Rating: P16 [CN: Mord]
Nach dem Prompt „Kragenechse“ der Gruppe „Crikey!“
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Die alactorischen Kragenechsen sind Lauerjäger. Aus dem Geäst eines Baumes warten sie darauf, dass ein Beutetier sich zeigt, und ergreifen es dann mit einem schnellen Sprint. Doch lassen sie sich keine Gelegenheit entgehen. So harren sie während der häufigen Buschbrände in dieser Region – sie meist nur die unterste Vegetationsschicht betreffen - oft in einem Baum aus und machen sich dann über Tiere her, die nach dem Feuer ihren Schutz verloren haben …
⁂
Die Sonne schien, an diesem Tag, der Giamos Leben für immer verändern sollte. Es war ein herrlicher, celyvarischer Sommer. Die Weinreben auf den Hängen waren voll praller Beeren, die Luft trocken und heiß in den Tälern, während am Ufer des Meeres eine kühlende Brise strich. Das Wasser war so warm wie die Haut der Badenden, und sobald man es verließ, trocknete das Salz darauf zu einer Kruste.
Es war der erste Sommer nach einer drei Jahre andauernden Dürre, den der Junge wieder genießen konnte. Und wie er ihn genoss! Gemeinsam mit seinen Geschwistern tollte er in die Wellen und wieder heraus. Sie bauten Burgen, gruben sich gegenseitig im Sand ein, bettelten ihre Mutter an, ihnen eine der Melonenscheiben zu kaufen, die am Strand angeboten wurden. Es war, als hätten die Kinder drei Jahre geschlafen und wären nun erwacht – aber manche Zeichen bewiesen ihnen, dass der Albtraum erschreckend real gewesen war.
Beispielsweise mussten sie sich zu viert eine Melonenscheibe teilen. Früher, ja, da hätte jeder eine bekommen, oder sogar zwei.
„Nächstes Jahr“, versprach Vater ihnen. „Die Ernte wird reichhaltig und jetzt ist der Wein umso kostbarer geworden.“ Nach dem ‚Dürretropfen‘ würden sich die Käufer um die erste Flasche vernünftigen Weins reißen wie um Wasser in der Wüste. Bis zum Herbst müssten ihre Ersparnisse noch reichen, doch erstmal seit drei Jahren war ein Ende in Sicht, ein Licht am Ende eines langen, düsteren Tunnels.
Und so teilte sich Giamo die Melonenscheibe mit seinen drei Schwestern, saß im warmen Sand und glaubte, dass nun alles besser werden würde.
Am Abend kehrten sie zu Fuß heim. Sie hatten recht gut gegessen, wie es in Celyvar üblich war, fühlten sich satt, rund und müde. Das Gehen fiel ihnen allen etwas schwer, und nun ging es bergauf zum Gipfel, an dessen Sonnenseite, also hinter dem Kamm, das Weingut lag. Grillen zirpten, im Gebüsch raschelten Stachelschweine und Eidechsen und andere, verstohlenere Tiere. Die Erde schien Hitze auszudampfen und die Sterne standen klar am Himmel.
Giamo hielt nach Sternschnuppen Ausschau, weil sich dies wie ein Tag anfühlte, an dem Wünsche in Erfüllung gehen würden. Da bemerkte er, dass die Sterne vor ihm verhüllt waren. Und ein merkwürdiger, brauner Schimmer holte die Linie der Baumkronen, den Schatten des Berghanges aus der Nacht.
„Ist es schon wieder Morgen?“, fragte er und unterbrach damit das Gespräch seiner Eltern über den Fisch, den sie gerade verspeist hatten. „Seht doch, es dämmert!“
Giamos Vater sah auf und blieb stehen. Die ganze Familie blieb stehen. Plötzlich klang die Nacht bedrohlich laut, da sie still dastanden. Giamo wunderte sich über das merkwürdige Rauschen, das der Wind mit sich trug.
