Elon ließ die Decke liegen und drehte sich fragend wieder zu Mila um.
„Hast du Blut geleckt?", fragte er und musste tatsächlich grinsen. Womöglich konnte er Mila doch dazu bringen zum Sonderunterricht zu gehen. Immerhin schien sie, auf diese Fähigkeiten, die womöglich auch in ihr schlummerten, neugierig zu sein.
„Ja, natürlich. Wieso auch nicht. Und ich bin von Elektrizität an sich sowieso fasziniert", meinte sie, als wäre es nicht weiter wichtig. Aber das Elon nicht normal war, sorgte dafür, dass sie immer neugieriger wurde. Wahrscheinlich aus dem Grund, weil sie immer an neuen Dingen, die sie nicht kannte, interessiert war.
Es war wie der Wissensdrang, den sie als Kind gehabt hatte. Sie musste einfach erfahren, was sich dahinter verbarg und alle Geheimnisse lüften.
„Ich könnte dir natürlich eine Vorstellung geben, aber ... ich wüsste nicht was ich davon hab", gestand er mit einem gespielt traurigem Seufzen und ließ demonstrativ die Schultern hängen. Auch wenn es nicht wirklich ernst klang oder aussah.
„Wirklich?", fragte sie aufgeregt. „Was willst du denn für eine kleine Demonstration haben?", wollte sie wissen und klang fast schon wie ein Kind, das unbedingt einen Lolli wollte.
Elon war ehrlich überrascht über diese Reaktion von ihr. Das hatte er wirklich nicht erwartet von jemandem, der sonst so diszipliniert war. Immerhin war gerade Mila immer darauf bedacht, dem Standard der High Society zu entsprechen und das war er sicher nicht. Und doch ... ließ es sie glücklicher erscheinen, was ihr weitaus besser stand als diese kühle Miene, die sie sonst immer hatte.
„Was hast du denn zu bieten?", fragte er herausfordernd und verschränkte interessiert die Arme. Sein Blick dabei auf Mila gerichtet.
Diese überlegte kurz, während sie sich umsah. „Ich weiß nicht. Ein Dartspiel für deine Männerbude, oder einen Beamer samt Leinwand?", schlug sie vor, da sie keine Ahnung hatte, was Elon denn so mochte. Und diese Dinge standen bei ihnen im Keller. Ihr Vater hatte sie mitgebracht, weil sie in ihrem anderen Zuhause keinen Platz gefunden hatten. Und da sie hier mit ihrer Mutter wohnte, waren das eher unerwünschte Gegenstände.
„Hm ... du sagtest du hast Chris eingeladen?", fragte er und machte ein nachdenkliches Geräusch, auch wenn er dennoch grinsen musste.
„Ja." Mila zog das Wort in die Länge, weil sie den plötzlichen Themenwechsel nicht so ganz nachvollziehen konnte. Was wollte Elon denn jetzt damit? Sie hatte Chris für morgen ins Café eingeladen.
„Magst du ihn?", fragte er und verengte lauernd die blauen Augen.
Mila zuckte die Schultern. „Er ist eine angenehme Gesellschaft, also denke ich schon. Aber im Grunde kenne ich ihn nicht", merkte sie an und wartete darauf, dass Elon endlich zum Punkt kam.
Dieser seufzte und schüttelte dann doch den Kopf, als hätte er sich dagegen entschieden, was er ursprünglich wollte. „Sagen wir einfach, ich hab was gut bei dir", wandte er ein und stieß sich von der Küchenecke ab, um auf Mila zuzulaufen.
Diese legte fragend den Kopf schief. „Das ist dein Standard, wenn du noch nicht weißt, was du willst, oder?", fragte sie, aber ihr neugieriger Blick lag auf Elon.
„Ich weiß was ich will. Nur heb ich mir das gerne auf, für dann, wenn ich es auch brauche", erklärte er und setzte sich neben Mila, als plötzlich die Lichter allesamt, mit einem leisen Surren ausgingen.
Mila zuckte erschrocken zusammen und blickte, noch während sie versuchte ihr Herz zu beruhigen, an die Decke und dann wieder zu Elon. „Du hast mich erschreckt."
