Der nächste Tag diente zur Vorbereitung der Mission. Ich trainierte gemeinsam mit Petra, packte eine kleine Tasche, welche auf mein Pferd geschnallt werden konnte zusammen und badete am Abend. Das Duftwasser, welches mir die alte Dame geschenkt hatte, trug ich auf und legte es zudem in meine Tasche. Es gab mir ein unglaublich gutes Gefühl der Frische und lies mich strahlen. Früh, so wie befohlen, gingen wir an jenem Tag schlafen. Bei Sonnenaufgang sollte unsere Mission wie geplant beginnen - ich war bereit.
Wir sammelten uns beritten am Tor. Acht Teams sollten heute den Bezirk Trost verlassen, um die Festung Elend abzusichern und mit einigen Vorräten zu versorgen. Jeder Soldat hatte seine Ausrüstung angelegt, jeder war bereit für die Titanen. Ich stand versammelt mit unserem Trupp an der Spitze der Gruppe. Wir sollten vor Erwin Smiths Einheit reiten und den Weg freihalten sowie Warnungen aussenden. Auch Hanjis Team, bei dem Lina eingesetzt war, stand am Tor. Sie waren in den hinteren Reihen zur Absicherung eingeteilt. Das Tor öffnete sich. Die tiefstehende Sonne strahlte uns entgegen und schien uns unseren unvermeitlichen Weg aufzuzeigen. "Vorwärts!" schrie Smith nun. Wir spornten die Pferde an und galoppierten Richtung Südosten los. Levi ritt vor und gab uns das Tempo vor. Wir mussten schnell sein, um den gewünschten Abstand zur nächsten Gruppe einzuhalten. Nach einiger Zeit des schweigenden Ritts verringerte sich unsere Geschwindigkeit etwas. Ich sah mich um, konnte jedoch weit und breit keine Titanen in der Hügellandschaft erkennen. "Wir werden gleich an einen Wald kommen und diesen durchqueren . Haltet eure Augen auf!" befahl Levi nun. Auch ich konnte die Bäume am Horizont erkennen. Es schien ein sehr dichtes Gebiet zu sein, nicht vergleichbar mit den Wäldern, die ich gemeinsam mit Lina durchschritten hatte. "Jawohl." rief Eld aus. Die Bäume warfen starke Schatten, die Sonne schien nur hier und da durch das Blattwerk hindurchzukommen. Ich bekam eine Gänsehaut und wurde leicht nervös. Auch Petra sah sich unsicher um. Wir hörten eine Art Brüllen. Ich zuckte zusammen. "Macht euch kampfbereit!" Der Gefreite zog seine Schwerter und stellte sich auf den Rücken seines Pferdes. Er starrte konzentriert nach vorn. Plötzlich sprang ein Titan auf allen Vieren kriechend aus dem Blattwerk heraus. Er schnappte nach Levi und Eld, welche Beide vom Pferd absprangen und sich in die Lüfte begaben. Der Rest von uns bremste die Pferde und sprang ebenfalls ab. "Der Hals." dachte ich und schoss meinen Harken im Gegensatz zu allen anderen auf den Titan und zog mich an ihn heran. Beide Schwerter gezogen und auf seine Schwachstelle gerichtet, flog ich knapp über ihn an ihm vorbei und öffnete dabei sein Genick. Der Titan brach zusammen. "Weg da!" ,schrie Gunther. Ich sah erst verwundert zu ihm hinauf, nachdem ich auf dem Boden gelandet war, drehte mich jedoch dann zu dem geöffneten Mund, welcher auf mich zukam. Da war ein zweiter Titan, den ich als Einzige wohl nicht gesehen hatte. Ich kniff meine Augen zusammen. War das bereits mein erster und letzter Fehler? Doch dann