Manche Paketboten können äußerst kreativ sein, vor allem wenn sie Pakete zustellen oder eben nur irgendwo hinstellen. So begab es sich, dass meine Mitbewohnerin den Aufzug in dem Gebäude ihrer Arbeitsstätte nutzte. Dies ist an sich ja nichts Ungewöhnliches. Wer tut dies nicht? In diesem Gebäude sind nun mehrere unterschiedliche Unternehmen angesiedelt und so kommt täglich eine erkleckliche Anzahl Postdienstleister, um Briefe, Päckchen oder gar Pakete zu liefern. Manchmal hält sogar eine Spedition und liefert überreichlich gefüllte Europaletten ab. Nun denn, bei den nicht ganz so voluminösen Warensendungen ist man oft der freundliche Nachbar und nimmt schon mal etwas für den nicht anwesenden Empfänger an.
So weit so gut oder eben auch so schlecht. So geschah es, dass der Mitarbeiter des Götterboten zwei Pakete auszuliefern hatte. Leider war das Büro des Empfängers nicht besetzt, denn die Haustür wurde ihm nicht beim ersten Klingeln geöffnet. Nun denn, normalerweise klingelt man bei einer anderen Büroeinheit, bittet um Einlass und fragt, ob man das Paket für den „Nachbarn“ annehmen könnte.
Aber an diesem Tage war nichts normal. Entweder war der Paketbote in der Bedienung der Gegensprechanlage nicht geschult oder er hatte einfach keine Lust auf andere Menschen. Wie auch immer, scheinbar öffnete ihm irgendjemand die Tür und er konnte ins Haus. Da der Empfänger in einer der oberen Etagen angesiedelt war und der Auslieferer vermutlich keine Lust hatte, die Treppe zu benutzen, stellte er kurzerhand die Pakete in den Aufzug und verschwand.
Als meine Mitbewohnerin den Aufzug gegen elf Uhr das erste Mal benutze, bemerkte sie die Pakete, dachte sich jedoch nichts dabei. Aber als sie Feierabend machte, befanden sich die Pakete, in Ermangelung von eigenen Beinen, immer noch im Fahrstuhl und fuhren fleißig auf und ab. Niemand hatte sich ihrer erbarmt und aus ihrer misslichen, haben Pakete Gefühle?, Situation befreit.