Marvin Grauwolf: https://belletristica.com/de/author/marvin-grauwolf-1658
Hey Marv, setz dich doch in den Sessel und mach es dir gemütlich!
Zuallererst: Gib uns doch ein Lied, was dir momentan im Kopf herumschwirrt! So können wir nebenbei ein bisschen mit trällern.
Das Lied habe ich von meinem allerliebsten Bro bekommen und es ist toll. https://www.youtube.com/watch?v=iMX6JAh5z7w&feature=youtu.be
Danke! So, fangen wir an :) Du hast heute dein erstes Buch “Den Schattenmann belügst du nicht“ veröffentlicht. Wie fühlt man sich nach so einem großen Schritt?
Man würde ja meinen, ich würde auf Wolke Sieben schweben (passend zum Datum), aber im Moment bin ich tatsächlich eher erschlagen. Ich habe mir vorher echt viele Sorgen gemacht und wenig gegessen und geschlafen - ich hatte sogar so furchtbare Alpträume wie: Ich habe ein 3,8-Sterne-Review! D: Und auch im Moment ist noch nicht alles geklärt, das Taschenbuch lässt auf sich warten. Aber so langsam fühle ich mich tatsächlich wieder wie ein Lebewesen, was ein großer Fortschritt ist. So eine Veröffentlichung ist zu einem Großteil auch sehr beängstigend, trotzdem ist es ein schönes Gefühl, wenn man Verkäufe und Rezensionen bekommt. Ich habe im Moment nicht ganz zwei Euro verdient, aber ich bin darauf so stolz wie ich das letzte Mal über mein allererstes selbstverdientes Geld war. Und ich denke, mit der Zeit wird es nur besser, vor allem, das erste Mal das eigene Taschenbuch in der Hand (bzw in den Pfoten) zu halten, wird einfach nur atemberaubend! Die Zeit bis heute war mehr oder weniger eine Hölle aus Hoffnungen und Ängsten, aber im Endeffekt war es doch ein schönes Erlebnis bisher, und ich bereue keinen einzigen Schritt.
Ich denke, das können wir alle nachfühlen. Ich wünsche dir auf jeden Fall noch einen weiteren erfolgreichen Prozess im Druck etc. und natürlich viel Erfolg mit deinem Buch! Meine Unterstützung hast du. Fasse uns doch mal in ein paar Sätzen zusammen, worum es in deinem Buch geht!
Dankeschön, Miri! :) Mein "Schattenmann" ist eine Fantasy-Krimikomödie. Es geht um zwei ziemlich schlechte Polizisten: Gregori Shade (ein Schattenmann) und Jane Merkury (vermutlich ein Mensch). Sie wurden nach Crossbrick versetzt, eine Stadt, die so tief in Kriminalität versunken ist, dass die Polizei dort nicht mehr tut, als Akten auf den nächsten Stapel und schlussendlich in den Mülleimer zu verschieben - jedenfalls, bis der Polizeicaptain erschossen und durch einen ehrgeizigen und adipösen Meermenschen ersetzt wird. Plötzlich müssen Greg und Merkury wieder ermitteln. Das Problem ist nicht nur, dass sie keine Ausrüstung und keine Kompetenz haben, sondern auch Gregs kleptomanische Karva und die gefährliche Gruppierung, der sie mit ihren Ermittlungen auf die Schliche kommen. Kurz gesagt: Es ist ein chaotischer und vor allem witziger Mix aus verschiedenen Genres, ein bisschen im Stil von Terry Pratchett, einem meiner Lieblingsautoren.
Danke! Werden wir in der Zukunft noch weitere Bücher von dir in der Bücherei finden, ist da schon etwas geplant?