sah ich Hanji vor mir. An jenem Abend hatte Sie mir auch andere Schwachstellen der Titanen genannt. Es ging nicht immer darum, sie sofort zu töten. Jede Schwächung könnte den entscheidenden Vorteil bringen. Ihr Worte in meinem Kopf hallend, setzte ich zum Angriff an. Ich öffnete meine Augen entschlossen und drehte mein Schwert in meiner Hand, um es wie einen Dolch mit nach unten gerichteter Klinge zu halten. Kraftvoll holte ich aus und zog mit der Klinge einmal an seinem gesamten Mund entlang. In diesem Moment erstarrte der Blick des Titans. Levi hatte ihm sein Genick aufgeschlitzt und landete neben mir. Er sah den durchschnittenen Mund des Titans. So hätte er mich nicht fressen können. "Scheiße, das war knapp. Zögerlich bist du nicht grade...." meinte er und wischte sich das Titanenblut aus dem Gesicht. Ich schnappte nach Luft. Schon jetzt war ich vollkommen fertig. "Das war super." rief Petra aus und landete mit dem restlichen Team bei uns. "Über das Vorgehen kann man sich streiten." verbesserte sie der Gefreite. "Ja, das Vorgehen war wirklich unfassbar dämlich." schimpfte nun Auruo, wobei Petra ihre Augen rollte. Eld klopfte mir auf die Schulter. "Das war dein erster Titan. Darauf müssen wir heute Abend anstoßen!" Gunther stimmte ihm zu und ich lächelte. Ich begann mich wirklich wohl bei Ihnen zu fühlen. Sie waren ein tolles, wenn auch teilweise seltsames Team. Aber vielleicht machte sie dies grade zu einem guten Trupp. "Wir sollte weiterreiten, bevor uns Erwins Trupp einholt!" befahl Levi. Wir befolgten den Befehl und kamen schließlich wie vorhergesehen als erster Trupp auf der Festung Elend an.
Die Festung Elend war eine große Burg mit einigen Wachtürmen und einer intakten Mauer, welche kleine bis mittelgroße Titanen auf Abstand halten konnte. In der Burg waren einige Gruppenräume mit sechs bis acht Betten. Da wir der erste Trupp waren, der die Burg erreichte, suchte sich der Gefreite ein Zimmer aus und begann mit uns die Reinigung dessen. Nachdem die Truppenanzahl am Abend vollständig war, bezogen auch diese ihre Räume. Smith rief daraufhin seine Truppenanführer zusammen und erstellte einen Wachenplan sowie einige Missionen für die nächsten Tage. Unser Trupp sollte dabei die Umgebung säubern und wurde somit vom Wachehalten ausgeschlossen. "So, nun muss aber der Wein her." ,meinte Auruo und holte zwei große Flaschen aus seinem Gebäck heraus. "Das wird dem Gefreiten gar nicht gefallen." widersprach Petra. "Aber wir müssen zumindest auf -dNs- ersten Titanen trinken." agumentierte Gunther, nahm eine Flasche und öffnete diese. Er nahm einen großen Schluck, hob eine Hand freudig in die Luft und rief: "Auf -dN-." Ich errötete etwas. Er reichte mir den Wein und auch ich nahm einen Schluck. "Mmmh." ,gab ich von mir. Es war wirklich ein guter Jahrgang. Auch Eld und Auruo tranken etwas, sodass Petra am Ende zustimmte und ebenfalls zugriff. Wir setzten uns auf den Boden und tranken die Flasche leer. Als ich den letzten Schluck nahm, fragte ich: "Kennt ihr Flaschendrehen?" Alle schüttelten den Kopf. Ich grinste. "Man stellt eine Frage und dreht daraufhin