Da Belletristica bald seine Pforten schließt:
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Kapitel 4:
Der Countdown läuft
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Aufgeregt scrolle ich durch die Kommentare. Das kurze Teaser-Video, in dem viele Momentaufnahmen des Musikvideos zu sehen sind, ist nur von dem Ticken einer Uhr untermalt. Zehn Tage. In zehn Tagen wird Killians neue Single veröffentlicht. Dank der Fans von Highway 89 hat das Video unzählige Aufrufe und viele Kommentare. Je länger ich scrolle, desto mehr verstehe ich Killians Zweifel. In den meisten Kommentaren geht es um Max, Trevor, Jayson, Joey oder Dave. Natürlich freuen sich auch einige von Killians Fans auf sein neues Album, doch die Kommentare gehen in der Masse unter.
„Man muss zwar ein bisschen suchen, aber es sind nette Kommentare dabei“, erzähle ich, während Killian gerade sein Hemd zuknöpft.
„Ja, kann sein.“
„Wie das hier. Von AliceMoonlight.“ Ich räuspere mich, ehe ich lese: „Ich hab Killian letztes Jahr an Tag 2 in New York gesehen. OMG! Ich liebe seine Stimme! Bin schon sooooo gespannt auf die neue Single. Killian und Highway 89 zusammen sind mein Traum! Viele Herzemojies.“ Da Killian nicht reagiert, lese ich einen weiteren Kommentar vor: „Das Interview auf dem Golden Heart Festival und diese Bilder sind sehr, sehr, sehr vielversprechend. Ich fürchte, dass ich sterben muss, sobald ich das Video sehe!“ Ich sehe zu Killian nach oben, der sich eine Krawatte aus seinem Schrank greift. „Dieser Fan wird sterben, sobald er das Video sieht, weil er sich so sehr freut.“
„Das hast du hoffentlich nicht selbst geschrieben, damit ich mich besser fühle.“
„Ja, genau. Ich mache mir jetzt 50 Fake-Accounts, damit du dich besser fühlst.“ Interessiert mustere ich ihn, als er die Krawatte zubindet. „Da ziehe ich mir doch deutlich lieber hübsche Unterwäsche an und klettere auf deinen Schoß, davon hätte ich selbst mehr und es würde besser funktionieren. Denn das mit den Kommentaren funktioniert eindeutig gar nicht.“
„Tut mir leid. Ich bin dankbar für die Kommentare und auch dankbar, dass du mich aufmuntern willst, aber ich bin zu nervös und aufgekratzt und keine Ahnung.“ Er tritt vor den Spiegel und seufzt. „Ja, bis ich da bin, bin ich ein durchgeschwitztes Wrack.“ Mein Liebster ist auf dem Weg zu einem Meeting und er sieht trotz seiner Nervosität ausgesprochen gut aus. Er sollte öfter einen Anzug tragen.
Mein Smartphone lasse ich auf der Decke liegen, als ich aus dem Bett steige. Schwungvoll drücke ich Killian einen Kuss auf die Wange, dann richte ich seine Krawatte. „Du siehst ausgesprochen gut aus. So gut, dass ich überlege, das Hemd gleich wieder zu öffnen.“
Als seine Krawatte richtig sitzt, küsst Killian meine Stirn. „Vielen Dank, Prinzessin. Für alles. Ohne deine Unterstützung würde ich durchdrehen. Das neue Album ist ein großes Ding für mich. Die Songs sind so persönlich und wenn die Fans nur Backstage streamen, weil sie Highway 89 hören wollen, und der Rest des Albums untergeht, wäre das sehr enttäuschend.“
„Manchmal kann man nicht kontrollieren, welche Songs gut ankommen“, antworte ich ihm.
Killian zuckt mit den Schultern, dann greift er sich seine Anzugjacke. „Naja, in diesem Fall schon. Das ist mein Song. Ich habe ihn geschrieben, aber weil Jayson ein paar Zeilen singt, ist er automatisch beliebter und erfolgreicher als all meine anderen Songs. Genau deswegen ist er auf dem Album. Das war die Marketingstrategie. Wir bauen auf Highway 89 auf. Schon auf der Tour war ich das unbekannte Anhängsel, aber jetzt bin ich in meinem eigenen Musikvideo der unbekannte Künstler. Vielleicht übertreibe ich, aber es ist ein beschissenes Gefühl.“
„Wenn du so sehr dagegen bist, wieso hast du dann zugesagt?“, hake ich nach.
