Tel Aviv, Israel, Mossad Hauptquartier
„Hey, was soll das! Ich bin amerikanischer Staatsbürger! Ich bin legal hier eingereist und habe mir nichts zuschulden kommen lassen!“, empörte sich Marty Deeks lautstark und warf den beiden Agenten, die ihn mit Nachdruck in ein Zimmer in der obersten Etage eines großzügig verglasten, zehnstöckigen Gebäudes im Zentrum von Tel Aviv gebracht hatten, einen vernichtenden Blick zu. „Nehmt endlich die Pfoten von mir, ihr Gorillas!“
Die auf den ersten Blick sehr mondän wirkende Dame um die Fünfzig, die hinter einem schweren Eichenholz-Schreibtisch in dem klimatisierten, modern eingerichteten Zimmer thronte und sich nach seinem Eintreffen höflich erhob, nickte seinen Begleitern kurz zu, worauf diese wortlos den Raum verließen.
Die Dame bedeutete Deeks mit einer einladenden Handbewegung sich zu setzen.
Als er die Geste ignorierte, zog sie kaum merklich die bleistiftdünnen Augenbrauen hoch und nahm selbst wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz.
Ihr dunkles Haar war am Hinterkopf zu einem festen Knoten zusammengehalten, und man hätte sie durchaus noch immer als eine sehr schöne Frau bezeichnen können, doch ein gewisser Ausdruck von Strenge und Unnahbarkeit, der ihre ebenmäßigen Gesichtszüge dominierte, ließ sie insgesamt doch eher arrogant wirken. Eine Eigenschaft, die ihr beim Betrachter nicht unbedingt Sympathiepunkte einbrachte.
„Mein Name ist Orli Elbaz, ich bin die Direktorin dieser Institution“, stellte sie sich ihrem unfreiwilligen Gast vor. „Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten, Agent Deeks, aber Ihre Beweggründe für diese Reise sind uns gut bekannt. Wir können nicht zulassen, dass Sie hier herumspazieren und nach einem ehemaligen Mitglied unserer Organisation suchen, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen. Sie befinden sich immerhin…“
„Ich weiß, wo ich mich befinde, Misses Elbaz“, erwiderte Deeks ungehalten. „Aber erstens bin ich kein Agent, sondern lediglich ein Detective des NCIS, und zum anderen haben mir Ihre Leute bereits am Flughafen regelrecht aufgelauert und mich auf ziemlich unmissverständliche Art gebeten, sie zu begleiten. Also lautet die Frage nicht, was ich hier will, sondern viel eher, was ich hier soll!“
„Sie suchen nach Ziva David. Sie hat jahrelang für uns gearbeitet, also ist es wohl naheliegend, dass Sie sich auf der Suche nach ihr zuerst an uns wenden sollten. Zudem sind Sie nicht der erste Mitarbeiter des NCIS, der ihr bis nach Israel hinterherschnüffelt. Und bevor Sie doppelt so viel Staub aufwirbeln, wie Ihr Vorgänger es getan hat, haben wir von vorn herein versucht, Ihren Besuch etwas weniger auffällig zu gestalten. Deshalb hatten meine Mitarbeiter den Auftrag, Sie sofort nach Ihrer Ankunft diskret zu kontaktieren.“
„Diskret, ja?“, beschwerte sich Deeks empört. „Indem man mich mit vorgehaltener Waffe genötigt hat, in ein Auto zu steigen, und mich dann gegen meinen Willen hierher verschleppt hat?“
„Wenn Sie es unbedingt so nennen wollen, Detective Deeks. Wir haben Sie also hierher… verschleppt. Sie – und ihre beiden Begleiter.“
„Was denn für Begleiter? Ich bin allein hergekommen und habe gar keine…“
Orli Elbaz unterbrach ihn durch eine eindeutige Handbewegung und gab ihrem Mitarbeiter, der sich bisher diskret im Hintergrund gehalten hatte, ein Zeichen, woraufhin er wortlos die Tür öffnete. Deeks glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als zwei gute Bekannte den Raum betraten.