die Flasche. Auf wen die Flasche zeigt, kann diese Beantworten oder trinkt einen weiteren Schluck Wein, um schweigen zu dürfen." "Das klingt gut." stöhnte Petra. Sie war bereits sichtlich betrunken und entnahm mir zaghaft die Flasche. "Mmmmmmh, euer Lieblingsessen." ,sagte sie und drehte. Es traf Eld. "Ah, das ist einfach. Wildschwein." Nun nahm er die Flasche. "Man muss was gemeineres fragen, Petra. Sonst trinkt doch keiner. Farbe eurer Unterwäsche." Eld drehte die Flasche und es traf mich. "Das geht ja noch. -deine Lieblingsfarbe -. Auf was für einen Typ-Frau oder -Mann steht ihr?" Ich grinste und drehte die Flasche. Gunther sah dem Flaschenhals entsetzt entgegen. Auch er war schon leicht schwankend unterwegs. "Äh, also......" "Nun sag schon!" ,rief ich aus. Auch die Anderen stimmten ein. "Also ich mag ehrlich gesagt eher Männer....." ,sagte er schüchtern, "....blond und kräftig gefällt mir ganz gut." Das gesamte Team schaute etwas stutzig drein. Anscheint hatten sie noch nie über solche Themen gesprochen. "Also der Erwin-Typ." rief ich heraus und grinste. Plötzlich öffnete sich unsere Zimmertür. "Was ist mit Erwin?" ,fragte Levi in der Tür stehen. Seine Arme verschränkt. Petra und die anderen zogen den Kopf ein, sie fühlten sich anscheint ertappt. "Nichts." ,sagte ich nun, "wir spielen Flaschendrehen. Du könntest mitmachen." Die Augen der Anderen wurden riesig. Keiner von ihnen hatte mit diesem Vorschlag gerechnet. "Was ist das? Eines dieser Dinge, die du in deiner Ausbildung gelernt hast?" Levi schloss die Tür hinter sich und setzte sich zwischen Eld und Gunther. Letzterer schien immer noch etwas nervös zu sein. Ich erklärte Levi die Regeln und nannte es eine einheitbildene Maßnahme. Ganz gelogen war das ja nicht. "Gunther, du darfst drehen!" Ich hielt ihm die Flasche hin, die er sofort ergriff. "Euer Geburtort!" ,sagte er und drehte. Die Flasche zeigte auf mich. Ich hielt die Hand hin. "Der Wein, bitte." "Na komm, so schwer ist die Frage doch nicht!" meinte Auruo spöttisch. "Ein Geheimnis." ,flüsterte ich und nahm einen großen Schluck. "Lieblingblume!" ,meinte ich. Petra war an der Reihe. Gemeinsam riefen wir "Lilie" und lachten. "Ein Hobby von euch!" Die Flasche zeigte auf Levi. Der gesamte Trupp sah nun erstaunt zum Gefreiten, der entnervt wegsah. "Ich sammle Tee." sagte er fast schon zurückhaltend und nahm die Flasche hoch. "Vor was habt ihr Angst?" fragte er fast etwas spöttisch. Es traf mich. "Ich glaube, allein zu sterben...." sagte ich leise. Die Stimmung kippte nun etwas. Petra sah besonders betroffen aus, sodass ich das Ganze zu überspielen versuchte. "Ich denke, wir sollten eher von etwas heroischen sprechen. Euer erster besiegter Titan!" Der Flaschenhals zeigte nun wieder auf den Gefreiten. Statt eine heldenhafte Geschichte zu erzählen, senkte er zögernd den Kopf und streckte nach einem kurzen Moment die Hand zur Weinflasche aus. Er nahm einen Schluck, stand auf und sagte nur: "Ihr solltet bald schlafen gehen! Wir werden morgen früh bei Sonnenaufgang aufbrechen." Dann verlies er den Raum. Ich hatte wohl die falsche Frage gestellt....
