Viele glauben Gletscher zu kennen. Zumeist behaupten dies Skifahrer, die mal mit ihren Brettern über einen Gletscher fuhren. Lifte fahren einen samt Equipment auf die Bergstation und das Schneeerlebnis kann beginnen. Nun stelle man sich dieses vor – ohne Skilift, ohne Infrastruktur und mit einigen Erschwernissen und in einer Höhe, die nicht jeder Flachlandtiroler als angenehm empfindet. Über 5000 m Höhe wird die Luft dünn, die Luft stinkt an diesem Ort nach faulen Eiern (Vulkane stoßen viele Gase aus, zu denen auch Schwefelverbindungen gehören) und Beben lassen den Untergrund unangenehm erzittern. Aus diesem Grund trägt man eine Atemschutzmaske, was die Atmung unangenehm erschwert. Hey, dass ist doch etwas für Abenteuerfreaks, wird sich jeder denken. Aber davon rate ich ab, denn in dieser Region in Kolumbien gibt es weder Jausenhütten noch Handymasten und auf eine Luftrettung nach einem Unfall wartet man geraume Zeit, also Tage oder Wochen, wenn man Glück hat.
Der Nevado del Ruiz brach am 13.11. 1985 aus. Asche regnete auf die Gletscherkalotte und schmolz gewaltige Mengen an Schnee. Das fragile Gleichgewicht der Gletscherkappe wurde durch die stetig steigende Last an Vulkanasche, Lapilli (kleine geschmolzene Lavafetzen) und heftige Erdbeben zerstört. Mehrere Kubikkilometer Wasser und Asche sausten als brachialer Schlammstrom oder Lahar zu Tal und begruben Amero oder zerstörten Chinchina oder Honda (Orte über 70 Kilometer entfernt vom Krater) Teilweise. Selbst in Medellin führte es noch zu Zerstörungen. Wie soll man sich so eine Naturgewallt vorstellen. Da stürzen Wassermassen, beladen mit Schlamm, Asche und hausgroßen Steinen den Berg mit einer Geschwindigkeit von über 50 Stundenkilometer hinunter. Die Flutwelle ist in den Tälern bis zu 70 m hoch, über 100 Grad heiß und so ätzend, wie Batteriesäure. 20 000 bis 46 000 Menschen starben bei dieser Tragödie. Die Anzahl schwankt, weil viele Opfer nicht gefunden wurden und nur registrierte Bürger (Steuerzahler) gezählt wurden.
Die Ursache für die Katastrophe musste untersucht werden und mein Professor bekam den Auftrag für die Untersuchungen. Da ich gerade ein Diplomthema suchte schloss ich mich dem Professor an, um ihn auf der Forschungsreise zu begleiten. Schließlich war dies Thema aufregender, als Schmetterlinge in Griechenland zu zählen oder die marode griechische Staatswirtschaft gründlich zu durchleuchten. Also kurz darauf nach Bogota und von dort nach Manizales. Vor Ort erkundigten wir uns bei dem Staatlichen Geologischen Dienst "INGEOMINAS" über die ersten Erkenntnisse und eine mögliche Forschungszusammenarbeit. Von dort ging es Tage später zum Hotel Thermal, einer heißen Wasserquelle, an der sich Mulitreiber und Bauern trafen. Der Begriff Hotel weckt falsche Vorstellungen. Es gibt weder Zimmer noch geschultes Personal. Toiletten und Duschen sucht man vergeblich, somit ist der Begriff Hotel leicht übertrieben. Man schläft auf einem kuscheligen Holzboden, der gelegentlich gereinigt wird. Aber, für die Höhenanpassung ist ein Aufenthalt in dieser Höhe erforderlich. Kleinere Wanderungen durch die Landschaft und autogenes Training beschleunigen den Prozess der Höhenanpassung.