Dann rannte sein Vater los, die Kinder hinterher, und ihre Mutter nahm die Kleinste bei der Hand, damit sie nicht verloren ginge. Wie sie den Hang überschritten, schlug ihnen Rauch entgegen, der die Kinder husten ließ.
Oh, das Weingut in Flammen! Es war ein Anblick, der Giamo für immer begleiten würde, nicht nur wegen der Bedeutung, die dieser Tag hatte. Die Weinreben, schwarz vor dem Orange der Flammen, und Leere, wo sich sonst die vertraute Linie der verwinkelten Dächerschichten befand. Keine Lampe brannte, kein Licht im Fenster wies ihnen den Weg, doch war er taghell zu sehen zwischen dunklen Feldern der Asche.
Einige Nachbarn hatten eine Eimerkette vom Tal gebildet und versuchten, zu retten, was zu retten war, doch sie konnten dem Wind nur folgen. Um eine Schneise zu schlagen, einen Graben zu ziehen, die noch intakten Reben zu durchtränken, war es zu spät. Zu schnell und zu rasch hatten sich die Flammen ausgebreitet. Giamos Vater sank in der Asche auf die Knie und es war das erste Mal, dass der Junge diesen starken, lebensfrohen Mann weinen sah.
⁂
Drei Tage später kam Iomi, ein Bote des Don Avoura, in Begleitung von zwei hochgewachsenen Elfen mit kurzem Haar, die schwiegen und finster unter dichten Brauen auf den Aschenhof sahen.
„Wir möchten nur helfen. Diese Region liegt dem Don sehr am Herzen. Er macht hier gerne Urlaub mit seiner kleinen Nichte, geht zum Meer, genau wie ihr guten Leute. Er will euren Weinberg wieder aufbauen.“
Giamo freute sich. Er saß zwischen seinen Eltern am Küchentisch, die Mädchen gegenüber, Iomi und die beiden Elfen standen vor Kopf, während das andere Ende des Tisches an die Wand stieß. Nun würde doch alles gut werden – aber warum verzog Vater die Mundwinkel?
„Wir können nicht zahlen“, sagte er.
„Das ist gar kein Problem. Der Don gewährt euch einen Kredit. Ihr gebt ihm das Geld einfach im nächsten Jahr wieder, nach der Ernte.“ Iomi lächelte. Er hatte die Hände gefaltet wie ein Priester.
Nur zögerlich stimmten seine Eltern zu. Doch was, so Iomi, sollten sie sonst tun? Den Hof konnten sie alleine nicht mehr aufbauen. Sie könnten nur gehen oder annehmen.
Dass es ein Fehler war, wussten sie schon, bevor sie die Höhe der Zinsen hörten. Und damit fing alles an: Mit Zinsen, die wuchsen und wucherten wie Unkraut, zu denen sich Schutzgelder vor Brandstiftern gesellten, Gelder, um den Willen zur Zahlung zu beweisen, und Strafen für jede Münze, die in einem Krug oder unter der Matratze versteckt gefunden wurde. Giamo und seine Geschwister gewöhnten sich bald daran, dass jederzeit Elfen auf dem Hof sein konnten, kurzhaarige Elfen mit finsteren Blicken, die vor dem Hof herumhingen, im Blumengarten rauchten, auf leisen Sohlen durch die Gänge schlichen, als wohnten sie hier. Manch einen Tag war die Vorratskammer leer, bevor die Familie gegessen hatte. Und manch ein Wort des Unmuts, gesprochen im fernen Gebüsch, in einem Moment der Dunkelheit auf dem Flur oder am hintersten Winkel der Felder, fand seinen Weg zu Iomo und Don Avoura, und wurde mit Schmerz vergolten.
Am schlimmsten waren diese Besuche von Iomo mit den ordentlich gefalteten Händen und dem sanften Lächeln. Oft sagte er etwas wie „Ihr seid dem Don doch dankbar, nicht wahr?“, und dann nickten alle, obwohl es nicht stimme. Sie mussten vor ihm Dankbarkeit dafür heucheln, was Don Avoura für sie tat, und durften nie etwas so Offensichtliches aussprechen, wie dass die Gelder unmöglich zu zahlen wären. Stets musste man nicken und sich entschuldigen und seine Treue und Liebe beweisen.
