Am nächsten Morgen macht sich Danny bereits früh um 6 Uhr auf den Weg zu Nicole. Über die A4 bis Chemnitz, dann die A72 bis ins Frankenland, danach die A9 hinunter nach München, von dort aus dann schließlich auf die A8 über Rosenheim und Bad Reichenhall bis Salzburg.
Die Fahrt verlief einwandfrei und bereits gegen Mittag war er angekommen. Er besorgte noch schnell einen Strauß Blumen und dann führte ihn sein erster Weg zu der Pension, wo er ein Zimmer reserviert hatte. Zum Glück konnte man dort schon ab 10 Uhr einchecken, sodass er gleich seine Sachen, seine Gitarren und alle andere Ausrüstung in sein Zimmer bringen und sich schon etwas häuslich einrichten konnte. Dann machte er sich auf den Weg zu der Klinik, in der Nicole untergebracht war. Es war wirklich nicht weit, entweder eine kurze Fahrt mit dem Auto, oder ein längerer Spaziergang oder eine gute Joggingstrecke, dachte sich Danny.
Dort angekommen, meldete er sich an der Information:
"Guten Tag, mein Name ist Teichmann. Ich möchte gerne zu Frau Stadler."
"Gerne!", sagte die nette Dame an der Rezeption. "Da wird sie sich aber freuen!"
Sie schaut in Ihrem Computer nach: "Allerdings ist sie im Moment noch in einer Behandlung!"
"Wie lange dauert das denn ungefähr?"
"Na, in ungefähr 20 Minuten müsste sie fertig sein."
"Das ist überhaupt kein Problem!", meinte Danny. "Ich setze mich derweile ein bisschen in die Cafeteria."
"Soll ich sie herbringen lassen, wenn sie fertig ist?"
"Wenn das geht, das wäre wirklich super! Vielen Dank!"
"Ich denke schon, dass das geht. Ich rufe gleich mal an!"
Nette Menschen hier in Österreich, dachte sich Danny, als er sich einen Kaffee geholt und in der Cafeteria an einen Tisch gesetzt hatte.
Und tatsächlich, nach ungefähr einer halben Stunde erschien eine Schwester, die einen Rollstuhl schob. Und in dem saß - Nicole!
Sie sah etwas anders aus, als er sie in Erinnerung hatte. Sie war etwas kräftiger geworden, was aber sicherlich an der Immobilität und den Medikamenten lag. Danny störte es überhaupt nicht, für ihn sah sie genauso hübsch aus wie immer. Und sie lächelte sogar!
"Hallo Danny!", begrüßte sie ihn. "Schön, dass du da bist! Wie war die Fahrt?"
"Einwandfrei, war alles ruhig! Hallo Nicole! Wie geht's dir?", antwortete er, als er zu ihr hinüber ging und sie umarmte.
"Na ja, es wird. Es kümmern sich wirklich alle super um mich! Ich kann mich nicht beschweren! Die Ärzte und Therapeuten sind sehr kompetent und die Schwestern und Pfleger alle total lieb!"
"Vielen Dank für die Blumen", antwortete die Krankenschwester.
"Apropos Blumen. Ich habe Welche mit für dich!", sagte Danny und zog den Strauß hervor, den er auf einem Stuhl abgelegt hatte.
"Danke, die sind aber hübsch!", meinte Nicole.
"Ich nehme sie gleich mit, stelle sie in eine Vase und bringe sie ihr Zimmer, einverstanden?", schlug die Schwester vor.
"Wenn sie das machen würden, das wäre ganz lieb! Danke für alles!"
"Kein Problem, gern! Bis später, viel Spaß!"
"Sind die alle so nett hier?", fragte Danny, als die Schwester gegangen war.
"Die Meisten ja.", antwortete Nicole. "Ich kann mich echt nicht beschweren."
"Bleiben wir noch ein bisschen in der Cafeteria?"
"Klar, warum nicht? Hast du schon Mittag gegessen?"
"Nein! Ich hätte auch etwas Hunger. Hast du schon?"
"Ja, ich hatte vorhin Mittagessen. Aber du kannst dir ruhig etwas holen, ich warte solange."
"Hast du noch eine Behandlung heute?", fragte Danny, als er sich eine Portion Makkaroni und ein Glas Cola geholt hatte.