Killian hebt seine Arme, lässt sie dann aber geschlagen sinken. „Weil ich Musik machen möchte. Ich liebe Musik. Musik ist mein Leben und ich habe diese Chance, meine Songs über eines der größten Labels unter die Leute zu bringen. Die Konditionen bei DRS Records sind deutlich besser als bei einer anderen Plattenfirma, aber die Marketingstrategie zerrt an meinen Nerven.“ Er fährt sich nervös durchs Haar. „Weißt du, ich schulde es mir selbst und irgendwie auch allen anderen, die diese Chance nie bekommen haben. Allen, die mit mir auf den kleinen, vollgeräumten Bühnen in irgendwelchen versifften Bars gespielt haben.“ Mein Liebster zieht seine Anzugjacke an. „Und das Geld ist auch wichtig. Wir brauchen das Geld, um das Haus zu bezahlen. Wenn meine Musik das Geld nicht einbringt, kannst du dir keine Zeit für deinen Schmuck nehmen und in Ruhe dein Geschäft aufbauen. Wir beide müssten uns wieder Jobs suchen.“
„Ja, das ist wohl wahr.“
Killian küsst meine Stirn. „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch“, murmle ich eher nachdenklich vor mich hin.
Killian lässt von mir ab und betrachtet sich im Spiegel. „Wem mach ich was vor, ich muss das Ding ausziehen, sonst bin ich klitschnass, bevor ich da bin.“ Er dreht sich wieder in meine Richtung. „Aber ich kann so gehen, oder?“
Ich nicke. „Ja, du siehst gut aus. Sehr gut sogar. Am liebsten würde ich dich hierbehalten. Vielleicht würde die hübsche Unterwäsche zum Einsatz kommen.“
Killian schnaubt amüsiert. „So verlockend das auch klingt, ich muss wirklich los.“
„Du schaffst das schon“, muntere ich ihn mit einem Lächeln auf. Wir küssen uns zum Abschied. „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch, Prinzessin. Hab einen schönen Tag.“
„Du auch. Und grüß Dan und Reeve von mir.“
„Mach ich.“
Ich sehe Killian nach und folge ihm zur Treppe, damit ich ihn noch ein bisschen länger im Blick habe. „Du wirst mir fehlen“, rufe ich ihm nach.
„Du mir auch. Bis später, Prinzessin. Oh und behalt den Gedanken mit der Unterwäsche im Hinterkopf, vielleicht komme ich später darauf zurück.“
Kichernd schüttle ich den Kopf. „Ich werde daran denken.“
Während Killian bei seinem Geschäftsessen ist, überlege ich, was ich selbst essen könnte. Mein hungriges Bäuchlein führt mich in die Küche, direkt zum Kühlschrank. „Also gut, was haben wir denn hier?“ Hungrig schiebe ich einige Lebensmittel hin und her. Ich nasche ein Stückchen Käse, finde aber nichts, das meine Gelüste befriedigen könnte. Abgesehen davon macht es mich nicht besonders glücklich, dass das Kochen wieder so lange dauert und ich dann auch noch die Küche aufräumen muss. Ich schiebe meine Unterlippe vor und schließe den Kühlschrank. „Warum ist da nie fertiges Essen drin?“
Als nächstes durchsuche ich meinen Snackschrank, doch weder Chips noch Schokolade qualifizieren sich heute als ‚richtiges Essen‘, also schließe ich auch den Schrank wieder.
Ich entscheide mich dafür, mir etwas liefern zu lassen, zum einen, weil es eine gute Idee ist und meine Küche sauber bleibt und zum anderen kann ich mir bestellen, was ich möchte, ohne dass ich Killians Diät in Gefahr bringe. Mein Tablet hilft mir dabei, mich zu entscheiden. Erst schwanke ich zwischen Tacos und Pasta, doch die Pasta gewinnt mit einem kleinen Vorsprung. Zu meiner Pasta bestelle ich mir einen Salat und eine extra Portion Knoblauchbrot. Ich liebe Knoblauchbrot. Wenn Killian wieder nach Hause kommt, bekommt er einen leckeren Knoblauchkuss von mir. Da freut er sich bestimmt.