„Hi Marty!“, grüßte G Callen, als sei ihr Wiedersehen an diesem ungewöhnlichen Ort die normalste Sache der Welt, während Sam Hanna Orli anerkennend zunickte. „Kompliment, Misses Mossad, Sie sind besser informiert, als wir vermutet hatten.“
„Mein Name ist Orli Elbaz, ich bin die Chefin des israelischen Geheimdienstes. Ihre Anmerkung nehme ich als Kompliment, Agent Hanna. Der Mossad ist immer bestens informiert – weltweit.“
„Wie seid ihr beide hergekommen?“, wandte sich Marty Deeks an seine Teamkollegen, nachdem er sich einigermaßen von der Überraschung erholt hatte. „Im Flugzeug habe ich euch nicht gesehen.“
Sam grinste von einem Ohr zum anderen.
„Das kommt daher, dass Hetty bestens über deine Finanzen Bescheid weiß und überzeugt war, du würdest die Economy-Class benutzen. Und um noch ein Weilchen unsichtbar für dich zu bleiben, sah sie sich leider gezwungen, uns den furchtbaren Unannehmlichkeiten der Business Class aussetzen.“
„Ha ha“, kommentierte Deeks den Scherz seines Freundes. „Aber wo ihr beide nun schonmal da seid, könnt ihr der First Lady vom Geheimdienst vielleicht erklären, dass ich weder ein Spion, noch in irgendeiner anderen unlauteren Absicht hier eingereist bin. Sie soll mich nur in Ruhe und Frieden nach einer alten Freundin suchen lassen.“
„Glauben Sie wirklich, Detective Deeks, das wüsste ich nicht längst?“, erwiderte Orli selbstbewusst. „Sie sollten sich endlich beruhigen und gemeinsam mit ihren beiden Teamkollegen erst einmal einen Willkommenstee mit mir trinken.“ Wieder nickte sie ihrem Mitarbeiter zu, woraufhin dieser diensteifrig nach draußen eilte. Sie selbst lehnte sich zurück und wies nachdrücklich auf die freien Plätze vor ihrem Schreibtisch. „Bitte, nehmen Sie Platz, meine Herren.“
Etwas widerwillig kamen Deeks, Sam und Callen der Aufforderung nach. Orli Elbaz nickte zufrieden und schlug den Aktenordner auf, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
„Ziva, die Tochter meines hochgeschätzten, und leider vor einem Jahr auf tragische Weise verstorbenen Vorgängers Eli David. Ich muss gestehen, die Frau war eine außerordentlich gute Mossad-Agentin, und, wie ich hörte, auch eine überaus fähige NCIS-Mitarbeiterin. Ich werde ihr ewig dankbar sein, dass sie es geschafft hat, den abtrünnigen Verräter Ilan Bodnar auszuschalten. Zugegeben, ihre Motive dafür waren wohl eher privater als dienstlicher Natur, nachdem er ihren Vater kaltblütig ermorden und das ganze wie einen Terroranschlag aussehen ließ. Leider kehrte nach Bodnars Tod nicht die Ruhe ein, die man sich hierzulande erhofft hatte, denn er hinterließ einige recht treue Gefolgsleute. Und die haben natürlich längst erfahren, wer ihren Boss auf dem Gewissen hat. Deshalb ist Ziva untergetaucht.“
„Ich nehme an, Sie wissen, wo sie sich derzeit aufhält“, warf Deeks ein und ließ die Mossad-Chefin nicht aus den Augen.
„Ich vermute es zumindest“, erwiderte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. „Allerdings bin ich nicht sicher, inwieweit ihre Feinde mittlerweile über ihr Versteck informiert sind. Deshalb bin ich, ehrlich gesagt, ganz froh, dass Sie hier aufgetaucht sind, denn ich nehme an, Sie wollen vollenden, was Ihr Vorgänger leider nicht geschafft hat: Ziva zu überreden, in die USA zurückzukehren. Leider kann ich Ihnen dabei wenig helfen, denn der NCIS hat vor einigen Jahren die Zusammenarbeit zwischen unseren Institutionen beendet, ein Umstand, den ich persönlich bis heute zutiefst bedauere.“
Deeks tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit seinen beiden Teamkollegen und beschloss, dass es besser wäre, mit offenen Karten zu spielen.
„Sie haben Recht, Ma`m, wir würden Ziva gern mit zurücknehmen, aus den verschiedensten Gründen. Vor allem aber, weil sie eine hervorragende Agentin ist, die sich beim NCIS unverzichtbar gemacht hat. Und wenn ihr Leben hier in Gefahr ist, dann ist das natürlich noch ein entscheidender Grund mehr, sie so schnell wie möglich außer Landes zu bringen.“
Orli lächelte.