"Um 16 Uhr hab ich noch eine Psychotherapie-Sitzung."
"Wie lange dauert die denn?"
"Ungefähr eine halbe Stunde."
"Aha, keine Problem! Da hole ich mir dann noch einen Kaffee oder sowas und warte solange."
"Das musst du nicht!"
"Ich möchte aber!"
"Wie lange bleibst du überhaupt?"
"Was, heute?"
"Ja, auch. Aber ich meine, wie lange bleibst du hier..., bei mir...in Salzburg?"
"Geplant ist erstmal bis übernächsten Sonntag, also elf Tage! Und abends bleibe ich so lange, bis sie mich hier rausschmeißen!"
"So lange? Das ist..."
"Ich habe doch gesagt, dass ich nächste Woche Urlaub habe, alles Andere ist geklärt. Ich bin also voll und ganz für dich da!"
"Das ist so lieb...! Und was hast du denn alles vor mit mir?"
"Mal sehen. Auf jeden Fall viel spazieren gehen. Vielleicht können wir auch mal eine kleinen Ausflug machen. Aber nur, wenn wir dürfen, und wenn ich dich in mein Auto kriege. Und vielleicht kann ich dich ja auch mal etwas massieren."
"Massieren? Kannst du das?"
"Klar! Ich bin doch auch Physiotherapeut! Ich will mich zwar nicht in die Arbeit der Kollegen einmischen, aber eine kleine Rückenmassage oder so kann auch mal gut tun."
"DU bist Physiotherapeut? Ich dachte du hast eine Firma?"
Wieder wurde Nicole klar, dass sie überhaupt nichts über Danny wusste.
"Ja, das ist mein richtiger Beruf! Nur von der Musik leben, geht leider noch nicht. Und die Firma ist nur ein Nebengewerbe, das erzähle ich dir bei Gelegenheit mal in Ruhe."
"Ich weiß überhaupt nichts über dich!", sagte Nicole leise.
"Aber dazu bin ich doch auch da. In den nächsten Tagen haben wir bestimmt viel Zeit, da erzähle ich dir alles, okay?"
"Einverstanden!"
"Wollen wir noch eine Runde spazieren gehen vor deinem Termin? Also, das heißt, ich gehe spazieren und dich schiebe ich im Rollstuhl, ja?"
"Ja, gerne!", antwortete Nicole und musste lachen.
Danny war so witzig! Er hatte jetzt schon ihr Herz erobert, obwohl er erst seit einer halben Stunde oder so da war...
Danach verließen sie das Klinikum und gingen eine Runde spazieren. Vorsichtig schob Danny Nicole in ihrem Rollstuhl vorwärts. Sie mussten sich dick einpacken, denn es war ja Winter und bitterkalt. Trotzdem waren die Wege gut geräumt und sie kamen leicht voran. Die Klinik war wirklich wunderschön gelegen, mitten in einem riesigen Park. Überall luden kleine Pavillons, Bänke und Springbrunnen, die jetzt selbstverständlich nicht in Betrieb waren, zum Verweilen ein.
"Im Sommer ist es hier bestimmt auch wunderschön!", meinte Danny.
"Ja bestimmt.", bestätigte auch Nicole, "Aber ich hoffe, dass ich dann nicht mehr hier bin..."
Nachdenkliches Schweigen.
"Wir gehen heute lieber noch nicht so weit.", sagte Nicole.
"Von mir aus, wenn du wieder rein willst, sag einfach Bescheid! Dann kehren wir um."
So liefen sie noch eine Weile schweigend durch den winterlichen Park, bevor sie sich wieder auf den Weg nach drinnen machen. Nicole wollte sich vor ihre Psychotherapiestunde noch etwas ausruhen. In der Zwischenzeit checkte Danny seine Nachrichten auf dem Handy und schrieb einige wichtige E-Mails und Nachrichten.
Während Nicole bei ihrer Therapie war, saß er in der Cafeteria, trank noch einen Kaffee und aß ein Stück Kuchen. Danach holte er sie von ihrer Sitzung ab und brachte sie auf ihr Zimmer. Der Raum war sehr geräumig, aber auch gemütlich. Er erinnerte kaum an ein Zimmer in einem Krankenhaus, sondern eher an das eines einfachen Hotels. Trotzdem hatte Nicole ein Pflegebett, welches höhenverstellbar war.
