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Kapitel 6:
Erleuchtung im Kerzenschein
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Um für das versprochene Date hübsch auszusehen, verbringe ich viel Zeit damit, mir mein Outfit zusammenzusuchen und mich um meine Haare, meine Nägel und mein Makeup zu kümmern. Das ist wohl der größte Vorteil, wenn man sein eigener Boss ist und sich seine Arbeit selbst einteilen kann. Man kann für die schönen Dinge des Lebens ein paar Abstriche von seiner Arbeit machen und das ganz ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Meinen Abend in einem hübschen Kleid in einem netten Restaurant zu verbringen fühlt sich wie eine Belohnung für meine harte Arbeit der letzten Tage und Wochen an. Heute fühle ich mich rundum wohl. Ich kann durchatmen und all die Aufregung in unserem Leben für ein paar Stunden vergessen. Nun, ich kann zumindest versuchen, alles zu vergessen.
Der Kellner serviert uns unser Abendessen. Das Steakhaus ist zwar etwas kostspieliger und wir können es uns nicht sehr oft leisten, hierher zu kommen, doch heute ist ein besonderer Tag. Wahrscheinlich ist das das letzte, ruhige Date, das Killian und ich in den nächsten Monaten haben werden. Mein Herz wird ein wenig schwermütig, als ich mich daran erinnere, wie viel Arbeit vor uns liegt. Wir werden einige Zeit getrennt sein, was eine große Belastungsprobe für unsere Beziehung ist. Ganz besonders für Killian, denn er wird auf seiner Tour nicht besonders viel Schlaf bekommen. Dass wir getrennt voneinander die Nacht verbringen, trifft uns allerdings beide besonders hart. Es ist allerdings nicht das erste Mal und wird wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal sein. Ich gebe mir Mühe, meine trüben Gedanken wieder zur Seite zu schieben und sie durch positive Gedanken zu ersetzen. Ich muss im Hier und Jetzt leben und mich auf den Moment konzentrieren. So wie bei unserem letzten Besuch habe ich mich auch heute für den Lachs entschieden. Für meinen Liebsten gibt es ein saftiges Steak. Als er seinen Teller betrachtet, kann ich ganz genau sehen, wie sehr Killian sich darauf freut, endlich etwas zu essen. Heute hatte er leider nicht besonders viel Zeit dafür. Der Tag war ausgesprochen anstrengend für ihn. Er hatte nicht nur einen Termin beim Zahnarzt, auch die Proben und eine zusätzliche Stunde im Fitnessstudio haben seinen Tag vollkommen eingenommen. Wahrscheinlich kann er es kaum erwarten, den Tag hinter sich zu bringen, im Bett zu liegen und endlich wieder seine Augen zu schließen.
Ich trinke von meinem Mineralwasser und sehe Killian dabei zu, wie er nach seinem Besteck greift. Obwohl er sehr müde ist, hat auch er sich die Mühe gegeben, sich für unser heutiges Abendessen schick zu machen. Natürlich hätten wir auch zusammen kochen oder uns eine Pizza auf der Couch teilen können, doch da er weiß, wie gerne ich mich hübsch anziehe und ausgehe, sitzt er mir nun gegenüber. In einem frisch gebügelten Hemd, anstatt in einem abgetragenen Hoodie. Und er sieht so verdammt gut darin aus. Ich bin froh darüber, jemanden an meiner Seite zu haben, der so wundervoll wie Killian ist. Wenn ich all seine bewundernswerten Eigenschaften aufzählen müsste, könnte ich wahrscheinlich selbst Songs über meine Liebe zu ihm schreiben.
„Schmeckt es dir nicht?“, fragt er mich, ehe er ein Stück seines Steaks in den Mund schiebt. Kauend sieht er mich an.
Leise lachend lege ich meine Hand an meine Stirn. „Nein, das ist es nicht. Ich war nur so in Gedanken.“ Ich schüttle über mich selbst den Kopf, nehme noch einen Schluck aus meinem Glas und greife dann ebenfalls nach meinem Besteck. „Hatte ganz vergessen, dass ich essen wollte.“
„Okay? Was lenkt deinen hübschen Kopf denn so sehr ab, dass du vergisst, deinen Fisch zu essen?“ Killian wirkt amüsiert. „Ist es dein Geschäft oder bin ich wieder ein Holzfäller?“
Der Gedanke an Holzfäller-Killian bringt mich zum Kichern. Er steht doch sehr im Kontrast zu dem eleganten Killian, der heute vor mir sitzt. „Nichts, nein, es ist nicht so wichtig. Ich dachte nur, dass du heute sehr gut aussiehst und ich bin froh, dass wir hier sind. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du dir Zeit für mich nimmst obwohl ich weiß, dass du viel lieber auf der Couch liegen würdest.“
„Wie kommst du denn darauf, dass ich nicht gerne hier bin?“, hakt Killian nach. „Ich amüsiere mich gut.“
„Du hast viel zu tun und bist doch bestimmt müde von der Probe.“
„Ja, das schon, aber es gibt nichts, was mich glücklicher macht, als meine hübsche Prinzessin und ein leckeres Steak.“ Das freche Grinsen in Killians Gesicht verschwindet schnell wieder, da er ein Stück Kartoffel in seinen Mund steckt. Er sieht sehr zufrieden aus, während er kaut.
