Kapitel 5 – Tulip Karasu
„Filch hat furchtbare Laune. Jemand hat ihm wohl einen Streich gespielt, aber niemand weiß, wer es war“, tuschelte ein Mädchen im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum.
Eine Fünftklässlerin beklagte sich, dass Snape ihr die Zeitung aus der Hand gerissen hat, als sie gerade im Tagespropheten einen Artikel über die Verwunschenen Verliese gelesen hat.
Cody setzte sich auf eines der blauen Sofas. Neben ihm im Sessel saß Rowan, so konnte er ihn auf den neusten Stand bringen: „Der Schwarze Federkiel in den Drei Besen ist wirklich das Notizbuch meines Bruders, aber er hat eine Art Code verwendet. Kannst du das entziffern, Rowan?“
„Bei Merlins Bart!“, stieß dieser aus. „Das hier sieht genauso aus wie die geheime Botschaft aus dem gefrorenen Raum in unserem ersten Schuljahr!“ Dies legte die Vermutung nahe, dass auch die Botschaft damals schon von Codys Bruder gekommen sein könnte.
Jacob war den Verwunschenen Verliesen auf der Spur. Jetzt folgte sein kleiner Bruder dieser Spur. Es war naheliegend, dass er Hinweise hinterlassen hatte, damit Cody ihm folgte. Doch Rowan konnte viele dieser Symbole nicht wiedererkennen.
Also mussten sie sich Bücher an die blauen Sofas holen und diese wälzen, bis sie den Code entziffert hatten. Die Frage war natürlich, ob diese Hinweise wirklich von Jacob kamen und für wen er sie hinterlassen hatte – er konnte ja nicht wissen, dass Cody ihm folgen würde.
Nach einiger Zeit hatte Rowan den Code geknackt und übersetzte ihn: „Diese Irrwichte müssen etwas mit dem Fluch zu tun haben, der das nächste Verlies schützt, jemand ist uns zuvorgekommen. Ich werde meine Forschungen in den verlassenen Raum im fünften Stock verlagern, um Filch, Snape und R aus dem Weg zu gehen. Wenn ich mich nicht beeile, ist Hogwarts verloren.“
Damals hat sich also jemand anderes an dem Verlies zu schaffen gemacht. Und nun mussten Cody und Rowan Jacobs Geheimversteck finden. Rowan musste allerdings den Rest des Notizbuches entziffern, also musste Cody mit jemand anderem los.
„Penny möchte sich bestimmt rächen, nachdem der Irrwicht in Kräuterkunde erschienen ist“, überlegte Cody und beschloss sie mitzunehmen. Diese hatte schon längst gehört, dass Cody wieder auf Verliessuche war und war Feuer und Flamme ihn dabei zu begleiten.
Doch als sie im fünften Stock angekommen waren, wollte sie wissen, woher er plötzlich vom Geheimversteck seines Bruders wusste. „Er hatte seine Suche nach den Verwunschenen Verliesen dokumentiert. Madam Rosmerta aus den Drei Besen hat mir sein altes Notizbuch gegeben“, erklärte Cody. „Rowan hat mir beim Entziffern geholfen, und wir haben herausgefunden, dass mein Bruder dieses Zimmer für seine Forschungen verwendet hat.“
Da Penny sich im Schloss gut auskannte, fanden sie bald eine Tür, hinter der sich das geheime Zimmer verbergen könnte. Die Tür war mit einem Vorhängeschloss verschlossen, das zwei Schlüssellöcher hatte.
Cody versuchte mit Alohomora das doppellöchrige Schloss zu knacken. Doch es öffnete sich nicht. Das Schloss war wahrscheinlich magisch versiegelt, vermutete Penny. Sie versuchte es mit Flipendo, doch erneut ließ sich das Schloss nicht davon beeindrucken.
Dann fand Cody einen Hinweis auf dem Schloss: „Eigentum von Tulip Karasu.“
Penny hatte natürlich von dieser Person, die in Codys Jahrgang und seinem Haus war, gehört: „Sie ist eine echte Rebellin, ständig muss sie nachsitzen.“ Auch wusste sie, dass Tulip oft alleine im Klassenzimmer für Verwandlung lernte.