"Soll ich dir jetzt mal eine kleine Rückenmassage geben oder hast du heute keine Lust mehr dazu?", fragte er sie, als sie dort angekommen waren.
"Doch, ich möchte einfach mal wissen wie du das machst. Die Therapeuten hier sind auch sehr gut, sie massieren mir auch manchmal einfach nur den Rücken oder die Beine. Das tut mir eigentlich immer gut."
"Versuchen wir es einfach. Leg dich einfach mal auf den Bauch auf deinem Bett!"
"Da musst du mir aber helfen! Sonst machen das immer die Schwestern."
"Das kriege ich auch hin.", meinte Danny. Behutsam hob er sie hinüber auf ihr Bett und half ihr, dass sie sich in eine bequeme Position legen konnte. Dann zog sie ihr Shirt aus und Danny holte ein Massageöl aus seiner Tasche, welches er vorsichtshalber mitgebracht hatte. Dann begann er vorsichtig, Nicole's Rücken zu massieren.
"Das tut wirklich gut!", sagte sie und schloss die Augen...
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In den folgenden Tagen war Danny jeden Tag bei Nicole in der Rehaklinik. Schon kurz nach dem Frühstück war er da und ging erst spät am Abend heim, wenn es schon lange dunkel war. Wenn sie in irgendwelchen Behandlung war, machte er in der Zwischenzeit einen Spaziergang, nahm in der Cafeteria etwas zu sich oder arbeitete an seinem Handy.
Zwischendurch trafen sie sich immer, aßen zusammen Mittag, gingen spazieren oder redeten einfach nur miteinander. Am Abend saß Danny jeden Abend an Nicole's Bett, las ihr etwas vor oder erzählte aus seinem Leben. Und auch sie erzählte etwas aus ihrer Vergangenheit, und diesmal hauptsächlich nur Sachen, die nichts mit dem Biathlon-Sport zu tun hatten.
Am Wochenende kam Nicole's Mutter Andrea zu Besuch. Sie hatte natürlich schon gehört, dass es da einen jungen Mann gab, der sich rührend um ihre Tochter kümmerte. Sie wurden einander vorgestellt und verstanden sich auch gleich bestens. Andrea fand Danny von Anfang an sehr sympathisch und merkte gleich, wie gut es ihrer Tochter tat, dass er da war.
Denn Nicole war völlig anders drauf als bei ihrem letzten Besuch, viel fröhlicher und viel ausgeglichener. Sie machte jetzt sogar manchmal Witze und lachte verhältnismäßig viel.
Sie verbrachten fast das ganze Wochenende zu dritt, gingen zusammen spazieren, aßen zusammen und machten sogar einen kleinen Ausflug in die Stadt.
Am Sonntagabend, als Andrea wieder nach Hause gefahren war, saß Danny wieder einmal bei Nicole am Bett und erzählte ihr, wie er seine Musik aufnahm und ins Internet stellte. Außerdem berichtete er, was er mit seiner Firma alles so trieb, wie er einen Großteil seiner Wochenenden verbrachte und auf welchen Veranstaltungen, Konzerten und Festivals er schon die Technik gestellt und betreut hatte.
Nicole war beeindruckt:
"Du hast ja ein richtig ausgefülltes Leben! Mit was du dich allen so beschäftigt und womit du dich alles auskennst. Das ist echt bewundernswert! Es tut mir so leid, dass ich mich nicht eher dafür interessiert habe! Mein Leben dagegen ist eher langweilig, für mich gab es all die Jahre nichts Anderes, als den Sport!"
"Aber das stimmt doch überhaupt nicht!", erwiderte Danny. ".Du hast mir doch auch schon viele interessante Sachen erzählt, die nichts mit Biathlon zu tun haben."
"Kann ja sein, aber trotzdem kann man dich nur bewundern!"
Nach einer kleinen Pause fragte sie:
"Darf ich dich mal etwas fragen?"
"Ja natürlich, was ist denn?"
"Wäre es möglich, dass du mir mal etwas auf deiner Gitarre vorspielst? Ich würde so gerne mal hören, wie du spielst. Also, nicht nur aufgenommen, sondern so richtig live! Und ich will Nicole's Song unbedingt mal live hören!"