„Dann sind wir wohl beide gerade sehr glückliche Menschen.“ Er nickt und greift dann gleich nach seiner Coke. „Der Lachs ist übrigens sehr gut. Heute kann ich etwas mehr Zitrone schmecken als beim letzten Mal. War eine gute Entscheidung der Küche.“
Killian nickt. „Freut mich, dass du zufrieden bist.“ Während Killian kaut, sieht er mich an. Er zieht einen Mundwinkel hoch. „Mir gefällt, was du heute mit deinen Haaren gemacht hast. Sieht hübsch aus, dieses geflochtene, hochgesteckte. Als wärst du eine Prinzessin aus einem Märchenbuch.“
„Danke“, antworte ich ihm aufgeregt. Obwohl Killian mir immer viele Komplimente macht, klopft mein Herz jedes Mal vor Freude, wenn er mir sagt, dass ich hübsch aussehe. „Hast du vielleicht später noch Lust, spazieren zu gehen? Wir könnten zu Fuß nach Hause gehen. So weit ist es nicht. Ich will nicht, dass der heutige Abend endet. Das heißt nämlich, dass du bald weggehst.“
Killian lacht. „Ich komme ja wieder zurück und ich habe dir angeboten, dass du mich begleiten kannst.“
„Ich weiß, aber das Timing ist sehr ungünstig. Lauren und ich haben die Shootings geplant, das heißt, dass wir nächste Woche alles vorbereiten, abgesehen davon muss ich jeden Tag mindestens sechs Stunden an meinen Schmuckstücken arbeiten, damit ich rechtzeitig fertig werde.“
Killian überlegt, doch dann seufzt er. „Schade. Wäre schön, wenn du dabei wärst. Wenn ich mit dir reise, bin ich viel relaxter.“
Ich esse noch ein Stückchen Lachs, während ich mir meine nächsten Worte gut überlege. „Ich schätze, dass das daran liegt, dass ich dich immer mit einem Kuss wecke, wenn du im Flugzeug einschläfst.“
Mein Liebster schnaubt amüsiert. „Ja, das ist einer der Pluspunkte deiner Anwesenheit. Nach einem langen Tag mit Interviews und Podcasts und all dem Gerede tut es aber auch sehr gut, wenn ich mich einfach zu dir ins Bett legen und dich halten kann. Da brauche ich kein einziges Wort und du weißt ganz genau, was mir guttut. Ich liebe es, wenn ich bei dir wieder Kraft tanken kann.“ Killian senkt seinen Blick, dann sieht er mich wieder an. „Ich bin heute wieder besonders kitschig, sorry. Liegt bestimmt an den Kerzen.“
„Nein, sei kitschig. Bitte.“
Ich lächle Killian an, als er seine Hand über den Tisch streckt, um mich zu streicheln. Seine Berührungen lösen ein elektrisierendes Kribbeln in mir aus. Dieser Mann hat mich vollkommen um den Verstand gebracht und er macht es wieder und wieder. Jeden einzelnen Tag. „Du bist so unglaublich schön. Dein Lächeln, dein hübsches Kleid und einfach alles an dir ist heute umwerfend. Noch umwerfender als sonst, meine ich. Vielleicht hätten wir doch auf der Couch Pizza essen sollen. Bei all der Romantik ist es noch schwieriger, in den verdammten Flieger zu steigen.“
Killian bringt mich zum Lachen. „Ich sagte kitschig, nicht witzig!“, beschwere ich mich amüsiert, was Killian nur ein freches Grinsen entlockt. Ich tätschle seine Hand, die er gleich wieder wegnimmt um sich wieder seinem Steak zu widmen.
