Die Dunkelheit der „Fluch-Höhle“, sowie von „Vanitas Hollow“ können nur noch vom dichten „Dämmerwald“ überschattet werden, in dem sich Pit hineinwagt. All das, um seiner ersten und einzigen Freundin hinterherzurennen, die er mit seinen Worten verletzt hat. Seitdem er für sich selbst denken kann, war er in diesem verwünschten Dorf immer einsam, als auch allein. Die Wärme seiner Mutter konnte ihm zwar Trost spenden, doch dies allein reichte nicht aus. Nicht an einem Ort, an dem noch weitere Personen existieren, als nur sie beide. Pit sehnt sich nach mehr; nach anderen Kindern, die mit ihn spielen würden, anstatt ihn ständig nur zu ignorieren, oder gar zu verachten. „Was habe ich denn falsch gemacht?“, fragt sich der Junge stetig. „Wieso bin ich ständig allein?“ „Nun ja: du bist der Sohn von Aura.“, hört er die Worte des in die Jahre gekommenen Ratsmitglied des Dorfes – mit dem Nachnamen Fleischhauer – in seinen Ohren, als er mit schwerem Atem, samt schnellen Schritten durch den dunklen Wald rennt. „Du kannst es nicht wissen. Wie denn auch? Du bist nur ein armer, kleiner, ahnungsloser Junge. Aber keine Sorge: wir werden dich schon noch aufklären. Dann, wenn die Zeit gekommen ist. Habe nur etwas Geduld.“ Schlussendlich wurde Pit nie aufgeklärt. Von niemanden – nicht einmal von seiner Mutter selbst. Er wartete auf etwas, was niemals kommen oder eintreffen würde … Die Pokémon waren seine einzigen Freunde. „Heidi!“, sprach er damals glücklich den Namen aus, als er das menschengroße Noctuh seiner Mutter lächelnd umarmte. „Ich brauche keine Freunde! Ich habe dich und Gramo … Die Leute sind blöd! Ich hasse sie!“, meckerte er herum, als er sich in das Gefieder des Flug-Pokémons vergrub, was einen eulenartigen, sanften Laut von sich gab. Was war er glücklich, als er sein erstes, eigenes Pokémon erhielt. Ab da an sollten Gramokles, Heidi und er unzertrennlich sein. Sie alle und Aura – die Ex-Arenaleiterin, die ihr Dasein als Pokémon-Trainerin aufgab. Zusammen sind sie seit jeher eine kleine Familie. Ein flackerndes Licht und ein Hoffnungsschimmer für Pit, der seit jeher in der Dunkelheit des verfluchten Örtchens sein Dasein fristete. Pauline könnte dieses Licht ausweiten, doch stattdessen nimmt die Dunkelheit weiterhin zu. „Nein, ich darf das nicht zulassen! Ich darf keine Angst haben! Ich muss weiter!“, spricht Pit hechelnd zu sich motivierend aus, als er währenddessen tiefer in den Wald hineinrennt. Etwas weiter vor sich erblickt er jedoch etwas für ihn gänzlich Neues: Die Finsternis scheint zu verschwinden?! Sie vergeht in einem leuchtenden Abendrot. Es ist das erste, natürliche Licht, was der junge Trainer mit seinen eigenen Augen zu sehen bekommt. Inmitten dieses atemberaubenden Anblicks, trifft er sogar auf seine Freundin. Seine Augen beginnen zu funkeln. „Pauli- ?!“ … Bis er erkennt, dass ihr Körper regungslos auf dem Boden liegt. Vor diesem befindet sich ein Pokémon. Ein kleines, giftiges Käfer-Pokémon mit einem haarigen, lila Körper und pink-roten Facettenaugen. „Ein Bluzuk?!“ Es untersucht den reglosen Leib von Pit’s Freundin, der wiederum sein schwertgleiches Gramokles zu sich ruft. „LASS SIE IN RUHE!“, brüllt er wutentbrannt dem Bluzuk zu, was sich sichtlich verwirrt umdreht. Mit großen Augen steht es da und regt sich nicht, genauso wenig wie Pauline selbst. „Pauline?! Pauline, sag doch was! … WAS HAST DU GETAN?!