Bereits vor dem ersten Sonnenstrahl wurden wir aus unseren Betten geschmissen und zum Frühstücken aufgefordert. Es gab einen nahhaften Brei, der mit heißem Wasser aufbereitet wurde. Sonderlich lecker war dies nicht, doch wahrscheinlich würde er uns lange satt halten. Der Gefreite saß mit Erwin sowie Hanji und einem mir fremden Soldat am Tisch. Sie schienen etwas zu besprechen. "Das ist Mike Zakarius. Er ist der Vize-Kommandant des Aufklärungstrupps." ,erklärte mir Eld, nachdem er meine beobachtenden Blicke entdeckt hatte. "Mmmh mmmh." ,gab ich zustimmend von mir. Petra ergriff nun das Wort, nachdem sie ihre Schale geleert hatte: "Unser Trupp soll sich gleich am Tor sammeln. Es scheint schon loszugehen." "Okay." sagte ich als ich den letzten Löffel hinunterbekommen hatte. Ich fühlte mich pappsatt, fast schon zu voll, um auf Sturm reiten zu wollen, aber mir blieb wohl keine andere Wahl. Gemeinsam mit meinem Team ging ich zum Stall, sattelte Sturm und führte ihn zum Tor. Levi stand nun bereits mit seiner Stute dort und erklärte: "Wir werden uns in Dreier-Teams aufteilen. Unser Ziel ist es, das Gebiet im Umkreis von einem Kilometer zu kontrollieren sowie zu säubern. Gegen Mittag werden wir zurückerwartet." "Jawohl." bestätigte der Trupp die Aufgabe und salutierte. "Eld, du führst ein Team bestehend aus dir, Petra und Aurou an. Gunther und -dN- sind in meinem Team. Wir werden uns Richtung Norden bewegen und dann über die westliche Seite Richtung Süden reiten. Ihr werdet zunächst Richtung Süden reiten und über die östliche Flanke euch Richtung Norden vorarbeiten. Verstanden?" "Jawohl." sagte nun Eld entschlossen. "Geht behutsam vor und versucht nicht zu sterben!" ,ergänzte Levi noch seine Erklärung als das Team losritt. Dann wandte er sich an mich und Gunther: "Wir werden unsere Mission auch beginnen." Er stieg auf sein Pferd und wir taten es ihm gleich. Dann galoppierten wir durch die Festung zum nördlichen Tor und ritten einen schmalen Pfad entlang. Die Sonne stieg langsam auf und ebnete uns den Blick auf die nördliche Bergkette am Horizont. Das Gebiet war steinig, hier und da Standen immer wieder Baumgruppen oder einige Büsche. Westlich von uns schien sich nun langsam etwas in einer dieser Baumgruppen zu bewegen. "Die Titanen werden wach." ,sagte Gunter leise. Ich war mir unsicher, ob er dies zu mir oder nur zu sich selbst gesagt hatte und schwieg. Die Erde begann stark zu beben. Die Erschütterungen waren erschreckend kräftig. Plötzlich ragte ein Kopf aus den Baumkronen heraus. "Ein Titan der 15m-Klasse. Wir sollten ihn angreifen, solange er noch bewegungsfaul ist!" gab Levi nun den Befehl und bog in Richtung des Titans ab. Wir folgten ihm. "-dN-, pass diesmal darauf auf, nicht zu vorschnell zu handeln!" rief er nun und begab sich, sobald der erste Baum in erreichbarer Nähe war, in die Lüfte. Auch ich schoss meinen Harken und flog los. Gunter hingegen lenkte sein Pferd nach links, um zunächst den Bereich auf weitere Titanen zu überprüfen. Ich sah den Titan gebannt an. Er war unglaublich groß. Seine Arme bewegten sich behäbig, sein Blick fast in Trancezustand. Das war also diese Trägheit bei Dunkelheit. Wie lange würde es wohl brauchen, um richtig wach zu werden? "Ein weiterer Titan, 8 Meter-Klasse, ein