Tatsächlich fanden sie sie dort. Tulip war ein schlankes Mädchen mit glatten langen roten Haaren. Sie saß alleine an einem Tisch und lernte. Eine Kröte mit einer auf dem Rücken gebundenen Stinkbombe leistete ihr Gesellschaft.
„Entschuldige bitte, Tulip?“ Sie beide stellten sich vor ihren Tisch. „Hallo. Ich bin Cody Bailey. Ich weiß, dass deine Zeit kostbar ist und du wahrscheinlich sehr beschäftigt bist, aber ich brauche wirklich deine Hilfe.“
Tulip schrieb weiter auf ihr Pergament. Um ihren Hals trug sie eine Kette mit einer Stinkbombe. „Kleine Blume … ihr Duft so süß, so zart und lieblich…“
Penny hatte nicht erwähnt, dass sie … exzentrisch war. „Hast du mir zugehört, Tulip?“, fragte Cody.
„Ich habe gerade keine Zeit. Sprich mit Dennis, bis ich fertig bin.“
„Wer ist Dennis?“, fragte Cody.
Nun machte sich die Kröte mit einem lauten Krächzer bemerkbar und Penny fragte: „Was ist das?“
Tulip schrieb weiter, während sie auf beide Fragen gleichzeitig antwortete: „Eine Kröte. Ihr Name ist Dennis.“
„Ich weiß, was eine Kröte ist“, meinte Cody, „Aber was ist das Ding auf ihrem Rücken?“
Darauf wusste Penny die Antwort: „Es ist eine Stinkbombe vom Zonko. Ich weiß das, weil Tonks sie immer unter meinem Kissen versteckt.“
Cody konnte aber nichts riechen. Das war Penny auch nur ganz recht – schlimm war die Stinkbombe erst, wenn sie explodierte.
„Tulip, wie kann ich die Stinkbombe entschärfen?“, fragte Cody panisch.
Ganz gelassen schrieb die Rothaarige weiter und meinte: „Ich kann dir die Fragen zu meinem Test nicht einfach geben. Ich muss erst wissen, dass du meine Hilfe verdient hast.“
Keine Panik. Nun musste eine Bombe entschärft werden. Es war ein heikles Unterfangen. Ein kleines Bömbchen, mit Seilen am Rücken einer Kröte befestigt. Einmal am falschen Seil gezogen, schon geht die Bombe hoch.
Doch Cody schaffte es: Er entschärfte die Stinkbombe!
„Ich dachte mir, dass du das kannst. Eine Stinkbombe zu entschärfen ist eine Kleinigkeit, wenn man den Fluch eines Verwunschenen Verlieses brechen konnte“, lobte Tulip. „Ich war ganz schön eifersüchtig, um ehrlich zu sein. Ich wollte schon immer vor der gesamten Schule beim Willkommensfest zurechtgewiesen werden.“
„Warum?“, fragte Cody verwirrt.
„Weil Regeln gemacht wurden, um gebrochen zu werden – und Hogwarts hat viel zu viele Regeln. Du hast mich inspiriert, Cody Bailey. Ich wusste, dass ich dazu bestimmt bin, ein Verwunschenes Verlies zu öffnen. Ich habe das Schloss sofort nach Hinweisen durchsucht, bis ich den verlassenen Raum gefunden habe, in dem Jacob Bailey über die Verliese geforscht hat. Ich habe das Zimmer deines Bruders mit einem Schloss mit zwei Schlüsseln verschlossen, damit niemand es findet. Einen Schlüssel habe ich behalten, den anderen an meinen Komplizen gegeben.“
„Wer ist dein Komplize?“
„Ich muss erst sicher sein, dass ich dir vertrauen kann, Cody Bailey. Wir treffen uns in der Großen Halle…“
Es war wie ein Vorstellungsgespräch an einem langen Holztisch mit einem Festmahl zwischen dem Bewerber und dem Arbeitgeber. „Warum sollte ich mit dir zusammenarbeiten, Cody Bailey?“, fragte Tulip, als sie sich in der Großen Halle gegenübersaßen.