„Ich sehe, wir verstehen uns. Eli hätte von mir erwartet, dass ich für die Sicherheit seiner Tochter sorge. Doch da sie untergetaucht ist und den Kontakt zu unserer Behörde abgebrochen hat, sind mir leider die Hände gebunden. Allerdings dürfte sie meine Privatnummer haben und kann mich jederzeit kontaktieren.“ Sie nickte ihrem Mitarbeiter, der in diesem Augenblick dienstbeflissen ein Tablett mit Tee vor ihnen abstellte, dankend zu. „Bitte bedienen Sie sich, meine Herren. Nach dem langen Flug wird Ihnen ein frischer, israelischer Kaktusblütentee sicher guttun.“
Sam verzog skeptisch das Gesicht, beugte sich diskret zu G herüber und raunte kaum hörbar:
„Kaktusblüten-Tee? Ich hoffe, sie haben die Stacheln vorher rausgenommen!“
Be`er Scheva, Süd-Israel
Ziva trat hinaus auf die Veranda des kleinen Hauses, in dem bereits ihre Großeltern gelebt hatten, und in dem sie selbst vor etwa dreißig Jahren geboren worden war. Gedankenverloren blieb sie auf der obersten Stufe der knarrenden Holztreppe stehen und starrte hinaus in die hinter dem kleinen Olivenhain deutlich sichtbaren Ausläufer der von Gebirgen, Tälern und Kratern durchzogenen Negev-Wüste.
Mittlerweile lebte sie bereits über sechs Monate hier am Rande von Be`er Scheva, einer etwa anderthalb Fahrstunden südlich von Tel Aviv liegenden Stadt, die mit ihren fast zweihunderttausend Einwohnern zu den größten Städten ihrer Heimat Israel gehörte.
Ziva hatte fast ihre gesamte Kindheit hier in Be`er Scheva verbracht, zusammen mit ihren Eltern, Großeltern und ihrer jüngeren Schwester Thali. Jahre einer nahezu unbeschwerten, glücklichen Zeit…
Jetzt waren es nur noch bittersüße Erinnerungen, die sie mit ihnen teilen konnte. In diesem alten Haus waren sie nach unendlich langer Zeit wieder allgegenwärtig. Sie vermisste jeden einzelnen der geliebten Menschen, das Lächeln ihrer Mutter, die in ihren Augen die schönste Frau der Welt gewesen war, der Vater als ihr großes Vorbild, zu dem sie als Heranwachsende immer stolz aufgesehen hatte, die Liebe und Großherzigkeit ihrer Großeltern, die sich trotz der harten Arbeit und der schweren Zeiten immer ihre Güte und Warmherzigkeit bewahrt und an ihre Kinder weitergegeben hatten, und nicht zuletzt das fröhliche, unbeschwerte Lachen ihrer Schwester Thali, das ihr noch heute in den Ohren klang, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie beide im Garten hinter dem Haus gespielt und sich gegenseitig ihre heimlichen Wünsche und Träume erzählt hatten.
Sie alle waren nicht mehr da, waren ihr im Laufe der Zeit durch Alter und unbarmherzige Schicksalsschläge für immer genommen worden. Sie fühlte sich verlassen und einsam, selbst an dem Ort, der noch immer ein Teil von ihnen war. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb liebte sie dieses Fleckchen Erde, dieses Haus voller Erinnerungen an das, was nun unwiederbringlich der Vergangenheit angehörte. Hier war ihr alles vertraut, jedes Brett, jeder noch so kleine Riss in den alten Wänden, ja sogar das Knarren der obersten Treppenstufe, auf der sie gerade stand. Aber nicht nur die Erinnerungen an ihre Familie waren hier allgegenwärtig, nein, es war noch etwas anderes, das sie nicht zur Ruhe kommen ließ...