Tja und vier Tage später begann die mühsame Latscherei. Mulis schleppten die Ausrüstung, also Proviant, Zelte und Forschungsgerät, auf den Berg. Unterstützt von Frau Dr. Martha Calvache, Dr. Fabio Colmenares, Reimar Joswig, meinem Prof., einem Kommilitonen und meiner Wenigkeit begannen die Arbeitsvorbereitung. Wir mussten Passpunkte im Hochgebirge ausflaggen, also große Felsen mit Farbe einpinseln und dauerhafte Vermessungsfundamente aus Beton errichten. Natürlich wurde alles hinterher vermessen. Das ist in einer kargen Hochgebirgslandschaft eine arge Schinderei. Zemetsäcke erscheinen dort oben bedeutend schwerer als im Tal. Ziel war es vermessene und sichtbare Punkte herzustellen, damit man mittels Photogrammetrie den Berg und die Gletscherkappe vollständig vermessen konnte. Jeder der das Hochgebirge kennt, weiß welche Stürme dort gelegentlich toben, welche Temperaturstürze einem im Hochgebirge überraschen und wie sehr Schneeverwehungen die Arbeiten erschweren. Es ist eisig in den Höhen jenseits der Vegetationsgrenze und Schneekristalle, die einem mit Sturmgeschwindigkeit ins Gesicht peitschen fühlen sich unangenehm an. Nachts schlich sich regelmäßig eisige Kälte in die Zelte und frieren gehörte offenbar zu diesem Abenteuer dazu. Zumal man stetig denkt, wie bescheuert muss man sein, mitten in den Tropen auf einen Eisriesen zu kraxeln.
Dann der große Tag, nach über zehn Tagen in Höhenregionen über 4400 m Höhe. Der Aufstieg sollte beginnen. Zuerst mitten in der Nacht aufstehen, um vier Uhr waren alle bereit. Jeder mit viel Gepäck befrachtet. Also pro Nase mindestens 25 Kilo Seile, Eispickel, Steigeisen an den Schuhen und wissenschaftliche Ausrüstung. Nach der Durchwanderung einer unsteten Ascheebene, also einer Wanderung durch knöcheltiefe Asche begann der Aufstieg. Die ersten 200 Meter über eine steile und von Gletschern blank polierte Andesitoberfläche. Als kleine Anmerkung! Eine mit Schmierfett eingeriebene Kinderrutsche lässt sich leichter erklimmen. Vor uns erkannten wir das erste Ziel in den Stirnlampen. Ein Gletschertor. Hinter einem kleinen Muränenwall öffnet sich der Schlund in die Unterwelt des Gletschers. Von außen sieht es dreckig aus, weil immer noch viel Vulkanasche auf den Gletschern liegt.
Im inneren des Gletschers begannen die wissenschaftlichen Messungen an dem strahlend blauen Gletschereis. Temperaturmessungen des Eises, des Bodens und des Wassers. Hin und wieder ein Blick zu dem blauen Gletschereis. Es ist faszinierend, wie aus Schneeflocken über die Firneisbildung nach Jahren dieses Eis entsteht. Zum Leidwesen fanden wir keine älteren Ascheschichten, die man hätte datieren können, aber man kann eben nicht alles haben. Der Tag kündigt sich an, im Osten wich die Schwärze einem zarten Grau. Weiter geht es bergauf, so auf etwa 5000 m. Die Luft wird dünner und die Last auf dem Rücken wird wirklich stetig schwerer. Immer wieder legten wir Pausen ein, um zu trinken. Lungeödeme bilden sich rasch und sind tödlich, wenn man nicht ausreichend viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Nebenher wird im Schnee und Eis gegraben, um Temperaturmessungen zu machen. In Geländesenken liegen Berge von Vulkanasche. Öfters finden wir rote Tonscherben. Nein, hier war keine Töpferei, sondern über die Jahrhunderte wurde von den Gletschern Material von den Kraterflanken in den Schlot befördert, das bei dem Ausbruch binnen Minuten gebrannt und ausgeworfen wurde. Es war eine erfreuliche ausbeute, denn mittels der Tonscherben ließ sich die Temperaturen im Krater ziemlich exakt rekonstruieren. Gasmessungen mit den Drägerröhrchen zeigen an, dass wir uns der Todeszone nähern. Also Atemschutzmasken aufsetzen. Von nun an wird der Aufstieg zur Tortur, weil man noch weniger Luft in die Lungen bekam. Immer wieder erfolgen Messungen und wurde Tee getrunken, weil trotz der Kälte der Schweiß den Körper herunter rann. Jeder Schritt in der Eislandschaft wird nun sorgsam abgemessen und geplant. Denn selbst kleinste Hindernisse überfordern inzwischen den Körper und den Willen. Die Lunge und Muskeln gaben deutliche Anzeichen, dass dieses nichts mit einem Urlaub in den Tropen zu tun hat. Atemluft kristallisiert an der Atemmaske zu Eis, immer wieder mussten man die Atemöffnung von Eis befreien, ehe man kollabierte.