Don Avoura selbst kam auch zwei, drei Mal. Er saß dann auf der viel zu schmalen Bank in der Küche, ein breiter Mann in dunkler Kleidung, mit weißem Haar und schwarzem Schnauzbart. Er hatte ein Gesicht, das wie gemacht zum Lachen schien, und er lachte oft und viel. Er lobte den Wein der Familie, und besonders gerne trank er den ‚Aschenwein‘, den sie im Jahr des Feuers aus den letzten Trauben gekeltert hatten. Das war merkwürdig, denn Giamo wusste, dass der Aschenwein besonders bitter schmeckte. Niemand wollte ihn kaufen und es wurde gemunkelt, dass man die Tränen von Giamos Vater darin schmeckte.
Trotz all dieser Widrigkeiten gelang es der Familie jedoch, ein wenig Geld zurückzulegen. Gerade genug, dass Giamo an eine Schule gehen konnte, in eine ferne Stadt, von wo aus er seine Familie nicht besuchen konnte. Er wollte nicht fort, und wenn, hätte er an eine andere Schule in einem nahen Dorf gewollt. Doch seine Eltern ließen nicht mit sich streiten. Als Don Avoura bei seinem nächsten Besuch bemerkte, dass Giamo schon groß sei und wohl bald anpacken könnte, dass er Arbeit für fleißige, junge Männer habe, da wusste Giamo, dass es Zeit war, und bald waren ihm nur noch Briefe von seiner Familie geblieben.
Er ging zur Schule. Er lernte. Zunächst ohne rechte Freude, doch bald vergaß er seinen eigentlichen Groll und fand seine Freude in der Lehre von Pflanzen- und Tierkunde. Er fing, zur Freude seiner Lehrer, viele Vögel und Eidechsen für den Unterricht und wurde ein gelehriger Schüler. Nur hin und wieder, wenn er einen Brief seiner Familie las, sah er zwischen den Zeilen das Leid, das sie durchlitten. Bald waren seine Schwestern verheiratet, nur kannte er die Namen ihrer Männer nicht, und dass für die Heirat ein Teil der Schulden gesenkt worden war, sagte ihm viel. Einmal schrieb seine Mutter: „Wir mussten heute hinter dem Haus graben, meine Hände sind voll Schwielen. Der Don hat uns um einen Gefallen gebeten … und nun blühen die schönsten Rosen dort, direkt neben dem Küchenfenster.“ Doch Giamo hatte gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen, und seine Familie hatte gelernt, zwischen den Zeilen zu schreiben. So wusste er, dass es nicht um die Rosen ging. Sondern um das, was unter den Wurzeln ruhte.
Da er sich im Besonderen für alactorische Lebewesen interessierte und ein fleißiger, kluger Schüler aus einfachen Verhältnissen war, den seine Lehre sehr zu schätzen wussten, erhielt Giamo schließlich ein Reisestipendium, eine seltene Gelegenheit, erlangt durch seine Gelehrigkeit und die Fürsprache seiner Lehrer. Er durfte nach Alactora reisen, auf diesen weit entfernten Kontinent der Hitze, wo er die lokale Fauna erforschte. Ein Jahr lang war er so weit von den Sorgen und Nöten seiner Kindheit, wie man nur sein konnte. Hier war er außer Reichweite selbst für Don Avoura, wie es seine Eltern erhofft hatten. Wenigstens eines ihrer Kinder sollte entkommen, wenigstens eine Maus dem Zugriff des Räubers entgehen.
Aber Giamo kehrte zurück. Nach Celyvar und auf den Hof seiner Eltern. Sie begrüßten ihn mit einem Lächeln, das versuchte, ihre Trauer und Sorge zu verbergen, die Müdigkeit von Jahren, die Schrecken, die sie erblickt hatten. Seine Mutter bemühte sich, nicht zu weinen, wann immer sie zu den Rosen hinaus sah.
