Es trifft wohl die allermeisten unter uns, manche sogar in häufigeren Abständen. Der Zauber, der das Herz umgibt, der uns ein Lächeln schenkt, dass unschuldig dümmlich wirkt und doch so viel verheißt, dass wir uns seiner Existenz freuen. Liebe, das ist ein Zauber. Es gibt immer wieder Menschen, die der Auffassung seien, dass Liebe nur beim Menschen zu finden seien, Tiere wären dazu nicht in der Lage. In Anbetracht, dass der Mensch ein Tier ist (genauer ein zu den Menschenaffen gehörendes Säugetier), ist diese grundlegende Annahme, schon in den Papierkorb zu verfrachten. Mindestens ein Tier ist in der Lage Liebe zu empfinden. Es ist selten, sehr selten, dass ein Merkmal wirklich einmalig ist, der Mensch teilt eigentlich jedes seiner Merkmale mit einem oder mehrerer Lebewesen, es ist die Kombination der Merkmale, die den Mensch zum Menschen macht. So ist unser aufrechter Gang, auch von anderen Menschenaffen und Bären bekannt, der Werkzeuggebrauch ist ebenfalls in vielen Bereichen der Tierwelt zu erblicken und die Fähigkeit untereinander zu kommunizieren haben auch andere Tiere (Delfine, Affen) erreicht - sogar über Artgrenzen hinweg. Warum sollte also Liebe ein Alleinstellungsmerkmal sein? So gehe ich davon aus, dass dieses und weitere Gefühle jedem Wesen zu einem gewissen Grad innewohnen. Ob nun ein Alligator für Weibchen brummt oder ich meiner liebsten ein Ständchen überbringe - darin besteht im Endeffekt kein Unterschied, nur das der Alligator den Ton trifft...
Wer mir hierhin zustimmen wird, kann vielleicht noch Anstoß nehmen, dass der Mensch auf einzigartige Weise versteht zu lieben. Das ist natürlich eine sehr einfache Annahme, die man aufgrund mangelnder Kommunikationsfähigkeiten schlecht überprüfen kann. Aber ich möchte mich drei Tieren bzw. Tiergruppen widmen, welche manchen Menschen in ihrem Liebesverständnis, doch Konkurrenz zu machen scheinen.
Amors Pfeil
Ein geflügeltes Wesen in Windeln, dass mit seinen Pfeilen Liebe verteilt. So stellt sich manch einer den römischen Gott vor. Natürlich sind diese Pfeile nur metaphorisch, wir stechen und keine Pfeile in die Brust um unsere Liebe zu bekunden. Die Metapher spielt mit dem Glück erwählt zu sein, aber auch dem Schmerz, wenn die Wunde des Pfeils nicht durch Liebe heilen kann. Ausgeschlossen, dass ein Tier eine derartige Symbolik verstehen oder gar leben könnte!
Ob Schnecken die Symbolik ihrer Liebespfeile verstehen oder gar mit Windeltragenden Göttern gleichsetzen, ist ungewiss, Fakt ist, sie nutzen Pfeile, um sich zu paaren. Dabei sitzt der Liebespfeil auf einer Papille im Inneren des Pfeilsackes. Während des Liebesspiels der Schnecke wird der Pfeilsack durch das Genitalatrium ausgestülpt, der Liebespfeil so ausgestoßen und dem Partner in den Fuß gestochen. Es ist zwar mehr ein Liebesdolch oder gar eine Lanze, die sich Schnecken gegenseitig in die Körper rammen, aber eine Ähnlichkeit zu unserem Windelgott ist durchaus gegeben. Wird diese Liebeslanze nicht richtig gestoßen, kann sie entweder ihre Aufgabe nicht erfüllen (Austausch von sexuellen Körperflüssigkeiten und Keimzellen) oder aber zu Verletzungen, wie zur Untauglichkeit eines Fühlers führen. Doch was macht der Liebespfeil genau? Der Liebespfeil überträgt ein hormonhaltiges Sekret aus den nahe liegenden fingerförmigen Drüsen, das den Genitalapparat der Empfängerschnecke beeinflusst. Die sogenannte Bursa copulatrix ist ein Organ des Genitalapparats, das Fremdspermien verdaut und so zwangsläufig eine Auslese der gesündesten Spermien beeinflusst. Durch das Liebespfeilsekret überleben doppelt so viele Spermien, der Nachwuchs wird wahrscheinlicher.
