Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, war die Seite neben ihm leer. Er wusste noch genau, wie nah sie beieinander lagen und zusammen eingeschlafen waren. Die Tatsache, dass Draco jetzt nicht beim Aufwachen neben ihm lag, ließ ihn schlucken.
Es war alles neu für ihn und manchmal vergaß er einfach die großen Unterschiede zwischen ihnen, es überragten einfach die Gefühle und die Gemeinsamkeiten.
Draco suchte immer einen Rückzugsort, irgendwo wo er alleine war- wie Harry.
Er flüchtet sich aus seiner Familie und seinen Verpflichtungen- wie Harry bei den Dursleys im dritten Jahr.
Er hat Verpflichtungen- wie Harry.
Er ist impulsiv und aufbrausend - wie Harry.
Er ist ein guter Zauberer, ohne böse Absichten.
Grummelnd setzte Harry sich auf und sah sich um. Es war alles wie gestern, bis auf den kleinen Unterschied, dass Dracos Klamotten fehlten.
War er jetzt wirklich einfach abgehauen und hatte ihn alleine gelassen? Der konnte nachher was erleben", sagte Harry sich innerlich. Nach einem solchen Gespräch und diesem Abend einfach ohne ein Wort zu verschwinden!
Sauer stieg Harry unter die Dusche. Er ließ das kalte Wasser auf seinen Körper prasseln und versuchte seine wütenden Gedanken an den Slytherin zu verscheuchen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit streifte er sich warme Klamotten über und nahm sich vor ein wenig an die frische Luft zu gehen.
Er hatte schon ein wenig Angst um Draco. Der Slytherin hätte es ihm gesagt, wenn er heute weg gemusst hätte. Das kann eigentlich nur heißen, dass irgendetwas passiert sein muss, denn sonst wäre er hier.
Harry verschloss die Haustür hinter sich und trat auf den Weg, der von der Straße bis zur Haustür führte.
Schon mal keine versteckte Zaubererwohnung, auch die Umgebung schien ziemlich belebt zu sein. Er sah kleine Kinder, die auf der Straße spielten oder Fahrrad fuhren, Eltern die daneben standen und Pärchen, die Händchen haltend, die Straßen entlang schlenderten.
Was für ein Nachteil. Für Voldemort und seine treuen Gefährten wird es ein leichtes sein, sie hier aufzuspüren.
Harry mischte sich in die Menschenmenge und folgte dem Strom. Er war gespannt in welche Richtung er dann kam und wo er dann landete.
Bis jetzt kam ihm wirklich alles fremd vor, aber er war ja auch noch nie irgendwo anders gewesen, als in dem Haus der Dursleys.
Vor ihm erstreckte sich ein großes grünes Gelände, auf dem sich die Leute stauten. Es war so ähnlich wie auf dem Hogwarts Innenhof.
Ein Aufenthaltsort an der frischen Luft.
Harry ging zwischen den Leuten durch und hielt Ausschau nach Draco. Natürlich war Draco hier nicht, dass wusste Harry, aber dennoch wollte keine Möglichkeit aus lassen.
Erst am Abend machte Harry sich auf den Rückweg. Die Dämmerung war bereits eingebrochen und Draco hatte er nicht gefunden. Zum Glück wusste er den Weg noch bis zu sich nach Hause.
„Alohomora", flüsterte Harry und richtete seinen Zauberstab auf die verschlossene Tür. Anschließend rüttelte er an der Tür, die sich nicht öffnen ließ.
„Verdammt!", fluchte er und schlug gegen die Tür. „Drecksding!"
Dass ein paar Muggel stehen geblieben waren und ihn ansahen und dass Mütter ihren Kindern die Ohren zuhielten und vorwurfsvoll in seine Richtung sahen, bekam er nicht mit. Wütend stapfte er nach hinten in den Garten und ließ sich auf die drei Stufen, die zur Terrasse herauf führte sinken.
Wie konnte er nur vergessen, dass er einen Schlüssel benötigte um wieder herein zu kommen. Er konnte nur hoffen, dass Draco schlauer gewesen war und heute wieder kommen würde. Er hatte keine Lust hier draußen zu bleiben, alleine. Auch wenn der kleine Garten wirklich wunderschön war.
