Serena setzte sich ans Ende der langen Tafel. Um die Plätze ganz vorne hatten sich einige der jungen Mädchen gestritten. Sie hatte gar nicht erst versucht einen dieser Plätze zu erreichen. Nachdem der König als sie als einzige angesprochen hatte, war sie von den anderen Mädchen abfällig betracht worden. Doch es störte Serena nicht, dass sie nun Abstand hielten. Sie war nicht hier um Freunde zu finden. Ihr Ziel war der König und er wollte jemand gehorsames. Eine Mätresse war dafür da im Hintergrund zu bleiben und dem König zu dienen. Still und Zurückhaltend. Genau das wollte sie verkörpern.
Ihr Gegenüber hatte sich ein ebenso stilles Mädchen mit braunen Haaren und kleiner, schmaler Statur gesetzt.
"Matilda", hatte sie ihr leise zugeflüstert. Serena hatte genickt und ebenfalls ihren Namen genannt, danach hatten sie geschwiegen. Während die meisten anderen Mädchen darüber sprachen, was der König wohl für Prüfungen stellen mochte, so war sich Serena gewiss, dass sie es am liebsten nie erfahren würde. Doch in diesem Moment trat der König ein und augenblicklich wurde es still in dem Saal und wir erhoben uns.
"Ich habe Ihnen weitere Informationen versprochen. Zuerst möchte ich Ihnen erklären, dass sie alle freiwillig hier sind. Keine von Ihnen muss irgendetwas tun, dass sie nicht möchte. Doch wenn sie eine Aufgabe abbrechen, ist für sie diese Auswahl vorbei. Also überlegen Sie sich gut, ob sie aufgeben wollen, es gibt kein Zurück.
Doch jede von Ihnen, die die Prüfung abbricht kann trotzdem noch die Möglichkeit auf ein neues Leben haben. Alle Prüfungen werden dokumentiert und wenn eine von Ihnen es wünscht den Adeligen vorgestellt. Denn auch diese können ihr Interesse an einen von Ihnen äußern. Dabei liegt es auch wieder in Ihren Händen, ob Sie die Auswahl annehmen oder nicht. Bei den Prüfungen werden von Ihnen Sachen verlangt, die Sie sich in diesem Moment vielleicht noch nicht einmal vorstellen können, doch ich brauche keine Meträsse an meiner Seite, die nicht bereit ist, eben diese Sachen zu tun. Genau aus diesem Grund sind sie alle hier. Wenn Sie sich dafür entscheiden zu gehen, liegt es an Ihnen, was Sie Ihrer Familie sagen, mit ist es dabei gleich, ob Sie sagen, dass Sie nicht mehr wollte, oder dass ich Sie nicht wollte", bei diesen Worten wurde Serena kalt, was würde ihr Vater ihr antun, wenn sie zurück gehen würde? Selbst wenn sie sagen sollte, der König würde sie nicht wollen, dann würde er meinen sie hätte nicht genug gegeben. Ihr blieb nur die Auswahl der Adeligen in der Hoffnung einer von jenen würde Sie wollen.
"Im Anschluss an das Abendessen, erhalten Sie alle einen Umschlag mit Ihrem Namen, in diesem steht, ob Sie weiterhin bei der Auswahl dabei sind, oder ob Sie noch heute Abend nach Hause geschickt werden.
Morgen früh werden sie alle nach einander untersucht um festzustellen, ob Sie die Anforderungen erfüllen, die ich an Sie gestellt habe. Danach werden die nächsten von euch nach Hause geschickt.
Und nun esst."
Der König setzte sich.
Serena tat es ihm gleich und im nächsten Moment kamen mehrere Diener in den Raum und begannen das Essen zu servieren.
Während Serena langsam das gute Essen aß, spürte sie einen stechenden Blick auf sich. Doch sie wagte gar nicht erst aufzusehen, denn etwas in ihr wäre enttäuscht gewesen, wäre es nicht der Blick des Königs gewesen.
Nach dem Essen trat die pummelige Frau wieder zu ihnen und begann die Umschläge zu verteilen. Es war das erste Mal, dass Serena von ihrem Teller aufsah und ihr Blick kreuzte den des Königs. Ihr Atem beschleunigte sich, als sie in die eisblauen Augen sah. Für einen Augenblick verharrte sie, dann schaffte sie es den Blick demütig zu senken. Doch ihr Atem wollte sich nicht beruhigen. Als ihr ein Umschlag vor die Nase gehalten wurde griff sie zögerlich danach.
Die ersten Mädchen machten ihrer Enttäuschung Ausdruck, während andere sich freuten noch dabei zu sein. Vorsichtig öffnete sie selbst den Umschlag.
Herzlich Glückwunsch, Serena, Sie sind weiter.
Mehr stand nicht auf der Karte, doch ihr Herz hüpfte auf. Sie hatte es geschafft. Sie wagte nicht ihre Freude offen nach draußen zu zeigen. Stattdessen betrachtete sie die Mädchen, die zur Tür gingen. Insgesamt zwölf waren gegangen.
"Jeder von Ihnen erhält sein eigenes Zimmer für die Nacht. Ich werde Sie jetzt dorthin bringen. An den Türen stehen eure Namen. Wer das Zimmer in der Nacht verlässt, kann direkt auch das Schloss verlassen. Kommen Sie jetzt."
Die pummelinge Dame öffnete die große Flügeltür. Serena beeilt sich ihr hinterher zu gehen.
"Was meint der König wohl mit 'vermutlich unvorstellbarem' , das von uns erwartet wird", fragte ein anderes Mädchen hinter Selena.
"Keine Ahnung, aber wir werden es die nächsten Tage erfahren."
Serena war sich sicher eine Vorstellung zu haben. Ihr war in den letzten Jahren einiges an Unvorstellbarem gezeigt worden und die Einladung war auch recht deutlich gewesen. Serena fragte sich, inwiefern diese Mädchen dem gewachsen waren, dass hier auf sie zu kommen würde.
"In diesem Zimmer befinden sich Ihre Schlafgemächer. Morgen nach dem Frühstück beginnt die erste Prüfung. Wie der König schon erwähnt hat, werden Sie untersucht werden und es wird überprüft, ob sie alle Anforderungen erfüllen. In dem Schrank in Ihrem Zimmer befinden sich Kleider, die Sie während des Aufenthalts tragen werden. Wir werden die Kleider für den jeweiligen Tag für Sie beschriften. Für morgen haben wir das schon getan. Und nun nutzen Sie die Nacht und ruhen sich aus."
Mit diesen Worten verließ die pummelige Dame sie und Serena begann nach der Tür mit ihrem Namen zu suchen. Es war die letzte Tür. Würde sie bei allem als letztes an der Reihe sein, weil sie so spät angekommen war?
Das Zimmer war schlicht eingerichtet, doch viel mehr, als sie jemals in ihrem Leben gesehen hat. Ein breites Bett mit einer sehr weich aussehenden Matratze stand in der Mitte des Raumes. Ein großer Kleiderschrank stand an der einen Wand und eine weitere Tür führte in ein kleines Badezimmer. Serena zögerte nicht lange und machte sich fertig fürs Bett, wenn die Dame ihr schon den Rat zu schlafen, dann würde sie dem folgen.
Folgsamkeit
Eine der Bedingungen, die der König voraussetzt. Sie würde nicht daran scheitern. Der König. Er hatte sie beeindruckt. Seine eisblauen Augen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.