“ Mit seinen kleinen Pfötchen steht das harmlos wirkende Käfer-Pokémon unbeholfen da, was Pit jedoch nicht daran hindert es mit seinem Gramokles anzugreifen. „Gramo, Zornklinge!“ Es schlägt auf das rundliche Bluzuk ein, was mit seinen Geräuschen zu wimmern beginnt. „ZORNKLINGE!“, befiehlt er seinem Pokémon-Freund wiederholt, was auf dieses erneut einschlägt. „Zornklinge, ZORNKLINGE!“, schreit er regelrecht mit Tränen in den Augen in den Wald, auf dass er hofft gehört zu werden … Das Bluzuk regt sich nicht mehr. Schleunigst bewegt sich Pit an die Seite seiner Freundin. „Was soll ich nur tun? … Hm?“ Als er seinen Blick abwendet, erkennt er, wie sich das Bluzuk wieder aufrichtet. Ohne ein Wort seines Trainers zu erhalten, stößt Gramokles es mit einer Tackle zu Boden. Wenigstens holt Pit einen Finsterball hervor, um es einfangen zu können. Der Pokéball – in diesem Fall der besondere Finsterball – muss mindestens dreimal wackeln, damit das Pokémon im Ball bleibt. In Vanitas Hollow werden ausschließlich Finsterbälle genutzt, da das Dorf – sowie das ganze Gebiet drum herum – von ewiger Dunkelheit umhüllt ist und sich die Pokémon demnach viel besser fangen lassen. Während ein Pokéball das typische rot-weiße Muster besitzt, fällt der Finsterball mit seiner schwarzen Farbgebung, samt den grünen Punkten deutlich auf. Außerdem trennen die beiden Hälften des Balls keine schwarze, sondern eine orange Linie diese. Mit einem erfolgreichen Wurf von Nahem, kann Pit das Bluzuk einfangen und es in Zukunft für sich kämpfen lassen – wenn es denn auch gewillt ist und seinen Trainer anerkennt. Dennoch weiß Pit noch nicht so recht, was er mit dem Bluzuk anfangen soll, denn immerhin „… ist es deine Schuld! Wegen dir ist Pauline …“ Ein schmerzerfülltes Stöhnen bricht aus ihr heraus. „Pauline, geht es dir gut?!“ „… I-Ich … habe Angst.“, flüstert sie ihm zu, als ihr einige Tränen hinuntergleiten. Panisch blickt der Junge um sich und erkennt seitlich von sich auf einmal einen Weg, der zuvor noch nicht da war. Einen Weg aus flackernden Lichtern. „Sie sind blau …“ Er weiß, was es ist: Es sind Irrlichter, die zwischen den Bäumen verschwinden. Es ist nicht der Weg in Richtung Abendrot der ihm aufgezeigt wird, sondern ein weiterer Weg Richtung Dunkelheit. „Nicht …“, haucht Pauline geschwächt aus. „Vielleicht kommen wir so aus dem Wald?“ Energisch versucht Pit Pauline hochzuheben, als plötzlich von hinten ein kleines Wesen angesprungen kommt. Pit erschreckt sich. Noch nicht einmal Gramokles kann es rechtzeitig erkennen. Trotz des Schrecks ist immerhin nichts weiter passiert, denn das Wesen liegt binnen von Millisekunden zappelnd mit dem Rücken auf dem Boden, wobei eine nicht erkennbare Gestalt durch die düsteren Baumkronen in den Himmel aufsteigt. Mit einem genaueren Blick hat Pit den Angreifer erkannt, der zum Glück schnell abgewehrt wurde: es war ein Toxiped. Ein weiteres, giftiges Käfer-Pokémon. Genauso wie dieses Bluzuk, was er soeben einfing. „Heidi?“, fragt Pit leise die fliegende Kreatur, deren Silhouette durch das Abendrot im Hintergrund nun deutlicher zu erkennen ist. „Heidi, ich wusste es. Danke!“ Mit wachsamen Augen umkreist die Eule das Gebiet des Waldes, in dem sich die beiden Kinder aufhalten. Noch einmal versucht Pit derweil seine Freundin hochzuheben. „U-Uff … Ha, du bist ja gar nicht so schwer?!