„Harry? Was machst du hier draußen?"
Endlich! Harry raffte sich auf. „Nach was siehts denn aus?! Blumen pflücken, sonnen? Wo zur Hölle bist du gewesen?!", fauchte Harry wütend.
Draco überging Harrys wütende Frage. „Komm rein."
„Witzig, denkst du das habe ich nicht versucht?! Schlüssel...!"
„Ich hab einen! Jetzt beweg deinen Arsch!"
Bestimmend ergriff er Harrys Hand und zog ihn hinter sich her, nach vorne zur Haustür. Er öffnete die Haustür und trat hinein.
Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, riss Harry sich los und sah ihn wütend an.
„Wo warst du?!"
„Ich musste noch was erledigen...", sagte Draco. Er senkte seinen Blick. „Sie sind misstrauisch geworden."
„Und das hättest du mir nicht sagen können?!"
„Es ist besser wenn du es nicht weißt..., du würdest dir doch nur Sorgen machen."
Harry gab ein frustriertes Seufzen von sich. „So mache ich mir aber noch mehr Sorgen!"
„Dann mach dir halt keine Sorgen!"
Harry gab einen grummelnden Laut von sich. „Ich mache mir nun mal Sorgen, um die Leute, die mir wichtig sind. Heißt ja nicht das du es auch tun musst."
„Tut mir Leid... harter Tag...", nuschelte Draco und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. „Machen wir noch was zusammen...? Kochst du was?"
Harry schüttelte den Kopf, während er seine Schuhe abstreifte und in die Küche ging. „Ich hab jetzt keinen Bock zu kochen... wir können morgen was kochen."
„Wir?!"
„Ja, wir! Ich bin nicht dein Sklave! Sei froh, dass ich es dir beibringen will!"
„Sorry..."
Am liebsten hätte Harry ihm noch etwas hinterher geschleudert, aber da war Draco bereits aus Harrys Sichtfeld. Draco war Richtung Küche gegangen und Harry wollte ihm nicht hinterhergehen.
Als sein Magen knurrte, entschied er sich allerdings um und ging ebenfalls in die Küche. Ohne weiter auf Draco zu achten, öffnete er den Kühlschrank.
„Jetzt ignorier mich doch nicht...", murmelte Draco und legte Harry eine Hand auf die Schulter. Er spürte, wie Harry sich verkrampfte und nahm seine Hand wieder weg.
„Was ist los? Ich hab mich doch entschuldigt! Warum bist du jetzt so komisch...?"
„Ich...- ich...- nachher, ok?"
Harry drehte sich um und blickte in die grauen Augen des Größeren. In seinen Augen spiegelte sich ein klein wenig Angst wieder.
„Komm her", nuschelte Draco und zog ihn eng an sich heran. Er schloss seine Arme um Harry. „Du weißt, dass ich immer auf deiner Seite bin. Immer!"
„Manchmal...", murmelte Harry kaum verständlich, aber Draco hatte es gehört und trat geschockt einen Schritt zurück. „Manchmal?! Ich bin immer auf deiner Seite, Harry! Ok, es ist kompliziert, aber das ändert doch nichts daran!"
Harry nickte leicht und trat aus der Umarmung zurück. Er gab Draco Recht. Aber er war nicht komisch, er war lediglich vorsichtig, weil er nicht verletzt werden wollte und im Moment nicht sehr viel für die Beiden sprach. Harry wandte sich ab und trat an das Fenster. Er sah auf die Straße und ein leichtes Lächeln schlich auf seine Lippen, als er das junge Pärchen unten auf der Straße sah, welches fröhlich durch die Straßen ging. Sie hielten Händchen und küssten sich immer wieder zwischendurch.
„Bist du jetzt wirklich noch sauer, Harry?", fragte Draco leise.
Harry hörte leise Schritte, die langsam auf ihn zukamen. Als er neben dem Gryffindor stehen blieb, blickte er ihn unsicher und klagend an. Harry seufzte auf. „Nein. ...- Ja...", nuschelte er leise. Er versuchte es überzeugend rüberzubringen, nur wusste er selbst noch nicht, ob es der Wahrheit entsprach.
