Die Spelunke machte ihrem Namen alle Ehre. Eine echte Absteige eines Lokals. Das wirklich besondere an dieser Kneipe war jedoch, dass sie direkt im Untergeschoss des Bezirkssicherheitsamtes, dem RegSec, lag.
Man möchte meinen, dass sich hier nur Sicherheitsbeamte nach der anstrengenden Schicht ein paar Drinks gönnen würden. Aber weit gefehlt. Die Spelunke war sowohl der Hauptdrogenumschlagplatz als auch der Ort mit der höchsten Mordrate im ganzen Bezirk. Und das unter den Augen der ein- und ausgehenden Beamten. Natürlich lag das an Makon und seinen besonderen Umständen. Nirgends sonst arbeiteten die kriminelle Unterwelt und die Sicherheitsbehörden so eng zusammen und bildeten einen undurchdringlichen Filz der Korruption und Machenschaften.
Mpaula saß in ziviler Kleidung in einer Ecke eines abgeschotteten Hinterzimmers, gebeugt über seinem Drink. Wie er es in der Kürze der Zeit noch geschafft hatte, sich umzuziehen, sich ein Alibi für sein Verschwinden aus seinem Büro auszudenken und dann noch rechtzeitig und heimlich durch die Hintertür in die Spelunke einzudringen, um Paatz, dem Gastwirt seine ganz spezielle Bestellung aufzugeben und trotzdem noch der erste beim Treffpunkt zu sein, war ihm selbst ein Rätsel.
Nun saß er da und starrte gedankenverloren in seinen halbleeren Drink.
»Halb leer oder halb voll? Die alte philosophische Frage. Ich denke, es ist eine Frage der Perspektive.«
Mpaula sah erschrocken auf. Er hatte Xal und seine beiden Leibwächter nicht hereinkommen hören. »W-was?« Brachte er mühsam heraus.
»Oh, nicht doch, stottern sie nun auch schon Mpaula?« Amüsierte sich Xal. Seine beiden Gorillaboys kicherten dümmlich.
»Ich meinte ihren Drink, Mpaula.« Xal legte den Kopf schräg und wunderte sich über dessen träge Reaktion.
Mpaula machte eine wegwerfende Handbewegung. Er schaute nochmal in seinen Drink, als würde er sich vergewissern wollen und trank ihn dann in einem Zug leer. »Momentan würde ich sagen leer, sehr leer.« Zum Beweis zeigte er sein leeres Glas. »Warum dieses riskante und wenn sie mich fragen, auch überaus dämliche Treffen?« Wollte er wissen.
»Gut, dass ich sie nicht frage und auch nicht fragen muss, Agent Mpaula.«
Xal setzte sich ihm genau gegenüber. Sogleich wurde ihm eine Reihe von Drinks durch den Androiden Kellner dargereicht. Er griff zum Mineralwasser.
Xal setzte gleich nach, um jedwedes Missverständnis sofort aus dem Weg zu räumen. »Damit sie mich richtig verstehen, Mpaula. Ich glaube an unsere Abmachung. Denn sie macht total Sinn. Um Tausende Tote und Gewaltopfer zu vermeiden, um keinen Banden- oder Drogenkrieg loszubrechen, um die Spieler auf dem Spielbrett überschaubar zu halten und um jedem seine angedachte Rolle zuzuteilen.« Agent Mpaula räusperte sich und unterbrach an dieser Stelle. »Und um ihren Profit zu sichern. Das haben sie wohl gerade vergessen zu erwähnen.«
Xal öffnete die zuvor verschränkten Arme und setzte einen unschuldigen Blick auf. »Nein, das habe ich nicht. Aber sie haben scheinbar vergessen, dass, wenn ich Profit mache, auch sie und ihre ganze Abteilung profitieren. Offensichtlich haben sie meine Wohltaten bereits wieder vergessen. Das ist äußerst bedauerlich.« Xal senkte die Augen und knetete mit seiner linken Hand seine rechte Faust, bis es knirschte. Dann blickte er wieder auf. In seinem Blick lag jetzt eine Schärfe, die Mpaula nur allzu gut kannte. Der Agent lehnte sich zurück und verschränkte seinerseits die Arme vor der Brust, um sich gegen den verbalen Ansturm zu wappnen, der nun unweigerlich folgen würde.