"Das geht natürlich nicht so einfach.", meinte er. "Ich kann ja nicht meine E-Gitarre mit Verstärker hier in die Klinik schleppen. Aber weißt du was? Ich habe diesmal auch meine Akustikgitarre dabei, die bringe ich morgen einfach mal mit und dann spiele ich dir am Abend etwas vor, okay?"
"Okay das wäre wirklich sehr schön, da würde ich mich sehr darüber freuen."
"Jetzt muss ich aber langsam gehen, es ist schon 21 Uhr! Ich möchte gerne noch eine Kleinigkeit essen und dann muss ich noch ein paar wichtige Mails schreiben! Ist das in Ordnung?"
"Natürlich ist das in Ordnung. Gute Nacht, Danny!"
"Gute Nacht Nicole, ich bin morgen früh wieder da!"
Dann umarmte er sie und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
Jedes Mal, wenn er das tat, kribbelt er es wie verrückt in ihrem Bauch. Seine lockerere, witzige und einfühlsame Art machen sie fast verrückt! Und wie lieb, ruhig und geduldig er immer mit ihr umging! Sie war sich jetzt ganz sicher, dass sie sich in Danny verliebt hatte. Aber noch gestand sie es ihm nicht, weil sie seine ganze Fürsorge immer noch nicht so richtig einordnen konnte.
Tut er das wirklich nur als freundschaftlicher Zuneigung? Oder gar aus Mitleid? Oder hat er auch Gefühle für mich?
Sie wusste es nicht, aber sie hoffte, dass sie es in den nächsten Tagen noch herausfinden würde...
Wie versprochen brachte Danny am nächsten Tag seine Akustikgitarre mit in die Klinik. Am Abend, als alle Behandlungen abgeschlossen und alle Pflichten erfüllt waren, saßen sie wieder zusammen in Nicole's Zimmer.
Bevor er anfing mit Spielen, erzählte sie ihm von ihren Zukunftsplänen:
"Ich habe heute während der Therapien viel nachgedacht und ich habe mir etwas überlegt.", begann sie. "Wenn ich irgendwann hier rauskomme und wieder einigermaßen fit bin, möchte ich gerne eine Ausbildung machen!"
"Und, an was hast du da gedacht?"
"Na ja, irgendwas mit Büro, das habe ich dir ja schon mal erzählt. Vielleicht in einer Anwaltskanzlei? Ich habe mich schon immer ein wenig für Recht und solche Sachen interessiert. Ich schaue auch gerne Gerichtsfilme und so etwas..."
"Aha, na das ist doch eine schöne Idee."
"Ja, und vielleicht kann ich dann in der Abendschule oder so noch mein Abitur nachholen!?"
"Das sind wirklich sehr gute Ziele, Nicole! Und wenn du willst, helfe ich dir gerne, sie umzusetzen."
"Danke dir! Aber jetzt möchte ich gerne hören, wie du Gitarre spielst!"
"Alles klar!", sagte er, nahm seine Gitarre, stimmte sie und fing dann an zu spielen. Am Anfang improvisierte er etwas und spielte allerlei verrückte Sachen.
Dann stimmte er Nicole's Song an. Natürlich konnte man ihn nicht so nachspielen, wie er ihn aufgenommen hatte, das war gar nicht möglich, und gleich gar nicht auf einer Akustikgitarre Denn dazu war er viel zu vielschichtig und komplex, aber immerhin konnte man das Hauptthema erkennen.
Danach spielte er noch ein paar bekannte Rocksongs, die Nicole alle aus dem Radio kannte, und sang dazu, zum Beispiel "What's Up" von den 4 NON BLONDES, "Polly" von NIRVANA und auch "All You Zombies" von THE HOOTERS. Dieses atmosphärische Stück gefiel Nicole ganz besonders.
"Das ist einer meiner Lieblingssongs!", sagte sie. "Den habe ich früher immer oft im Radio gehört. Und ich finde ihn so wunderbar... so berührend!"
"Ja, das ist wirklich ein toller Titel. Einer der atmosphärischsten Rocksongs, den ich kenne.
Und jetzt möchte ich gerne noch was von einer meiner Lieblingsbands spielen. Eigentlich ist es meine absolute Lieblingsband außerhalb des Metal-Bereichs."
"Und welche Band ist das? Kenne ich sie?"
"Bestimmt. Es ist PINK FLOYD!"