Um mir die Wartezeit zu vertreiben, scrolle ich wieder durch die immer mehr werdenden Kommentare zu Killians letztem Post. Wenn das Musikvideo ebenfalls so gut geklickt wird, könnte es sein, dass ‚Backstage‘ es ganz schnell in die Charts schafft. Das alles ist so aufregend!
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Nach dem Essen entsorge ich die Verpackungen und spaziere mit dem letzten Stück Knoblauchbrot kauend durch das Wohnzimmer. Die Tür nach draußen steht offen. Glücklich stecke ich den verbleibenden Bissen in den Mund, dann wasche ich mir die Hände. Wie kann etwas, das so einfach ist, so lecker schmecken?
Um etwas Sonne zu tanken, gehe ich nach draußen. Mein Smartphone nehme ich selbstverständlich mit. Kaum sitze ich, erinnere ich mich daran, dass ich durstig bin, also stehe ich noch einmal auf, um mir etwas zu trinken zu holen. Da ich schon dabei bin, mache ich mir gleich noch eine Tasse Kaffee. Tatsächlich bereit gehe ich wieder nach draußen. Ich schüttle das Kissen auf und setze mich dann. Der freie Nachmittag kann kommen.
„Hallo Nachbarin“, erklingt die Stimme meines Nachbarn. Ich sehe nach oben. Sein Balkon liegt höher als unserer, sodass er auf mich herabsehen kann. „Ich habe gehört, dass dein Mann wieder zu Hause ist.“
„Ja“, antworte ich mit einem Lächeln. „Schon seit ein paar Tagen.“
„Dann hat dein Kummer ja endlich ein Ende.“
Ich kichere. „Ja, ich bin ein bisschen weinerlich, wenn wir getrennt sind, aber ich überlebe es. Gerade so.“
Der ältere Herr lacht. Er sieht über die Stadt Richtung Meer, dann wieder zu mir hinunter. „Ja, ich bin auch nicht gerne von meiner Frau getrennt.“ Seine Antwort zaubert mir ein breites Lächeln auf die Lippen. „Dein Mann ist doch bald wieder auf Tour, nicht wahr?“
„Ja, seine nächste Single kommt in 10 Tagen raus, am Ende des Monats dann das Album. Das muss er natürlich auch promoten und dafür ist er dann schon unterwegs und dann fängt auch schon die Tour an. Er ist wegen all dem schon sehr aufgeregt.“
„Wirst du ihn denn begleiten?“, fragt er interessiert nach.
„So oft ich kann“, antworte ich ehrlich. „Ich verkaufe ja meinen Schmuck im Internet und das alles erledigt sich leider nicht von alleine. Leider muss man sich um sein Geschäft kümmern, wenn man eines hat.“
Mein Nachbar lacht herzlich. „Oh, da sagst du etwas. Ich unterstütze meinen Sohn selbst heute noch im Restaurant. Nicht mehr aktiv, sondern nur noch im Hintergrund, aber es gibt immer irgendetwas, womit man beschäftigt ist. Die Arbeit hört nie auf, nein sie hört nie auf. Wenn es nicht die Gäste oder die Angestellten sind, dann sind es die Lieferanten.“
„Ed, kommst du? Der Kaffee ist fertig!“ Die Laute Stimme seiner Frau ist auch für mich deutlich zu hören. Ich verstecke mein breites Grinsen hinter meiner Hand. Das ältere Paar bringt mich immer wieder zum Lächeln. Auch wenn sie manchmal etwas lauter sind, ist es deutlich wie sehr sie sich nach all den Jahren immer noch lieben.
„Oh, ich werde gerufen. Genieß die Sonne, solange sie da ist“, verabschiedet sich mein Nachbar.