»Agent Mpaula, zum letzten Schamdumfest habe ich ihrer ganzen Abteilung eine Reise ins Pal-Paradies geschenkt, samt den Familien. Wenn ich ihnen die Summe nennen würde, die mich das gekostet hat, schlackern ihnen die Spitzohren. Jeden Monat lasse ich ihnen und ihren Männern und Frauen über 350.000 Credits zukommen, damit sie alle ein feines Leben führen können. Und damit sie meine Geschäfte mit einem ruhigen Gewissen absegnen und hier und da für Schutz sorgen können. Ich habe mich außerdem letztes Jahr bei Haganika, dem widerlichen Stadtrat für ihr RegSec eingesetzt, damit sie neue Schutzausrüstung, neue Waffen und mehr Credits aus dem Stadthaushalt erhalten. Auch das hat mich viele Credits gekostet. Hinterher habe ich erfahren, dass Haganika auf kleine Jungs steht. Er holt sich jährlich ein bis zwei neue minderjährige Sklaven in sein Haus, obwohl er ja nur drei besitzen darf. Das Schicksal der anderen armen Jungen bleibt ungeklärt. Damit weiß ich auch, was er mit meinen Credits gemacht hat, die ich für sie ausgegeben habe. Das widert mich so dermaßen an, dass ich genau weiß, was ich mit Haganika anstellen werde, sobald er aus Amt und Würden entlassen wird. Sie verstehen?« Mpaula nickte und wunderte sich gleichzeitig über Xal’s ernsten Vortrag. Er hatte mit Gebrüll und Anklagen, mit Drohungen und Beschimpfungen gerechnet, aber damit nicht. Xal fuhr fort. »Mir ist bewusst, dass für sie als Benbarw Sklaverei zum Grundverständnis der Gesellschaft gehört. Nun ich sehe das ganz anders. Niemand gehört jemand anderem. Es sind lediglich die Verpflichtungen, die wir eingehen und die Entscheidungen, die wir treffen, die uns aneinanderbinden oder uns voneinander trennen. Sie und ich haben so eine Entscheidung getroffen vor etlichen Jahren. Diese Entscheidung bindet uns aneinander. Es ist ein Geben und Nehmen. Sie hatten die Wahl zwischen drei Bossen und einigen Typen mit geringerem Format, die auch meinten ein Boss zu sein. Nun ja, viele von denen arbeiten mittlerweile für mich, da sie eingesehen haben, dass der Titel Boss eine Nummer zu groß für sie war. Und manche andere haben das nicht eingesehen und sind spurlos verschwunden, man hat sie nie wiedergesehen. Worauf ich hinaus will, Mpaula. Sie und ich, wir sind eine Verpflichtung eingegangen und die bindet uns aneinander. Ich führe meine Geschäfte, wie ich es für richtig halte, verhalte mich dabei aber zivilisiert und halte Kollateralschäden dabei so gering, wie möglich. Frauen und Kinder, Sklavengeschäfte, Prostitution und Handel mit ABC-Waffen, sowie der Austausch mit Feinden der Kosmischen Konstellation sind tabu. Sie hingegen tun in erster Linie nur ihren Job, indem sie im Bezirk für Recht und Ordnung sorgen. Dabei schauen sie rechtzeitig weg, wenn es um die Abwicklung meiner Geschäfte geht und schauen andererseits rechtzeitig hin, wenn es um den Schutz dieser Geschäfte geht. Dafür bekommen sie ordentlich Credits von mir, die ich wiederum aus meinen Geschäften beziehe. Das ist der Deal. So einfach ist das. Das könnte sogar der dämlichste Zehnjährige Prinz einer Benbarw-Familie verstehen, Mpaula.«
Agent Mpaula, der angestrengt zugehört hatte, lehnte sich jetzt wieder vor und gestikulierte mit seinen Händen in Richtung Xal, um seiner Überraschung Ausdruck zu verleihen. »Xal, nichts von dem, was sie gesagt haben ist neu für mich und nichts davon lehne ich ab. Ich habe mich stets an unsere Abmachung gehalten, da sie, wie sie selbst gesagt haben, eine Menge Ärger von uns allen fernhält.«
Xal knallte seine rechte Faust auf den Tisch, sodass sogar sein Mineralwasserglas vom Tisch herunterflog und in Tausend nasse Stücke zerplatzte. »Das haben sie nicht, Mpaula. Das haben sie eben nicht. Fünf tote Straßenbosse in nur einem Segmentmonat beweisen das. Und deshalb sitzen wir hier am helllichten Tag und müssen neugierige Blicke riskieren. Weil sie sich offensichtlich nicht an unseren Deal gehalten haben.«
Mpaula ging sofort wieder über in eine Abwehrstellung und lehnte sich soweit wie möglich zurück. Er kniff die Augen zusammen und dachte nur. Da ist er also. Der Zorn, den ich bereits erwartet habe.