„Ich mach mir Sorgen um dich und ich habe Angst, du weißt das und änderst nichts daran! Du verschwindest einfach, ohne eine kleine Notiz zu hinterlassen oder mir hinterher alles zu erklären. Wie würdest du dich fühlen?"
Harry sah, wie Draco ihn schockiert ansah, aber nicht einen Schritt zurückwich. „Hintergangen...", murmelte er leise. Er sah fest in die grünen Augen und griff fest nach Harrys Händen.
„Ich frag dich nur einmal. Willst du mit mir zusammen sein?"
„Ich dachte wir sind zusammen?!"
„Sind wir! Aber ich frage, ob du mit mir zusammen sein willst, auch wenn ich kompliziert und weit weg von perfekt bin?"
„Natürlich, will ich", entgegnete Harry heiser. „Wie kommst du darauf, dass ich es nicht wollen würde?"
Draco ließ Harrys Hände los und schloss seine Arme fest um Harrys Körper. „Du beschwerst dich in letzter Zeit nur..."
„Ja, aber doch nur, weil ich Angst um dich hab! Man, Dray... ich liebe dich..."
„Ich dich doch auch, du Idiot", entgegnete Draco und lächelte ihn breit an. Auch Harrys Mundwinkel hoben sich an. „Was machst du dir zu essen?"
„Das... Mit dem da- was auch immer das sein soll."
„Ein Sandwich- Maker! Das schmeckt immer total lecker."
„Gibt es auch irgendetwas, was du nicht kennst?", fragte Draco und verdrehte theatralisch seine Augen. Harry schaute auf und lächelte breit. „Die Dursleys waren totale Küchenaffen und mussten jeden scheiß haben und da ich den Sklaven spielen musste, kenne ich jeden scheiß. Aber es gibt bestimmt Dinge, die ich nicht kenne... machst du mir ein Sandwich mit?"
„Küchenaffen?" Draco schmunzelte. „Ja, ich mach dir eins mit."
Der Gryffindor schaute lächelnd in die grauen Augen, dann lehnte er sich leicht gegen Dracos Oberkörper. Draco schloss seine Arme sanft um seine Taille und Harry genoss die leichte Umarmung.
„Ich habe schon jetzt Angst vor dem zweiten Halbjahr..."
„Du bist nicht alleine, Hermine und ich stehen immer hinter dir und ich weiß, dass du es schaffst. Du schaffst alles!"
„Ich weiß... aber es sind halt diese scheiß Kleinigkeiten, die mir fehlen... Ich kann nicht mit dir einkaufen gehen. Ich kann kein Weihnachten mit dir feiern. Wir können unseren Freunden nicht zeigen, was wir füreinander empfinden."
„Ich weiß", seufzte Harry. „Aber ich weiß auch, dass wir beide das schaffen werden! Und jetzt Dray... tu mir bitte den Gefallen und red nicht drüber, ja? Das zieht uns nur runter und in den letzten eineinhalb Wochen wollte ich eigentlich Spaß mit dir haben."
Draco ließ den Kleineren los und trat an die Küchentheke heran. Harry konnte nicht genau sehen, was sein Freund dort tat, aber er genoss den Ausblick auf Dracos straffen Hintern.
„Themenwechsel. Willst du auf dein Sandwich, diese Soße-" Draco wandte sich mit einer roten Tube, Ketchup wie Harry erkannte, zu dem Gryffindor um und hielt sie in die Höhe. Auf Dracos Gesicht erschien sein gewohntes Schadenfrohes Grinsen, dann drückte er zu und die rote Soße breitete sich auf Harrys Brust aus. „Oder das hier?"
Blitzschnell tauschte er die Tuben aus und richtete nun eine weiße auf Harry. Mayonnaise. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er zudrückte. Diesmal traf er direkt in Harrys Gesicht und prustete los.
„Sag mal, Potter, hast du da Sperma im Gesicht?"
„Hast du dich nicht unter Kontrolle oder kannst du einfach nicht zielen, Malfoy?"