Leise fragten sie ihn, was er mit seiner Ausbildung zu tun gedenke. Doch Giamo wollte auf dem Hof bleiben.
Als Iomo erneut zu Besuch kam, setzte sich Giamo mit in die Küche.
„Du bist also zurück.“ Iomo und Don Avoura waren nicht erfreut gewesen, dass Giamo sich ihrem Zugriff entzogen hatte. „Der Don war sehr betrübt. So viel hat er für dich und deine Familie getan, und du bist einfach gegangen, ohne dich zu verabschieden.“
„Das tut mir sehr leid. Ich hoffe, der Don kann es durch meine Jugend entschuldigen“, erwiderte Giamo unterwürfig. „Ich bin zurückgekehrt, als mir mein Fehler bewusst wurde, und will ich entschuldigen.“
„So? So?“ Iomo war ebenso erstaunt wie Giamos Eltern. „Nun, du wirst mit dem Don sprechen müssen, vielleicht schon nächste Woche. Doch wenn du fleißig bist, kannst du dich ihm beweisen. Er zahlt gut, du könntest deinen Eltern mit den Zinsen helfen.“
Giamo stimmte zu, und in den nächsten Tagen spürte man ein Aufatmen am Hof. Es schien, als wären die Elfen, die überall herumschlichen, mit einem Mal viel freundlicher.
⁂
Am entsprechenden Tag kam Don Avoura persönlich auf das kleine Weingut. Giamos Eltern starteten einen letzten Versuch, ihn zur Vernunft zu bringen.
„Junge, du weißt nicht, worauf du dich da einlässt. Er wird dich zwingen, zu morden. Verstehst du nicht? Wenn du dich einmal in seine Klauen begibst, kommst du nie wieder frei!“
„Hab keine Angst. Ich weiß genau, was ich tue. Aber … könnt ihr mir eine Flasche Wein leihen? Den Aschenwein, bitte.“
Mit diesem und einem kleinen, kastenförmigen Käfig saß Giamo schließlich in der Küche, alleine diesmal, als Don Avoura hereinkam.
„Hallo mein Junge.“
„Don Avoura.“ Giamo verneigte sich und versuchte, das Zittern seiner Hände zu verbergen. „Ich habe Geschenke für dich.“
Zunächst schenkte er ihnen beiden von dem Wein ein. Der Don sah ihn wachsam an und Giamo trank zuerst.
„Weißt du, ich habe diesen Tropfen immer genossen. Er ist bitter, ja, aber für mich beweist er, dass manchmal aus etwas Bitterem eine schöne Blume erwachsen kann“, bemerkte der Don und trank einen kleinen, genießerischen Schluck. „Magst du mir erzählen, was du gelernt hast, in der Welt dort draußen?“
Er wollte ergründen, wie viel Widerstand Giamo ihm leisten würde. Don Avoura schätzte seine Familie mehr, wenn diese ungebildet, an einen Ort gefesselt war. Freiheit war gefährlich, Wissen bedrohlich.
Giamo sprach von der Schule, vor allem von Tieren. Er erzählte über die Kragenechsen, die er in Alactora erforscht hatte.
„Aber meine Familie ist hier“, sagte er und betonte das entscheidende Wort ernst. „Ich gehöre hierher.“
Zufrieden und inzwischen ziemlich weinselig nickte der Don. „Ja, mein Junge, so gehört sich das. Familie muss zusammenhalten.“
„Ja …“
In der Stille, die sich nun in die Länge zog, sah Don Avoura sich um. Sein Blick fiel auf den abgedeckten Käfig. „Du sprachst von Geschenken, mein Junge. Sicherlich meintest du nicht einfach mehrere Gläser des Weins.“
„Keinesfalls.“ Giamo zog das Tuch zurück.
Eine braune Echse auf einem Ast kam zum Vorschein. Etwa unterarmlang war sie, und sie blickte ausgesprochen mies gelaunt. Giamo hielt das Tuch so, dass es den hinteren Teil des Käfigs noch abdeckte.