„Das mache ich. Grüß deine Frau.“
„Mach ich. Mach ich.“ Mein Nachbar winkt mir, dann greift er nach seinem Gehstock und verlässt langsam, aber Schritt für Schritt seinen Balkon. Ich sehe ihm nach, er verschwindet jedoch sehr schnell aus meinem Sichtfeld. Ich kann hören, wie er die Tür schließt.
Da ich nun nicht mehr abgelenkt werde, kann ich mich wieder den Kommentaren unter dem Teaser widmen. Sobald mein Finger den Bildschirm berührt, ändern sich meine Pläne sofort. Ich blinzle mehrmals, um sicherzugehen, ob ich auch richtig sehe. Mein privater Account wird mit Nachrichten überflutet. Ich bin ein wenig überfordert, da ich nicht weiß, wem ich zuerst antworten soll. Ich beginne damit, mich durchzuarbeiten. Die meisten bekommen nur ein Herzchen von mir, doch mein Cousin Brad bekommt eine Antwort.
Brad: ‚Hey, Kleines! Hab allen erzählt, dass du im neuen Video von Highway 89 an der Stange tanzen wirst. Erst hat man mir nicht geglaubt, aber dann kam der Teaser. Bin so stolz auf dich! You go, girl!‘
Ich schüttle den Kopf und vergrabe mein Gesicht in meiner Handfläche. Dass er die Worte gewählt hat, wie er sie gewählt hat, stimmt mich nachdenklich. Vermutlich hat Killian recht und man wird ihn in seinem eigenen Musikvideo übersehen und in seinem Song auf Jaysons Part warten. Ich verstehe, dass es eine große Ehre ist, eine Band wie Highway 89 auf seinem Album zu haben, doch ich verstehe auch, dass Killian sich fühlt, als würde er in ihrem Schatten stehen. Nach einem Schluck Kaffee, tippe ich eine Antwort an Brad.
Ilaria: ‚Eigentlich ist es Killians Musikvideo! Es ist sein Album, sein Song und sein Video und Highway 89 sind das Feature. Wir haben vorhin erst darüber gesprochen und er ist ziemlich geknickt, weil Highway 89 klarerweise die größere Aufmerksamkeit bekommen.‘
Es dauert nur wenige Sekunden, schon tippt Brad wieder. Ich beobachte die Punkte und warte auf seine Antwort.
Brad: ‚Sorry, Kleines. Hätte ich selbst draufkommen können. Grüß den Großen von mir und sag ihm, dass wir uns alle schon sehr auf die Premiere von SEINEM! neuen Musikvideo freuen.‘
Ilaria: ‚Mach ich und danke.‘
Zum Abschluss bekommt Brad noch einige Herzemojies, dann widme ich mich der nächsten Nachricht. Es dauert einige Zeit, doch ich komme voran. Da ich den meisten nur ein Herzchen schicke, anstatt unzählige Gespräche anzufangen, erspare ich mir viel Zeit. Vor einigen Jahren hätte ich ein schlechtes Gewissen bekommen und wäre mit so viel Aufmerksamkeit überfordert gewesen, doch ich habe dazugelernt. Man muss nicht jedem einzeln danken, man muss auch nicht jede einzelne Nachricht beantworten und man schuldet niemandem im Internet etwas.
Ich hebe mein Smartphone und betrachte mich durch die Frontkamera. Da ich glücklicherweise halbwegs menschlich und nur ein wenig zerzaust aussehe, schieße ich ein Foto, auf dem ich einen Kussmund mache. Bevor ich es in meine Story poste, füge ich noch etwas Text hinzu.
‚In 10 Tagen ist es soweit! Ich hoffe, dass ihr bereit seid, Killians neue Single Backstage feat. Highway 89 zu hören! Die Uhr tickt.‘
Von meiner Kaffeetasse mache ich ebenfalls ein Foto. Auch das Bild wird mit Text versehen, ehe ich es in meine Story poste.
‚Ich bin schon so aufgeregt! Der Dreh hat so viel Spaß gemacht, ich kann es kaum erwarten, dass ihr das Video endlich zu Gesicht bekommt.‘
Nachdem das nun erledigt ist, widme ich mich wieder den Kommentaren unter Killians Teaser. Es wird wahrscheinlich einige Zeit in Anspruch nehmen, doch ich finde bestimmt etwas, um meinen Liebsten aufzumuntern. Da bin ich mir sicher!