„Wir haben einiges gemeinsam, Tulip. Wir scheren uns nicht um die Regeln, wenn wir etwas erreichen wollen. Gib mir eine Chance. Vertrau mir gerade gut genug, um mir von deinem Komplizen zu erzählen.“
„So einfach ist das nicht, Cody Bailey. Du musst mein Vertrauen gewinnen! Also… warum sollte ich dir vertrauen?“
„Ich kann dir helfen…“ erwiderte Cody unsicher.
„Aber du könntest mich verraten…“, stichelte Tulip.
„Dafür bist du doch viel zu schlau“, wiegelte Cody ab.
„Und wenn wir eine Strafarbeit bekommen?“
„Die kriegen wir nicht, wenn wir schlau sind.“
„Warum brichst du überhaupt die Regeln?“
„Weil ich mich nicht von Regeln aufhalten lasse.“
„Ich weiß noch nicht, ob ich dich mag, Cody Bailey. Aber ich vertraue dir. Mein Komplize ist Merula Snyde.“
Das kam nun überraschend für Cody. „Aber du bist doch viel zu intelligent, um Merula zu vertrauen?“
„Merula ist eine geniale Hexe. Auch wenn man mit ihr selbst nicht zurecht kommt, muss man doch ihre Fähigkeiten anerkennen. Dennoch hatten Merula und ich einen unseligen Streit. Ich kann dich ohne ihre Hilfe nicht in das Zimmer deines Bruders lassen. Die Frage ist nur, wie wir an Merulas Schlüssel kommen…“
„Ich werde sie austricksen. Merula hält sich für schlauer als sie tatsächlich ist.“
Die Idee gefiel Tulip. Aber Cody konnte es nicht alleine machen. Sie wollte ihn unterstützen und sich einen Plan ausdenken, um an Merulas Schlüssel ranzukommen.
Schließlich trafen sie sich einige Tage später im Innenhof, wo Merula sich mit ihren Slytherin-Kumpanen den nächsten Schachzug ausdenken wollte. Da ihre Kumpanen Ismelda und Barnaby zäh und rücksichtslos waren, wollte Tulip sie im Auge behalten, während sie sich einen Plan ausdachte.
„Wir haben ÜBERALL gesucht! So werden wir nie ein Verwunschenes Verlies finden!“, raunte Merula ihre Freunde an.
Emotionslos meinte Ismelda: „Wir sollten bei Cody Bailey und seinen Freunden den Cruciatus-Fluch verwenden. Folter macht jeden gesprächig.“
„Du hast echt mal Probleme, Ismelda“, meinte Merula dazu.
Da hatte Barnaby eine gute Idee: „Wir sollten Dumbledore fragen. Er ist total intelligent.“
„Dumbledore hat in seiner Willkommensrede viel Zeit darauf verwendet, uns zu sagen, dass wir uns von den Verliesen fernhalten sollen“, wurde er von seiner rothaarigen Mitschülerin erinnert, aber Barnaby wollte sich von seiner Idee nicht abbringen lassen:
„Wir könnten ihm Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung schenken. Ich habe gehört, dass er Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung mag.“
„Manchmal frage ich mich, ob du eine Bertie Botts Bohne jeder Geschmacksrichtung anstelle eines Gehirns hast!“
Tulip beobachtete das Gespräch und fragte Cody, ob sie sich erst um ihre Anhängsel oder direkt um sie kümmern wollten.
„Wir kommen nie an Merula ran, wenn wir uns nicht zuerst um Ismelda und Barnaby kümmern.“
„Guter Gedanke, Cody Bailey. Vielleicht besteht noch Hoffnung für dich. Merulas Kumpanen klingen zu dämlich und brutal, um Argumenten oder sogar roher Gewalt zugänglich zu sein. Wir brauchen eine Ablenkung, um Barnaby und Ismelda von ihr wegzulocken.“
Tulip arbeitete einen Plan aus, in welchem sie Merulas Kumpanen mit einer Ultimativen Stinkbombe verjagen wollte, doch dafür brauchte sie Hilfe. Zunächst benötigte sie Stinksaft aus Kräuterkunde. Dann wurde Duro, der Härtungszauber benötigt, um die Schale der Stinkbombe stabiler zu machen. Zum Schluss fehlte noch der Verscheuchezauber Depulso, mit welchem Tulip die Ultimative Stinkbombe direkt in Merulas Schoß befördern wollte.
