Da Belletristica bald seine Pforten schließt:
Ihr findet mich und all meine Geschichten auch auf Fanfiktion.de!
https://www.fanfiktion.de/u/Shattered+Sea+Glass
╭─━ · • ✤ • · ━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━─╮
Kapitel 3:
Viel zu kurze Tage
╰─━━━━━━━━━━━━━━━━━━━ · • ✤ • · ━─╯
Genüsslich strecke ich meine Arme über meinen Kopf. Die ersten Schmuckstücke sind bereits fertig. Mich nach langer Pause wieder meiner Leidenschaft, meinem Geschäft, zu widmen, ist doch anstrengender, als ich gedacht habe. Ich habe außerdem nicht damit gerechnet, dass mich nur wenige Wochen Pause derart aus der Übung bringen. Trotz Lampe mit Vergrößerungsglas sind meine Augen bereits müde. Es wird Zeit für eine kurze Pause.
Killians Schritte hinter mir zu hören, bringt mich zum Lächeln. Er beugt sich über meinen Stuhl und drückt mir einen Kuss auf den Schopf. Seine Hände finden ihren Weg an meine Schultern. Er massiert mich ein wenig, wobei er spricht: „Ich bin gleich auf dem Weg ins Fitnessstudio. Auf dem Rückweg würde ich bei Whole Foods vorbeifahren. Brauchst du noch etwas?“
„Etwas Süßes“, antworte ich überlegend. „Überrasch mich.“
„Gut, okay, das lässt sich einrichten.“ Ich stehe auf, dabei gleiten Killians Hände von meinen Armen. Auf der Suche nach Liebe lasse ich mich gegen ihn sinken. Ich werde umarmt und gestreichelt. Genau so habe ich mir das vorgestellt. „Ich liebe dich.“
Mit einem breiten Lächeln sehe ich zu ihm auf. „Und ich liebe dich.“
Wir küssen uns, dann lässt Killian von mir ab, ich hingegen drücke mein Gesicht an seine Schulter und umarme ihn nun etwas fester.
„Darf ich nicht weggehen?“
„Doch, gleich.“ Ich atme Killians Duft ein. „Eine Minute.“
Killian schnaubt, dann legt er seine Arme gleich wieder um mich, um mich fest zu umarmen. „Du kannst aber mitkommen, wenn du mich nicht gehen lassen möchtest.“
„Nein, ich muss noch viel erledigen. Lauren kommt vorbei und die Schmuckstücke fertigen sich ja auch nicht von selbst. Ich muss zusehen, dass ich mein tägliches Soll schaffe, sonst stresse ich mich die letzten Tage vor dem Release meiner Kollektion viel zu sehr.“ Nun lasse ich Killian los, um mir meine Augen zu reiben. „Ich muss auch noch zwei Pakete zur Post bringen.“
„Die kann ich ja gleich mitnehmen, dann mache ich das auf dem Weg zum Fitness.“
„Oh, das wäre toll. Danke.“ Ich greife mir die zwei Pakete von meinem Tisch und drücke sie Killian in die Hand, dabei küsse ich seine Wange. „Du hilfst mir damit sehr.“
„Ach, kein Problem, bin ja sowieso unterwegs.“ Killian betrachtet die Pakete. Sie sind gleich groß, eines davon ist jedoch ein wenig schwerer als das Andere. „Dann mach ich mich mal auf den Weg.“
„Mach das. Ich vermisse dich jetzt schon“, verabschiede ich mich. Killian beugt sich noch einmal in meine Richtung und wir küssen uns. Wenn er das macht, fällt es mir schwer, ihn gehen zu lassen, aber es muss manchmal sein.
„Bis später, Prinzessin. Und nimm dir Zeit für eine Pause.“
„Mach ich, keine Sorge.“
Killian verlässt mein Büro und steigt die Treppen hinunter. Ich setze mich wieder an den Tisch und greife mir einen der Edelsteine, um mit dem nächsten Schmuckstück zu beginnen. Es ist so still, dass ich das Klimpern von Killians Schlüssel hören kann. Auch das öffnen der Tür ist nicht zu überhören. „Oh, hey, Lauren.“
„Hey, Großer. Schickes Outfit. Wohin geht’s?“, höre ich nun die Stimme meiner Freundin. Ich drehe mich ein wenig Richtung Tür und höre genau hin, um der Unterhaltung folgen zu können.