Romeo & Julliet
Gut wenn uns der Windelgott nicht alleinig bleibt, so ist uns das Drama der Liebe doch gewiss. Der unendliche Schmerz, der in Shakespeares Werk Romeo & Julliet von Liebe zu dem Tod beider führt, welches Tier würde bitte sterben, wenn es glaubt, seine Partner sei fort? Keines! Haha, oder doch?
In der Tat gibt es sie, die Romeos und die Julliets, gleich 43 Arten vergehen, werden sie vom liebsten getrennt. Doch welche Tiere sollen das sein? Die Antwort lautet: Seepferdchen! Wählt ein Seepferdchen einen Partner aus, so bleibt es sein Leben lang diesem Partner gebunden. Stirbt der Partner, so stirbt binnen weniger Tage. Aber auch wenn der Partner verschwindet (durch Strömung fort getrieben oder von Menschen eingesammelt), wird der andere Partner ins Totenreich wechseln. So auch der verschwundene Partner. Kein Gift, kein Dolch und doch ein Drama insbesondere in der Aquarienhaltung, wenn nicht erkannt wird, dass zwei Seepferdchen sich nahestehen und getrennt werden. Generell sind Seepferdchen sehr interessante Geschöpfe, sie betreiben jeden Morgen ein Begrüßungsritual hierbei schwimmt meist das Weibchen zum Männchen und fordert es zum Tanz auf. Es greift mit dem Schwanz das Objekt, an dem sich das Männchen festhält, und beide drehen sie sich um das Objekt. Zum Schluss fassen sie sich gegenseitig am Schwanz und schwimmen gemeinsam in ihrem Revier umher.
Liebe macht blind
Ein Sprichwort, das wohlbekannter nicht sein kann und auch dieses müssen wir uns mit anderen Lebewesen teilen. Zumindest sind es nun keine tausende oder 43 Arten, sondern nur eine handvoll. Meerschweinchen, das hat die Uni Wien bewiesen, finden Nahrung schneller, wenn sie Single sind. Der Partner ist einfach viel interessanter, auch wenn man hungrig ist. Wie auch beim Menschen, gilt das Sprichwort bei den Meerschweinchen, vor allem für die frisch verliebten, Pärchen, die sich schon länger kennen, können sich ebenfalls Vorteile durch die Partnerschaft generieren. [1]
Liebe tut weh bzw. Liebe macht dumm
Diese beiden Aussagen hat man schon so oft gehört und manchmal können sie nicht anders als zutreffen. Diese letzten beiden Sprichwörter, sie müssen doch rein menschlich sein, oder?
Blicken wir doch nach Sulawesi zu den Hirschebern (Babyrousa), auch Babirusas, es handelt sich hierbei um Schweine mit vier imposanten und gebogenen Hauern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hirscheber1a.jpg
Diese wachsen, sofern sie nicht abbrechen, ein Leben lang weiter, je größer bzw länger und unverletzter, desto interessanter ist ein Männchen für die Weibchen seines Gebiets. Nun ist es so, dass die Krümmung der Hauer mit fortlaufendem Wachstum und bei einem ausbleibenden Abbruch der Hauer, nahezu bogenförmig verläuft. Sie wachsen also in Richtung des Schädels, bis sie diesen beginnen zu durchbohren (man kann annehmen, dass der Schmerz mit einem einwachsenden Zehennagel vergleichbar ist, = Liebe tut weh) bis sie in das Hirn vordringen und dort zu schweren Verletzungen führen, bei männlichen Babirusas macht Liebe offenbar auch Dumm...
Es handelt sich auch nicht zwingend um Einzelfälle, auf Sulawesi finden sich immer wieder Schädel von Tieren, die genau dieses Schicksal ereilten.
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[1] https://www.focus.de/wissen/natur/evolution/biologie-liebe-macht-wirklich-blind_aid_589834.html