Seitdem er hier gewesen war und versucht hatte, sie zur Umkehr zu bewegen, war auch er ein entscheidender Teil ihrer Erinnerungen, und diese Gedanken waren nicht durch die Zeit verblasst, sondern so real, dass ihr Herz jedes Mal schneller schlug, wenn sie daran dachte, wie sie mit ihm gemeinsam hier auf der Veranda gesessen und geredet hatte. Tony, ihr Teamkollege, ihr Partner, ihr Freund und Vertrauter… Sie waren einander in den acht Jahren, in denen sie gemeinsam für den NCIS gearbeitet hatten, nahegekommen, so nahe, dass ihre Beziehung zueinander kaum noch als nur rein dienstlich zu bezeichnen war. Sie dachte an die Hoffnung in seinen Augen, als er davon sprach, dass er um sie kämpfen würde, aber auch an die Enttäuschung, als ihm irgendwann klar war, dass dieser Kampf aussichtlos war. Sie hatte sich entschieden.
Zumindest hatte sie sich das hartnäckig eingeredet, doch trotz aller inneren Überzeugung hatten sich inzwischen leise Zweifel in ihre Gedanken eingeschlichen. Die Tage der Trauer und Erinnerung hatten ihrer Seele gutgetan, aber mittlerweile spürte sie die besondere Verbindung zu den Menschen aus ihrem früheren Leben kaum noch, die Reise in die Vergangenheit vermochte ihr nicht den inneren Frieden zu vermitteln, den sie sich davon erhofft hatte.
Doch noch immer war sie nicht bereit, sich das Offensichtliche einzugestehen: Sie hatte Heimweh. Heimweh nach ihrer neuen Heimat, die zu erleben schon damals in frühester Kindheit einer ihrer sehnlichsten Träume gewesen war. Heimweh nach ihrer Arbeit, nach der Spannung und der Leidenschaft, mit der sie mit ihren Teamkollegen gemeinsam an jedem neuen Fall gearbeitet hatten. Heimweh nach Gibbs, McGee, Abby und Ducky, die allesamt mittlerweile wie eine Familie für sie geworden waren. Heimweh nach ihm…Tony.
Er hatte Recht gehabt. Sich die Schuld am Tod gewisser Leute zu geben, war verkehrt. Sie hatte nie einen Menschen aus falschen Motiven heraus verletzt oder getötet. Es gab für alles Gründe. Es war ihre Berufung, gegen das Unrecht zu kämpfen und das Gesetz zu vertreten. So war sie erzogen und ausgebildet worden. Trotzdem war sie lange Zeit zweigleisig gefahren, war auf der einen Seite ihres Herzens immer eine Mossad-Agentin gewesen, während sich die andere Hälfte dem Dienst beim NCIS verschrieben hatte. Dann hatte sich das Gleichgewicht irgendwann unmerklich verschoben, weiter und weiter, bis sie schließlich den endgültigen Schritt zum NCIS freiwillig und aus tiefer innerer Überzeugung gegangen war. Gibbs hatte ihr vertraut, und sie bewies im Gegenzug dazu, dass sie dieses Vertrauen wert war, und dass es auf Gegenseitigkeit beruhte.
Es war ein langer und erbitterter innerer Kampf gewesen, den sie gegen sich selbst geführt hatte, gegen ihre Gesinnung, ihre Ideale, ihre Erziehung. Ein Kampf voller Zweifel und Selbstzweifel, bei dem persönliche Gefühle nicht selten auf der Strecke geblieben waren.
Nun stand sie erneut vor einem Wendepunkt ihres jungen Lebens, denn sie fühlte, dass es an der Zeit war, eine endgültige Entscheidung zu treffen: hierzubleiben, in dem Land, in dem ihre Wurzeln waren, und das sie immer als ihre Heimat betrachten würde, wo sie jedoch keine Familie mehr hatte – oder die Vergangenheit ein für allemal hinter sich zu lassen und dorthin gehen, wo ihr Herz sich inzwischen zu Hause fühlte.
Diese Entscheidung konnte ihr niemand abnehmen, sie musste sie selbst treffen. Und sie musste es bald tun.
Seufzend drehte Ziva sich um, ging ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich.
Sie hatte den Raum noch nicht durchquert, als sie plötzlich wie erstarrt innehielt und lauschte, denn sie vernahm ganz deutlich jenes knarrende Geräusch, das ihr so unendlich vertraut war.
Jemand hatte die obere Treppenstufe betreten…
N.CIS Washington D.C.