Elon musste leise lachen, als er die Silhouette ihres erschrockenen Gesichts sah.
„Hast du es dir schon anders überlegt?", fragte er mit einem Anflug eines herausfordernden Untertons.
Mila schüttelte den Kopf. „Ich traue dir nicht zu, dass du mich umbringst und verschacherst. Es gab zu viele Zeugen, die gesehen haben dass wir miteinander gesprochen haben", erklärte sie fast schon nüchtern.
Elon blickte sie entgeistert an, auch wenn sie es wohl nicht sehen konnte. „Du bist wirklich ein Spielverderber oder?", fragte er ebenso nüchtern, um sie nach zu äffen.
„Ich bin vorsichtig. Meine Mutter hat immer Angst dass man mich auf der Straße wegschnappt. Irgendeinen Schaden muss das ja bei mir hinterlassen haben", erklärte sie, als würde das alles erklären. „Aber jetzt bin ich trotzdem neugierig."
Kurz schüttelte Elon den Kopf und streckte ihr seine Hand aus. „Gib mir deinen Arm, ohne Stoff", erklärte er und wartete geduldig.
Mila wirkte überrascht und streckte ihren Arm aus. Da sie noch immer ihr Tänzerkostüm trug, war er sowieso stofflos. Neugierig wartete sie bemüht geduldig ab.
Elon drehte ihre Handfläche nach oben und legte behutsam Zeige- und Mittelfinger an ihr Handgelenk, als würde er ihren Puls fühlen wollen. Stattdessen jedoch spürte Mila ein leises Zwicken, gefolgt von einem kitzelnden Vibrieren, was sich immer weiter über ihren Arm ausbreitete. Erstaunt stellte sie fest, wie sich kleine feine Blitze bildeten, die in der Dunkelheit einen violett-weißen Schein hatten und unkontrolliert über ihren Arm tanzten. Jedes Mal wenn einer der Blitze tatsächlich ihre Haut berührte, spürte sie ein leichtes Zwicken.
Sie keuchte überrascht und musste leise lachen, weil es nicht nur einmal kitzelte. Es gab gewisse Massagegeräte, die sie gerne nutzte, weil sie eben jene Gefühle auslösten. Dieses sanfte Kitzeln und Vibrieren auf der Haut fühlte sich sehr schön an.
Und die hübschen Funken und Blitze, erklärten wieso er das Licht ausgemacht hatte.
„Tut mir leid, wenn ich dir weh getan hab", seufzte Elon, als erneut einer der feinen Blitzadern mit einer Berührung ein kurzes Zwicken hinterließ. Mila überkam eine Gänsehaut, als Elon die Hände von ihr nahm und die letzten kleinen Funken über ihre Haut tanzten, bis diese auch schließlich erloschen.
Sie schüttelte den Kopf. „Du hast mir nicht wehgetan. Es war schön und hat sich gut angefühlt. Ich mag das", erklärte sie, ohne dabei Hintergedanken zu haben.
Musternd hob Elon den Blick und besah sich Mila so gut es die Dunkelheit zuließ. Er hätte das Licht wieder einschalten können und wohl sollen, doch irgendwie wollte er das nicht. Noch nicht. Der Gedanke, dass Mila ihn gerade nicht sehen konnte, war im Augenblick angenehmer. Er konnte sich nicht erklären, wieso er plötzlich so angespannt war, doch es lag nahe, dass er noch konzentriert von der Einlage eben war. Außerdem hatte er mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Mila wirkte viel zu ruhig. Ob es bei ihr noch nicht angekommen war, was hier eigentlich passierte? Oder war die Vorstellung von solchen Fähigkeiten für sie nichts Besonderes?
„Passiert das eigentlich nur, wenn du es willst, oder verteilst du auch unterbewusst Schläge?", fragte sie und sagte es so ruhig, dass es nicht wirkte, als würde sie ihn damit aufziehen wollen. Es klang einfach nur aufrichtig neugierig.