Mit Fotoapparaten wurden sämtliche relevanten Schneestrukturen, bestimmte Eiskristalle und klimabedingte Besonderheiten auf das analoge Filmmaterial gebannt. Der Wind dreht, so dass die Schwefelgase und das Kohlenstoffdioxid nach Süden verdriftet werden. Wir können die Masken vorerst abnehmen und die letzten einhundert Meter zum Krater aufsteigen. Hier ist nicht die Entfernung gemeint, sondern einhundert Höhenmeter. Erst jetzt merkt man das veränderte Knirschen unter den Füßen. Frischer Pulverschnee knirscht anders, als der Firnschnee weiter unten. Die Reflektion der Sonne auf Eisplatten nimmt zu, so dass die Sonnenbrille die Augen schützen musste und Sonnencreme großzügig im Gesicht verschmiert wurde.
In der eisigen Kälte und einer Windgeschwindigkeit von über 80 Stundenkilometern bietet sich uns ein grandioser Anblick. Vor uns der Hauptkrater, der ca. 400 m tief ist und Arenas getauft wurde. Der Durchmesser des Höllenschlundes beträgt über 680 m und es wurden zig Gasproben genommen. Fotos wurden gemacht und wir blicken zum Himmel. Das Blau war einem zarten Violett gewichen und alle Temperaturmessungen bestätigen, dass wir verrückt sind. Minus 11,3 °C bedeuten bei der Windgeschwindigkeit eine brutale Auskühlung (Wind Chill-Effekt). Aber, wir mussten die Messungen durchführen, um später Ergebnisse präsentieren zu können. Wir bohrten den Gletscher an, um die Mächtigkeit der Eiskappe zu bestimmen. Bei 30 Metern Bohrtiefe mussten wir abbrechen, da verstärkte Gasausbrüche und seismische Aktivitäten den Rückmarsch erzwangen.