Auf jeden Fall! Ich habe unzählige Ideen zu der Welt rund um Crossbrick, ob nun weitere Fälle von Greg und Merkury oder eigenständige Geschichten. Aber vor allem gibt es noch mein ultra geheimes Lebenswerk, "Die Chroniken von Phantasma", an denen ich seit Jahren arbeite. Eine Folge von mehreren Büchern bzw Buchreihen, die für sich stehen können, aber trotzdem eine umfassende Geschichte erzählen, von zwei getrennten Schwesternwelten, eine Welt der Realität und eine Welt der Fantasie ...
Uh, das klingt ja super spannend! Ich bin gespannt auf deine weiteren Bücher. Und hier auf Belletristica gibt es ja auch einige Texte von dir in vielen verschiedenen Genres. Toll, was du da für eine Vielfalt geschaffen hast! Aber jetzt sag doch mal, was ist tief in deinem Herzen dein Lieblingsgenre?
Ein richtiges Lieblingsgenre habe ich nicht - Fantasy ist definitiv das, was ich am meisten und am liebsten schreibe, trotzdem würde ich es nicht als Lieblingsgenre bezeichnen. Ich liebe die endlosen Möglichkeiten, die Fantasy-Geschichten einem bieten, und sie verursachen deutlich weniger Recherchearbeit. Aber seit einigen Jahren merke ich, dass reine Fantasy ein wenig langweilig ist, denn die meisten Sachen, die man da machen kann, habe ich inzwischen irgendwann schon einmal geschrieben. Dafür kombiniere ich gerne unterschiedliche Genre, und auf Belletristica nutze ich auch die Gelegenheit, um alles mögliche auszuprobieren - sogar Romantik, brr! Schon als ich sehr klein war, wollte ich Geschichten schreiben, die einerseits Fantasie und Epik haben, aber auch die Aussagekraft von vielen klassischen Romanen, die komplett im Hier und Jetzt angesiedelt sind. Eine Kombination extremer Gegensätze, könnte man denken, aber im Grunde braucht es nur Fabelwesen, die eben auch ganz alltägliche Probleme haben.
Nun beansprucht die Schreiberei bei uns allen ja schon recht viel Zeit, aber wenn man dann doch mal einen Moment findet, was betreibst du außerhalb dem Leben als Autor gern für Hobbys?
Ich habe keine anderen Hobbys (hauptsächlich, weil ich abgesehen vom Schreiben keine wirklichen Talente habe). Das Schreiben ist das, was ich immer machen wollte, ansonsten studiere ich Philosophie und arbeite nebenher in einem Minijob. Da bleibt relativ wenig Freizeit, die ich dann eher dazu nutze, zu Schreiben, zu Recherchieren oder zu Korrigieren. Ansonsten lese ich aber sehr viel, hänge übermäßig viel im Internet und lasse mich von YouTube und Netflix mit Serien und Videos beliefern. Vieles davon gehört im weitesten Sinne zum Schreiben dazu, weil natürlich auch das Studieren anderer Geschichten dabei hilft, besser zu schreiben und neue Ideen zu sammeln. Trotzdem ist das mehr faule Freizeit als wirkliche "Arbeit am Schreibstil". Außerdem gehe ich recht gerne spazieren, putze das Haus oder räume auf (oder um), alles, während ich Musik höre. Das hilft mir viel beim Entspannen und Nachdenken, sowie beim Visualisieren neuer Szenen.
Du bist ja nun schon eine Weile auf Belletristica und gehörst mittlerweile schon zum “alten Eisen”. Erzähl uns doch mal die lustigste Begebenheit, die du auf Belle erlebt hast!