Xal verzog das Gesicht zu einer Grimasse der Ablehnung, wischte sich kurz über den Mund, während der Androiden Kellner bereits die Scherben des zerbrochenen Glases aufsaugte. In ruhigeren Ton fuhr er fort.
»Und das eine sage ich ihnen, Mpaula. Ich werde hier und heute herausfinden, warum sie sich nicht mehr an unseren Deal halten.« Er bewegte den Kopf hin und her, als würde er zwischen verschiedenen Alternativen abwägen. »Nach meinem Dafürhalten gibt es nur drei Möglichkeiten. Erstens, sie haben einen aus ihrer Sicht besseren Deal hinter meinem Rücken ausgehandelt. Zweitens, ihnen fehlt mittlerweile die Befähigung oder das Durchhaltevermögen, um unseren Deal aufrecht zu erhalten. Oder Drittens.« Mpaula machte große Augen und horchte auf. »Drittens, jemand anderes ist auf der Spielfläche erschienen, sabotiert unseren Deal und versucht uns gegeneinander aufzuwiegeln.« Xal zog die Stirn kraus, bildete mit seinen Händen eine Raute vor seinem Gesicht und nahm damit seine typische Denkerpose ein, wie viele seiner Untergebenen ihm nachsagten.
»Was darf es sein Mpaula? Wir werden es gleich erfahren.«
Wie auf ein Stichwort platzte der Neokas Angmarach mit seiner äußerst heißen, wie auch brandgefährlichen Assistentin Arnula in das Hinterzimmer herein. Sie war die beste Kampfkünstlerin, die Xal je in Aktion erleben durfte und könnte seine beiden Gon Lu Leibwächter höchstwahrscheinlich mit wenigen Handgriffen außer Gefecht setzen, wenn sie es musste. Angmarach war wahrscheinlich der muskulöseste Neokas, den es überhaupt gab. Sein Kopf ging direkt in die Schultern über, da sein Hals vor lauter Muskeln nicht mehr zu sehen war. Seine Augen starrten wild und belustigt in die scheinbar sehr ernste Runde hinein. Er setzte sich selbstverständlich direkt neben Mpaula und gab ihm einen kleinen Klapps auf den Rücken. »Na Donge, was machen die bösen Jungs im Bezirk?« Angmarach hatte die Angewohnheit jeden zu duzen und beim Vornamen zu nennen. Xal bekam nur ein kurzes Nicken zur Begrüßung. Arnula stand direkt hinter ihrem Boss. Sie war schlank, groß, trug einen gelben enganliegenden Trainingsanzug, hatte wunderschöne grau-blaue Augen und ihre Haut war mit feinen rosa Linien verziert. Wie bei allen Tremisianer Damen. Seitdem Xal sie kannte, hatte er eine tiefe Verbindung zu ihr gespürt, allein schon wegen derselben Herkunft. Sie würdigte ihn keines Blickes, hatte nur Augen für ihren massigen Boss. Sie legte ihre zarten Hände auf dessen Schulter und begann zu massieren.
Angmarach schnurrte. »Du weißt, was ich brauch, bevor ich es ausspreche, Baby.« Raunte er ihr zu.
Xal hatte nie verstanden, was sie an ihm fand, bis er ihr Geheimnis herausgefunden hatte. Mpaula rutschte auf seiner Bank nervös hin und her. Mit seiner Rechten überprüfte er mehrmals, ob seine Dienstwaffe in seiner Beintasche griffbereit war. Er hatte das Gefühl, dass es gleich eskalieren könnte und er dabei der Leidtragende wäre. Irgendwie stimmte ihn das traurig. Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er hatte Xal immer für die beste Wahl gehalten, um in diesem Spiel zu überleben und die Opfer möglichst gering zu halten. Doch jetzt hinterfragte er seine eigene Entscheidung mehr denn je. Rockenbach hatte ihm damals ein ähnliches Angebot gemacht, wie Xal, sogar das Schmiergeld war höher. Der Unterschied bestand für Mpaula darin, dass Xal einfach vernünftiger und weniger brutal auf ihn wirkte. Das erleichterte ihm seine Entscheidung, die er hoffentlich nicht gleich für immer bereuen würde.
