Es war schon hell und die Sonne schien ins Schlafzimmer, als Kai aufwachte. Schnurrte Felix etwa? Es fühlte sich so an, und vielmehr hörte es sich so an. Oder war es dessen Art zu schnarchen? Auf jeden Fall war er wieder normal warm.
Wie konnte das nur möglich sein? Erst hatte er entschieden, nie wieder einen Kerl haben zu wollen, und jetzt lag einer der hübschesten, die er kannte, neben ihm. Nackt und anschmiegsam, streckte ihm sogar seinen Hintern ein wenig entgegen. Ob er vielleicht doch schon wach war? Immer noch hielt er ihn in seinem Arm. Sie hatten sich wohl in dieser Nacht nicht mehr bewegt und gottlob war er nicht mehr in diesem Wald mit den anderen Katzen gewesen. Er merkte, wie sein Daumen anfing, über Felix Brust zu streichen. Seine Haut war samtweich und im Licht der Morgensonne sah er die Sommersprossen, die sich auf dessen Schultern verteilten. Was für ein wunderschöner Mann. Schmal im Körperbau, doch gleichzeitig durchtrainiert. Seine Hand streichelte über den Sixpack, der deutlich zu spüren war, auch wenn die Bauchmuskeln sich gerade nicht anstrengten. Er spürte den zarten Flaum, der zur Körpermitte führte. Ein Freund von ihm nannte es immer „Landebahn“, worüber er lächeln musste.
„Was ist so lustig?“
„Ah, du bist ja doch schon wach.“
„Du kannst sehen, schaust aber mit deinen Fingern. Natürlich werde ich da wach. Alles an mir wird da wach.“
„Wirklich alles?“
Felix war wohl ein Mann der Tat, schnappte sich Kais Hand und bewegte sie direkt zum Ergebnis der Streicheleinheiten. Kai schluckte. Es war deutlich mehr, als er dachte. Das brachte Felix zum Lachen. „Na komm schon, wenn ich vom Glück reden sollte, das man hat, den Richtigen zu finden, dann spielt die Größe echt keine Rolle mehr. Genau genommen spielt sie nie eine Rolle, mit kleineren lässt es sich leichter umgehen.“
„Es spricht ein Mann mit Erfahrung?“
„Mmh, ja. Zumindest untenrum. Was den Kopf, Herz und Bauch angeht, sieht es anders aus.“
„Was meinst du?“
„Ich habe fürchterliche Schmetterlinge!“, gab er theatralisch zurück.
„Besser als Katzen, das kann ich dir sagen!“
„Na, die bin ich selbst. Aber dass ich mir einen Löwen angle, war nicht abzusehen.“ Er drehte sich um und sein schönes Gesicht wurde von der Sonne bestrahlt. „Boah, das brennt ja richtig!“ Er hielt sich die Augen zu. „Kannst du den Rolladen vielleicht zu machen?“
„Habe ich hier keinen, aber Moment“, er stand auf und zog die Vorhänge zu. „Ist es jetzt besser?“
„Ja, irgendwie schon.“
„Ich dachte, du bist blind, kannst du hell und dunkel sehen?“
Felix öffnete die Augen. Sie schienen Kai zu fixieren, der wieder zurück ins Bett kam. „Eigenartig. Ich erkenne Schemen.“ Er setzte sich auf. „Kannst du mal deine Hand vor mir bewegen?“ Er war sichtlich aufgeregt und Kai erfüllte ihm sein Wunsch. „Folgen meine Augen deiner Hand?“
„Achso, nochmal.“
„Wo hast du denn hingeschaut?“ Er kannte schon die Antwort und zwickte Kai deshalb in die Seite.
„Autsch! Ja, du folgst meiner Hand.“
„Wie geil ist das denn! Dann hatten die Karten ja doch recht!“
„Karten?“ Kai ahnte etwas.
„Ich habe mal so ein Träume-Tarot gemacht. Danach hat das mit dem Wald angefangen.“
„Ach herrje.“
„Du etwa auch? Ich bin seit Monaten in diesem blöden Wald nachts und hatte mich auch schon mit den Katzen angelegt, die dich angegriffen hatten. Allerdings war ich wohl geschickter als du, mich haben sie dann in Ruhe gelassen.“
„Konntest du denn im Wald sehen?“
„Ja, konnte ich.“ Er grübelte. „Es macht tatsächlich Sinn, oder?“
„Wenn du mir sagst, was, dann vielleicht.“
„Mir sagten die Karten, ich müsse jemanden, der blind ist, sich selbst zu erkennen, helfen zu sehen, damit auch ich sehen könne.“
„Das heißt...“
„Genau, ich werde wieder sehen können!“ Er tastete kurz nach Kai, beugte sich runter und küsste ihn. „Du bist der, dem ich geholfen habe, bzw. du hast mir geholfen!“
Kais Gedanken kreisten umher. „Dann hast du mir also geholfen, meinen Löwen zu finden?“
„Genau! Und ich habe es irgendwie geahnt. Der Typ, der das mit den Karten bei mir gemacht hat, meinte aber, dass man die Lösung nicht bewusst herausfordern darf, dann würde es nicht funktionieren. Deshalb bin ich abgehauen, damit ich bloß nicht zu viel verrate!“
„Oh, mein Gott! Ich glaube, meine Freundin, die das mit mir gemacht hat, hat keine Ahnung um die Umstände drumherum.“
„Dann sei froh, das ist nämlich tatsächlich sehr gefährlich. In dieser Traumwelt bleiben einige wohl auch hängen. Das ist nicht lustig!“
„Nein, Karo hat wirklich keine Ahnung. Aber sie wollte es nicht mehr machen, vielleicht sollten wir ihr einfach nichts sagen?“
Felix lachte. „Ja, ist vielleicht besser so.“ Felix Hand ruhte auf Kais Bauch. Nun fing er an, ihn zu streicheln. „Mmh, sag mal“, begann er vorsichtig. „Ist der Löwe denn noch da?“
„Na, was denkst du denn?“ Und mit einem Schwung drehte er den Rothaarigen auf den Bauch und warf sich auf ihn. Sie lachten beide. Doch das Gefühl der Pobacken unter Kais Hüfte erregte beide. Sie rieben sich aneinander, fühlten intensiv den anderen, tollten herum, abwechselnd wild und sanft, drehten sich so, dass sie Bauch auf Bauch lagen, und küssten sich, während das Gefühl, den perfekten Mann zu halten, zu spüren und zu küssen, ihre harte Erregung schließlich zur Explosion brachte. Nur langsam beruhigte sich der Atem der beiden wieder. Kai erhob sich und fuhr mit der Hand über Felix nassen Bauch. „Mmh, Männerglibber.“ Felix lachte. „Lass uns mal duschen gehen, und dann brauche ich mehr als eine Miezekatze zum Frühstück.“