„Trainieren. Ich war faul genug die letzten Tage. Ilaria ist oben.“
„Alles klar. Viel Spaß beim Schwitzen.“
„Soll ich dir noch helfen?“
„Nein, nicht notwendig. Ich bin schon ein großes Mädchen.“ Die Tür fällt ins Schloss und schon höre ich Lauren lauter sprechen: „Ilaria! Ich hab ein tolles Geschenk für dich!“ Als ich mich nun ganz in meinem Sessel umdrehe, kommt Lauren bereits die Treppe hoch und direkt in mein Büro. Sie stellt zwei Kartons und eine braune Papiertüte auf meinem großen Tisch ab, auf dem ich die Bestellungen einpacke. An der Art, wie der Karton auf den Tisch fällt, merke ich sofort, dass er schwer ist.
„Oh“, gebe ich überrascht von mir. „Hi erst mal.“ Ich stehe auf, um Lauren kurz zu umarmen. Der Draht und die Zange, die ich eben noch in der Hand hatte, liegen nun wieder auf meinem Schreibtisch.
„Hi.“ Sie erwidert die Umarmung, kommt dann aber sofort zum Punkt. Lauren schiebt mir die Tüte entgegen, in der sich weitere, deutlich kleinere Kartons befinden. Sie deutet auf die Tüte und beginnt zu erklären: „Da drinnen sind all die neuen Sticker für die Goodies, in dem großen Karton sind die Drucke der Postkarten, Dankesflyer und Visitenkarten und in dem kleinen Karton die Tüten für die Steine. Es ist alles da, hab’s schon überprüft.“
„Du bist die Beste, danke Lauren.“ Ich ziehe einen der kleinen Kartons aus der Tüte und öffne ihn. Die Sticker sind genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe. Die Farbe ist schön kräftig und ich bin auch zufrieden damit, wie sie ausgeschnitten wurden. Auch die winzige Schrift am Rande der Sticker ist gut lesbar, so können Leute, die sich den Sticker ansehen, meine Webseite finden. Der kleine Schriftzug ist allerdings doch unauffällig genug, um nicht von dem Kristallmotiv abzulenken.
„Und? Was sagst du?“, erkundigt Lauren sich. „Zufriedengestellt?“
„Ja, viel besser als mit dem blöden Drucker, den ich hatte. Es war zwar schön, alles selbst zu machen, aber den Ärger, den ich mit dem Ding hatte, war es nicht wert. In der Zeit, in der ich versucht habe, den Drucker wieder zum Laufen zu bringen, hätte ich auch etwas Produktives machen können.“
Mit einem Nicken stimmt Lauren mir zu: „Ja, manchmal ist es besser, Bereiche abzugeben, damit man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.“
Ich kichere. „Und genau deswegen bist du hier.“ Breit lächelnd lege ich eine Hand an den Arm meiner Freundin.
Nun lacht Lauren. „Nicht nur dafür. Wie lange arbeitest du heute schon?“
„Lange genug, um eine Pause zu vertragen“, antworte ich ihr, in dem Wissen, dass sie auf genau das hinauswollte.
Lauren und ich begeben uns mit einer Tasse Kaffee und Donuts von gestern auf die kleine Terrasse. Sie schiebt sofort ihre Sonnenbrille, die sie in ihr schwarzes Haar gesteckt hatte, auf ihre Augen. Auf der sonnigen Seite San Franciscos zu wohnen hat seine Vorteile. Weniger Nebel ist einer davon.
„Ich habe ein paar Freundinnen deine Ausstellung empfohlen“, erzählt Lauren mit einem Lächeln. „Lexy war sehr interessiert.“
„Naww, vielen Dank, Lauren. Jetzt fühle ich mich wie ein kleiner Star.“ Ich atme tief durch. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich meine eigene Ausstellung habe. Es fühlt sich so unwirklich an.“
Lauren zuckt mit den Schultern. „Vielleicht bekommst du eines Tages dein ganz eigenes Ilaria Evans Museum mit all deinen Werken.“ Sie grinst, dann pustet sie vorsichtig in ihren Kaffee.
