Srilates von Erectus war einer der angesehensten Hormoiden auf dem Planeten Hormus Erectus, ja sogar in der Galaxy Pirales. Nur noch sein ehrwürdiger Vater Rokatus und seine ehrwürdige Mutter Larinja standen im Lande über ihm. Mit stets stolz erhobenen Kopf und geschwollener Brust ging Srilates seinen täglichen Tätigkeiten nach, dem Regieren des Volkes Hormus. Lange Jahre wurde er von seinem Vater gelehrt und in die Dinge, die den Planeten betrafen, eingeweiht. Nun war es an ihm, den Weg, den ihm sein Vater bereitet hatte, allein weiter zu gehen.
Obwohl Srilates sehr angesehen war, fehlte ihm eines: Ein weibliches Gegenstück – Ein großer Makel in den Augen des Volkes und vor allem auch in denen seines ehrwürdigen Vaters.
An meinem Aussehen konnte es nicht liegen, dachte er sich oft und begutachtete sich von oben bis unten. Er konnte sich, wie alle Nacktgeher Bewohner des heißen Planeten Hormus Erectus, schon sehen lassen. Ein großer, runder Kopf thronte auf einem langen, schlanken Hals. Schöne, grün gefärbte Augen blickten aufmerksam auf alles, was sich bewegte und ihn interessierte. Auch Nase und Mund waren von ansehnlicher Form. Lange Beine, an deren Enden sechszehige Füße den Weg, den er ging, berührten, trugen seinen wohlgeformten Körper. Seine prächtige Männlichkeit musste er ebenfalls nicht verstecken. Gut gewachsen und ausgeprägt trug er sie vor sich her, natürlich in zweifacher Ausfertigung, wie es den männlichen Hormoiden in die Wiege gelegt wurde. Das Erbe seines Vaters hatte hier zugeschlagen, der genau wie Srilates selbst, über solch ein ausgeprägtes Begattungsorgan verfügt. Auf seines war Srilates ganz besonders stolz.
Am meisten jedoch, neben seiner Tätigkeit als zweiter Herrscher des Landes, interessierte Srilates die holde Weiblichkeit, mit der er sich so oft es ging, storchen wollte. Als junger, ungestümer Hormoid drängte es ihn öfter als normal dazu, sich zu storchen. Immerhin benötigte er unbedingt einen Erben, um endlich als Nachfolger seines Vaters, dem heiligen Rokatus von Erectus, anerkannt zu werden. Fast täglich lag ihm sein Erzeuger in den Ohren, wann es denn endlich so weit wäre, dass er eine Frau heimführen und diese ihm einen Sohn schenkt. Doch bisher wusste sich Srilates nicht anders zu helfen, als zu den weiblichen Hormoiden zu gehen, die Liebesdienste für teures Geld anboten und ihm seinem unheimlichen Drang nach Paarung etwas milderten. Als Stellvertreter seines Vaters konnte er sich das des Öfteren leisten, bis er eine Schönheit sein Eigen nennen konnte, die ihm solche Liebesdienste erweist.
Srilates war fast am Rande der Verzweiflung. So sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, eine Frau für sich zu gewinnen. Alle wandten sich ab, als hätte er Aussatz, wenn sie ihn nur zu Gesicht bekamen. Dabei drängte die Zeit. Sein ehrwürdiger Vater war inzwischen so gealtert, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis er zu den heiligen Ahnen überginge und die Last des Herrschens, allein auf seinen, Srilates Schultern, lasten würde.
So unter Druck gesetzt, wusste sich Srilates keinen Rat mehr. Er dachte Tag und Nacht nach, schlief kaum, aß noch weniger, kam aber zu keinem guten Ergebnis. So beschloss er eines Tages, die Weise Frau Korita aufzusuchen, die für alles eine Lösung haben sollte. Srilates kannte diese Frau zwar nicht, doch wollte er es trotz Zweifel am Erfolg wagen. Immerhin ging ihr Ruf der Weisheit bis über die Grenzen der Galaxy hinaus, dass sogar Ratsuchende aus fernen Galaxien sie aufsuchten, um sich von ihr helfen zu lassen.
„Srilates, Willkommen“, wurde Srilates von der Weisen Frau begrüßt, die viel jünger war, als er annahm. „Was führt Euch zu mir?“, fragte sie, als er endlich den vor Staunen geöffneten Mund geschlossen hatte.
„Korita, Weise Frau der Hormoiden“, begann Srilates nach der traditionellen Ehrbezeugung. „Ich bitte Euch, helft mir. Ich bin verzweifelt und weiß nicht weiter. Ihr seid meine letzte Rettung.“
„Aber, aber. So schlimm, Sohn des Rokatus?“, versuchte die Weise Frau den jungen Herrscher zu trösten. „Berichtet mir, was geschehen ist. Vielleicht weiß ich einen Rat, um Eure Verzweiflung zu beenden.“
„Das ist es ja“, stöhnte Srilates auf. „Es geschieht nichts, rein gar nichts. So sehr ich mich auch bemühe, keine der Schönen des Landes will mich erhören. Meine Verzweiflung steigert sich von Tag zu Tag. Dabei wünscht sich mein Vater, der verehrte Rokatus von Erectus so sehr, dass ich endlich vom Volk als Herrscher des Landes anerkannt werde. Dabei gibt es doch nur noch eines, dem es bedarf, es zu erfüllen: Eine Frau und einen Sohn.“
Srilates sank weinend zu Boden. Er warf sich bäuchlings hin und bedeckte mit seinen Händen sein Gesicht, um die unwürdigen Tränen, die aus seinen herrlichen, grünen Augen flossen, vor der Weisen Frau zu verbergen. Dabei bemerkte er nicht einmal, wie er von dieser angeschaut wurde, die gleich bei seinem Eintreten in ihre Gemächern dem Charme und der Schönheit des jungen Herrschers erlegen war.
„Wenn mir nur meine geliebte Mutter Larinja zur Seite stehen könnte“, weinte Srilates weiter. Vor Gram wurde sein sonst so hübsches Gesicht faltig wie das seines inzwischen sehr alten Vaters, der schon viele Hormus Erectus Jahre hinter sich hatte. „Stattdessen vergnügt sich meine Mutter auf einem anderen Planeten mit einem Ausgestoßenen unseres Volkes. Ein weiterer Frevel, der mir die Freude am Leben nimmt.“ So palaverte er weiter über den Unbill des Lebens, den er angeblich nicht selbst beseitigen könne.
Die Weise Frau Korita hörte dem jungen Verzweifelten genau zu. Nachdenklich schaute sie ihn an. Doch einen Rat konnte sie ihm noch nicht geben. Nicht, so lange er an sich selbst zweifelte.
„Weise Frau, was ratet Ihr mir?“, drängte Srilates, nachdem er sein Gezeter, das einem alten Waschweibe alle Ehre machte, beendet hatte.
Ein wenig belustigt schaute ihn die Weise Frau Korita Srilates an. Den Zorn, der ihr des Gezeters wegen aufstieg, versuchte sie zu bändigen.
„Komm zu Euch selbst und hadert nicht“, riet sie Srilates nach einiger Zeit intensivem Nachdenkens.
„Das soll Euer Rat für mich sein?“, empörte sich Srilates enttäuscht.
„Denke nach, geht in Euch“, entgegnete ihm Korita. „Und nun geht und kommt erst wieder, wenn Ihr nachgedacht habt. Denn dann erst kann ich Euch helfen.“