Xal, dessen Gesichtszüge nun wieder freundlich wirkten, begrüßte auch die Neuankömmlinge mit einer einladenden Armbewegung. »Schön, dass wir alle so kurzfristig zusammenkommen konnten. Denn das ist notwendig geworden.« Xal’s Blick wanderte zwischen Mpaula und Angmarach hin und her. Die beiden hätten unterschiedlicher nicht sein können. Mpaula wirkte nervös und wie ein angeschossenes Tier. Angmarach dagegen hatte seinen typischen, herablassenden Blick drauf, mit dem er seiner Arroganz Ausdruck verlieh. Dann unterbrach ihn Angmarach, bevor er richtig loslegen konnte. »Hey, Klapperkiste, hol mir mal ein kaltes Bier. Und zwar das Teure. Nicht das Gesöff, dass die Ndala immer trinken.« Brüllte er den Androiden an, der gerade die aufgesaugten Scherben in den Müllschlucker entleerte. An Mpaula gewandt fügte er noch unbeholfen hinzu. »Nichts für ungut Donge. Ich weiß ja, dass ihr Ndala auch nur euren Job macht. Ich mag euren Job eben nicht besonders. Ha, ha.« Er feierte sich selbst und nahm das kühle Bier entgegen, dass ihm der Android reichte.
»Ich würde dann gerne beginnen, wenn sie so weit sind.« Xal blickte nochmal in die Runde. »Nur zu, lass dich von mir nicht aufhalten Xal, das klang ja mächtig wichtig, was Arnula mir berichtet hat.« Um sein rüpelhaftes Benehmen noch zu unterstreichen, rülpste Angmarach lauthals, nachdem er das Bier auf ex getrunken hatte.
Xal überspielte das und kam gleich zur Sache. »Aufgrund der aktuellen Situation ist der alte Deal hinfällig. Ich erwarte, dass wir drei einen neuen und besseren Deal aushandeln. Und zwar heute. Mein Vorschlag sieht folgendermaßen aus. Entweder Agent Mpaula verschreibt sich und seine Beamten wieder vollends dem Kampf gegen Rockenbach. Natürlich wieder mit üppigen Bezügen und der Unterstützung von Angmarach und mir. Oder Agent Mpaula präsentiert mir eine Exitstrategie, wie er ohne großes Aufsehen aus seinem Amt scheidet. Zusätzlich präsentiert er uns eine Reihe von Kandidaten, die seine Nachfolge in unserem Sinne antreten könnten. Der alte Deal würde dann noch so lange weiterbestehen, bis die Übergabe des Amtes erfolgt wäre. Des Weiteren werden Angmarach und ich uns eigenständig um das Problem Rockenbach kümmern, und zwar ohne die Einmischung des RegSec, Agent Mpaula.« Xal schaute fordernd in die Augen des Agenten. »Also, was darf es sein Mpaula?« Er holte vorsichtig seine Waffe aus der Beintasche, entsicherte sie und legte sie flach auf seinen Oberschenkeln ab. Alles unterhalb des Tisches, damit es keiner merkte. Ihm war klar, dass eine falsche Antwort ihn töten könnte. Aber zumindest würde er den Mistkerl Xal noch mitnehmen können, wenn er schnell genug war. Sein Finger lag am Abzug. Schweiß ran ihm von der Stirn und tropfte auf sein Jackett. Angmarach betrachtete ihn abschätzig.
Donge Mpaula schluckte noch einmal, bevor er zu einer Antwort ansetzte. »Ich werde zurücktreten. Mein Nachfolger kann sich dann um den Schlamassel kümmern, den sie angerichtet haben und ich nicht beenden kann.« Er hielt die Luft an und erwartete eine heftige Reaktion von Xal. Doch die blieb gänzlich aus.
Für einen Moment schien es fast so, als ob ein erleichterter Ausdruck in Xal’s Gesicht zu sehen sei.
»Was denken sie Angmarach?« Fragte er kurz und knapp und richtete seine Aufmerksamkeit auf die massige Gestalt vor ihm.
Angmarach kratzte sich am Kopf, schien kurz zu überlegen. Dann legte er seinen Arm um den Ndala. »Ich denke, er sollte bleiben und gefälligst seinen Job machen. Wir machen es, wie früher und setzen ihn auf Rockenbach an. Natürlich bekommt er auch einen Haufen Credits dafür. Versteht sich von selbst.«
Xal’s Blick lag eisern auf dem Koloss vor ihm. »Du würdest also freiwillig auf mehr Credits, mehr Gewalt und mehr Macht verzichten, Angmarach, verstehe ich dich richtig?«
Erschrocken zog der neokasische Gigant seinen massiven Arm, den er tätschelnd um Mpaula gelegt hatte zurück. »In all den Jahren, in denen wir uns kennen hast du mich noch nie mit du angesprochen Xal, warum jetzt?«
Xal’s eiserner Blick erweichte und echtes Bedauern schien sich darin abzuzeichnen. »Weil ich heute einen Wegbegleiter verliere, der mir mal sehr geholfen hat. Deshalb duze ich Dich zum Abschied Angmarach.«
Sein Blick wanderte zu Arnula hinauf, dann schloss er kurz seine Augen, um ihr das Zeichen zu geben.
