Es war schon mal beruhigend zu wissen, dass ich den neuen Job erhalten würde. Meine Zeit hier war ansonsten äußerst langweilig. Ich hörte fast die Sekunden vorbeischleichen. Die Zeit konnte ich mir immer noch am besten mit den Zeiteinheiten der Erde vorstellen. Aber irgendwann würde ich mich an die Namen für die Einheiten hier gewöhnen müssen. Verwirren will ich euch nicht damit. Ich weiß, dass ihr gerade das hier lest. Wie gelangt es überhaupt auf die Erde?
Nun dies ist ganz einfach! Während der „Sixty minutes Challenge“ schicke ich die Gedanken an Luca. Er kann wild drauflos tippen und hat das Gefühl eine tolle Fantasie zu haben. So einfach ist es dann doch nicht. Der Prompt muss noch eingebaut werden. Falls ihr ihn nicht auf Anhieb erkennt, hat er gut gearbeitet.
An manchen Tagen war die Übertragungsrate schlecht, dann gab es richtig kurze Beiträge. Diese Art Gedankenübertragung ist sehr anstrengend für mich. Vor allem mit meiner Krankheit. Es ist mir jedoch wichtig, dass ihr wisst, was euch erwartet! Und vor allem macht das Beste aus eurem Leben auf der Erde!
Ich will euch jetzt von meinem neuen Tagesablauf erzählen. Mehrere Stunden in meinem Regenerationstopf verweilen, ist nach wie vor meine Lieblingsbeschäftigung. Ich habe schon vernommen, dass einige von euch von einem Eimer reden. Nein, nein ein richtiger Topf voller Elektronik. Richtig Hightech! Aber die Zeit in diesem Topf tut wirklich gut. Der Effekt ist ähnlich wie das Aufladen einer Batterie. Aufgrund meiner Krankheit gelingt die vollständige Aufladung nicht mehr, sondern nur noch ein Drittel. Vorläufig zumindest!
Dann war ich täglich in der Höhle und konnte die Farbe einstellen. Die blaue Farbe war auch sehr angenehm und hatte auch so viele verschiedene Nuancen. Dies wusste ich nicht als ich die Erde bewohnte, Hellblau, Blau, Blauviolett, Pulverblau, Königsblau, Schieferblau, Aquamarin, Azur, Hellcyan und noch unzählige mehr. Und jede davon nochmals in verschiedenen Nuancen. Man rechne!
Unzählige Stunden hörte ich in der Höhle dem Plopp, Plipp, Plupp und versuchte mich auf das Geräusch zu konzentrieren. Bis man das Gefühl hat, befreit zu sein von jeglichen Gedanken. Das blaue Licht schien heute zu flackern im Wind. Aber nein! Dies musste eine optische Täuschung sein! Definitiv. Es ist nämlich windstill in dieser Höhle.
Es ist ziemlich schwierig sich zu konzentrieren. Gerade eben wurde ich vom vermeintlichen flackern abgelenkt. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Zu Dingen, die längst vergangen waren und meist auf der Erde passiert waren. Es hatte einfach keinen Wert über diese Vergangenheit weitere Zeit zu vergeuden.
Ein anderes Erlebnis war das Gespräch mit einer der Seelen. In einem Gruppenraum sprach ich sie an. Es war richtig morbid. Unser Gespräch war wie folgt:
Ich: "Wieso bist du hier?"
"Ich wurde umgebracht?"
Ich: "Wie das denn?"
"Erstochen, bei einem Überfall im eigenen Haus! Und du!"
Ich: "Schrecklich dein Schicksal. Dies ist eine lange Geschichte!"
"Aber komm erzähl schon!"
Ich: "Also zusammengefasst in wenige Worte. Ich wollte meinen Chef umbringen mit einem Getränk an Halloween. Ich verwechselte das Glas mit dem Gift und starb daran! Vermutlich eine gerechte Strafe. Wer den anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Es war ein riesiger Blödsinn auch die Idee den Chef umzubringen. Wozu auch? Ich bin fast ein Krimineller."
"Was ist deine Aufgabe hier?"
Ich: "Ich werde bei der Einheit, die die Psychopathen bekämpft einen Job ausführen! Muss aber noch viel lernen. Vorher muss ich gesund werden!"
"Bist du denn krank?"
Ich: "Eine schwere seelische Vergiftung!"
"Oh, das tut mir leid! Mir geht es erstaunlich gut für dass, was mir passiert ist!"
Ich: "Ja, wirklich, da bin ich erstaunt. Also wir sehen uns bald wieder, hoffentlich. Muss mich für den neuen Job einarbeiten."
Wir verabschiedeten uns und ich begab mich in die Forschungsräumlichkeiten. Diese waren speziell und es sah wie ein Urwald aus. So viele Grünpflanzen! Es war absolut ruhig wie auf einem Friedhof.
Vor einem der Lesegeräte machte ich es mir bequem und begann das Selbststudium mit einem Lernprogramm.
Die erste Lektion erklang mit einer leichten Musik und dann kam Theorie. Mir wurde die Definition von Psychopathie erklärt. Ich war dann erstaunt zu erfahren, dass dies ein seelisches Leiden war. Psyche ist die Seele und Pathos ein Leiden, aus dem Griechischen.
Es wurde immer spannender und ich versank in den Lernstoff und vergaß alles um mich herum. Schlagwörter prasselten auf mich ein, wie eine schwere Persönlichkeitsstörung usw. . Diesen Menschen fehlt jegliche Empathie und Einfühlungsvermögen. Es wurde noch schrecklicher!
Diese Menschen können sich perfekt unter den anderen Menschen verstecken. Sie verhalten sich unauffällig und sind mitunter sehr charmant. Es gelingt ihnen, ohne Probleme oberflächliche Beziehungen einzugehen.
Dieser Stoff war wirklich interessant und ein Lichtblick im langweiligen Tag. Ich schloss die erste Lektion mit einigen multiple Choice Fragen ab, die nicht einfach zu beantworten waren.
Eine der Fragen war: wie Grenzen sie die antisoziale Persönlichkeitsstörung zu einem Psychopathen ab? Und dazu acht Auswahlantworten. Mehrere Lösungen konnten gleichzeitig richtig sein oder gar keine. Ich würde noch viele Stunden, sogar Tage lernen müssen.
Oh, die sechzig Minuten sind um Luca, sorry, schön an die Regeln halten. Stopp!
Fortsetzung folgt
Prompt: Ein Flackern im Wind