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Kapitel 1:
Mein Rockstar
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Ich liebe Flughäfen. In den letzten Jahren haben sie viel dazu beigetragen, dass ich mich weiterentwickelt und etwas über mich selbst gelernt habe. Sie bedeuten Veränderungen, Freiheit und Abenteuer. Vor zwei Tagen bedeutete der Flughafen Abschied, da meine Eltern wieder zurück nach Indiana geflogen sind, doch heute bedeutet er Ankunft. Aufgeregt tänzle ich auf und ab. Killian kommt endlich wieder nach Hause und ich kann es kaum erwarten, ihm endlich in die Arme zu fallen. Mein Liebster war eine Woche lang in Los Angeles, um bei dem Golden Heart Festival aufzutreten und sein neues Album zu promoten. In wenigen Wochen ist es soweit und er ist wieder auf Tour. Mein Herz schlägt schneller, als ich ihn endlich erblicke.
Freudig hüpfe ich auf und ab, dabei winke ich, um Killians Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Obwohl er ein Baseballcap trägt und seine Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen hält, kann ich ihn ganz genau erkennen. Vor mir kann er sich nicht verstecken. Er zieht einen Rollkoffer neben sich her und seine Gitarre trägt er auf dem Rücken. Als er näherkommt, kann ich mich nicht länger zurückhalten. Ich schaffe es zwar, mein freudiges Quietschen zu unterdrücken, doch trotzdem laufe ich los und springe ihm in die Arme. Überrumpelt fängt Killian mich auf und hält mich am Hintern und der Taille fest. Da er dafür seinen Koffer loslässt, verliert dieser sein Gleichgewicht und fällt zu Boden. „Nicht so stürmisch, Prinzessin. Du wirfst mich noch um.“
„Entschuldige, ich bin nur so froh, dass du endlich wieder zu Hause bist.“ Ich spüre wieder den Boden unter meinen Füßen, doch nehme Killian ganz schnell wieder in den Arm. „Du hast mir so gefehlt.“ Glücklich drücke ich mein Gesicht an seine Schulter.
Mein Liebster streichelt meinen Hinterkopf, doch dann gibt er mir einen Kuss. „Du hast mir noch viel mehr gefehlt. Lass mich mal meinen Koffer aufheben, bevor er noch als unbeaufsichtigtes Gepäckstück gewertet wird.“ Ich lasse Killian genügend Freiraum, sodass er seinen Rollkoffer wieder aufrichten kann. Zusammen machen wir uns auf den Weg Richtung Ausgang.
Hand in Hand verlassen wir den Flughafen und machen uns auf dem Weg zu meinem Auto. „Ich habe den ganzen Tag bereits durchgeplant“, erzähle ich ihm aufgeregt, als wir den Parkplatz entlang spazieren. Da mich die Sonne blendet, hebe ich meine Hand, um für einen Moment zu Killian aufzusehen. „Wir fahren nach Hause, du nimmst ein Bad oder eine Dusche, ganz wie du möchtest. Ich koche dir etwas Leckeres und dann nehme ich dich mit ins Schlafzimmer und wir feiern deinen neuen Meilenstein. Nur du und ich und vielleicht etwas Spielzeug.“ Killian schnaubt amüsiert, nachdem ich ihm von meinem Plan berichtet habe. „Was sagst du?“
„Ich finde den Plan nicht gut“, antwortet Killian mir, was mir ein bisschen den Wind aus den Segeln nimmt.
Wir kommen an meinem Auto an und mit einem Knopfdruck öffne ich den Kofferraum für ihn. „Was? Wieso denn nicht? Was stimmt nicht mit meinem Willkommen-Zuhause-Plan?“
„Ich will nicht, dass du mich bekochst.“ Während er sein Gepäck einlädt, spricht er weiter: „Lass uns irgendwo etwas mitnehmen, Tacos oder Burger, Hauptsache schnell. Ich will nicht, dass du dir heute so viel Mühe machst. Das ist überhaupt nicht notwendig.“
„Aber ich war schon einkaufen.“
„Und wir haben einen Kühlschrank, also kann das alles bis morgen warten.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und betätigt dann den Knopf am Kofferraumdeckel, damit sich dieser wieder schließt. „Sieh mich nicht so an, Ilaria.“ Er greift nach meiner Hand und küsst meine Finger. „Du hattest selbst einen großen Meilenstein und nach all dem Stress hast du dir auch Entspannung verdient. Wir sollten uns zusammen ausruhen, bevor all der Stress wieder losgeht. Lass uns morgen, wenn ich wieder richtig ausgeschlafen bin, zusammen kochen und heute faullenzen. Bitte. Das könnte ich heute gut gebrauchen.“
„Ja, das klingt eigentlich nach einer guten Idee“, antworte ich ihm nachdenklich.