Entsetzen machte sich auf Angmarach‘s Gesicht breit. Seine Muskeln spannten sich und er schien bereit zu sein über den Tisch zu springen und Xal’s Kopf abzureißen. Xal war sich sicher, dass er das auch tatsächlich könnte. Trotzdem blieb er ohne Regung einfach sitzen und seine beiden Gon Lu Leibwächter rührten sich ebenfalls nicht.
Mpaula wandte sich mit großen Augen zu dem Muskelberg neben ihm und versuchte zu erahnen, was als nächstes geschehen würde. Etwas sehr dünnes, wie ein seidener Faden blitzte plötzlich unter Angmarach’s rotem Kopf auf. Dann erst bemerkte Donge Mpaula, dass Arnula sich mit ihrem ganzen Körper rückwärtsgewandt gegen die Rückenlehne der Bank drückte und dabei etwas in ihren beiden Händen festhielt.
Röchelnd entwich die letzte Luft aus Angmarach’s Mund. Seine Augen traten aus ihren Höhlen. Seine Zunge hing sabbernd an seinem Kinn. Da wo eigentlich sein Hals sein sollte und jetzt nur Muskelmasse war, entstand eine rote Linie, die sich in eine klaffende Wunde verwandelte. Ein Sturzbach von Blut ergoss sich auf den Tisch. Angewidert sprang Mpaula auf und machte einen Satz zurück. Dabei vergaß er, dass er die gezogene Waffe in der Rechten hielt. Xal blieb unbeeindruckt sitzen, obwohl das Blut bereits drohte auf seiner Seite des Tisches herunterzulaufen.
Mit einem letzten Rucken und Knacksen und einem hohen Kampfschrei auf ihren Lippen beendete Arnula ihr grausiges Werk. Der massige rote Kopf des Neokasiers landete platschend auf dem Tisch, als wäre er das servierte Hauptmenü. Jetzt musste sich auch Xal angewidert wegdrehen. Er bat seinen Leibwächter Indulu, dass er den Kopf entfernen möge. Dann stand er auf und blickte kurz zu Mpaula. »Sie können ihre Waffe wieder einstecken, ihnen droht keine Gefahr.« Mpaula schüttelte zwar den Kopf, steckte seine Waffe aber trotzdem weg. Denn er glaubte Xal, obwohl er seine Handlung gerade nicht nachvollziehen konnte. Plötzlich zuckte er zusammen und war im Begriff seine Waffe wieder zu ziehen, als Arnula neben ihm auftauchte und ihre feuchtkalten Mörderhände auf seine Hand legte. Sie sah aus, als hätte sie sich von einer großen Last befreit und trotzdem so unschuldig, wie ein kleines Kind. Dass sie gerade einen Riesen brutal ermordet hatte, sah man ihr ganz und gar nicht an.
Eiskalt, dachte Mpaula, ließ seine Pistole aber wieder los.
»Sie brauchen sich wirklich nicht zu fürchten vor uns Agent Mpaula. Obwohl sie ein Benbarw sind, mögen Xal und ich sie sehr gerne. Ja, ich möchte sagen, wir vertrauen ihnen. Ist es nicht so, Schatz?«
»Schatz!« Brach es aus Mpaula heraus. »Ich verstehe gerade gar nichts mehr. Was spielen sie hier für ein grausiges Spiel?«
Xal machte eine beruhigende Handbewegung. »Ich erkläre ihnen gleich alles, versprochen. Und danke, dass sie mich nicht erschossen haben.«
Er drehte sich zum Androiden Kellner um, hielt ihm ein paar Credits hin und lächelte. »Wären sie so nett, die Sauerei hier aufzuräumen. Sie können ja ihre Emotionen ein wenig herunterschrauben, wenn ihnen das dabei hilft. Das können sie doch als Android, oder? Und bringen sie uns einen Whiskey und eine Flache ihres besten Stryker samt Gläsern in das Zimmer nebenan. Vielen Dank.«