Sie war vollkommen durchnässt in ihrer Wohnung angekommen und entkleidete sich augenblicklich, um der Kälte dieses ungemütlichen Oktober-Tags zu entkommen. Eigentlich war sie so ein Wetter von ihrer Arbeit im Wald gewöhnt, doch heute hatte sie ein Tier stundenlang verfolgen müssen. Der Übeltäter, dem sie so lange nachgejagt war, saß direkt vor ihr - ein schwarzer Hund!
Ausgiebig hatte sie sich darin vertieft Proben von den Bäumen zu entnehmen, bis dann plötzlich aus dem Nichts dieser außergewöhnlich riesige Hund vor ihr auftauchte. Im ernsten Moment dachte sie sogar, dass ihr ein Wolf gegenübersteht. Das Tier jedoch leckte sie vertraut an der Hand, um anschließend genauso plötzlich wieder im Unterholz zu verschwinden. Am Ende blieb ihr da nichts anderes übrig, als den Streuner einzufangen - so sehen es die Regeln vor.
Es war dann so spät geworden, dass sie den schwarzen Riesen - statt zum Tierheim - mit zu sich nach Hause genommen hatte. Jetzt saß er da, direkt an ihren Füßen mit seinem Herzensbrecher-Blick. Sie seufzte und verschwand in die Dusche. Auch hier ließ sie ihr neuer Begleiter nicht eine Sekunde aus den Augen.
"Wo bist du nur hergekommen?", fragte sie sich laut und der Vierbeiner legte daraufhin den Kopf schräg, als ob er sie verstehen konnte.
Vollkommen erschöpft und allemal verdient, legte sie sich nun endlich in ihr Bett. Ihr neuer Freund ließ sich nicht Bitten und schmiegte sich ganz selbstverständlich an ihren nackten Bauch. Sie rollte kurz mit den Augen - ist ja nur für eine Nacht und die Wärme ist auch mal ganz angenehm.
Der Rüde war wohl ein echtes Kuschelmonster.
Bei diesem Gedanken fiel ihr in der Tat auf, dass dieser Hund recht lange Klauen hatte, ordentliche Fangzähne besaß und seine Augen sie sehr durchdringend und wach anstarrten. Da kam dann doch ein bisschen Unbehagen auf.
Um dieses negative Gefühl zu vertreiben tätschelte sie den Vierbeiner zärtlich - das ist nur ein Hund, nur ein Hund. Allmählich entspannte sie und schloss sogar die Augen. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern bis sie friedlich den Schlaf genießen konnte.
"Gute Nacht", sagte sie und da kam auch prompt die Antwort!
"Gute Nacht, meine Schöne!"
Sie riss ihre Augen auf und fiel vor Schreck nach hinten aus dem Bett heraus. Auf dem Boden kauernd und voller Verwunderung starrte sie ihr Mitbringsel aus dem Wald an, das nun mehr ein junger Mann geworden war.
Schwarzes Haar,
gelbe Augen,
lange spitze Fingernägel,
Reißzähne und auf dem Kopf zwei schwarze spiralgedrehte Hörner.
"Oh Gott, bist du ein Vampir?", brach es vollkommen unreal und unbedacht aus ihr heraus. Der mysteriöse Typ lag ganz lässig und vollkommen nackt auf ihrem Bett. Sein Blick entspannt, aber auch etwas gierig, was die Theorie vom Vampir nur unterstreichen würde!
Er starrte,
starrte,
fing an zu lachen und hörte nun gar nicht mehr auf.
Er lachte so stark, dass er selbst fast aus dem Bett gefallen wäre.
"V..vam..vam..Vampir", wiederholte er vollkommen außer Atem, weil er so sehr mit seinem Gelächter beschäftigt war.
Er lehnt sich zurück und entgegnete nun ganz gekonnt und unbeeindruckt:
"Ich bin ein Dämon, die Freude ist ganz meinerseits!"