Killian zieht einen Mundwinkel hoch. „Weißt du, mir kommt da gerade noch eine Idee, wie wir unsere Erfolge gebührend feiern können.“
„Ach ja?“, frage ich neugierig. Killian grinst mich an, dann gibt er mir einen Klaps auf den Hintern. „Steig ein.“
Fröhlich hüpfe ich zur Fahrertür, dabei schließe ich mein Auto schon auf. Kaum sitzt Killian, falle ich ihm wieder um den Hals. Ich nehme ihm sein Baseballcap ab. Als ich durch sein Haar streichen will, fängt er meine Hand. „Nicht, ich muss duschen.“
„Entschuldige, aber lass dich richtig ansehen.“ Killian nimmt die Sonnenbrille ab und reibt sich die Augen. Mein Lächeln wird schnell schmaler, als ich bemerke, wie müde und ausgelaugt er aussieht. Die dunklen Ringe unter seinen Augen verraten mir, dass er nicht viel Schlaf bekommen hat. „Du siehst müde aus.“
„Deswegen will ich auch auf die Couch und nicht auf mein Essen warten“, gesteht er, worauf ich wissend nicke.
„Das verstehe ich.“ Er bekommt einen Kuss von mir, den Killian mehr als offensichtlich nötig hatte. Während unsere Lippen sich immer wieder berühren, hält er mich am Arm fest, fast so, als hätte er Angst, dass ich aussteige und sofort weglaufe, wenn er es nicht tun würde. Ich lehne meinen Kopf zurück, um wieder etwas Abstand zu bekommen, da gibt er mir noch einen sanften, kaum spürbaren Kuss auf die Lippen. Lächelnd lässt er mich los, dann sehen wir einander an. Da er nichts sagt, frage ich: „Was ist denn?“
„Das hat mir am meisten gefehlt“, antwortet er.
„Mich zu küssen?“
„Und dich anzusehen.“ Er legt seine Hand an meine Wange und streichelt mich mit seinem Daumen. „Du bist so unglaublich schön.“
„Hör auf, du machst mich verlegen“, antworte ich ihm und sehe nach unten, um ihm zu entkommen, doch er richtet meinen Blick wieder auf sich. „Ich sollte langsam losfahren. Je länger wir hier sitzen, desto teurer wird das Parken.“
„Noch ein Kuss?“, fragt er mich mit einem Schmunzeln.
„Das sollte ich mir gerade noch leisten können.“
Während wir einander küssen, streiche ich über Killians Brust. Ich kann spüren, wie warm ihm in seiner Lederjacke ist. Unter seinem Shirt ist der Anhänger versteckt, den ich ihm zu seinem Geburtstag geschenkt habe. Meine Finger kribbeln vor Aufregung, als ich nach und nach realisiere, dass mein Liebster endlich wieder bei mir ist. Wie sehr er mir gefehlt hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Die einsamen Nächte haben endlich wieder ein Ende und ich kann zu den erholsamen Klängen seines Schnarchens einschlafen.
Obwohl ich noch nicht bereit bin, von Killian abzulassen, nimmt er Abstand von mir und macht es sich im Beifahrersitz bequem. Seine Sonnenbrille findet wieder ihren Weg auf Killians Nase, auf das Basecap verzichtet er jedoch. „Wie war dein Flug?“, frage ich ihn, um das Gespräch wieder in Schwung zu bringen. Ich wische mir über den Mund und starte dann den Motor. Der Kuss hat mich so durcheinandergebracht, dass ich fast vergesse, meinen Gurt anzulegen.
„Ziemlich gut. Ich habe den ganzen Flug verschlafen“, erzählt er.