„Wenn das passieren würde, könnte ich glücklich sterben.“
„Bis dahin vergeht hoffentlich noch viel Zeit. Ich will dich noch eine Weile behalten“, antwortet Lauren mir. „Oh, bevor ich es vergesse. Ich hätte nächste Woche am Donnerstag Zeit für deine privaten Fotos, da ist dann das Studio frei. Und wenn die neue Kollektion fertig ist, würde ich sagen, dass wir die Produktfotos wieder hier machen und für die Promo-Fotos, auf denen du den Schmuck trägst, könnten wir zum Strand fahren oder in den Golden Gate Park? Was du für passender hältst.“
Ich nicke überlegend. „Golden Gate Park wäre besser. Die neue Kollektion ist eher sehr witchy mit schönen, etwas größeren Steinen, Monden und Sternen. Dieses Mal habe ich auch mehr Haarschmuck, der hat sich nämlich ganz gut verkauft und meine Follower haben sich mehr Varianten gewünscht, also bin ich den Wünschen nachgekommen.“
Lauren hört aufmerksam zu. Sie nickt und trinkt von ihrem Kaffee. „Klingt gut. Dann verwandeln wir dich in eine Hexe oder eine Fee.“ Sie legt ihren Kopf schief, als sie mich betrachtet. „Würde gut aussehen. Du bist ohnehin so schön wandelbar.“
„Das klingt toll.“ Vor Freude werde ich sofort hibbelig. Da meine Füße nicht stillstehen können, nutze ich die Energie sofort, um wieder produktiv zu werden. „Bin sofort wieder bei dir, meine Liebe.“
Ich stehe fröhlich auf und hüpfe wieder ins Büro, um meinen Terminplaner zu holen. Um nicht zu vergessen, was wir gerade besprochen und geplant haben, trage ich alles in meinen Kalender ein. Lauren und ich brainstormen über Outfit und Makeup, zusammen fertigen wir kleine Skizzen an, auf der ich ihr zeige, was ich mir für die Fotos vorgestellt habe. Ich kenne Lauren durch Killian. Die beiden sind schon seit vielen Jahren befreundet und als ich sie das erste Mal getroffen habe, hat es sofort zwischen uns gefunkt. Wir teilen eine Ästhetik, was es besonders leicht macht, ihr von meinen Visionen und Ideen zu erzählen. Als mir all die Organisation zu viel geworden ist, wusste ich sofort, dass Lauren die perfekte Ergänzung für mein Geschäft ist und seit Tag eins läuft die Zusammenarbeit reibungslos.
Besonders lange dauert der Besuch leider nicht, denn Lauren muss kochen und ihre Tochter vom Kindergarten abholen, doch der Besuch motiviert mich so sehr, dass auch ich mich wieder an die Arbeit mache. Um meinen Fingern und meinen Augen noch eine Pause zu gönnen, widme ich mich als erstes meinem Social Media Profil. Mit meinem Smartphone drehe ich ein kurzes Video, um meinen Followern die neuen Sticker zu zeigen, außerdem gibt es einen kleinen Einblick in meine neue Kollektion. Zu viel verrate ich allerdings nicht, es soll immerhin spannend bleiben. Danach bin ich auch schon wieder dabei, mich dem nächsten Schmuckstück zu widmen. Wenn ich weiterhin so fleißig bin, habe ich bald genug Schmuckstücke auf Lager, um den Launch meiner nächsten Kollektion mit so wenig Stress wie möglich durchzustehen.
· • ✤ • ·
Als ich höre, dass Killian sein Auto in der Garage parkt, werfe ich einen Blick auf die Uhr. Es ist bereits später Nachmittag. Durch die Arbeit an meinem Schmuck habe ich vollkommen die Zeit vergessen. Eigentlich wollte ich heute noch einen Spaziergang machen, um mich von dem vielen Sitzen etwas aufzulockern, doch meine Zeit mit Killian zu verbringen, erscheint mir nach einer besseren Abendgestaltung.
Die Tür zur Garage fällt ins Schloss. „Bin wieder da!“, ruft Killian so laut, dass ich mich fast erschrecke. „Ilaria?“
„Ja, ich bin hier!“, antworte ich ihm, da höre ich schon, wie er die Treppe heraufkommt. „Ich mach das hier noch fertig, kann grade noch nicht aufstehen.“ Am liebsten würde ich ihm zwar entgegenkommen und in die Arme springen, doch mein Schmuckstück benötigt noch einige Handgriffe, bevor ich es weglegen kann. Mit einer Zange biege ich den Silberdraht in die von mir gewünschte Richtung. Ich drehe den Draht so, dass der Schnörkel den Amethyst perfekt einrahmt. Ich bin zufrieden, also lege ich das Schmuckstück zur Seite. Mein Blick schweift über meine heutige Arbeit. Zufrieden nicke ich, dann lege ich auch die Zange zurück in meinen kleinen Werkzeugkoffer. Die Steine und auch der Draht, den ich morgen verwenden werde, lasse ich liegen. Solange ich keine Videos für meine Follower mache, darf das kreative Chaos auf meinem Arbeitstisch regieren. Als ich aufstehe knipse ich das Licht meiner Arbeitslampe aus und strecke mich im Anschluss.