“, erkennt er, als Pauline in seinen Armen liegt. Sie ist viel zu erschöpft, um noch irgendetwas sagen zu können. „Heidi?! Heidi, hol schnell Hilfe!“ Gerade will das Noctuh sich auf dem Weg begeben, bis es plötzlich von irgendetwas weggeschnappt wird. Etwas, was in der Dunkelheit gelauert hat. „HEIDI!!!“ … Der Dämmerwald ist ein gefährlicher Ort. Eine grauenvolle Tatsache, die Pit ausgerechnet just in diesem Moment herausgefunden hat. Trotz all den schlimmen Dingen – die in jüngster Zeit passieren –, unterdrückt Pit seine Trauer, seine Tränen und seine Ängste. So, wie er es zuvor in der Schule schon immer tat. Genauso wie außerhalb dieser, denn: das Dorf an sich war keineswegs ein besserer Ort für ihn … Stück für Stück wird er unbewusst zu einer emotionskalten Puppe, die die Menschen – wenn nicht sogar das Leben selbst – zu verachten lernt. Aber nur so kann er seinen Weg fortsetzen und den bläulich flackernden Lichtern auf Feuer folgen, die ihn sicherlich dahin bringen werden, wo er hofft erhört zu werden. Das ist es, was er sich aus tiefstem Herzen wünscht.
So folgt Pit mit Gramokles, sowie Pauline in seinen tragenden Armen den blau-violett leuchtenden Lichtern, die ihn weit weg von der Abendröte davonlocken. Sie werden immer dunkler und violetter, je mehr er ihnen folgt. Wer weiß, was er am Ende vorfinden wird? Vielleicht das schlafende Arceus aus der Legende? Eines weiß er mit Sicherheit: weg von der Dunkelheit bedeutet auch weg von der Heimat … je nachdem, was „Heimat“ bedeuten mag. Vanitas Hollow war nie wirklich seine Heimat, sondern immer nur ein notwendiges Übel. Obwohl: wenn er eines stets zu schätzen wusste, dann waren es die Pokémon. Auch wenn dieses Bild durch den Vorfall mit seiner Freundin nun verblassen mag. „Dieses Bluzuk … Pauline …“, murmelt er vor sich hin, in der Sorge verrückt zu werden. Seine Arme werden ebenfalls schwerer. Er kann sie nicht mehr lange in seinen Armen halten, doch in den Momenten der Kraftlosigkeit, erreicht Pit das Ende der Irrlichter. „Es geht nicht mehr weiter?“ Vor ihm zeigt sich ein knuffiges Lichtel, was ihn mit seinen gelb leuchtenden Augen regelrecht anstarrt. Nur kurz sieht Pit zu diesem, bevor er sich wieder von der Geisterkerze abwendet, die ebenfalls den Typ Feuer besitzt. Vor seiner Gestalt offenbart sich ihm ein mystischer Anblick. Eine gewaltige, runde, graue Steintür mit tiefer, unerkenntlicher Eingravierung, samt unzähligen Siegeln versperrt ihm den Weg. „Könnte es … ? Nein, oder?“ Und wie soll er jetzt hineingelangen? Flüchtig lässt das Lichtel sein Feuer entfachen. Es ist der Angriff „Glut“. Pit erschreckt sich erneut, wenn auch lautlos. Es kam einfach so plötzlich, ohne Vorwarnung. Dabei erkennt er, dass Lichtel’s Feuer den Siegeln nichts anhaben kann. Doch sie bestehen nur aus Papier?! Soll Pit etwa die Siegel entfernen? „Aber … das wird doch dauern?!“ Ungeduldig springt Lichtel auf und ab. Kurz sieht Pit zu Gramokles, was nun weiß, was es zu tun hat. Als dieses jedoch seine Klinge schwingt, prallt diese an einer unsichtbaren Barriere ab. Ein stählernes Klirren ist zu vernehmen. Das war Gramokles‘ Schmerzensschrei. Vorsichtig versucht der hilflos wirkende Pokémon-Trainer eines der vielen Siegel mit seinen zarten Fingern zu entfernen … Es funktioniert, auch wenn er es mehrfach mit seinen Nägeln ankratzen muss. Nervös atmet Pit durch. Geist-Pokémon können die Siegel nicht entfernen, aber er schon. Vielleicht demnach auch andere Pokémon, die nicht vom Typ Geist sind? Nach einer kurzen Überlegung holt der Trainer sein frisch gefangenes Bluzuk hervor. Als es aus dem Finsterball kommt, zeigt sich wie geschwächt es ist. Es kann kaum noch stehen. „Na los: Hilf mir!