„Das klingt so verdächtig vertraut.“
„Ich nehme jede Minute Schlaf, die ich kriegen kann.“
Er blickt auf den Becher im Getränkehalter. „Da war wohl jemand bei Starbucks“, stellt er fest.
„Ja, ich brauchte meinen Kaffee. Das Wasser ist übrigens für dich. Ich dachte mir, dass du durstig sein könntest.“
„Damit liegst du richtig, Prinzessin.“ Er greift nach der Flasche und knackt das Siegel. Nach einem Schluck Wasser legt auch er seinen Gurt an.
Wir fahren los. Auf dem Weg nach Hause nehmen wir uns etwas zu essen mit. Killian verdrückt seinen Burger so genüsslich und schnell, als hätte er seit Monaten nichts Richtiges mehr zu essen bekommen. Dass seine auferlegte Diät für ihn immer noch Stress bedeutet, lässt sich nicht leugnen. Er tut mir zwar leid, doch ihm ist deutlich anzusehen, dass er körperlich fitter ist, als bei unserem Kennenlernen. Als ich den Gedanken abschließe, fällt mir sofort etwas ein.
„Oh, Killian, ich habe gebacken“, erzähle ich fröhlich. „Einen riesengroßen Apple Pie, ganz für dich alleine.“
„Und dann schickst du mich einen Tag aufs Laufband?“, antwortet er scherzhaft.
„Wir stellen dein Laufband hinter mein Laufband und dann kannst du mir beim Laufen zusehen, was hältst du davon?“
Mein Vorschlag bringt Killian zu lachen. „Du verstehst etwas davon, einen faulen Mann zu motivieren. Ich kann mir kaum eine bessere Karotte als dich vorstellen.“
Lachend schüttle ich den Kopf. „Ich stehe dir immer gerne zur Verfügung, mein Liebster.“
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Zuhause nehmen wir beide eine lange und sehr intensive Dusche, bevor wir uns dann in unserem Bett einfinden. Ein heißes Vorspiel mit viel Schaum und zärtlichen Küssen ist genau das, was ich nach einer kleinen Durststrecke brauchen kann. Killian wirft mich ins Bett. Der Fernseher läuft im Hintergrund, die Fenster sind verdunkelt. Er zieht mich an seine Hüfte und streicht über meinen Schenkel. Nachdem wir einige Nächte voneinander getrennt waren, genieße ich es umso mehr, Killian so nahe zu sein. Er beugt sich vor, um mich zu küssen. Mit geschlossenen Augen erwidere ich seinen Kuss, öffne sie aber wieder, als er von mir ablässt. Liebevoll streicht Killian mir die Haare aus dem Gesicht. Seine blauen Augen sehen mich an. Er lässt seinen Blick über meinen Körper wandern, dann sieht er mir wieder ins Gesicht. Ich lasse meine Finger zwischen meine Beine gleiten, doch Killian greift nach meiner Hand, nur um sie dann über mich ins Kissen zu drücken.
„Jetzt bin ich endlich wieder da und du lässt mich gar nicht meinen Job machen?“, fragt er frech grinsend, ehe er meinen Hals küsst.
„Du spielst viel zu lange mit mir“, beschwere ich mich halbherzig, denn ich weiß, dass unsere Spiele fast immer dazu führen, dass ich mehr als zufrieden mit dem Ausgang bin.
„Dann sollte ich lieber aufhören, dich auf die Folter zu spannen“, spricht er gegen meinen Hals. Sein warmer Atem bereitet mir wohlige Gänsehaut. Ich will mehr.
Sanft küsst Killian meinen Hals, meine Lippen und schließlich mein Schlüsselbein. Er drückt sein Gesicht gegen meine Brüste, ehe er sie küsst und an einer meiner Brustwarzen saugt. Voller Vorfreude auf das, was kommt, streiche ich durch sein Haar. Nach einem letzten Kuss auf meinen Bauch versenkt mein Liebster sein Gesicht zwischen meinen Beinen. Genüsslich drücke ich ihm meine Hüfte entgegen. Durch den Stress in den letzten Tagen vor seiner Abreise, fiel es mir schwer, meinen Höhepunkt zu erreichen, doch dieses Problem hat sich von selbst in Luft aufgelöst. Mein Stöhnen wird immer lauter, als Killian seine Zunge einsetzt. „Oh, Gott“, drücke ich hervor, dann versenke ich meine Hand in seinen feuchten Haaren. „Killian.“ Ich erreiche meinen Orgasmus enttäuschend schnell. Als mein Griff in Killians Haaren lockerer wird, hebt er seinen Kopf an.