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Frisch geduscht lässt Killian sich zu mir auf die Couch sinken. Ich bin vorbereitet. Unter all den Kommentaren, die Highway 89 betreffen, habe ich einige Kommentare gefunden, die Killian schmeicheln. Ich bette meinen Kopf auf Killians Schenkel. Er scheucht mich jedoch noch einmal hoch, um sich und anschließend mich mit einer Kuscheldecke zuzudecken.
Ich tippe auf meine Screenshots und beginne zu lesen: „KittyCatBlue schreibt: Killian ist so sexy. I just can’t. Daddy Vibes. Herzemoji. Feueremoji.“ Killian schnaubt amüsiert. „Came for Highway 89, stayed for Killian. Kary. Das ist noch nicht alles, mein Liebster. Hier wirst du von Elle zum Mastermind erklärt. OMG what if Killians Mitmachen in den Szenen im Backstagebereich einfach ein Easter Egg für seine Single BACKSTAGE war?“ Ich sehe zu Killian hinauf, der loslacht.
„Klar, wir waren zusammen Backstage, weil ich den Song und das Video teasern wollte, anstatt Backstage zu sein, weil wir Musiker sind“, antwortet er. Ich sehe sofort, dass Killian interessiert daran ist, noch mehr zu hören.
„Hier geht’s zwar nicht um dich, aber ich fand es trotzdem lustig. Hör gut zu. Louanne schreibt: Wenn ich Ilaria so sehe glaube ich, ich bin vielleicht doch nicht so hetero. Fingers Crossed Emoji.“ Breit grinsend spreche ich weiter: „Sie wird vielleicht ans andere Ufer schwimmen, wenn sie das ganze Video zu Gesicht bekommt.“
„Solange du ihr nicht hinterher schwimmst, ist das okay für mich“, antwortet Killian mir. Er streichelt meinen Bauch.
„Als ob du mich so leicht loswerden würdest. Oh der hier gefällt mir auch. Killian randomly: drops teaser for banger in 10 days. Can't wait. Bin ziemlich sicher, dass ich den Usernamen gt7mclauren schon mal unter einem deiner Videos gesehen habe, konnte es aber nicht mehr finden und so wichtig war es eigentlich auch nicht.“
Killian streicht durch seinen Bart. „Ja, ist gut möglich.“
„KillianSmithFanpage hat auch etwas Nettes geschrieben.“ Ich lese vor: „Das Video ist jetzt schon ikonisch. Ich war schon vorher dank dem GHF Interview aufgeregt, aber jetzt komme ich auf gar nichts mehr klar. Ich brauche das Album. SOFORT! Herzemoji.“ Lächelnd wische ich weiter und lese erneut: „Lexy schreibt: OMG, Killian nimmt einfach alle Easter Eggs mit, ich liebe es.“
„Okay, okay, okay, du hast viele nette Kommentare gefunden.“
„Dann soll ich aufhören? Ich hab noch mehr Liebe für dich.“
„Ich danke dir“, antwortet Killian mit einem Lächeln. „Es ist lieb, dass du die Kommentare durchsucht hast, um mich aufzuheitern.“
„Das alles hat dich so beschäftigt, da dachte ich, dass es schön ist, wenn du etwas Nettes von deinen Fans liest.“ Ich lasse den Bildschirm erlöschen und setze mich auf, um mein Smartphone auf den Couchtisch legen zu können. Anstatt mich wieder auf Killians Schoß zu legen, setze ich mich neben ihn. Die Decke, mit der ich zugedeckt war, lege ich nun über meine Schultern. „Und du hast Fans. Viele Fans sogar. Sie freuen sich auf die Single, auf das Video und auf das neue Album. Und auf die Tour selbstverständlich auch.“
Killian nickt nachdenklich. „Ja, das kann sein.“ Er reibt sich den Nacken. „Es ist nur so, dass dieser Vergleich irgendwie immer in meinem Kopf ist. Natürlich weiß ich, dass die Jungs schon viel länger im Geschäft sind als ich und dass sie ihre Fanbase auch in den vielen Jahren aufgebaut haben, aber wenn man der Künstler ist, der sich an jemanden anhängt, der deutlich berühmter ist, ist das ein beschissenes Gefühl.“
„Hast du mit Dan darüber gesprochen?“
„Ja“, antwortet Killian, ehe er seufzt. „Er versteht meinen Standpunkt und er weiß, wie ich mich fühle, aber er hat gesagt, dass es die richtige Entscheidung war, diese Marketingstrategie zu verfolgen, weil die Highway 89 Fanbase mich gut aufgenommen hat und meine Streamingzahlen auch nach meiner Beteiligung der Tour deutlich gestiegen sind. Wir müssen darauf aufbauen, bevor das Interesse wieder sinkt.“
„Hm. Hat wahrscheinlich nicht geholfen, das zu hören, hm?“
„Nicht wirklich“, stimmt er mir zu. Ich schmiege mich an meinen Liebsten, um ihm ein bisschen Trost zu spenden. Killian küsst meine Stirn.