“Deeks ist in Israel? Was soll das bringen, Hetty?“
Ungläubig starrte Kensi auf den riesigen Monitor im Konferenzraum, auf dem ihr Hettys Gesicht überlebensgroß entgegenblickte. Man hatte ihr gestattet, den Videoraum des NCIS für ein Gespräch mit ihrer ehemaligen Vorgesetzten an der Westküste zu nutzen.
„Nun, wenn ich ehrlich bin, hoffe ich, es bringt uns ein doppeltes Comeback.“, erwiderte die Grande Dame des NCIS-Hauptquartiers in Los Angeles in ihrer unerschütterlichen Ruhe, während sie, eine zierliche Teetasse in der Hand, über den Rand ihrer Brille in die Kamera blickte. „Wir werden sehen, ob meine Rechnung aufgeht.“
„Sie glauben also wirklich, er bringt Ziva David dazu, ihre Meinung zu ändern und mit ihm nach Hause zurückzukehren?“ Kensi schüttelte äußerst skeptisch den Kopf. „In seiner derzeitigen Verfassung würde ich ihm nicht einmal einen Gang zum nächsten Supermarkt zutrauen.“
„Unterschätzen sie Ihren Partner nicht, wenn es um Sie geht.“
„Das tue ich nicht, und genau das macht mir Sorgen. Deeks stand noch nie derart neben sich. Es würde mich nicht wundern, wenn er sich unterwegs verfliegt!“
„Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass er inzwischen gut in Tel Aviv angekommen ist, und in seinem Verhalten bisher weder Zeichen von Unsicherheit, noch irgendwelcher Neurosen zeigt. Er verhält sich absolut normal und hat nach seiner Ankunft lediglich einen kurzen Zwischenstopp im Mossad Hauptquartier eingelegt.“
„Was?“ Kensi glaubte sich verhört zu haben. „Deeks ist beim Mossad?“
„Nein, nicht mehr. Er hat das Gebäude bereits wieder verlassen und bewegt sich nun in Richtung seines endgültigen Zielortes vorwärts.“
„Hoffentlich nicht auf einem Kamel!“
„Ganz im Gegenteil. Er fährt einen gemieteten Dodge Durango und macht einen sicheren und sehr zielstrebigen Eindruck.“
„Na toll.“ Seufzend rieb sich Kensi die Schläfen. „Woher haben Sie eigentlich all diese Informationen, Hetty? Haben Sie Deeks eine Kamera in den Saum seines T-Shirts eingenäht?“
„Aber nein, Miss Blye, das wäre reine Materialverschwendung, denn Mister Callen und Mister Hanna sind mit erstklassiger Technik und den modernsten Kameras ausgerüstet und behalten alles genauestens im Auge.“
„G und Sam sind ebenfalls in Israel? Oh mein Gott, was für ein Komplott!“
„Ich weiß gar nicht, worüber Sie sich so aufregen, meine Liebe! Sie sollten das Ganze als eine Art Betriebsausflug zu Therapiezwecken betrachten.“
„Hetty!!!“
„Ich muss jetzt Schluss machen, Miss Blye, denn irgendwer muss hier die Arbeit erledigen, die mein Personal durch diese Vergnügungsreise sträflich vernachlässigt.“ Sie blinzelte belustigt. „Kommen Sie klar in D.C., oder tritt Mister Gibbs Ihnen auf die Füße?“
„Natürlich tut er das, Hetty! Wo bleibt denn sonst der Spaß?“, erklang Jethro Gibbs Stimme unmittelbar hinter Kensi, woraufhin diese erschrocken herumfuhr.
Henrietta Lange schmunzelte bei seinem Anblick von einem Ohr zum anderen.
„Gut so, mein Lieber! Aber übertreiben Sie die Sache nicht, denn ich weiß, dass Miss Blye recht gut im Zurücktreten ist!“
Der Bildschirm erlosch, und Kensi räusperte sich etwas verlegen.
„Ich bin sicher, Hetty hat das nicht so gemeint, wie es sich anhörte.“
Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, stand Gibbs da, wippte auf seinen Zehenspitzen, schmunzelte verhalten und bedachte seine neue Agentin mit einem abschätzenden Blick.
„Nicht? Ich wäre sehr enttäuscht, wenn das so wäre. Tritt um dich, tob dich aus und lass den Frust über deine Versetzung raus, Kens, damit wir hier endlich wieder richtig mit der Arbeit beginnen können!“