Killian ist bereits in der Küche zu Gange. Ich bin ziemlich sicher, dass er auch gleich mit dem Abendessen beginnen möchte. Fröhlich hüpfe ich die wenigen Schritte an meinem kleinen Atelier und dem Schlafzimmer vorbei, nur um dann in der Wohnküche wieder zum Stehen zu kommen.
„Killian!“, freue ich mich. Mein Liebster dreht sich zu mir um.
„Na da hat aber jemand ganz schön viel Energie“, bemerkt er.
„Ja“, stimme ich ihm zu. Ich lasse mich in Killians Arme sinken und werde sofort mit einem Kuss begrüßt.
„Vielleicht wäre es doch nicht schlecht gewesen, dich eine halbe Stunde aufs Laufband zu stellen, hm?“, zieht er mich amüsiert auf.
„Mein Tag ist viel zu kurz“, antworte ich ihm. Erst löse ich mich von Killian, dann öffne ich den Kühlschrank, um den Krug mit dem vorbereiteten Zitronenwasser herauszunehmen. Ich schenke uns zwei Gläser ein. „Lauren und ich haben die Fotos besprochen, außerdem sind meine neuen Goodies gekommen. Du erinnerst dich an die kleinen Motivationskarten? Die mit den Sprüchen?“
„Klar, diese Visitenkarten, richtig?“
„Mhm“, antworte ich. „War clever von dir, das vorzuschlagen.“
„Man tut, was man kann.“ Mein Liebster wäscht sich die Hände, dabei beobachte ich ihn interessiert. Als er an mir vorbei und nach einer Pfanne greift, die hinter mir an einem Haken an der Wand hängt, sieht er mich an. Ich spüre das Knistern zwischen uns und verliere mich sofort in seinen blauen Augen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich im positiven Sinne an die Wand gedrängt fühle, aber ich wünsche mir einen Kuss von ihm. Killian verengt fragend seine Brauen. „Also, was ist damit?“
„Oh ja, fast den Faden verloren, du bist zu sexy“, antworte ich ihm lachend. „Wo war ich? Visitenkarten, richtig?“ Killian nickt. „Die sind heute gekommen. Lauren hat sie aus dem Postfach geholt. Ich bin schon so aufgeregt und freue mich, endlich wieder richtig loszulegen. Ich glaube, dass meine neue Kollektion ganz viele neue Kunden anlocken wird.“
„Ich drücke dir die Daumen, Prinzessin.“ Bevor Killian die Pfanne auf den Herd stellt, küsst er meine Stirn und lächelt mir zu. „Dir werden noch die Finger abfallen, weil du so viele Interessenten hast, das sehe ich schon vor mir.“ Sein freches Grinsen unterstreicht seine freche Aussage.
„Oh, hoffentlich nicht, sonst musst du alles unter meiner Anleitung zusammenbasteln und das wird nicht einfach mit diesen dicken Fingern“, gehe ich kichernd auf seinen Scherz ein, dann gebe ich Killian einen verspielten Schubs. „Was hast du da vor?“
„Wie besprochen. Ich mache die übrig gebliebenen Kartoffeln von gestern warm und werfe uns Lachs in die Pfanne. Mit bisschen Zitrone und ein paar Kräutern oben drauf. Frischen Spinat gab es leider keinen mehr, also bleibts bei Kartoffeln und Lachs. Ist das genehm, Prinzessin?“
„Ja, es ist perfekt.“ Ich lege meine Arme um Killian und schmiege mich an seine Seite. Mein Liebster streichelt meinen Rücken und küsst meine Schläfe. „Jetzt, da ich nicht mehr beschäftigt bin, spüre ich den Hunger.“
„Na dann lass mich mal arbeiten, bevor du noch hangry wirst und den Kühlschrank leerisst. Sollte nicht so lange dauern.“
„Dann hüpfe ich in der Zwischenzeit unter die Dusche!“, antworte ich freudig und lasse Killian los, jedoch nicht, ohne mir noch einen Kuss von ihm zu stehlen. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen verschwinde ich ins Schlafzimmer und anschließend ins Badezimmer. Der heutige Tag war ein voller Erfolg!