Zuerst einmal muss ich auf die Gefahren des Raum-Zeit-Risses im Chat hinweisen: Ich bin erst ein halbes Jahr hier, obwohl es sich eher wie ein halbes Leben anfühlt. Ich denke, das ist bezeichnend für den Chat und die wunderbare Community hier: Selbst an einem Abend passiert so viel, dass es für Wochen und Monate reichen würde. Da einen bestimmten Augenblick auszuwählen, der einem am besten gefallen hat, ist wirklich schwer. Es muss ja nicht einmal etwas besonderes geschehen, damit es ein lustiger Abend ist. Die vielen Spiele und RPGs sind für mich definitiv ein Highlight, vorallem, da ich RPGs vor Belle noch nie gespielt habe - das wäre aber ein sehr guter Kandidat für ein mögliches zukünftiges Hobby. Tja, aber nichts davon reicht an den einen Moment heran, als mein liebstes Brokilu mich doch tatsächlich gebeten hat, es für alle Zeiten zu friendzonen. Das war ein Moment, den ich niemals vergessen werde.
Es ist schön mit anzusehen, wie hier Freundschaften geschmiedet werden. Das mit dem Phänomen des Chats kenne ich, das ist echt unglaublich. Gibt es etwas, was an deinem Schreibprozess ungewöhnlich ist?
Ich verfasse die Kurzbeschreibung meist als allererstes. Darin fasse ich die Idee für meine Geschichte zusammen und lasse ein offenes Ende, dadurch habe ich gleichzeitig ein "Appetithäppchen", das mich zum Schreiben motiviert. Von da aus arbeite ich entweder die Handlung aus oder stürze mich ins Discovery Writing - oder mische beides ein wenig. Ich probiere gerne neue Sachen aus, dazu gehören auch neue Schreibtechniken.
Interessant, wie jeder so seinen eigenen Prozess bestimmt. Hast du einen Tipp für andere Autoren, die noch nicht so viel Erfahrung haben wie du?
Um Erfahrungen zu sammeln, hilft nur eines: Viel schreiben. Rechne damit, dass dir deine allererste Geschichte später nicht so sehr gefallen wird und schreibe einfach drauf los, ohne dir zu viele Gedanken zu machen. Viele Sachen lernt man erst beim Schreiben. Eine wahre Goldgrube sind übrigens auch grottenschlechte Geschichten! Du merkst beim Lesen, welche Sachen absolut nicht funktionieren und du wirst sie nahezu automatisch in deinen eigenen Texten vermeiden. Und das Wichtigste: Gib niemals auf. Schreiben ist sehr anstrengend, weil du den schlimmsten Kritiker der Welt hast, der dir über die Schulter sieht: Du selbst! Dieser Kritiker hat keinen Blick für die Stellen, an denen du sich verbessert hast, sondern vergleicht immer nur deine schwächsten Textstellen mit den besten Textstellen anderer. Hör diesem Idioten nicht zu. Jedes Wort, das du schreibst, lässt dich ein wenig besser im Schreiben werden.
So, da wären wir auch schon am Ende angelangt. Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest?
Das möchte ich wirklich. Ich bin nur ein stinkgewöhnlicher Typ. Ich empfinde es nicht als meine Leistung, mir Geschichten auszudenken, vielmehr fühlt es sich an, als würde sie mir jemand ins Ohr flüstern. Meine Fantasie Lyssa zum Beispiel. Ich bin auf sie angewiesen, genauso wie auf die vielen Freunde, die ich hier und anderswo gemacht habe. Schreiben ist nicht die einsame Arbeit, als die es erscheint, es gibt keinen einsamen Autoren im stillen Kämmerchen. Ich möchte hier Lyssa danken und allen anderen, die mir geholfen haben - durch Zuspruch, Herzen und Daumen, Kritik, lustige Chatverläufe, Ideenanstöße und so vieles mehr. Ich hoffe, ich kann euch ein bisschen was von dieser Freundlichkeit mit meinen Geschichten zurückgeben.
Nur eins fehlt noch - die Nominierung. Wen möchtest du als nächstes auf dem Interview-Sessel sehen?
Was für eine Frage! Meinen Lieblingsbro natürlich! (Und den ganzen Rest von Belletristica, aber das kommt wohl mit der Zeit :D)
Danke für deine Zeit!