Abnormaler!" schrie nun Gunther zu uns hinauf. "-dN-, flieg zu Gunther und unterstütze ihn!" wandte sich Levi nun an mich. "Jawohl." rief ich ihm entgegen und flog nun meinem Kameraden entgegen. Dieser war nun ebenfalls in der Luft und umkreise den Abnormalen, welcher hin und wieder in die Luft sprang ohne auf Gunther zu reagieren. "Das ist meine Chance." dachte ich, nahm an Geschwindigkeit zu und zog meine Schwerte. Gekonnt machte ich eine Rolle und visierte den Titan an. Noch 3 Meter, noch 2 Meter, noch..... Der Titan drehte sich mir unvorhersehbar zu. Im Gegensatz zu Gunther nahm er mich wahr. Mit geöffneten Mund sprang er hoch. Ich schoss meinen Harken auf den Boden und wich so nach unten hin aus. "Beinahe wäre ich ihm direkt in den Mund geflogen.", dachte ich unsicher. Gunther war nun über mir in der Luft, holte aus und schlitzte dem Titan den Nacken auf. Er war erlegt. Wir landeten nebeneinander. "Gutes Ablenkungsmanöver." sagte er und steckte seine Schwerter zurück. Ein lauter Knall ertönte nun hinter uns. Auch der 15-Meter-Titan war zu Boden gegangen, sodass der Gefreite ebenfalls landete. "Gute Arbeit. Ruft eure Pferde, wir reiten weiter!"
Eine ganze Weile ritten wir nun durch die Landschaft und schauten uns um. Weit und breit war nichts zu sehen: Weder ein Tier, noch ein Mensch oder gar ein Titan. Es war die tote Langeweile. Ich seufzte. Natürlich war ich froh, nicht von Titanen überrannt zu werden, aber dieses ewige Reiten machte mich einfach nur müde. "Wie weit ist es noch?" fragte ich nun den Gefreiten. "Wir werden gleich Richtung Süden abbiegen, um uns so der Festung zu nähern." antwortete dieser und lenkte nun sein Pferd in die genannte Richtung. Vor uns befand sich nun eine Hügelebene. Es begann zu regnen. "Auch das noch." schimpfte ich und setzte meine Kapuze auf. Der Regen wurde immer stärker, die Sicht immer schlechter. Meine Orientierung ging vollkommen verloren. Unerwartet griff plötzlich ein Arm nach mir. Ich schrie auf. Gunther und Levi drehten sich noch nach mir um, doch Sturm war bereits getroffen. Der Hengst flog unter mir hinfort, wieherte gequält und verstummte dann. Ich selbst versuchte mich noch in der Luft zu stabilisieren, prahlte jedoch bereits auf den Boden auf. Ich hob meinen Körper aus dem Matsch und sah dem Titan direkt entgegen. Es war ein eher kleines Exemplar mit jedoch langen Armen und großen Augen. Diese starrten mich nun unzufrieden an - er hatte sein Ziel verfehlt. Wacklig stand ich auf. "-dN-, scheiße, pass auf!" Ich sah nun in die Richtung, aus der ich Levis Stimme vermutete und erschrak. Hier war nicht nur ein Titan sondern mindestens Fünf. Wir schienen durch die Gruppe hindurchgeritten zu sein, wobei ich von meinen Kameraden weggeschleudert wurde und nun getrennt von ihnen war. Das könnte mein Ende sein, dachte ich nun und sah zu dem Titan, der zu einem weiteren Angriff startete. Ich sah mich um, es war kaum etwas zu erkennen. Also musste der Titan selbst herhalten. Ich rannte nach rechts von ihm weg, sodass ich mich etwas seitlich zu ihm positionieren konnte und schoss meinen Harken. Dann flog ich auf ihn zu und setzte mein Gas ein, sodass ich knapp an seinen zweiten Greifversuch vorbeiflog. Er hatte verloren. Den nächsten Harken setzte ich an seinen Hals, landete