eine beeindruckende Eleganz aus. Trotz all der Pracht, mit der sie sich umgibt, hat sie sich Bescheidenheit und Güte bewahrt. Die Erzherzogin mag davon nur zeigen, was ihr zu Gesicht steht, doch fernab von den Augen, die auf ein Zeichen ihrer Schwäche warten, ist ihre Herrschaft geprägt von Milde und Gnade. Niemals hat sie sich, selbst ihrem ärgsten Feind gegenüber, von Zorn oder Hass leiten lassen. Manchmal frage ich mich, wie jemand, den die gefährlichen Leidenschaften so wenig berühren, eine so feurige Liebhaberin sein kann. Im Bett mit ihr habe ich den Eindruck gewonnen, sie verfügt sehr wohl über mächtige Dämonen, bloß die sind gut erzogen. Nicht einmal ihre ehemalige Lehensherrin, Kaiserin Katharina Elisabeth Sofie von Bathory, die ihr so übel mitgespielt hat, hat ihre Rache fürchten müssen.
Abends bei einer gemeinsamen Tasse Tee hat Athénaïs mir von ihrem Krieg gegen Katharina erzählt: „Du selbst hast Katharina die Große nicht mehr kennen gelernt, denn sie hat sich schon seit einigen Jahren ins Exil zurückgezogen. Ihre Nachwirkungen bekommen wir bis heute zu spüren. Dein Feind, Meister Hati, ist einst von Katharina ausgebildet worden. Er führt weiter, was sie begonnen hat. Du selbst hättest dich beinahe an ihn verloren, denn er ist fast noch besser als Katharina darin zu unterwerfen und zu zerstören, bis nur noch Trümmer übrig bleiben. Zu Beginn hat wenig darauf hingedeutet, dass Katharina und ich einmal Krieg gegeneinander führen werden. Die Meinen waren seit jeher ihre Vasallen. Nachdem sie und unser oberster Meister sich überworfen haben, hat sie mich zur Herzogin erhoben. Den Namen Athénaïs hat sie mir gegeben. Katharina war der Meinung, er passe zu mir. ‚Steh auf, Prinzessin Athénaïs, bei den Deinen Herzogin‘, ihre Worte sind mir gut im Gedächtnis geblieben. Lange Zeit sind wir Freundinnen und Liebende gewesen. Ich habe Katharina sogar sehr bewundert. Sie hat sich sehr verdient darum gemacht, uns kämpfenden Frauen den Respekt zu verschaffen, den wir verdienen. Eine der ersten obersten Meisterinnen, die es überhaupt gegeben hat, ist sie gewesen. Von den Männern gewaltig unterschätzt, hat sie eine Gruppe nach der anderen unterworfen. So ist sie zu ihrer Kaiserkrone gekommen. Den Namen Katharina Elisabeth Sofie von Bathory hat sie sich selbst ausgewählt. Es hat nie einen Herren über ihr gegeben. Nach ihrer Krönung ist sie schon bald Katharina die Große genannt worden. Geherrscht hat sie in ähnlicher Weise wie die Zarin. Jedenfalls war sie nicht gut zu ihren Untergebenen. Je näher ihr jemand gestanden ist, desto gewaltvoller hat sie denjenigen niedergehalten. Ich selbst habe das oft erleben müssen. Sie hat mich in den Himmel gehoben, aber mindestens genau so oft vor aller Augen zutiefst gedemütigt. Was sie nicht besitzen hat können, hat sie vernichtet. Wer es gewagt hat ihr zu widersprechen oder ihre Autorität in Zweifel zu ziehen, den hat sie bitter dafür büßen lassen. Mit niemandem sonst habe ich solche Höhenflüge erlebt, aber ich bin auch nie wieder danach so tief gefallen. Nach einem längeren Streit hat sie mich schließlich verstoßen. Ich bin schon auf dem Weg ins Exil gewesen, denn ich wollte danach eigentlich nie mehr in diese Welt zurückkehren. Alles was ich gewesen bin, habe ich verloren. Mein Herz war gebrochen. Da sind viele der Meinen und von den Vasallen Katharinas mir gefolgt. Sie haben mir einen Schwur geleistet, mir bedingungslos zu folgen, wenn ich sie in den Krieg gegen Kaiserin Katharina Elisabeth Sofie von Bathory führe. Lang und bitter war der Krieg, der darauf gefolgt ist. Deine Auseinandersetzung mit Meister Hati ist nichts im Vergleich zu dem, was Katharina und ich einander angetan haben. Schließlich hat mein Schwert Katharina ins Exil gezwungen. Aber der größte Kampf ist mir erst noch bevor gestanden: Diejenigen für mich zu gewinnen, die Katharina treu ergeben gewesen sind und diejenigen wieder aufzurichten, die Katharina niedergehalten hat. Mir ist das nicht bei allen gelungen, aber ich meine Wohl, dass mein Sieg von Dauer gewesen ist. Da ich nicht Katharina bin, habe ich mich dagegen entschieden, die Kaiserkrone zu ergreifen und bin Erzherzogin geblieben. Nun bin ich, was die Jahre, in denen ich mir meine Macht habe sichern müssen, aus mir gemacht haben.“ „Erzherzogin, ich bitte Euch“, habe ich ihr daraufhin geantwortet, „Ihr seid eine mächtige Kriegerin, grande dame, kluge Strategin und gute Herrscherin in einem. Aber das seid Ihr aus Euch selbst heraus, nicht weil Machtkämpfe Euch dazu geformt haben.“ „Ich danke dir, kleine Gräfin, bloß gib Acht, dass deine Zunge nicht zu honigsüß klingt. Aber wie ich heraus höre, tragen meine Lektionen so langsam Frucht. Eine junge Herzogin, die ihrem Amt mehr als nur gerecht wird, eine Prinzessin, die ihren König herausfordert, woran beide wachsen, und eine entzückende Primadonna, die wahrlich die Kunst der Verführung beherrscht, das ist aus dem Mädchen geworden, die ich damals zum Schwertpfand erhalten habe“, wahrhaftig voller ehrlicher Zuneigung lächelnd hat sie mich angesehen. Stolz und Liebe haben in ihrem Blick gelegen, als sie die ihre Hand auf Meine gelegt hat.