Und dann gab es noch eine Sache, die Tulip aber nicht verraten wollte. Diese zu beschaffen, würde etwas Zeit dauern. „Sei bereit, Cody Bailey. Wir haben nur einen Versuch…“
Verwandlung: Duro
Wenn man schon Verwandlungsunterricht hat, kann man dann wenigstens seine Aufsatznoten verwandeln? Wahrscheinlich nicht. Heute ging es um das Härten von Gegenständen, indem man sie zu Stein verwandelte. Diese Fähigkeit besitzen viele Geschöpfe seit grauer Vorzeit – Basilisken und Gorgonen waren nur einige Beispiele.
Da musste Rowan erstmal einen Flachwitz machen: „Das Leben ist manchmal ganz schön hart! Hast du verstanden, Cody? Das war erstklassiger Verwandlungshumor.“
Professor McGonagall demonstrierte den Zauber, indem sie einen Blumenstrauß inklusive Blumenvase in Stein verwandelte. Ihren Zauberstab hielt sie dabei, als würde sie ein Huhn erwürgen. Wichtig war es zudem, dass man sich auf die Oberfläche des Gegenstandes konzentrierte, den man verwandelte.
Nach einigem Zuschauen, Bücherlesen und von der Tafel abschreiben durften auch die Schüler Blumen zu Stein verwandeln. Nach und nach standen steinerne Blumen auf den Tischen. Cody bekam für seine Ausführung sogar zehn Hauspunkte. Schon ließ Rowan sich erneut zu einem Flachwitz hinreißen: „Man könnte sagen, deine Kenntnisse haben sich vulkanisiert.“
Doch keiner lachte.
„Wirklich? Nichts?“, unterbrach Rowan die unangenehme Stille. „Vielleicht lese ich die falschen Witzebücher…“
Zaubertränke: Gegenmittel für häufig verwendete Gifte
Im Klassenzimmer für Zaubertränke war noch immer die Angst vor dem Irrwicht allgegenwärtig. Ein blondes Slytherin-Mädchen fragte ängstlich: „Wie groß ist ein Irrwicht in seiner normalen Form? Passt er in ein Zutatenglas?“
Der Meister der Zaubertränke aber ließ sich von seinem Unterrichtsgegenstand nicht ablenken: „Heute lernen Sie das Gegenmittel für häufig verwendete Gifte zu brauen. Ein Schüler meines vorherigen Kurses hat einen meiner Kessel geschmolzen. Der nächste Schüler, der etwas in meinem Klassenzimmer kaputtmacht, teilt das Schicksal des Kessels.
Fangen wir nun an. Denn dieser Trank könnte eines Tages ihr armseliges Leben retten. Das Gegenmittel für häufig verwendete Gifte schützt vor allen Giften. Hören Sie gut zu.“
Doch wie man es von Snape gewohnt war, sagte er nicht klar, was benötigt wurde, sondern verpackte die Anweisungen in Fragen wie etwa: „Wo würden Sie einen Bezoar finden?“
Im Anschluss suchten Cody und Rowan nach Einhornhaaren und Misteln im Zutatenregal. Als dann alles am Ort war, sollten die Schüler ihre Bezoare zu einem feinen Pulver zerstampfen.
Doch als sie fertig waren, kam Barnaby plötzlich auf Cody zu: „Merula hat mir aufgetragen, dir nachzuspionieren.“
„Ist es eigentlich nicht das Wichtigste bei einem Spion, dem Ausspionierten nicht zu sagen, dass man ein Spion ist?“, entgegnete Cody.