„Hoffentlich hast du noch keine Lust, aufzuhören“, spricht er fast schon streng, dabei macht er sich schon auf die Suche nach einem Kondom.
„Nein“, antworte ich ihm außer Atem. Ich atme tiefer, um etwas ruhiger zu werden, dabei beobachte ich Killian, wie er die Schublade an meinem Nachttisch schließt. Ich spreize meine Beine, als Killian sich zwischen ihnen platzieren will. Er ist schnell dabei, das Kondom überzuziehen, dann packt er mich an den Schenkeln. Mit einem Klecks Gleitgel massiert er sich selbst, ehe er in mich eindringt. Er zieht mich sofort an sich, um sich noch tiefer in mich zu drücken. Es fühlt sich unglaublich an. Voller Verlangen nach mehr beiße ich mir auf die Unterlippe und schließe die Augen. Killians Stöße sind schnell und etwas grob, doch das ist genau das, was ich im Moment brauche. Ich suche an dem Bettlaken halt. Mein Stöhnen übertönt den Fernseher, als Killian immer wieder zustößt. Ich bekomme einen Klaps auf den Schenkel, dann greift er noch fester zu. Sein tiefes Brummen verrät mir, dass auch er sich nicht länger zurückhalten kann. Killians Bewegungen werden langsamer. Ich bewege mich im sanften Rhythmus gegen ihn und genieße die Glücksgefühle, die durch meinen Körper strömen. Ich fühle mich wohl. Selbst das Laken unter meinen Fingern fühlt sich weicher an als sonst.
Überrascht öffne ich die Augen, als Killian mich packt und nun ganz auf seinen Schoß zieht. Für einen ausgedehnten Moment sehen wir uns in die Augen. Unsere Lippen nähern sich einander. Während wir uns küssen, drückt Killian mich fest umschlungen gegen sich. Ich erwidere den tiefen Kuss aufgeregt. Es fällt mir schwer, wieder von ihm abzulassen, doch wir beide lösen den Kuss, was mir die Möglichkeit gibt, tiefer zu atmen. Mein Liebster lächelt mich an, dann gibt er mir einen hauchzarten Kuss auf die Lippen. Liebevoll streiche ich durch sein Haar. Diese Nähe zu spüren, lässt mich die letzten Nächte sofort wieder vergessen. Killian lehnt seine Stirn an meine. Nach einem weiteren, deutlich kürzeren Kuss, lehne ich mich ein wenig zurück.
„Willkommen Zuhause, mein Liebster.“
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Wir verbringen den restlichen Tag im Bett. Killian hält meine Hand in seiner. Er küsst jeden einzelnen meiner Finger. Ich kann seinen warmen Atem an meiner Haut spüren. Die aufgeregte Verliebtheit, die ich verspüre, bringt mich dazu, unkontrolliert zu lächeln. Obwohl eine Woche nicht besonders lang ist und wir schon längere Zeit getrennt verbracht haben, waren die letzten Tage schwer für uns beide. Als er nicht hier war, waren meine Nächte besonders kurz. Mich immer wieder im Bett zu wälzen, aufzustehen, um etwas zu trinken, nur um wenige Minuten später zum wiederholten Mal im Badezimmer zu verschwinden, war auch für mich nicht besonders erholsam. Weder Meeresrauschen, noch meine Wellenlichter konnten etwas gegen meine Schlaflosigkeit unternehmen. Heute Nacht wird das hoffentlich anders.
„Ich könnte auf der Stelle einschlafen“, erzähle ich, um die Stille zwischen uns zu unterbrechen.
