"Wolltest du nicht schon immer Mal Klavier spielen können?", wollte die junge Frau vor ihm wissen, doch er sah sie nur an, als wäre sie vollkommen verrückt geworden. Er hatte noch nie daran gedacht, ob er irgendein anderes Instrument noch lernen wollte außer die, die er von seinem Vater beigebracht bekommen hatte. Oder wobei sie noch waren. Schlagzeug, Gitarre, Bass und Geige würden ihm eigentlich reichen. "Nein, wollte ich nicht", antwortete er deshalb trocken. Sie sah ihn an, als könnte sie nicht glauben, dass ein Kind in seinem Alter solche Aussagen so über die Bühne bringen konnte. Doch sie kannte auch seinen Vater und hätte eigentlich wissen müssen, wie ein Kind so drauf ist, welches von diesem großgezogen wurde. Und zwar nur von diesem, denn seine Mutter hatte die beiden sehr früh verlassen, nachdem sie einen Liebhaber gefunden hatte, der sie anscheinend sehr viel mehr liebte, als sein Vater es jemals getan hatte. Müde war er schon fast davon, wie lange sie sich wieder stritten. Noch immer rief die Frau jeden Tag bei ihnen an. "Du kannst es ja gerne ein Mal versuchen!", bot sie ihm an, doch er schüttelte den Kopf. Er wusste, dass es ihm keinen Spaß machen würde und er wollte sich auch nicht von einer Fremden etwas beibringen lassen. Diese versuchte es noch knapp zehn Minuten weiterhin erfolglos und sah dann endlich ein, dass sie ihn nicht zum spielen zwingen konnte. Stattdessen begann also sie, auf dem Klavier zu spielen. Die Melodie gefiel dem Jungen tatsächlich, als sie ein Mal die Augen auf die Tasten richten musste, war er danach plötzlich verschwunden. Erst, als sie aufhörte, kam ein leises Murren von unter dem Klavier. Er hatte sich dorthin gelegt, um den Tönen zu lauschen und schien vollkommen vertieft und fasziniert zu sein. Obwohl sie wusste, dass das ihre Chance war, ließ sie ihn liegen und spielte lieber weiter, es war doch klar, dass er nur wieder nein sagen würde. Lieber wollte sie ihm eine Freude machen.