"Oh ja, die kenne ich! Das sind doch die mit 'Another Brick in the Wall', oder? Und mit diesen Lied mit dem ewig langen Instrumental-Intro. 'Shine On Your Crazy Diamond', oder wie das heißt!?"
"Genau," 'Shine On Your Crazy Diamond' vom 'Wish you Were Here'-Album! Und genau von diesem Album möchte ich jetzt den Titelsong spielen. Denn neben diesen eingängigen Radio-Songs und den epischen Hymnen gibt es nämlich auch noch eine Menge wunderbare Balladen, die sie gemacht haben."
Dann stimmte er den großartigen Akustik-Song "Wish you Were Here" an. Nicole war gerührt.
Als er fertig war, klatschte sie in die Hände und rief:
"Noch mehr! Ich möchte noch mehr hören!"
"Gut, dann spiele ich jetzt noch meinen absoluten Lieblingssong von PINK FLOYD. Den kennst du bestimmt nicht. Er ist von ihrem letzten richtigem Studioalbum, 'The Division Bell' aus dem Jahr 1994. Der Song heißt "Wearing the Inside Out' und hat eine wunderschöne Melodie. Das Besondere an dem Titel ist, dass er im Original nicht von Gitarrist David Gilmour, sondern von Keyboarder Richard Wright gesungen wird. Der hat ihn übrigens auch komponiert. Ich kann aber wahrscheinlich nicht den kompletten Text singen, weil ich hier leider Background-Sängerinnen am Start habe. Aber ich glaube, es geht auch so!"
"Ich habe zwar keine Ahnung, von was du hier redest.", lachte Nicole, "Aber ich finde es trotzdem hochinteressant!"
"Oh tut mir leid!", meinte Danny. "Das ist so eine Angewohnheit von mir. Wenn ich einmal anfange, über Musik zu reden und zu philosophieren, kann ich nicht wieder damit aufhören, und dann merke ich auch nicht wenn es der Andere nicht versteht oder wenn er es ihn nicht interessiert."
"Das macht doch nichts. Aber jetzt möchte ich gerne den Song hören!"
"Einverstanden, pass auf!"
Und dann begann er diesen wundervollen Titel von diesem großartigen Album zu spielen und sang sanft dazu.
Am Ende standen Nicole wieder die Tränen in den Augen:
"Der Song passt wirklich gut zu dir!", meinte sie schniefend. " 'Wearing the Inside Out', du trägst wirklich dein Inneres nach außen..."
"Kann sein. Und mit Musik geht das ja auch am allerbesten!"
Sie wischte sich die Tränen weg.
"Tut mir leid dass ich schon wieder heule! Ich weiß auch nicht, warum ich zur Zeit so nah am Wasser gebaut bin!? So viel geheult wie in den letzten Wochen, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht!"
"Aber das ist doch vollkommen verständlich. Was du in den letzten Wochen alles durchgemacht hast. Bei diesem Wechselbad der Gefühle ist es doch kein Wunder, dass man ab und zu mal weinen muss, oder?"
"Ja, kann sein.", schluchzte sie. "Auf jeden Fall weine ich aber in letzter Zeit mehr vor Freude und Rührung, als vor Traurigkeit und Wut!
Zum Beispiel dieser Song gerade eben, der ist so wunderschön! Ich weiß, ich habe dieses Wort in letzter Zeit auch sehr inflationär benutzt, aber ein Anderes fällt mir einfach nicht dafür ein. Ich danke dir, dass du mir das Alles zeigst! Die CD zu dem Album musst du mir unbedingt mal geben!"
"Kein Problem."
Nachdem Danny seine kleine Session beendet hatte, verabschiedete er sich wieder von Nicole. Zum Abschied umarmte sie ihn lange und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund! Er wusste gar nicht wie ihm geschah, überall kribbelt und prickelt es! Als er die Klinik verließ, war ihm richtig schwummrig...
Seit diesem Abend war auch Danny sich zu 100% sicher, dass er sich in Nicole verliebt hatte!
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Zwei Tage später waren Nicole und Danny wieder einmal raus in den Park gegangen und machten ein paar Übungen. Er als Physiotherapeut kannte sich aus, und so hatten sie vor ein paar Tagen angefangen, neben den Massagen, heimlich ein paar Stehübungen zu machen.