Killian nickt. „Ich versuche auch, mich wachzuhalten.“ Mit seinem Daumen streicht er über meinen Handrücken. „Dabei fällt mir etwas ein.“
„Was ist denn?“
„Ich muss mich noch für dein Video bedanken“, spricht er grinsend. „Es hat mir die Nächte sehr versüßt.“
Lachend löse ich meine Hand aus seinem Griff und drücke ihn von mir. „Wieso sagst du das jetzt? Du ruinierst die Stimmung! Es war gerade so perfekt und romantisch. Wir hätten einschlafen können und alles wäre so wundervoll gewesen.“ Er zuckt mit der Schulter, auf der er nicht liegt. Sein freches Grinsen zeigt, dass er seine Worte nicht im Geringsten bereut. „Und grins nicht so frech, das macht es nicht besser.“
„Entschuldige, das schwirrt mir schon die ganze Zeit im Kopf, ich musste es loswerden.“ Mein Liebster legt seine Hand an meine Taille. „Außerdem wollte ich dir sagen, wie leid es mir tut, dass ich nicht bei deiner Eröffnung sein konnte.“
„Das hast du doch schon“, antworte ich ihm, worauf er die Nase rümpft.
„Ja, aber von Angesicht zu Angesicht noch nicht. Ich wäre wirklich gerne dabei gewesen. Du hast so hart gearbeitet und ich hatte das Gefühl, dass ich dich an deinem großen Tag im Stich lasse. Ich hätte nicht auf dem Festival auftreten müssen. Ich bin noch lange nicht berühmt genug, dass mich jemand vermisst hätte, wenn ich nicht dagewesen wäre.“
„Ach, Killian, sag so etwas doch nicht“, entgegne ich ihm. „Erstens ist das nicht wahr, weil du immer bekannter wirst. Und zweitens musst du dich dafür nicht schlecht fühlen und im Stich gelassen hast du mich schon gar nicht. Du warst bei all den Schritten, die mich an mein Ziel geführt haben, dabei.“
Killian zuckt ein weiteres Mal mit seiner Schulter. „Könnten wir uns deine Ausstellung in den nächsten Tagen in Ruhe ansehen? Irgendwann nach den Öffnungszeiten vielleicht? Dann kannst du mir alles in Ruhe zeigen.“
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann gerne mit Alex reden und ihn fragen. Ich denke nicht, dass das ein großes Problem sein wird.“ „Klingt gut.“ Killian streicht über meinen Arm. Sein knurrender Magen bringt mich zum Schmunzeln.
„Wie gut, dass ich für diesen Fall vorgesorgt habe.“ Ich nehme Abstand von meinem Liebsten und steige aus dem Bett.
„Was? Für welchen Fall denn?“
„Na für deinen knurrenden Magen“, antworte ich. Aus dem Schrank greife ich mir eines meiner übergroßen Shirts, in denen ich gerne schlafe. „Bleib unbedingt liegen.“
„Ilaria, wenn du jetzt anfängst zu kochen, dann bin ich längst eingeschlafen, wenn du fertig bist. Und ich bin mir nicht sicher, ob du mich in den nächsten zwölf Stunden wecken kannst.“
„Nein, ich koche nicht. Du bekommst ein riesengroßes Stück Apple Pie!“, antworte ich ihm, wobei ich schon eilig das Schlafzimmer verlasse.
In der Küche öffne ich den Kühlschrank. All die Zutaten, die ich heute eigentlich verwenden wollte, müssen noch ein wenig darauf warten, verarbeitet zu werden. Ich nehme den Apple Pie heraus und stelle ihn auf der Theke ab. Killian bekommt ein extra großes Stück, während ich mir ein etwas kleineres Stück genehmige. Ich lecke meinen Daumen ab, dann decke ich den Kuchen wieder zu und stelle ihn zurück in den Kühlschrank. Fröhlich summend wasche ich mir die Hände, dann schnappe ich mir noch zwei Gabeln und die Kuchenstücke und spaziere damit wieder zurück ins Schlafzimmer. Da mir von meinem kleinen Ausflug kalt geworden ist, kann ich es kaum erwarten, mich wieder unter die Decke zu kuscheln.