Statt auf eine Antwort zu warten, hechtete Harry auf die Theke zu und schnappte sich die Ketchup Flasche. Diesmal drückte er drauf und sah grinsend dabei zu, wie das Ketchup Dracos weißes Hemd verzierte.
„Na warte", murmelte der Slytherin. Mit zwei großen Schritten war er bei Harry und riss ihn mit sich zu Boden. Harry lachte auf, obwohl kurz ein stechender Schmerz durch seinen Kopf fuhr. Der Moment war einfach so schön, dass er diesen Schmerz einfach ignorierte. Er versuchte sich zu befreien, aber Draco ließ nicht locker. Er drückte Harrys Handgelenke fest auf dem Boden und hockte über ihm. Sein Gesicht direkt über Harrys. Sein Blick ruhte in den funkelnden grünen Augen von Harry und hinderten ihn daran etwas zu sagen. Langsam beugte er sich hinunter und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Das sollten wir öfter tun! Solchen Spaß hatte ich lange nicht mehr."
„Ich hab dich noch nie so Lachen sehen", gestand Harry und beobachtete lächelnd, wie Dracos Grinsen noch breiter wurde. Dann fragte er: „Lässt du mich jetzt los und machst das Essen?"
„Du hast meine Frage nicht beantwortet...", entgegnete Draco schmunzelnd. „Achja... das Weiße!"
„Wusst ichs doch, dass du Sperma bevorzugst", erwiderte der Slytherin, während er aufstand und Harry seine Hand entgegenstreckte.
„Das ist Mayonnaise, du Idiot!" Harry lachte und stand mithilfe von seiner Hand auf.
Draco schwieg auf die Aussage und bereitete seelenruhig die Sandwiches zu, auch als Harry hinter ihn trat und seine Arme um den größeren schlang, konnte er sich weiterhin konzentrieren.
„Dann halt Mayonnaise...", sagte Draco, während er die Sandwiches in den Sandwichmaker legte. Dann drehte er sich um und musterte Harry. Ein grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Du siehst echt gut aus. Draco strich mit seinem Daumen über Harrys Mayonnaisen- Nase und leckte anschließend seinen Daumen ab.
„Komisch es sieht wirklich aus wie Sperma. Aber es schmeckt definitiv nicht wie Sperma."
„Woher weißt du wie Sperma schmeckt?"
„Von dir", erwiderte Draco ein wenig verwirrt, aber Harry schüttelte nur seinen Kopf.
„Nein... ich habe dir einen ...- du weißt schon."
„Geblasen? Ja... und ich dir-"
„Nicht", beendete Harry Dracos Satz und sah in die grauen Augen. „Du hast mir keinen geblasen."
Verlegen kratzte Draco sich am Kopf und konnte nur krampfhaft den Blick aufrecht halten und in Harrys Augen schauen.
„Dann würde ich sagen... dass wir das dringend nachholen werden. Ich werde dich probieren...- aber ich bezweifle stark, dass die Mayonnaise besser schmeckt als du."
Er strich Harry die dunkeln Haarsträhnen von der Narbe und blickte ihn an.
„Lass das", murmelte Harry und schob bestimmend seine Hand beiseite, schüttelte seinen Kopf, damit die Haarsträhnen seine Narbe wie gewohnt bedeckten.
Draco beobachtete dieses Schauspiel, sagte aber nichts dazu.
Er strich Harry erneut über seine Wange, ehe er sich dem elektronischen Gerät wieder zuwandte, die beiden Sandwiches herausholte und auf einen Teller legte.
„Es sieht wirklich richtig lecker aus und es riecht echt gut."
„Warte bis du es probiert hast", erwiderte Harry. Er nahm den Teller und trug ihn zu ihrem gemeinsamen Bett.
Gerade als Draco sich setzen wollte, klingelte es an der Tür.
„Echt jetzt...?", grummelte Draco und führte schnell einen Reinigungszauber an sich durch. „Du bleibst hier, ja? Nicht bewegen", murmelte er und lächelte ihn leicht an, dann verschwand er an die Haustür.