Immerhin sind wir über 5340 m hoch. Rasch noch einige Fotos gemacht und dann ging es im Schneckentempo zurück. Wir wählten einen andere Route, um weitere Messungen durchführen zu können. Das Donnergrollen hinter einem ließ erahnen, wie stark die Eruptionen wurden. Asche und Gaswolken werden über einen Kilometer in die Höhe geschleudert und treffen dort auf Wolken aus dem Magdalenatal (Der Rio Magdalena fließt zwischen der Ost- und Zentralkordillere). Schneeflocken vermischt mit Asche rieselten vom Himmel. Nach weiteren zwei Stunden verließen wir den gezeichneten Gletscher und fanden eine Formation aus basaltischer Lava, die wellenförmig erstarrt ist. Dieses verstärkte die Hinweise, dass es sich um einen intermediären Vulkan handelte, der nicht nur Asche auswirft, sondern auch gewaltige Lavazungen den Berg hinab fließen ließ. Gesteinsproben wurden abgeschlagen und in Tüten verstaut. Mineralogen analysieren später, wann der Ausbruch stattgefunden haben und aus welchen Mineralien die Lava besteht. Nebenher entdeckten wir einen ehemaligen Lavaschlot, der sich an den gigantischen Lavasäulen erkennen ließ. Eiskaskaden verdeckten einen Teil dieser grandiosen Naturkulisse. Die Sonne knallte nun durch die dunklen Rauchwolken über dem Krater und die Kälte nahm unerwartet zu. Quälender Durst machte sich bereits breit. Vier Liter Tee und Wasser waren weg und nun hieß es nur noch eine Steilwand abzusteigen und dann zum Lager zu trotten. Jeder Teilnehmer dieser Expedition hatte Kraft gelassen. Noch eine Stunde Marsch durch eine Welt aus grauem Staub verziert mit Schneeflecken sollten vor uns liegen. Vom Lager aus ging es nach einer Stärkung zum Hotel Thermal in die nach Schwefel stinkenden Wannen, um die Knochen aufzuwärmen. All diese Forschungen dienten einem Zweck, Erklärung für bisher kaum bekannte lokale Klimaschwankungen der letzten 5000 Jahre zu finden. Natürlich war uns bewusst, dass es auch einen großen Klimawandel gab und gibt. Schließlich war es damals das Ziel die Ursachen für Klimaschwankungen zu ergründen. Jahre später erlahmte dieser Elan und es wurden nur noch Forschungen gefördert, die sich mit CO2 befassten.
Verzeiht, dass ich jetzt mit der Ökoklatsche komme, aber seit diesen Untersuchungen am Nevado del Ruiz, wurden hunderte Milliarden Euro verschleudert, um sinnlose Klimaforschungen zu finanzieren, ohne essenziell neue Ergebnisse zu produzieren. Etwa 2500 Projekte schaäftigten sich mit Wolken und deren Einfluss auf das Klima. Leider alle ohne ein Ergebnis. Es wurde dabei sinnlos Geld verschwendet. Mit diesen Geldern hätte man Afrika samt Südamerika komplett aufforsten können. Und nein, ich bin kein Öko! Ich wurde zum Klimakritiker, weil keiner mehr die richtigen Fragen stellt. Alle reden voller Inbrunst über CO2 – übersehen dabei jedoch Realitäten, die mehr Gewicht besitzen. Die Weltbevölkerung explodiert, Wälder werden gerodet und die Natur wird in fast unbegrenzten Ausmaßen vernichtet. Wir blasen seither 5 mal so viel Wärme in die Atmosphäre und keiner realisiert, dass unsere Flüsse in den letzten Jahrzehnten deutlich mehr warmes Wasser in die Meere entlassen. Will das keiner erforschen? Also - welchen Einfluss die thermischen Einträge auf die Atmosphäre besitzen. Warum wird immer noch nach so vielen Forschungen gesagt! „Es gibt starke Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und CO2.“ So viel Forschung und keine handfesten Beweise?
Schon damals war bekannt: Es gibt Klimawandel und es wurden uns zwei Aufgaben gestellt. Feststellung, ob CO2 Ursache oder Auswirkung sind (Prof. Dr. Dr. Flohn). Zweitens, wie entstand die Kleine Eiszeit und warum endete sie. Ganz zu schweigen, warum es in der Vorzeit mehrere globale Eiszeiten gab und was dazu führte, dass sie endeten. Alle Fragen wurden notiert, abgeheftet und in Archiven sicher verwahrt. Die damaligen Fragen waren einfach. Welche Faktoren tragen zum Klimawandel bei? Diese Frage wurde elegant unter den Tisch gekehrt, weil es doch keiner wissen will. Schließlich darf man das Volk doch nicht erschrecken. Daher ist Greta Thunberg wichtig für uns alle. Ich meine es ernst. Eventuell fühlen sich jetzt die gut bezahlten Klimabürokraten bemüssigt sinnvollere Forschungsarbeiten zu finanzieren. Ansonsten sterben die letzten Erinnerungen an Winterfreuden, wie Rodeln oder das Schlittschuhfahren auf Seen irgendwann aus.