“, gibt er es dem Befehl. „Du machst die Papiere unten und ich die oben.“ Gramokles hat alles im Blick und Bluzuk weiß das. So oder so: es hat keine Wahl, also tut es das, was sein neuer Herr von ihm verlangt. „Halte durch, Pauline!“ Es dauert eine Zeit lang, bis ein Großteil der Siegel entfernt werden kann. Zwischendurch wird Bluzuk immer wieder von Gramokles angestupst, um es zum Weitermachen zu animieren. Als es seine aufgezwungene Aufgabe beendet, bricht es kraftlos zusammen. Ohne einen weiteren Kommentar von sich zu geben, ruft Pit sein Bluzuk in den Ball zurück. Er wurde von seinem Umfeld fertig gemacht und hat es sich angeeignet … Für einen kurzen Moment hält er inne, dann lächelt er. „Geschieht dir recht! Es ist alles nur deine Schuld!“, spricht er mit Tränen in den Augen vor sich hin, als ihm durch das Entfernen der Siegel die Finger bluten. Die Frage ist nur, ob er das Bluzuk, oder sich selbst damit meint? Vielleicht sogar beides … Nur noch wenige Siegel oberhalb verbleiben, doch diese werden von dem spontan rollenden Gestein selbst entfernt. Eine unbekannte Macht öffnet diesen uralten Eingang, dessen Beschaffenheit Pit sich nicht genauer ansah. Zumindest nicht bewusst, aber im Nachhinein blitzen ihm die Bilder aus der Legende auf. Das Bilderbuch, was ihm seine Mutter immer wieder zeigte und daraus vorlas. Das quirlig wirkende Lichtel geht voran, doch Pit befindet sich in einer Art Starre. Zwar mag er sich an die Dunkelheit längst gewöhnt haben, aber diese kommt ihn anders vor. Diese wirkt … unheimlich; beängstigend unnatürlich. Mit vorsichtigen Schritten gelangt er in die Höhle, mit Pauline in seinen erschöpften Armen. „Ist hier jemand? Ich brauche Hilfe! Meine Freundin, sie … Ihr geht es nicht gut. Bitte, helft uns! … Irgendjemand …“ Regelrecht kraft- als auch hoffnungslos legt er Pauline erneut auf den Boden ab. Seine Freundin konnte sich zwar zuvor nicht mehr bewegen, aber mittlerweile antwortet sie nicht einmal mehr. Nach einem Moment der Stille, fällt es Pit auf: Pauline wurde ihrer Fähigkeit beraubt zu atmen … Tränen und Blut benetzen den Höhlenboden, der aus kaltem, grauen Gestein besteht. Lichtel beobachtet den Jungen weiterhin, wobei Gramokles mit ihm zu leiden scheint und an seiner Seite verweilt, bis eine schwarze, große Gestalt – wie aus dem Nichts – vor ihren aller Augen auftaucht. Eine Art tiefschwarzer Stofffetzen befindet sich nun regelrecht vor Pit’s Gesicht und windet sich so, wie als wäre dieser in Wasser getaucht. Pit wagt es kaum aufzusehen, bis er die scharfe Schneide an seinem Gesicht bemerkt, was der einer Sense ähnelt. Die sich dort darin spiegelnden, rot glühenden Augen – die auf den Jungen herabstarren – sind nicht mehr weg zu ignorieren. Der darauffolgende Schrei hallt durch den gesamten Wald, denn: es ist das erste Mal in seinem Leben, dass der junge Trainer nicht nur irgendeine Angst in seinem Inneren verspürt. Nein: es ist Todesangst. Pokédeath existiert wirklich!
Pokémon Adal: Jusatsu Intro & Pokédeath/Jusatsu (Unheilsorden) Battle Theme
Scar Symmetry – Altergeist
https://www.youtube.com/watch?v=QAwHlWEqdvc