Wie verdammt noch einmal konnte es sein, das der gleiche Schrank gleich 5 Mal hintereinander zusammenbrach? Jedes Mal hatte ich ihn nach der Anleitung aufgebaut, jedes einzelne Teil gezählt; verleimt und verschraubt was geleimt oder verschraubt werden sollte, doch erneut wackelten die breiteren Holzbretter an der Außenseite und schlussendlich glich das Ganze eher dem schiefen Turm von Pisa. Nun gut, wahrscheinlich war mein Schrank noch etwas schlimmer dran.
Nur wenige Minuten konnte ich mir ansehen wie die Türen seltsam vom Rest abstanden, welcher sich irgendwie die ganze Zeit über in der Luft hielt, bevor alles mit einem Knall auf dem Boden zusammenfiel.
Seufzend sammelte ich erneut alles ein und stapelte es als Haufen in eine Ecke. Sollten die Bretter erst einmal dort schmoren, bis ich die Geduld finden würde es erneut zu versuchen. Meinem jetzigen Gefühl nach könnte das ruhig Tage dauern.
Ungefähr so war es dann auch, die nächste Woche war die Ecke mit den langsam zustaubenden Schrankteilen besetzt und ich hatte mich schon zwei Mal fast darüber lang gelegt, wenn ich schnell versuchte durch die Wohnung zu kommen.
Das lag wahrscheinlich nicht nur an den Schrankteilen, sondern auch an den sonstigen Kartons und Krams, der rumlag. So ein Umzug war anfangs nun mal ein wenig chaotisch, doch ich nahm mir vor schnell Ordnung in das Ganze zu bringen.
Schließlich kam mein Vater zu Besuch. Er hatte einen Tag mitten in der Woche frei bekommen und hatte sich wohl spontan gedacht, er schaut mal vorbei und macht sich ein Bild davon wie gut ich voran kam.
Bis auf den Schrank hätte ich ihm auch gerne alles gezeigt, doch dieses dumme Ding nahm noch immer ziemlich viel Platz an einer meiner Zimmerwände ein.
Der böse Blick half auch nicht, ich hatte es oft genug versucht, immer wieder von den Stühlen beim Essen aus auf die Bretter gestarrt und versucht sie dazu zu bewegen sich selbst so zusammen zu stellen, wie es nun mal eigentlich geplant war.
Schlussendlich hatte ich die Schrauben und sonstiges Zeug nicht noch einmal angerührt, in der Vorahnung, dass, sollte ich es auch dieses Mal nicht schaffen, ich den Schrank einfach durch die Wohnung pfeffern würde und ich wollte nichts kaputt machen. Zumindest nichts, was schon so stand, wie es sollte.
Mein Vater erklärte sich beim ersten Blick auf die Holztüren natürlich direkt bereit den Schrank mit mir aufzubauen, bei der Ehre des selbsternannten Heimwerkers der er nun einmal war. Es ging auch ziemlich gut voran, das Bild setzte sich langsam zusammen und bis kurz vorm Ende schien der Schrank ziemlich stabil...dann brach er erneut zusammen.
Verzweifelt hockte ich mich hin und vergrub meinen Kopf in meinen Armen, still dem Boden entgegen schreiend. War das verdammt noch mal der Ernst von diesem dämlichen Stück Holz?
Zähneknirschend überhörte ich das Rascheln der Bauanleitung, welche mein Vater nun das erste Mal zu Hand nahm und dann wissend nickte.
Hatte er den Fehler schon gefunden?
Überrascht und ungläubig sah ich zu, wie er den Schrank aufrichtete und dann auf dem Boden umherschaute.
"Du sag mal, wo sind denn die Stifte?", fragte er dann laut. Ich sah ihn einfach nur doof an.
"Stifte?", was wollte er denn damit. Ein paar gemalte Linien würden hier jetzt auch nichts bringen.
"Hier fehlen noch ein paar Metallstifte, damit die Wände miteinander verbunden bleiben und dein Schrank nicht ineinander zusammenfällt."
Was?
Mein Gesicht musste genau zeigen, was ich gerade dachte, da mein Vater anfing zu lachen und mir bedeutete mich endlich zu bewegen und die Stifte zu suchen.
Schließlich fand ich sie, tief unten in der Verpackung des Schrankes hatte sich eine kleine Plastiktüte mit etwa 14 Metallstiften am Karton verfangen und war nicht mit hinausgefallen, als ich alles auf meinen Boden gekippt hatte.
Wieso musste sowas immer mir passieren?, spukte es durch meinen Kopf, als wir nach 10 Minuten vor dem hohen, massiven Schrank standen, mein Vater noch immer lachend.
Das würde ich mir sicher noch einige Zeit anhören müssen.