so auf ihn und schlitzte ihm in aller Ruhe das Genick auf. Der Titan fiel zu Boden. Zügig sprang ich von der Leiche hinunter und lief in die Richtung, in der ich Levi und Gunther vermutete. Gunther tauchte vor mir auf. Er hatte den zweiten Titanen, welcher zwischen uns war erlegt. Ein kleines Stück weiter sah ich Levi und noch zwei übriggebliebene Titanen der 8Meter- sowie 10Meter-Klasse. Der Gefreite wirbelte um den Größeren herum und schien diesen als nächstes Opfer auserkoren zu haben. Entschlossen bewegte ich mich auf den 8Meter-Koloss zu, welcher mich bereits bemerkt hatte. Ich visierte seine Kniekehlen an und glitt an diesen vorbei. Ein lautes Zischen ertönte und der Titan ging in die Knie. Gunther sah nun seine Chance und flog ein gekonnte Schleife, um dabei das Genick zu treffen. Der Titan fiel. Doch er fiel nicht nach vorn, sondern nach hinten in meine Flugbahn. Ich musste stoppen, wenn ich nicht von ihm erschlagen werden wollte. Ich sah mich um, doch konnte ich keine Möglichkeit zum Abdrehen finden. Ich musste wohl oder übel bei dieser Geschwindigkeit landen. Ich schoss meinen Harken auf den Boden, ein kräftiger Ruck ging durch meinen Körper und mit einem Aufschreien landete ich auf meinen Füßen. Mein linkes Knie knackte dabei. Hatte es vorher den Aufprall noch standgehalten, schien nun ein Band angerissen zu sein. Ich ließ mich auf meinen Hintern fallen und biss mir auf den Finger. Mit einem lauten Knall ging auch der letzte Titan zu Boden.
Levi und Gunther kamen nun auf mich zu. Ihre Schwerter hatten sie bereits zurückgesteckt. "Scheiße. Hast du dich verletzt?" fragte Levi und kniete nun neben mir. Ich nickte stumm. "Gunther, such unsere beiden Pferde. Sie können nicht weit sein." "Jawohl." Der Braunhaarige befolgte dem Befehl. "Wo hast du Schmerzen?" Ich zeigte auf mein Knie. Bereits jetzt fühlte ich, wie sich die Schwellung ausbreitete. Levi legte seine Hand darauf und ertastete die Stelle. "Das wird dich einige Tage, wenn nicht sogar Wochen außer Gefecht setzen." "Ich weiß." antwortete ich und fügte traurig hinzu, "Sturm ist auch tot." Der Regen hörte auf. Die Wolken lichteten sich. Ein paar Meter entfernt entdeckte ich mein regungsloses Pferd. Es lag so unschuldig da. Wäre er nicht gestorben, dann wäre ich es wahrscheinlich gewesen. Mir kamen die Tränen. Levi strich meine Kapuze von meinem Kopf. Ich zuckte kurz zusammen und sah ihn dann verwundert an. Er hielt mir ein Taschentuch hin. "Es gibt für jeden diesen einen Moment, in dem er sich bewusst wird, in welcher Lage wir uns befinden. Wie viele für uns sterben werden und das wir das alles ertragen müssen." Ich griff nach dem Taschentuch und drückte es in mein Gesicht. Es roch nach ihm und dem Sandelholz. "Dann war der erste Titan, den du getötet hattest, dein Moment des Erkennens?" fragte ich nun. Levi nickte. Er sah zu Sturm und meinte schon fast abwesend: "Ja, an jenem Tag starben meine Freunde....." Er stand auf und ging nun Gunther entgegen, um seine Stute in Empfang zu nehmen. Nach einem kurzen Austausch ritt dieser bereits zur Festung. Levi kam nun wieder mit seinem Pferd zurück zu mir. "Ihr werdet mit mir reiten müssen. Gunther wird bereits Meldung über die Lage geben." Er kniete zu mir hinunter und legte seine Arme um mich.