Glückliches Jauchzen drang durch die Wohnung, als mir die Tür geöffnet wurde. Meine.nicht mehr so kleine Tochter, rannte zu meinen Eltern und schloss sie in die Arme. Es war Weinachten, und wie jedes Jahr, verbrachten wir es alle bei meinen Eltern. Mein Mann trat nach mir ein und meine Eltern begrüßten ihn mit einem freundlichen Lächeln.
"Geht ruhig in das Wohnzimmer! Wir haben alles vorbereitet.", sprach mein Vater glücklich und hielt uns die Tür auf. Fröhlich bedankten wir uns und gingen in das Wohnzimmer. Doch die Freude war schnell verflogen.
Sie verflog, als wir die große Gans auf dem Tisch sahen. Ich, mein Mann und meine Tochter waren schon seit über zwei Jahren Vegetarier und uns wurde schlecht, bei dem traurigen Anblick von toten Tier. "Ich dachte, die kapieren das endlich...", flüsterte mir meine Tochter ins Ohr und verdrehte unverständnisvoll die Augen. Mein Blut kochte vor Wut. Mit einem finsteren Blick, sah ich meiner Mutter in das lachende Gesicht.
Ich hatte es schon aufgegeben, zu versuchen, meine Eltern über das Thema Fleisch uns Tiere aufzuklären. Da jeder Versuch zum Scheitern verurteilt worden war. Doch das war nicht das, was mich gerade richtig wütend machte.
Es war die Tatsache, dass meine Eltern uns jedesmal ein Fleischgericht vor Augen geführt hatten, damit wir uns doch umentscheiden. "Und dann heißt es immer zwinge uns nicht deine Meinung auf.", sagte ich mit kalter, gefühlsloser Stimme.
"Ich dachte du... wirst endlich verstehen...", begann meine Mutter, aber verstummte, als sich mein Mann mit verschrenkten Armen neben mich stellte. Auch er war wütend und konnte nicht glauben, wie respektlos meine Eltern doch waren.
Eigentlich waren sie sehr nette Menschen, normalerweise offen und verständnisvoll, außer es ging um das Thema Fleisch. Ich schloss die Augen und atmete tief ein, um meine Gedanken zu Sammeln.
Nach dem ich außatmete und den toten Vogel beobachtete, drehte sich mir der Magen um. Daran, dass das Tier auch Mal am Leben war, es Gefühle besaß, daran würden meine Eltern wohl nie denken. Dabei war Weinachten doch das Fest der Liebe...
"Es tut uns leid, aber wir werden... jetzt gehen, jedes Jahr ist es das gleiche mit euch...", sagte ich entäuscht und sah zu den anderen die mir nickend ihr Einverständnis zeigten. Ich wusste, dass ich meine Eltern nicht dazu zwingen konnte, kein Fleisch mehr zu essen. Aber ich hatte gehofft, das sie wenigstens dieses Jahr an Weihnachten, Rücksicht auf uns nehmen würden. Sonst hatte ich, mein Mann und meine Tochter auch immer die Klappe gehalten, wenn sie sich draußen ein Hotdog oder einen Döner mit Fleisch holten.
"Probiert doch wenigstens.", sprach mein Vater. Meine Mutter öffnete auch noch den Mund, um irgendetwas zu sagen. Doch sie traute sich nicht, weil mein Mann sie finster ansah.
Prompt: jauchzen