Heute war ein ganz besonderer Tag, denn Nicole macht ihre ersten zwei kleinen Schritte seit ihrem Unfall! Beiden standen die Tränen in den Augen, als sie wieder in seine Arme fiel.
Am Nachmittag, als Nicole wieder ihren regulären Physiotherapie-Termin hatte, wunderten sich die Therapeuten, dass sie so große Fortschritte gemacht hatte.
"Du bist in der letzten Woche so gut vorangekommen, wie noch nie vorher!", sagte ihr "Lieblings-Therapeut" Frank.
"Ja, das liegt an meinem Freund, der hier da ist. Er ist auch Physiotherapeut und wir haben zusammen ein bisschen trainiert. Ich hoffe, ihr seid nicht böse! Er will sich nicht in eure Arbeit einmischen, aber es tut mir einfach unheimlich gut, wenn er für mich da ist! Meistens hat er mich nur massiert, an den Beinen und am Rücken. Aber in den letzten Tagen haben wir auch angefangen, ein paar Steh- und Gehübungen zu machen! Ich hoffe ihr habt nichts dagegen?"
"Nein, eigentlich nicht. Wir sind doch froh, wenn es so gut voran geht. Wenn es dir körperlich und auch psychisch hilft, kann das ja so schlecht nicht sein!"
"Genauso ist es!"
"Trotzdem würde ich bei Gelegenheit gern mal mit ihm reden, vielleicht kann man das irgendwie in den Trainings- und Rehaplan integrieren…"
Abends massiert Danny, wie so oft, Nicole's Rücken und ihre Beine. Es prickelte und funkte zwischen den Beiden, aber noch redeten sie nicht darüber.
Und da war noch etwas!
Neben den über ihr freundschaftliches Verhältnis hinausgehenden Gefühlen für Danny, fühlte Nicole noch etwas, was sie in den letzten Jahren mehr oder weniger unterdrückt hatte - sie war erregt!
Sie war regelrecht euphorisiert von diesem erfolgreichen Tag und hielt es fast nicht mehr aus unter seinen sanften Griffen. An diesem Abend wünschte sie sich, dass er sie auch mal an anderen Stellen berührte, als immer nur an ihrem Rücken und ihren Beinen.
Was sie nicht wusste: Danny ging es genauso! Auch er fühlte sich zunehmend hingezogen zu Nicole's Körper. Als er sanft ihren Rücken knetete, ihre weiche Haut spürte und ihm der Duft des Massageöl in die Nase stieg, hielt auch er es kaum noch aus! Er hatte große Lust, Nicole an Stellen anzufassen, die für eine Massage diese Art eigentlich nicht vorgesehen waren und musste sich regelrecht zurückhalten. Er musste auch immer wieder auf ihren Hintern schauen, welcher in einer engen Yogapants steckte. Sie hatte wirklich einen wahnsinnig genialen Körper! Trotz, dass sie etwas zugenommen hatte, fand er sie einfach nur wahnsinnig sexy!
Als die Massage beendet war, half Danny Nicole, sich wieder aufzusetzen. Sonst zog sie sich immer gleich wieder ein Shirt über, aber heute blieb sie mit nacktem Oberkörper an der Bettkante sitzen.
"Willst du dir nichts überziehen?", fragte er. "Dir wird doch sonst bestimmt kalt!"
"Nein.",antwortete sie. "Mir ist nicht kalt. Im Gegenteil, mir ist im Moment sogar regelrecht heiß!"
"So? Soll ich die Heizung...?"
"Nein, setz dich! Setz dich neben mich!"
"Okay..."
Danny setzte sich neben sie auf die Bettkante.
Was soll das denn jetzt werden?, fragte er sich.
Nicole legte ihre Hände auf seine Oberschenkel, sah ihm tief in die Augen und sagte dann:
"ICH LIEBE DICH, Danny Teichmann! Und ich möchte dich spüren! Und zwar nicht nur an meinem Rücken, sondern auch an Stellen, die du noch nie berührt hast..."
Danny wurde jetzt auch heiß. Er war so baff, dass er gar nichts sagen konnte. Er kam auch gar nicht dazu, denn Nicole zog ihn an sich heran und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Dabei schob sie ihre Hände unter sein T-Shirt und streichelte seinen Oberkörper.
Diese Muskeln! Dieser Kerl macht mich wahnsinnig!
