Was waren das nur für entsetzliche Laute aus dem Inneren des Waldes?
Er sah sich abermals genau um, als er mit seinen weißen Pfoten Schritt für Schritt durch das Unterholz zog. Ihm war einfach nicht wohl dabei mit seinem weißen Pelz vollkommen angreifbar durch die Finsternis zu streifen, aber Kater wie er waren nun mal sehr neugierig.
So etwas hatte er noch nie gehört, dachte er sich immer und immer wieder. Diesen schrillen Rufen musste er einfach folgen. Vielleicht handelte es sich um ein verletztes Tier, dass er nur zu gerne von seinem kläglichen Leben befreien wollte. Die Situation würde seinem Magen sehr gelegen kommen - Gedanken, die nur von einem carnivoren Schlitzohr kommen konnten.
Zwischen den Bäumen wurden die kläglichen Laute nahezu unerträglich. Er beeilte sich, vielleicht würde ihm ein Fuchs oder ein Uhu zuvor kommen. Seine Krallen fuhren bereits aus, als er intuitiv durch seine Sinne geleitet und mit geschmeidigen Sprüngen auf seine Beute zusteuerte.
Ein schwarzes Stück Elend zappelte am Boden und versuchte empor in den Nachthimmel zu steigen. Die Schreie kamen von einer Krähe. Keine Zeit verlieren, eilte es ihm durch den Kopf. Der Kater beugte sich über sein Opfer und ihre Blicke trafen sich. Die schwarzen Augen antworteten entschlossen und erwiderten:"Ich bin nicht bereit! Mein Schicksal wird in dieser Nacht nicht enden."
Er hielt inne, blieb jedoch angespannt. Was sollte er denn jetzt tun? Er hatte ein schwaches Tier kurz vor dem Nahtod erwartet, das seinen Frieden herbei sehnte. Schon fast deprimiert setzte er sich neben die zappelde Krähe und tippte den Vogel mit der ganzen Breite seiner Pfote an bis dieser sich aufrappelte. Die Krähe musterte den Kater:
"Verzeiht mein Krächzen, ich bin der Krähenkönig!"