· • ✤ • ·
Satt und glücklich liegen Killian und ich auf der Couch. Ich genieße seine kräftigen Finger an meinen Füßen. Mein Liebster gibt die besten Fußmassagen. Ich atme tief durch, was Killian dazu bringt, zu mir zu sehen. Im Augenwinkel sehe ich sein Lächeln.
„Morgen startet der Countdown“, spricht Killian in die Stille zwischen uns, die nur von dem Fernseher unterbrochen wird. „Ich bin ziemlich aufgeregt.“
„Mhm“, stimme ich ihm zu. „Ich auch. Aber eigentlich sollten wir das nicht sein. Dein Song ist gut, der Videodreh hat auch Spaß gemacht und ich bin sicher, dass ‚Backstage‘ dein neuer Hit wird.“
„Ja, naja“, antwortet Killian nachdenklich. „Jetzt, da es ernst wird, zweifle ich an meiner Entscheidung.“ Er wiegt seinen Kopf hin und her. „Ich kann mich nicht ewig an Highway 89 hängen und auch wenn die Collaboration mit den Jungs Spaß gemacht hat, will ich nicht der Kerl sein, der ständig an ihnen klebt, um Fame oder Fans abzugreifen. Ich bin ziemlich sicher, dass der Song am meisten geklickt wird und das der Rest meines Albums vergleichsweise untergehen wird, einfach nur weil die Fans von Highway 89 eben Highway 89 hören wollen.“ Nun seufzt er. „Keine Ahnung, vielleicht bin ich auch nur unsicher oder übertreibe. Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, dass ich diese Chance bekomme, aber es hat doch immer so einen faden Beigeschmack. So als wäre ich alleine gar nicht gut genug. Wahrscheinlich wäre ich gar nicht eingeladen worden, am Golden Heart Festival zu spielen, wenn die Jungs nicht wären.“
Ich ziehe meine Füße von Killians Schenkeln und krabble auf ihn zu, um ihn fest zu umarmen. „Dir ist klar, dass man es gerade in der Musikbranche nicht schaffen kann, ohne richtige Connections zu haben, oder?“
„Ja“, antwortet Killian mir, dabei klingt er jedoch nicht besonders überzeugt. Er schnauft verstimmt. „Ja, doch.“ Mein Liebster bekommt einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß, dass du rechthast, aber es ist trotzdem beschissen.“
„Naja, ohne Liveband, ohne Crew, ohne Produzenten und ohne Fans würdest du immer noch bei Whole Foods Regale schlichten. So ganz alleine schafft man das nicht. Man braucht ein Team.“ Killian wirft mir einen unzufriedenen Blick zu, doch ich lächle ihn an. „Du bist weit gekommen und du solltest dich auf das Positive konzentrieren.“ Ich klettere auf Killians Schoß, um seine Laune ein wenig aufzubessern. „Das positive ist, dass du mein sexy Rockstar bist und dass viele Leute dein neues Album kaufen werden. Du wirst großen Erfolg haben und den hast du, weil du ein talentierter Musiker bist.“
Nun schnaubt Killian. Er rollt amüsiert mit den Augen und streicht dann über meine Wange. „Du bist süß, weißt du das?“
„Ich versuche täglich, dieses Image aufrecht zu erhalten.“
Killian streicht durch mein Haar. „Vielen Dank, Prinzessin.“ Als sich seine Lippen meinen nähern, schließe ich meine Augen und genieße den Kuss. Ich spüre Killians Hand an meinem Schenkel. Er streichelt mich sanft und als wir unseren Kuss lösen, lächelt er mich an. Die niedlichen Grübchen an seinen Wangen sind leider gut versteckt. Killians Bart wächst viel zu schnell.
„Ich vermisse deine Grübchen.“ Mit meinem Finger tippe ich gegen Killians Wange, doch er greift nach meiner Hand, um sie zu küssen und im Anschluss festzuhalten.