Auch Danny konnte seine Erregung jetzt nicht mehr zurückhalten, auch er begann Nicole's Körper zu streicheln und ihre Brüste zu kneten. Dann griff er ihr an den Po und berührte sie sogar sachte zwischen ihren Beinen.
Doch dann wurde er stutzig:
"Ähm...Nicole, wir können doch nicht..."
"Was können wir nicht?", hauchte sie.
"Na, wir können doch nicht hier in der Klinik...in deinem Pflegebett...äh...miteinander schlafen!"
"Warum denn nicht? Um die Zeit kommt doch hier sowieso niemand rein. Und wenn doch, ist mir das im Moment ehrlich gesagt auch ziemlich egal! Ich will dich jetzt haben! Komm! Komm mit unter meine Decke!"
Also zog er schnell sein Shirt und seine Hose aus, half Nicole sich hinzulegen und kletterte dann selber in das Bett und kroch unter ihre Bettdecke.
Dort küssten, liebkosten und streichelten sich gegenseitig am ganzen Körper. Als er vorsichtig ihre Hose auszog, zögerte er wieder und fragte: "Ähm, eine Sache noch: Wie machen wir das mit der Verhütung? Nimmst du die Pille? Denn Kondome habe ich Keine dabei!"
"Nein, die nehme ich nicht mehr. Die habe ich nicht vertragen. Und als Profi-Sportlerin macht sich das auch nicht so gut.", antwortete sie. "Aber ich habe mir eine Spirale einsetzen lassen, das sind zwar auch Hormone, ist aber für mich viel besser verträglich."
"Ist da auch alles in Ordnung?"
"Klar, warum denn nicht? Ich war erst letzte Woche bei einer gynäkologischen Untersuchung, da war alles bestens! Mach dir nicht so viele Gedanken! Komm, mach weiter!"
Was jetzt passierte, war für Beide unglaublich. Sie hatten tatsächlich Sex im Pflegebett einer Rehaklinik! Sie mussten sehr vorsichtig sein wegen Nicole's Beinen, aber es klappte und fühlte es sich wunderschön an! Danny konnte sich gar nicht genau erinnern, wie und wann sein letztes Mal war. Es musste irgendwann vor ungefähr zweieinhalb Jahren auf einem Festival gewesen sein. Mit irgend so einer Metal-Braut! Aber Gefühle oder so etwas waren damals zu keiner Zeit im Spiel gewesen, das war mehr nur so ein One-Night-Stand!
Als sie danach nackt und eng aneinander gekuschelt da lagen, sagte Nicole:
"Das war so schön! Ich hatte fast vergessen, wie sich das anfühlt..."
"Hattest du schon mal einen Freund?" fragte Danny sie vorsichtig.
"Na klar, aber das ist ewig her! Den letzten hatte ich, da war ich 19 oder so. Und das war natürlich auch ein Biathlet! Seitdem habe ich mich nicht mehr großartig mit Männern abgegeben, du weißt schon warum, es drehte sich alles nur um meinen Sport! Ich habe alles Andere hinten angestellt, sogar die Liebe und das Sexuelle."
"Ist dir überhaupt mal aufgefallen, dass wir uns noch gar nicht über unseren Beziehungsstatus, damit meine ich, über irgendwelche vorhergehenden Beziehungen, Liebe und Sex unterhalten haben?"
"Stimmt! Anscheinend war das einfach absolut nicht wichtig! Aber ich finde es gut so, so konnten wir völlig unvoreingenommen an die Sache herangehen. Und außerdem gibt es da bei mir sowieso nicht viel zu erzählen..."
"Ehrlich gesagt, bei mir auch nicht. Meine letzte Freundin hat mich vor über drei Jahren verlassen, seitdem war bei mir auch ziemliche Flaute, da hatte ich höchstens mal eine kurze Wochenendbeziehung! Irgendwo, auf irgendwelchen Partys oder Festivals. Die letzte ist aber jetzt auch schon weit über zwei Jahre her!"
"Na, da wär die Sache ja auch geklärt.", lachte Nicole." Ab jetzt gibt es nur noch uns beide okay?"
"Ja, da bin ich dafür! Aber eine Sache muss ich dir noch sagen..."
"Was denn?"
"ICH LIEBE DICH auch, Nicole Stadler..."