„Ich kann es schon so weit kontrollieren, keine Sorge", erklärte er, als würde er versuchen sie zu besänftigend. Vermutlich hatte Mila Sorge, dass er es nicht würde zurückhalten können, weil er sie auch mit den Blitzen berührt hatte.
„Machst du das noch mal?", fragte sie und streckte ihren anderen Arm aus. Das Spiel der Blitze hatte sie wirklich fasziniert.
Irritiert blickte Elon sie an, doch senkte sogleich den Blick wieder auf ihren ausgestreckten Arm. „Du bist komisch", bemerkte er als wäre es eine Feststellung.
„Wieso? Ich mag das Gefühl, ist das schlimm?", fragte sie und blickte ihn von der Seite her fragend an.
Beide saßen am Boden in der Dunkelheit nebeneinander. Was irgendwie ein sehr intimer Moment war, auch wenn Mila nicht genau wusste, wie sie auf diesen Gedanken kam.
Elon antwortete nicht sofort, doch tat ihr nach einer Weile der Stille den Gefallen. Er hob mit einem leisen Rascheln seinen Arm und fuhr mit den Fingerspitzen über die weiche Haut von Milas Handgelenk, bevor er wieder seine Blitze über ihre Haut tanzen ließ.
Zufrieden lächelnd blickte Mila die Blitze an und genoss das Gefühl auf ihrer Haut.
Das alles faszinierte sie ungemein. Sie hätte am liebsten die ganze Zeit zugesehen.
Doch ähnlich wie auch beim ersten Mal, hörte Elon nach einer Weile wieder auf und ließ die Blitze erlöschen.
„Du solltest schlafen. Soll ich dir die Couch fertig machen oder kriegst du das hin?", fragte er und hielt kurz seine Schulter, als er sich zur Couch hinter sich drehen wollte.
„Entschuldige, dass war bestimmt anstrengend", meinte Mila plötzlich und in ihrer Stimme klang ein entschuldigender Ton mit. Erst dann ging sie auf seine Frage ein. „Ich bekomme das hin, aber willst du nicht auch auf der Couch schlafen?", fragte sie, da sie es irgendwie nicht gerecht fand, wenn Elon am Boden schlafen musste, weil er ihr die Couch überließ.
Elon lachte ein wenig verzweifelt und schüttelte vehement den Kopf, als er sich erhob. „Nein, nein, nein, nein und nochmals nein. Du schläft hier ...", erklärte er und machte eine Geste auf die Couch. „... und ich da hinten", fügte er hinzu und deutete nun auf den Billardtisch mit der Decke. „Gesittet und geordnet"
Mila verdrehte die Augen. „Das Kerle auch immer nur an das eine denken müssen. Nur weil wir in einem Bett schlafen heißt das ja nicht, dass wir miteinander schlafen", meinte sie kopfschüttelnd.
„Deine Mutter wird mir da sicher widersprechen und ich will keinen Streit mit ihr anfangen. Sie scheint mich ohnehin nicht leiden zu können", erklärte er fest entschlossen und ging zum Tisch, um sich darauf zu setzen. Er schien es wirklich ernst zu meinen.
Mila seufzte. „Mutter wird nie erfahren, dass ich hier bin. Morgen früh ist unser Dienstmädchen wieder da. Sie lässt mich rein", erklärte die junge Frau und erhob sich, um die Couch fertig zu machen, damit sie sich hinlegen konnte. Sie verstand Elon nicht. Dieser hatte doch kein Interesse an Frauen, warum also sträubte er sich so? Wirklich nur wegen ihrer Mutter?
„Spar dir deine Verführungskünste für Chris. Meinetwegen könnt ihr auch hierherkommen", erklärte Elon stur und blickte Mila nicht mehr an. Er konnte nicht sagen wieso, doch es war ihm auf eine gewisse Art und Weise unangenehm, dass sie es überhaupt angeschnitten hatte. Stattdessen legte er sich auf den Tisch und deckte sich zu, die Augen allerdings offen und an die Decke gerichtet.
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Seid ihr auf Milas Seite oder der von Elon? In einem Bett schlafen oder nicht?