Vorsichtig wiegte er das Reagenzglas in seiner Hand hin und her und sah dabei zu, wie die Flüssigkeit, welche dich darin befand, den Stoff, den er hinzugegeben hatte, restlos auffraß. Er brauchte das, es sollte eine Heilung für etwas sein, was er nicht heilen konnte. Noch hatte niemand einen Wirkstoff gefunden, der ernsthaft etwas gegen das Virus, das die Welt seit vielen Jahren in Atem hielt, ausrichten konnte. Wenn er allerdings das, was er sich in seinem Labor herangezogen hatte, darauf spezialisieren konnte, dass es nur die Zellen des Virus angriff, dann könnte er nicht nur eine ganze neue Medizin erfinden, sondern auch der Forschung eine neue Richtung geben, nebenbei einigen Menschen des Leben retten und vielleicht sogar reich werden. Genervt stellte er das Glas hin, als sein Handy klingelte. Wer rief ihn denn zu solch einer nachtschlafenen Zeit noch an? Der Name auf dem Display blinkte nur wenige Sekunden auf, als er das Gerät an sein Ohr hob und den Mann am anderen Ende begrüßte: "Ja, es freut mich auch, von dir zu hören, wie geht es den Kindern?", heuchelte er Interesse an der Familie seines Bruders. Dieser rief ihn in den letzten Monaten öfter an, vor allem, um zu überprüfen, ob der Wissenschaftler immer noch bis spät in die Nacht wach blieb um nach einem Wirkstoff zu suchen, den er mit dem heutigen Tag vielleicht geschaffen hatte.
"Nein, mir geht es gut, wirklich. Mach dir keine Gedanken. Ich brauche nur ein bisschen Pause von dir und deinen ständigen Versuchen, mich dazu zu bringen, neue Dinge zu probieren!", scherzte er leise. Er hatte sich auf den Stuhl gesetzt, der an seinem Schreibtisch stand. Dort konnte er den Bilderrahmen in die Hand nehmen und sich immer wieder vergewissern, dass, egal wie schnell seine Forschungen vorangingen und wie gut es am Ende funktionieren würde, er immer zu spät sein würde. Die beiden strahlenden Gesichter hatte er nicht retten können und er würde es sich niemals in seinem Leben verzeihen.