„Hier, bitteschön.“ Killian legt sein Smartphone auf den Nachttisch und nimmt den Teller an sich. „Bitte tu so, als würde er schmecken, ich habe viel Arbeit reingesteckt.“
Killian schnaubt amüsiert. „Solange es das Rezept deiner Grandma ist, mache ich mir keine Sorgen.“ Ich nutze Killian als meinen Tisch, um meinen Teller abzulegen, während ich mich wieder einkuschle. Als ich wieder freie Hände habe, nehme ich meinen Kuchen an mich. Killian isst bereits. „Ausgezeichnet“, lobt er mich. Er streichelt meinen Hinterkopf. „Wäre es eine schlimme Straftat, wenn ich dich frage, ob wir uns noch eine Pizza bestellen?“
„Nein, aber ich würde mir Sorgen machen. Deinen Burger hast du auch so verschlungen. Ist alles in Ordnung?“
Er zuckt mit den Schultern. „Klar.“ Da er seine Antwort nicht weiter ausführt, sehe ich ihn an, anstatt zu essen. „Ich meine, die letzten Tage waren stressig und Essen war immer meine Art, mit Stress umzugehen. Jetzt muss ich schon ewig diese grünen Smoothies trinken und weitestgehend auf Zucker verzichten und ich würde davon gerne ein paar Tage Pause machen. Ich bin ziemlich ausgelaugt.“ Er reibt sich den Nacken, dann spricht er weiter: „Es folgt ein Projekt auf das nächste. Mein erstes Album, meine erste Tour, dann war ich mit Highway 89 auf Tour, jetzt steht mein neues Album schon wieder in den Startlöchern, damit ich relevant bleibe und nach dem Anstieg meiner Bekanntheit nicht gleich wieder in Vergessenheit gerate und nach dem Release bin ich schon wieder auf Tour. Das restliche Jahr ist schon komplett durchgeplant und ich muss die Regeln ein wenig lockern, sonst drehe ich durch.“ Killian spießt ein großes Stück Apple Pie auf seine Gabel und steckt es in den Mund. Seine Worte kreisen in meinen Gedanken. Dass er gerade wieder auf einem ungesunden Weg ist und dass Essen kein guter Punkt ist, um Kontrolle über sein Leben zu gewinnen, beschäftigt mich sofort. Ich mache mir große Sorgen um ihn.
„Du weißt, wie sich das für mich anhört, oder?“, frage ich vorsichtig nach. Killian sieht von dem Fernseher zu mir.
„Vermutlich dramatischer, als es eigentlich ist“, meint er unbeeindruckt. „Mach dir keine Sorgen, Prinzessin. Ich brauche ein paar Tage Pause, um meine Reserven wieder aufzuladen. Ich war jetzt eine Woche beinahe nonstop unter Menschen und Schlaf hatte ich auch kaum. Dir fällt das alles viel leichter, weil du viel extrovertierter als ich bist, aber ich brauche jetzt unbedingt ein paar Tage, um wieder runterzukommen.“
„Ich verstehe.“
„Ich will mich nur wieder ein wenig nach mir selbst fühlen.“
„Das verstehe ich sogar noch besser“, antworte ich ihm nachdenklich. „Dann bestelle ich uns noch eine Pizza. Faul sein wird mir auch guttun.“
Killian zieht einen Mundwinkel hoch. „Das ist mein Mädchen.“
Stolz grinse ich ihn an, dann drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange. Gleich danach streiche ich ihm einen Krümel aus dem Bart. „Kannst du mir etwas versprechen?“
„Kommt darauf an.“
„Wir reden doch, wenn es dir schlecht geht, oder? Ich weiß, dass ich es nicht sollte, aber ich mache mir trotzdem Sorgen um dich. Es soll dir doch gut gehen. Die Musik war immer ein großer Teil deines Lebens, aber ich fürchte, dass selbst das, was man gerne macht, einen irgendwann überrollen und zerdrücken kann.“
Killian legt seinen Arm um mich und drückt mich sanft gegen sich. „Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst. Mir geht es gut, ich bin nur müde. Ein paar Stunden Schlaf und Ruhe und ich bin wieder ganz der Alte.“
„Versprochen?“
„Versprochen.“
Killian besiegelt sein Versprechen mit einem Kuss. Innerlich verfluche ich mich dafür, dass ich meinen immer weiterdenkenden Kopf nicht abstellen kann. Schlaf und Ruhe würden auch mir guttun, das kann ich nicht abstreiten.