„Ist das so?“ Barnaby dachte nach. „Ich erinnere mich an fast nichts aus dem Spionunterricht.“
Cody wies ihn darauf hin, dass sie gar keinen Spionunterricht hatten. Dankbar für diesen Hinweis erwiderte Barnaby: „Merula meint, du wärst verrückt und böse, aber du scheinst nett zu sein…“
„Merula ist eine Lügnerin. Warum hilfst du ihr?“
„Ich will das nicht. Aber sie hat mir versprochen, dass sie mich zum mächtigsten Zauberer von Hogwarts macht. Da habe ich doch keine Wahl, oder?“
„Du brauchst sie nicht, um ein mächtiger Zauberer zu werden, Barnaby. Halt dich von Merula fern und dein Leben in Hogwarts wird besser, versprochen.“
„Darüber habe ich so noch nie nachgedacht…“
„Ich will dich nicht zum Feind haben. Aber wenn ich dich beim Spionieren erwische, wird mein Zauberstab für mich sprechen“, drohte Cody.
Doch davor hatte Barnaby keine Angst. Er hatte noch nie ein Duell verloren. Aber beide hatten bessere Dinge zu tun und verabschiedeten sich freundlich.
Abschied vom Vertrauensschüler
„Es freut mich, dich zu sehen, mein Ravenclaw-Freund“, begrüßte Chester Cody gutgelaunt im Gemeinschaftsraum. „Als wir uns zum ersten Mal trafen, war ich gerade Vertrauensschüler geworden. Jetzt bin ich in der siebten Klasse und im Juni werde ich Hogwarts für immer verlassen.“
„Chester, du kannst dich darauf verlassen, dass ich die Bücher im Gemeinschaftsraum immer ordentlich in die Regale räumen werde. Ich werde dich nicht enttäuschen!“
„Professor Flitwick verwendet einen kleinen Ordnungszauber dafür, aber es überrascht mich nicht, dass du dich anbietest. Du bist so nett und fleißig. Ich habe darüber nachgedacht, wie du zur Zukunft von Ravenclaw passt. Du bist eine Ehre für unser Haus. Nach meinem Abschluss wirst du der Schüler sein, der dem Rest als Beispiel dient. Ich will dir ein paar Dinge beibringen, die dich auf deine Aufgabe als Anführer unseres Hauses vorbereiten werden.“
Chester forderte Cody auf, ihn auf das Trainingsgelände zu begleiten, um ihm dort eine letzte Lektion zu verpassen.
Dort waren Übungspuppen aufgebaut und Chester kündigte an, den Erstarrungszauber Immobulus lehren zu wollen. „Immobulus hat mir in meiner Zeit als Vertrauensschüler sehr genützt – ich habe den Zauber mehr als einmal verwendet, um über alle Ohren verliebte Schüler vom Knutschen abzuhalten.“
Kurz darauf schossen sie zu zweit fünf Übungspuppen ab. Chester war beeindruckt von Codys Talent, doch zauberte dieser auch ein wenig aggressiv. Beinahe zerstörte er die Übungspuppen.
„Wenn Billingsleys Tiere wieder einmal flüchten, könnt ihr sie mit Immobulus davon abhalten, den Großen Treppenaufgang hinunterzurennen“, schlug Chester vor. Cody bedankte sich. Aber Chester war noch lange nicht fertig. Er hatte noch einen Trank in petto, den er von Snape niemals lernen würde, den er aber trotzdem kennen sollte. Dafür mussten sie sich in der Nacht im Klassenzimmer für Zaubertränke treffen.
Als sie sich dann dort trafen, eröffnete Chester Cody, dass er ihm den Plappertrank beibringen wollte. „Lass mich raten“, sagte Cody. „Wer davon trinkt, babbelt nur noch?“
Chester grinste: „Mit einem so hellen Köpfchen wirst du eines Tages noch Schulsprecher. Wer den Plappertrank trinkt, gibt nur noch unkontrollierbaren Nonsens von sich. Was würdest du mit diesem Trank anstellen?“
Auch Cody lächelte: „Ich würde Merula etwas untermischen, wenn sie wieder meine Freunde ärgert.“
„Schön, dass du dich so um andere kümmerst, Cody. Schnapp dir deinen Kessel und ich zeige es dir.“
Auch wenn es ein ulkiger Trank war, musste Cody sich nun sehr konzentrieren, um ihn richtig zu brauen. Chester zeigte es ihm fachmännisch wie sonst nur Snape. Allerdings war es weniger stressig, weil Snape ihm nicht ständig über die Schulter schaute.
