Nachdenklich schaute Srilates seinem Vater nach, der eben die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sein Vater riet ihm Gleiches wie die Weise Frau und hinterfragte den Traum sogar noch etwas genauer. Warum er dies tat, verstand Srilates nicht.
„Sollte das ein Tipp zur ersehnten Lösung sein? Niemand konnte mir helfen, nur dummes Geschwafel bisher“, dachte er und versuchte sich genauer zu erinnern, was er im Traum erlebt hatte. Da schwebte die Weise Frau über ihm und zeigte ihm, wonach es ihn seit langer Zeit begehrte. Er nahm wahr, wie sich sein Begattungsorgan sogleich wieder verstärkte, wobei er sofort wieder große Lust verspürte, mit der Weisen Frau zu storchen.
„Ach, solch ein Unsinn“, schimpfte sich der junge Herrscher selbst und zwang sich zur Vernunft. „Korita ist eine Weise Frau und somit auch für mich, dem Nachfolger meines ehrwürdigen Vaters, tabu. Ich sollte sie mir aus dem Kopf schlagen und nach einer anderen suchen.“ Da war es wieder, das Problem, das seit langer Zeit auf Srilates Schultern lastete.
„Obwohl“, dachte er weiter, „ich als Nachfolger kann jedes Gesetz brechen, ohne bestraft zu werden. Aber, wie sieht das dann vor dem Volk aus, wenn ich es tue. Nein, ich muss Vorbild für alle sein und mich auch an die Regeln unseres Volkes halten. Basta!“
So beschloss Srilates, die Weise Frau aus seinem Kopf zu verbannen und weiter nach einer geeigneten Frau, mit der er Nachkommen zeugen konnte, zu suchen. Er hoffte, dies zu vollbringen, bis sein Vater zu den Ahnen übertreten würde.
Im Haus der Weisen Frau
„So ein Dummkopf“, brummelte die Weise Frau vor sich hin. „Da erscheine ich ihm sogar schon im Traum, zeige ihm des Rätsels Lösung, er jedoch versteht immer noch nicht, was ich ihm rate. Wie kann man nur so dumm und verbohrt sein. Hat ihm sein Vater nicht Klugheit gelehrt? Mir scheint, als wäre diese an ihm vorübergegangen.“
Kopfschüttelnd schritt Korita von einer zum anderen Seite ihrer bescheidenen Unterkunft. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Sie war mit ihrer Klugheit am Ende und wusste nicht mehr, wie sie Srilates weiterhelfen könne.
„Ah, das ist es“, rief sie auf einmal laut aus, dass sie vor ihrer eigenen Stimme erschrak. Wie ein Blitz schoss ihr ein Gedanke ins Hirn. „Die alte Zauberin Herida! Sie wird wissen, was in solchen Fällen zu tun ist. Sogleich begebe ich mich zu ihr und frage sie um Rat.“
Das tat Korita auch. Wenig später klopfte sie an die Tür der Zauberin und bat um Einlass.
„Welch hoher Besuch“, wurde Korita von der Zauberin begrüßt, „und welch eine Ehre in meinem bescheidenen Heim. Setzt Euch doch, Weise Frau“, bot sie der Besucherin einen Sitzplatz neben ihrem eigenen am Tische an.
Die Weise Frau nahm platz, aber wusste nicht, wie sie mit ihrem Anliegen beginnen sollte. Peinlich berührt war sie, nicht selbst, wo sie doch die Weise Frau des Planeten Hormus Erectus war, die Lösung zu finden. Doch die Zauberin schien zu ahnen, welches Problem die Weise Frau drückte und rückte sogleich mit der Sprache raus.
„Der Anlass Eures Besuches hier ist Srilates, der Sohn unseres ehrwürdigen Rokatus von Erectus“, begann sie einfach frei heraus.
„Woher wisst Ihr?“, fragte Korita erstaunt mit weit aufgerissenen Augen.
„Aber, aber. Das müsstet Ihr doch genau so wie ich wissen“, meinte daraufhin die Zauberin lachend. „Ihr sucht also einen Rat, wie Ihr Srilates betören könnt, damit er Euch verfällt und Euch zur Frau wählt.“
„So ist es“, bekannte Korita wahrheitsgemäß. „Ich weiß, es geziemt sich nicht, einen Herrschersohn zu betören. Jedoch erlag ich seinem Charme sofort, als er mich besuchte und um Hilfe bat“, gab Korita zu. „Doch ist dieser junge Hormoid dümmer als ich annahm. Er läuft durch das Land und sieht nicht, wie nahe die Lösung seines Problems doch ist. Es ist zum Verzweifeln.“
„Ich hörte von seinem Problem und dem Hadern seines ehrwürdigen Vaters. Der arme, alte Mann, so gramgebeugt ob der Dummheit seines Fleisch und Blutes. Dabei wünscht er sich nichts sehnlicher, als endlich die Last des Lebens abzulegen und zur ewigen Ruhe zu gelangen. Über Srilates frevlerische Mutter wollen wir erst gar nicht sprechen.“
„Habt Ihr einen Weg zur Lösung?“, fragte Korita erwartungsvoll, in der Hoffnung, baldigst mit Srilates das Liebeslager teilen zu können. Aus Vorfreude dessen bemerkte sie bereits, wie sich ihr Gegenstück zu Srilates Begattungsorgan lustvoll zusammenzog, so als wäre es schon von dessen besetzt.
„Lasst mich ein wenig nachdenken“, erwiderte die alte Zauberin, die den Zustand der viel jüngeren Frau bemerkte. Sie ahnte, wie sehr es sich Korita wünschte, Srilates zu unterliegen und dessen Gefährtin zu werden.
Die beiden Frauen saßen sich einige Zeit schweigend gegenüber. Die Stirn der alten Frau zog sich in Falten. Gleich darauf wiegte sie den Kopf, unverständliche Worte murmelnd. Dann stand sie auf, lief in ihrem Zimmer umher, fast so, als wolle sie den Boden unter sich feststampfen. Kleine Staubwölkchen wirbelten auf, während sie so unstet hin und her lief.
„Ich weiß nicht, ob es richtig ist“, sprach die Zauberin in die Stille des Raumes hinein.
Korita erschrak sich.
„Werte Zauberin, was meint Ihr?“
„Mir kam in den Sinn, Srilates zu verzaubern, dass er Euch verfallen möge. Der Zauber jedoch hält nur eine Mondumrundung an. Danach ist wieder alles wie vorher“, erklärte die alte Frau.
„Das reicht nicht aus“, meinte Korita stirnrunzelnd. „Es müsste schon für immer sein, damit auch seine Nachfolge gesichert ist.“
Es folgte erneutes Nachdenken der Zauberin Herida.
„Gäbe es noch eine andere Lösung?“, hinterfragte Korita plötzlich.
Erst schüttelte Herida verneinend den Kopf, doch dann fiel ihr ein Zaubertrunk ein, den ihr ihre große Lehrmeisterin gelehrt hatte.
„Ja, es gibt sie. Die jedoch ist sehr gefährlich und sollte nur als allerletzte Hilfe angewendet werden.“
„Aber helfen würde es, und man müsste es nur einmal anwenden, um für immer aneinander gebunden zu sein?“, wollte Korita wissen.
„Es wirkt auf immer und ewig“, bestätigte die alte Zauberin. „Doch um den Trank zu bereiten, benötige ich bestimmte Zutaten. Kommt in einer Woche wieder, dann werde ich alles für Euch bereit haben.“ Damit entließ sie die Weise Frau.