Der plötzliche Themenwechsel scheint ihn nicht besonders zu stören, denn er antwortet schnell: „Tja, die sind leider sehr schüchtern, deswegen der Bart.“
Killians Antwort bringt mich zum Lachen. „Ach, deine Grübchen sind schüchtern?“
„Ja, wenn ich es dir doch sage“, bestätigt er sich nun mit einem frechen Grinsen. „Weniger Bart ist also besser?“
„Es hat beides seine Vor- und Nachteile, mein Liebster.“ Ich lege den Kopf schief und betrachte sein Gesicht für einen Moment, dann rede ich weiter: „Du bist immer ausgesprochen sexy. Bei dem kurzen Bart kann ich die Grübchen sehen, und die sind niedlich und unterstreichen deinen frechen Charme, wenn du grinst, aber wenn dein Bart länger ist, dann wirkst du so wild. Wie ein sexy Holzfäller, der mich vor dem Kamin auf einem Bärenfell glücklich macht. Den Bären hast du übrigens mit bloßen Händen erlegt.“
Killian prustet los. „Ja, so bin ich. Killian, der Schrecken der Bären.“ Lachend lehnt er seinen Kopf an meine Schulter. „Woher nimmst du immer diese wilden Geschichten, hm? Steht so etwas in deinen Liebesromanen?“
„Ich kann nichts dafür. Du bist hier der sexy Holzfäller, der alleine in einer Waldhütte lebt und einer armen, hilflosen Frau, die im Dickicht gestolpert ist das Leben rettet. Die arme, hilflose Frau bin übrigens ich. Ich bin gefallen, als ich über eine Wurzel gestolpert bin“, erzähle ich amüsiert weiter, dabei streiche ich über Killians warmen Brustkorb.
„Ach, war das vor oder nach dem Faustkampf mit dem Bär?“
„Erst der Bär, dann die arme, hilflose Frau.“
„Okay.“ Schmunzelnd drückt er mir einen Kuss auf die Schläfe. „Wie oft denkst du dir solche Szenarien aus?“
„Ab und zu, wenn ich dich so ansehe“, antworte ich nachdenklich. „Meistens, wenn du deine Frage wiederholen musst, weil ich nicht zugehört habe, bin ich im Gedanken bei so einer Fantasie.“
Killian lacht. Er mustert mich mit seinen Augen, dann schüttelt er den Kopf. „Verstehe. Vielleicht solltest du selbst einen Roman schreiben. Die Kreativität ist eindeutig vorhanden.“
„Wenn du dafür sorgst, dass jeder Tag 40 Stunden hat, könnte ich das schaffen.“
„Ich fürchte, dass das leider nicht zu meinen sexy Holzfällerkräften zählt, tut mir leid, Prinzessin.“
„Ach, ist wahrscheinlich besser so, sonst würde ich noch in diesem Jahr ein Burnout bekommen“, antworte ich abwinkend. „Nachdem meine Bilder jetzt in einer Galerie stehen, kann ich mich jetzt wieder voll und ganz auf meinen Schmuck konzentrieren, das heißt, dass ich gar keine Ablenkungen brauchen kann.“
„Oh, das ist ja bedauernswert.“ Fragend sehe ich Killian an. „Ich hätte dich so gerne abgelenkt.“ Er hebt seine Hand und öffnet einen Knopf meines Schlafanzugs. Mit seinem Zeigefinger schiebt er den Stoff ein wenig zur Seite, was mich zum Kichern bringt. „Dann muss ich mich wohl von dir ablenken lassen. Ah, das ist schön ablenkend.“
„Du bist ganz, ganz furchtbar“, tadle ich Killian lachend, ehe ich mich gegen ihn sinken lasse und mich an ihn kuschle.
„Ja, aber ich bin gerne furchtbar“, stimmt Killian mir zu. Er zieht eine Decke auf seine Beine und sorgt dann dafür, dass ich gut zugedeckt bin. „Ich nehme an, dass du so sitzen bleibst?“
„Ja, unbedingt. Ganz nah an meinem Killian.“
„Perfekt“, gibt auch Killian zufrieden von sich. Er legt seine Arme um mich und schmiegt seinen Kopf gegen meinen. „Wenn du einschläfst, trage ich dich auf mein Bärenfell, damit du eine erholsame Nacht vor dem Kamin hast.“
Kichernd schließe ich meine Augen. „Danke, mein sexy Holzfäller.“
„Gern geschehen, du ungeschickte Wurzelstolperin.“
„Wurzelstolperin, was für ein Zungenbrecher“, murmle ich gegen Killians Hals, worauf er amüsiert schnaubt.