Ein kalter, nasser Morgen, es war dunkel und es ging immer deutlicher auf den Winter zu. Ich war wie jeden Morgen auf dem Weg zur Bäckerei um eine Brotzeit für die Familie zu holen, frische Brezen um den Tag zu überstehen. Während der Schritte ließ ich meinen Blick auf den Boden fallen als ich meinte, eine aufleuchtende Schrift zu lesen: „Follou me“.
Follou me? Follow me musste es heißen! Ich stoppte, hob den Blick an und blickte um mich. Tatsächlich, ich sah Zeichen, Richtungspfeile und Buchstaben in einem schwachen Neongrün leuchten. Ich konnte kaum anders und begann ihnen zu folgen. Es war kurz nach 6 Uhr am Morgen und ich konnte noch nicht recht klar denken. Also folgte ich im Halbschlaf dem "follou me".
Ich folgte den Hinweisen nun eine gar nicht so lange Strecke, bis zu einer kleinen Scheune am Rande des Ortes die ich nicht kannte - hier endeten die Zeichen. Ich stellte mich vor den Eingang der Scheune, drückte neugierig an das Tor und öffnete es einen Spalt. Drinnen schien es ziemlich dunkel und nur aus einer Ecke schimmerte ein schwaches Licht. Ich öffnete es soweit, dass ich bequem eintreten konnte, tat ein paar Schritte ins Innere und sah mich um. In diesem Moment blinkten blaue Blitze auf, trafen auf mich und ich verlor sofort das Bewusstsein.
Als ich erwachte befand ich mich in so einer Art Käfig, wie man sie im Zirkus hatte, in denen sie die wilden Tiere hielten. Ich musterte die Umgebung und versuchte so etwas wie eine Orientierung zu gewinnen. Ich hörte knisternde, leicht rumpelnde Geräusche, so wie sie Tiere machen, wenn sie über den Boden huschen, dann ein unverständliches, sehr hohes Geschnattere, welches näher kam. Eine Lampe ging an und blendete mich, im Schatten des Lichts tauchten einige Gestalten auf, die ich aber kaum erkennen konnte. Sie waren nur etwa einen halben Meter groß, hatten, soweit ich es erkennen konnte, riesige Köpfe und trugen so etwas wie Atemmasken. Aliens?! Eine der Gestalten hielt einer anderen ein Gerät vor das Gesicht. Es knisterte und mit einer krächzend metallisch dröhnenden Stimme sagte sie: „Erdling, wir kommen von Barsoom. Widerstand hat keinen Zweck! Wir werden die Erde übernehmen, fügen sie sich und kooperieren sie mit uns!“
Ich war völlig konsterniert und versuchte mich zu fassen. „Jaja,“ sagte ich „selbstverständlich. Wer sind sie denn?“ „Wir kommen von Barsoom! Barsoooom!“ Das Wort hatte offensichtlich englische Wurzeln, denn sie sprachen es typisch englisch wie "Barsuum" aus. Engländer konnten es aber wohl nicht sein, denn sonst hätten sie ja "Follow me" nicht falsch geschreiben. „Was ist Barsoom? Ich habe noch nie etwas von Barsoom gehört!“ Sie tuschelten miteinander und schließlich sagten sie: „Du musst mit uns kooperieren! Widerstand hat keinen Sinn!“ „Was soll ich denn machen?“ fragte ich in meiner Verzweiflung. Sie stritten nun um das Übersetzungsgerät und ein anderer entriss es ihnen und sprach: „Schweig, Erdling! Wir werden die ganze Erde erobern! Widerstand ist sinnlos!“ er fuchtelte dabei mit einer Art Pistole. Dann entriss ihm wieder der erste das Gerät und sie begannen wild zu streiten und gestikulierten dabei heftig. Schließlich verschwanden sie wieder. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Zu Hause warteten die anderen auf ihr Frühstück und sicher würden sie bald die Polizei alarmieren. Aber würden sie mich überhaupt finden? Und wenn die Barsoomis recht hätten? (Und ob das das richtige Wort für die Bewohner von Barsoom war?) Und wenn wir keine Chance hätten gegen ihre Strahlenwaffen? Ich musste doch die anderen warnen, aber wie? Ich sah keine Möglichkeit aus dem Käfig zu entkommen und so setzte ich mich, so bequem es ging auf den Boden und versuchte zu überlegen. Die Lage schien mir vollkommen hoffnungslos, ich wusste ja auch nicht, was sie von mir wollten.
Nach etwa einer Stunde, in der nichts passierte begann ich zu rufen: „Hallo! Hallo, ist da wer!“ Zwei Barsoomis erschienen, einer hielt eine Pistole und schoss auf mich. Wieder blaue Blitze, wie ein elektrischer Schlag durchzuckte es mich aber ich blieb diesmal bei Bewusstsein. Der Zweite hob den Übersetzer vor seinen Mund und sagte: „Sei still! Kooperiere! Widerstand ist zwecklos!“ dann verschwanden sie wieder. Ich begann zu weinen und schrie mit zumehmender Verzweiflung schließlich „Hilfe! Hilfe! Hiiillfee!!“ und wurde dabei immer lauter. Bald stürmten sie in den Raum, diesmal zu viert und einer hob schon die Pistole als ein Zweiter sie ihm wegnahm. Sie begannen nun wild zu diskutieren und stritten heftig miteinander. Schließlich nahm einer den Übersetzer und begann zu sprechen: „Warum schreist du? Du sollst doch kooperieren!“ Ich sagte: „Was soll ich denn überhaupt tun? Wie soll ich denn kooperieren? Ich habe ich Hunger, ich habe Durst, ich muss aufs Klo!“ Sie schwiegen, dann tuschelten sie miteinander und antworteten: „Was soll das heißen: ´du musst auf´s Klo´?“ „Ich muss halt, müsst ihr denn nie auf´s Klo?“ Sie tuschelten wieder. „Erkläre uns das Konzept Klo gehen!“ „Wie? Was soll das heißen? Müsst ihr das denn nicht?“ Ich versuchte, mein biologisches Wissen zusammen zu kramen und ihnen zu erklären, was in mir ablief. Sie hörten dabei offensichtlich fasziniert zu und einer sagte: „Nein, wir produzieren eine Kugel, die wir von Zeit zu Zeit entfernen, das ist aber kein Aufwand.“ „Erstaunlich,“ sagte ein anderer „wir müssen ihn aufschneiden und erforschen, wie er von innen aussieht!“ Ich erbleichte und schrie: „Seid ihr wahnsinnig?!“ „Was brauchst du denn?“ sagte wieder ein anderer. „Zumindestens einen Eimer und Papier, Klopapier, nicht Zeitungspapier oder so “ sagte ich „und dann müsst ihr rausgehen!“ Sie tuschelten wieder miteinander und zu meinem Erstaunen geschah es so wie ich es verlangte.
„Wenn du kooperierst wirst du gut behandelt werden! Vielleicht wirst du unser Sprachrohr um die Menschen zu unterwerfen!“ „Ich brauche etwas zu Essen und Trinken!“ Nachdem ich ihnen auch diese Bedürfnisse erklärt hatte brachten sie mir tatsächlich Wasser und einige harte, dunkle Brocken, die ich anscheinend kauen sollte.