Die Sache mit den Paketkarten wird nun auch immer innovativer. Nun wird sie nicht mehr vor Ort ausgefüllt und in den Hausflur gekickt, nein, sie kommt bis zu drei Tage später mit der Post. So darf ich eben noch länger auf mein Paket warten.
Zum Glück bestellte ich über ein internationales Versandhaus und konnte dort in meinem Account den Weg des Paketes quasi live und in Farbe verfolgen. Nun denn, es war wie immer: Ich war zuhause, doch niemand betätigte die Klingel. Ich sah das DHL-Auto, jedoch niemand stieg aus. Und Schwupps, ehe ich es mir versah, war es auch wieder verschwunden. Vermutlich hatte der Fahrer mehrere Abwesenheitskarten geschrieben.
In der App des Versandhauses konnte ich dann sehen, wo er mein Paket abgegeben hatte. Ich dachte nur, was für ein Honk, statt die fußläufig erreichbare Paketstation wählte er eine, für die ich das Auto nutzen musste. So fuhr ich anderntags los, gab die Adresse ins Navi ein und ließ mich von Yannik leiten. Zum Glück fand ich schnell einen Parkplatz und machte mich auf die Suche nach der DHL-Paketstation. In weiser Voraussicht hatten sie am Geschäft ein kleines Fähnchen hängen, dass mir den Weg wies. Wenn sie keine Pakete hüteten, boten sie Autoteile feil. Ich trat ein. Hinter dem Tresen standen zwei Jungs aus der Fabrik, also solche, die den gleichen türkischen Barbier für Bart und Kopfhaar nutzten.
„Guten Tag“, grüßte ich. „Geht hier die Post ab?“
Die zwei schauten wie ein Auto, nur nicht so schnell.
„Ich soll hier mein Paket abholen.“ Erklärte ich mein Begehr.
„Oh, ja. Ihre Postleitzahl bitte und den Ausweis bräuchte ich dann noch.“
Nichts leichter als das, gesagt getan. Während er das Paket suchte, krabbelte ich nach dem Ausweis. Doch was war das? Als er mit der überdeminsonierten und dennoch federleichten Pappschachtel zurückkam, war diese reichlich derangiert.
„Ups, was ist denn da passiert“, fragte ich zu Recht.
„Öhm, das kam hier so an“, erwiderte er schüchtern.
Das hatte ich doch gar nicht gefragt, aber egal. Es konnte ja nichts zu Bruch gegangen sein, befanden sich dort meine georderten Federkissen herinnen.
Nun denn, noch schnell ein Autogramm und schon war ich verschwunden.
Nach drei Tagen kam tatsächlich ein Kuvert von DHL, darin befand sich die Paketkarte mit dem Vermerk, wo das Paket abzuholen sei. Ich las das ungelenke Gekrakel, das wie von einem Kindergartenkind geschrieben schien und stutzte. Wie jetzt? Packstation? Ich schaute auf die Straßenkarte. Oh Mann, das wäre ja noch weiter weg gewesen. Na ja, mit der Straßenbahn hätte ich hinfahren können, es wären ja nur drei Stationen gewesen. Ja ne is klar. Und wenn ich da hingefahren wäre, wäre das Paket ja gar nicht dort gewesen.
Nun war mein detektivischer Spürsinn geweckt. Ich betrachtete das Paket, das noch nicht im Altpapier gelandet war und stattdessen als Katzenspielzeug diente, genauer. Da war der Adressaufkleber, dann ein Etikett mit der Packstation. Was las ich da? Es passte nicht in eines der Fächer? Ach so, deshalb war es so kaputt, weil der Vollhonk versucht hatte, es hinter eine der zu kleinen Türen zu quetschen. Irgendwann musste er wohl aufgegeben haben, um es dann zu den Jungs zu bringen, wo ich es abgeholt hatte. All diese Stationen waren auf dem dem Paket mit mehreren Klebebapperln fein säuberlich dokumentiert. Leider vergaß er, dies auch auf dem versandten Brief zu vermerken. Zum Glück wusste es die App.