„Eine Kragenechse?“, rief Don Avoura; und dies waren seine letzten Worte. Denn die Echse stellte den charakteristischen Kragen auf. Blau und Rot und Gelb schimmerte die Haut, wie eine Blüte, die sich in der braunen Wüste der einfarbigen Beschuppung geöffnet hatte. Fauchend spie das Wesen giftgrüne Galle, die den Don im Gesicht traf. Mit einem schrillen Schrei fiel er von der Bank und fasste nach der brennenden Säure in seinem Gesicht. Noch ehe er um Hilfe rufen konnte, erlahmten die Bewegungen des feisten Mannes. Sein Gesicht lief rot an, färbte sich dann violett, während seine Augen panisch zuckten.
„Ja“, sagte Giamo, während er ungerührt das Tuch wieder über den Käfig zog. „Doch nicht irgendeine Kragenechse. Das ist eine Chlamydosaurus wetherilli, der sogenannte Diphlomorph. Die einzige giftige Kragenechse.“ Sein Gegenüber röchelte panisch, doch ungeachtet dessen fuhr Giamo mit seinem Vortrag fort, als befände er sich an der Schule. „Man erkennt es freilich erst an der auffälligen Musterung des Kragens, den sie bei Bedrohung aufstellen. Dann ist es schon zu spät, denn die Echse speit ihr Gift sofort. Sie sind sehr zielgenau, und das Gift hat es in sich. Nach dem Schmerz, der Angreifer und andere wahrgenommene Bedrohungen zurückprallen lässt, setzt die Lähmung rasch und effizient ein. Eine zum Glück sehr seltene Echsenart, und höchst schwierig zu fangen.“
Giamo erhob sich. Er ging um den alten Tisch herum und beugte sich über den Don. „Wären Sie ein kleineres Tier, Avoura, würde sich die Echse bereits an Ihnen gütlich tun, noch bevor Ihr Bewusstsein ganz erloschen ist. So, wie Sie über meine Familie hergefallen sind. Doch …“ Er warf einen Blick zum Käfig. „Ich kann meinen kleinen Freund nicht freilassen. Er wäre ein Risiko für meine Schwestern, die bald hierher zurückkehren werden, und außerdem muss ich den Kleinen zur Hand haben, falls Ihre Elfen oder Iomo uns Schwierigkeiten machen wollen.“
Er senkte den Blick wieder. Noch immer zuckten die Augen des Dons, doch ihre Bewegung war langsamer geworden. Ein rotblaues Netz überzog seine geschwollene Haut, geplatzte Äderchen bluteten im Weiß um die Pupillen. Mit blauen Lippen rang der Don um Luft.
„Ich weiß, wer das Feuer damals gelegt hat“, sagte Giamo leise. „Ich habe keine Beweise, denn die haben Sie alle vernichtet, aber es ist offensichtlich. Dachten Sie wirklich, sie könnten sich für immer an Ihrer Ascheernte gütlich tun? Dass keine Rache folgen würde?“
Die Bewegungen von Don Avoura erlahmten. Giamo erhob sich langsam. Er erwartete, Befriedigung zu spüren, doch er schmeckte nur einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge. Vom Wein vielleicht, oder er hatte den Giftdampf eingeatmet, den sein Opfer ausgedünstet hatte.
Der Junge seufzte. Seine Mutter würde ein neues Rosenbeet anlegen müssen. Vermutlich würde sie noch etwas Ärger erwarten, doch darauf war er vorbereitet.
Er wusste, dass es richtig gewesen war. Er hatte seine Familie befreit. Jetzt würden sie alle heilen und vergessen können. Auf der Asche würden neue Weinreben wachsen, die Rosen würden gedeihen. Doch der Preis war hoch gewesen. Zur Rettung seiner Familie hatte er jenes Schicksal erfüllen müssen, vor dem ihn seine Eltern so verzweifelt zu bewahren versucht hatten.
Genau, wie Don Avoura es gewollt hätte, war er zum Mörder geworden. Doch er würde es niemals bereuen.