Nach einem Moment der Stille, in dem ich liebevoll gestreichelt werde, frage ich weiter: „Hat er noch etwas gesagt?“
„Ja, dass ich viel Geld verdienen werde, wenn die Single auf Platz eins ist und er geht davon aus, dass das passieren wird. Dadurch wird der Song öfter gespielt, viel mehr Menschen kennen mich und das Album wird sich besser verkaufen. Das Interesse an meiner Tour wird steigen und blablabla.“
„Gibt es irgendetwas, das helfen kann, damit du dich besser fühlst?“
„Ja, Kokain“, antwortet er, worauf ich ihm einen Klaps gebe. „War ein Witz. Ohne diese beschissenen Zweifel könnte ich das alles genießen. Ich veröffentliche meine neue Single und ich sollte mich freuen, aber stattdessen bin ich in meinem Kopf gefangen und denke nur darüber nach, dass ich das alles nicht verdient habe.“
„Muss ich wieder die Kommentare vorlesen?“, frage ich spielerisch, wobei ich Killians Brust kraule. Als wir uns ansehen, schenkt Killian mir ein schmales Lächeln. Das ist zumindest ein kleiner Anfang.
„Entschuldige. Ich bin unausstehlich“, spricht er nun deutlich sanfter. „Komm her.“ Killian zieht mich an seine Seite. Er schmiegt seinen Kopf gegen meinen. „Du duftest so wundervoll. Man könnte dich aufessen.“
„Ist es der Knoblauch, den ich gegessen habe?“, hake ich nach.
Killian schnaubt amüsiert. „Nein, dein Haar.“ Er atmet tief ein. „Hey, hattest du heute nicht irgendetwas von sexy Unterwäsche erwähnt? Das könnte bestimmt meine Stimmung aufhellen.“
Kichernd drücke ich Killian von mir. „Du bist unmöglich.“ Um vor Killian zu flüchten, steige ich von der Couch. Kaum drehe ich mich um, folgt er mir schon. Ich tänzle durch das Wohnzimmer, werde aber schnell von Killian abgefangen. Er hebt mich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer. Ich strample mit den Beinen, in der Hoffnung, dass er mich gleich wieder absetzt, aber sein Griff wird bloß fester.
„Killian, warte!“, bitte ich ihn lachend, da wirft er mich schon auf das Bett. Er klettert über mich und beginnt damit, meinen Hals zu küssen. „Warte.“ Liebevoll streiche ich durch sein Haar. „Ich dachte du wolltest verführt werden?“
„Bin schon verführt.“ Kichernd drehe ich meinen Kopf zur Seite, sodass Killian mich ungestört küssen kann. „Ich muss gestehen, dass ich mich jetzt schon besser fühle.“
Ich streiche über Killians Rücken. „Hoffentlich bleibt das so.“
„Mhm, muss nur mit meinem kleinen Kopf denken.“
Da ich diese Antwort nicht erwartet habe, fange ich an zu lachen. Zum Glück lässt er sich seinen Humor nicht so leicht nehmen. Ich muss mir unbedingt etwas überlegen, um ihm die kommenden Tage zu versüßen. Sexy Unterwäsche kann nicht immer die Lösung für seine schlechte Laune sein.