Endlich wieder Ferien auf Großtante Emmas Gnadenhof! Darauf freute sich Lilly jedes Mal wie verrückt. Denn auf dem Gnadenhof lebte auch Avalon. Avalon war ein wundervoller Araber Rappe. Er war Lillys absolutes Lieblingspferd und sie freute sich immer riesig darauf, ihn wiederzusehen.
"Mama! Beeil dich! Wir müssen vor 19 Uhr da sein, damit ich noch mit Avalon beim Vogelfutterexpress helfen kann!", rief Lilly. Ihre Mutter behauptete immer, dass man mit zunehmendem Alter auch zunehmend Stress machte, wenn man sich auf etwas freute. Lilly verdrehte dann immer die Augen. "Ja, ja. Ich komme. Wir können los!" kam die Stimme ihrer Mutter aus dem Haus. Na Endlich ... , dachte Lilly und schnallte sich an. Ihre Mutter kam aus dem Haus, machte den Kofferraum zu, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und schloss die Autotür. Dann startete sie den Motor.
Den Weg zum Gnadenhof von Großtante Emma kannte Lilly genauso gut wie den Weg zum Badezimmer. Es war ein schöner Weg durch Wiesen und Felder, abgelegen von jeder Autobahn. Nur leider war der Weg weit, deshalb konnte Lilly nur in den Ferien auf den Gnadenhof kommen. Sie fuhren und fuhren und begegneten nur selten einem Auto. Das wunderte Lilly kein bisschen. Es war nur eine schmale, staubige Straße, später nur ein Feldweg, der zum Gnadenhof führte. Großtante Emma wollte, dass die Tiere auf dem Gnadenhof ihr Leben in Ruhe genießen konnten, ohne ständig dem Trubel ausgesetzt zu sein. Manche Tiere genossen an diesem idyllischen Ort ihren Ruhestand, andere arbeiteten noch ein wenig, aber nicht jeden Tag und auch nicht viel. Avalon zum Beispiel wurde noch geritten und die Taube Mia erledigte ab und zu den Flug zum Briefkasten. So wurde es nie langweilig, aber auch nicht anstrengend.
Als sie ankamen, war es 18 Uhr 30. Lilly ließ ihre Sachen links liegen und rannte zuerst in den Pferdestall. Dort wurde sie von freudigem Wiehern begrüßt. Im Vorbeigehen streichelte sie kurz die Nase der windfarbenen Isländerstute Fjalla, aber zuerst zog es sie zu Avalon hin. Er schleckte ihr zur Begrüßung einmal quer durchs Gesicht. Lilly grinste. "Bäh, Avalon!" Avalon guckte sie schief an, als wolle er sagen: Was ist denn? Warum Bäh? Ich hab gar nichts gemacht! Lilly streichelte noch kurz seine Nase, dann begrüßte sie auch die anderen Pferde.