"Heute war ich bei den Menschen",
sagt die Ratte voller Stolz.
Da erheben sich unzählige
ungläubige Blicke im Unterholz.
"Die Menschen?", fragt's aus dunklen Tümpeln,
darauf Plastik in einer meterdicken Schicht.
"Das hast du gewagt?", fragt's aus den Ozeanen,
so voll mit Öl, hinein reicht kein Licht.
Auf den Wiesen, in den Wäldern,
aus Flüssen voller brodelndem Gift,
zwischen Mülltonnen in den Ecken,
auf Unrat in der Strömung Drift.
"Was hast du erfahren?", so fragen sie leise.
Die Ratte fühlt sich mutig und groß.
"Ich war im Zimmer der Kinder", sagt sie.
"Ich kann euch sagen - da war recht viel los."
Die ganze Erde lauscht auf die Worte der Ratte.
Eine Wolke aus Schrott folgt des Planeten Lauf.
"Ich hörte, wie die Mutter zu ihrem Kind sagt:
'Was für ein Saustall! Räum dein Zimmer auf!'"
Es scheint mir fast so, als würde unsere Wahrnehmung der Welt hinter den eigenen vier Wänden aufhören. Wie viel Ordnung muss im Haus sein, wie oft putzen wir und schmeißen jedes Insekt hinaus? Wir sperren uns ein und sie aus, ziehen eine Grenze zwischen Draußen und Drinnen, die nur die Luft überschreiten kann.
Jede Wohnung wurde ein eigenes Ökosystem, das wir beherrschen. Wir bringen nur hinein, was wir mögen, und der Müll wird hinausgebracht, wo wir ihn bald vergessen. Denn er ist draußen - nicht mehr in unserer Welt.