Natürlich kriegte Cody auch dies hin – ein echter Ravenclaw hatte niemals Probleme mit unterrichtlichen Inhalten. Nun aber freute sich Chester auf den besten Teil, die Geschmacksprobe. Cody fragte, ob Chester ihm den Trank nur deswegen gezeigt hatte. Er meinte aber, er habe dies nur aus wissenschaftlichen Gründen getan.
„Betrachte es als dein Abschiedsgeschenk“, sagte Cody und trank den Plappertrank.
„Und schmeckt es dir?“, fragte Chester.
„Das schmeckt gar… LAPPA DAPPA YAPPA JABBA!“
Chester musste lachen. Cody hätte vielleicht auch lachen wollen, aber er sagte: „SNABBA DUBBA BLABBA!“
„Okay, okay, sei still, bevor mein Bauch vor Lachen platzt.“
„Chilara Suba?“
Chester schickte Cody Wasser trinken. Danach sollte er in Gewächshaus drei kommen, wo er ihm noch eine Pflanze zeigen wollte.
Als er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte, erwartete Chester ihn bereits im Gewächshaus: „Pass auf dich auf. Da drüben ist ein Snargaluff und er könnte dich angreifen, wenn du es am wenigsten erwartest.“
Allerdings hatte Cody keine Ahnung, was ein Snargaluff war, und Chester musste es erklären:
„Das ist eine wilde Pflanze, die für ihre grünen pulsierenden Schoten bekannt ist. In der sechsten Klasse lernt man, wie man sie extrahiert. Ich werde es dir beibringen.“
Diese Pflanze hatte faszinierende Wurzeln und sie spritzten eine Flüssigkeit auf Cody, während er versuchte sie zu gießen und seinem Vertrauensschüler zuzuhören. Aber gleichzeitig schaffte er es, Chester zu beeindrucken, indem er trotz allem die Schoten der Pflanze sammelte.
„Nun hast du Immobulus gelernt, einen Plappertrank gebraut und erfahren, wie man Shnargaluff-Schoten extrahiert.“
Brav bedankte sich Cody, doch was brachte das alles?
Chester blieb bedeckt. Er verlangte, dass Cody darüber nachdachte, ehe er ihm im Gemeinschaftsraum mit einer letzten Überraschung auf die Sprünge helfen würde.
Am Abend fand Cody Chester im Gemeinschaftsraum vor. „Oh, Cody. Ich habe mich gerade ein bisschen im Gemeinschaftsraum umgesehen. Ich werde unser strebsames Nest vermissen, wenn ich Hogwarts verlasse.“
„Und alle Ravenclaws werden dich vermissen, aber… warum hast du mir soviel beigebracht?“
„Das ist dir immer noch nicht klar? Ach, komm schon. Du hast doch bestimmt eine Ahnung, was ich von dir erwarte…?“
„Du willst, dass ich wie du ein Vertrauensschüler werde.“
„Stimmt genau, Cody. Du wärst hervorragend. Und ich will, dass du vorbereitet bist, wenn die Zeit kommt. Ich verleihe Ravenclaw 25 Hauspunkte für all die harte Arbeit. Ich werde ein gutes Wort bei Dumbledore und Flitwick für dich einlegen. Und ich werde ihnen sagen, dass du den perfekten Vertrauensschüler abgeben würdest.“
„Chester“, meinte Cody beinahe sprachlos. Dann sagte er: „Danke!“
„Alles Gute für deine restliche Zeit in Hogwarts. Hoffentlich werden wir uns in ein paar Jahren wiedersehen…“