Die Stute tänzelt nervös, als ich sie durch die Straßen Inwachts führe. Ich halte ihre Zügel fest in der Hand und erlaube ihr kein Ausbrechen: der heutige Tag ist meine große Chance! In meiner besten Kleidung führe ich das Resultat von sechs Jahren geschickten Handels um die besten Zuchtpferde zum Kaiserlichen Marstall. Ich habe mir inzwischen einen Namen als bedeutender Pferdezüchter gemacht. Die Zwölfe sind mir gewogen, was ich durch regelmäßige Tempelbesuche zu erhalten versuche. Wenn die Stute heute ausgewählt wird, um in eine der fünf Blutlinien des Kaiserlichen Marstalls eingekreuzt zu werden, ist mein guter Ruf in Punin und darüber hinaus gesichert!
Hoffentlich erinnern sich die, die einen Großteil der Auswahlkommission darstellen, an die vorzüglichen Geschenke, die ich ihnen habe zukommen lassen. Fast nichts habe ich dem Zufall überlassen, und heute Morgen habe ich im Phextempel ein schmerzhaft großes Opfer dargebracht. Es muss gelingen!
Äußerlich völlig gelassen und selbstsicher übergebe ich das Tier an eine Pferdemagd und warte auf die Entscheidung. Diese zieht sich lange hin, doch Geduld ist eine Tugend, die man sich bei solch weitreichenden Plänen wie den meinen zu Eigen machen muss, so dass mir das Warten nicht schwer fällt. Ich habe möglichst alles bedacht.
Mehrere Stunden vergehen, doch ich zeige mich weiterhin überzeugt davon, dass es meine Stute ist, die den Auswahlprozess für sich entscheiden wird.
Mit großer Selbstbeherrschung lasse ich mir keinerlei Triumph anmerken, als ich meinen Namen unter den Übergabevertrag setze. Ein weiterer Schritt zum Ausbau meines guten Namens ist getan, und zwar ein außergewöhnlich großer! Gelassen lege ich die Feder neben den Vertrag, so dass einer der Diener sie wegräumen kann, bedanke mich mit einem höflichen Nicken beim Vorsteher des Auswahlprozesses und wende mich zum Gehen.
Die kleine Fellachin, die ich ihm im Gegenzug für seine Hilfe überlassen habe, war tatsächlich der höchste Preis, den ich gezahlt habe. Sie hat mir die letzten Jahre über gute Dienste geleistet und stets mein Bett gewärmt, wenn ich danach verlangt habe. Was sie sonst in meinem Haushalt getan hat, ist mir nicht bekannt, und es interessiert mich auch nicht. Irgendjemand wird sie schon ersetzen - in allen Belangen. Vielleicht sollte ich auf dem Rückweg durch die Räume der Fellachen gehen und mir eine neue Gespielin suchen … wie viele junge Frauen mag es dort inzwischen geben?
Ich verwerfe den Gedanken. Alles zu seiner Zeit! Zunächst gilt es, die Übergabe der Stute bei anderen Adelshäusern bekannt zu machen. Ich lenke meine Schritte also in Richtung Yaquirhafen zum Großen Basar, um an einigen der Stände zu plaudern. Meine Geldkatze halte ich gut unter meiner Weste verborgen - so muss ich dem Gesindel, das Yaquirhafen rund um den Basar bewohnt, keine weitere Aufmerksamkeit schenken. Ich lege mir im Geiste zurecht, wie ich die Stute möglichst beiläufig in Gesprächen erwähnen kann, während ich durch die Gassen eile.