Killian scheint zu überlegen, dann spricht er wieder: „Ich weiß jetzt schon, dass ich wieder mit dem Laptop im Bett schlafen werde. Virtuelles Kuscheln ist zwar nicht das Romantischste, aber es hilft schon, dich zu sehen.“
„Sehr gut, so kann ich auch dein beruhigendes Schnarchen die ganze Nacht hören“, stimme ich ihm zufrieden zu. „Und morgens nehme ich den schlafenden Laptop-Killian dann mit ins Wohnzimmer und meditiere und mache Yoga, während dein Schnarchen meine Chakren öffnet.“
Killian schnaubt. „Vielleicht sollte ich dir 8 Stunden Killians Schnarchen White Noise aufnehmen. Dann kannst du immer und überall die Laute meiner ruinierten Nasenscheidewand hören.“
„Das klingt nach einer hervorragenden Geschäftsidee. Sobald deine Single endlich auf die Welt losgelassen wird, würde sich das Schnarchen bestimmt auch gut verkaufen.“
„Das wäre großartig, dann könnte ich tatsächlich endlich im Schlaf Geld verdienen“, scherzt Killian amüsiert. „Vielleicht könnten wir Steve dazu überreden, den einen oder anderen Schnarch-Remix zu machen. Ein ‚Swipe Left Snore Remix‘ würde die Clubs im Sturm erobern.“
Bei der Vorstellung, wie betrunkene Menschen zu Killians Schnarchen im Club tanzen, muss ich kichern. „Bei Steve bin ich mir zwar nicht sicher, aber Dan würde diese Idee bestimmt sehr lustig finden.“ Ich sehe auf meinen Lachs und Schiebe mit meinem Fischmesser ein kleines Stückchen auf meine Gabel. „Aber eigentlich wäre das wirklich toll. Nicht das Schnarchen, aber Geld im Schlaf zu verdienen. Das würde ich auch gerne können.“
„Du kannst das bestimmt ohne großen Aufwand.“ Killian grinst. „Du musst nur eine Webcam ins Schlafzimmer stellen. Gibt bestimmt viele Freaks, die dafür bezahlen würden, dich beim Schlafen beobachten zu dürfen. Du siehst süß aus, wenn du schläfst.“
Bestimmt schüttle ich den Kopf. Auch wenn ich die Idee irgendwie lustig finde, ist sie doch auch sehr unheimlich. Wer will schon, dass unzählige anonyme Menschen im Internet jede einzelne Bewegung von einem mitverfolgen können. Besonders, wenn man gar keinen Einfluss darauf hat, was man eigentlich macht. „Killian, das ist eine furchtbare Idee. Du bist der einzige Freak, der mir beim Schlafen zusehen darf.“
„Das ist wirklich zu freundlich von dir“, antwortet Killian amüsiert.
„Ich bin ja auch eine freundliche Person.“
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Hand in Hand spazieren wir durch San Francisco. Wir haben uns schon lange keine Zeit mehr genommen, zusammen spazieren zu gehen. Irgendwie kommt immer das Leben dazwischen. Man arbeitet oder man kümmert sich um den Haushalt. Irgendwann muss man natürlich auch schlafen und wenn man schon einmal auf der Couch liegt, dann steht man doch schon eher ungerne wieder auf, um nach draußen zu gehen, wenn es keinen besonderen Grund dafür gibt. Ganz besonders, wenn man sich an die Person kuschelt, die man am meisten liebt. Zufrieden schmiege ich mich an Killians Oberarm. Ich genieße es sehr, ihn ganz für mich alleine zu haben. Jede Sekunde mit meinem Liebsten ist so kostbar wie eine Perle. Abende wie dieser erinnern mich an die Zeit, in der Killian und ich uns kennengelernt haben. Damals habe ich noch nicht so lange in San Francisco gewohnt und da weder er noch ich ein Auto hatten, sind wir oft durch die Stadt gelaufen, um essen zu gehen oder uns einen Film anzusehen. Wenn unser Leben wieder etwas ruhiger verläuft, sollten wir das wieder öfter einplanen.
Killian drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. Als ich aufsehe, lächelt er mich an. „Du wirkst heute irgendwie anders“, bemerke ich.
„Ach, tatsächlich?“
„Ja, entspannter. Die letzten Tage hattest du diese nervöse Energie um dich herum. Hat der Zahnarzt dir für die Zahnreinigung ein paar Drogen geschenkt?“
„Tja, eher nicht, nein.“ Killian reibt sich mit seiner freien Hand den Nacken. „Aber ich habe mit Max geredet. Über alles, was mich beschäftigt hat. Die Klicks, die ich dank der Highway 89 Fans bekommen habe, die Tour auf der wir zusammen waren, jetzt den neuen Song, mein Album, meine eigene Tour. Irgendwie habe ich Angst, dass ich das alles nicht verdient habe und ich will es aber verdienen. Ich habe mein ganzes Leben dafür gearbeitet. Ich habe mir die Finger blutig gespielt und stundenlang Songs geschrieben, sie geändert, umgeschrieben, verworfen. Ich habe in so vielen kleinen Clubs gespielt, dass ich sie gar nicht mehr aufzählen kann. Viele davon gibt es nicht einmal mehr. Es war eine lange Reise und irgendwie … naja.“ Er seufzt. „Und Max meinte, dass er genau versteht, wie ich mich fühle. Kannst du dir vorstellen, dass Max vom Imposter-Syndrom verfolgt wird? Er hat so viel durchgemacht und trotzdem sein Leben auf die Reihe bekommen und seine Followerschaft aufgebaut. Und Jayson? Seine Lyrics sind beeindruckend, selbst die, die er als Teenager geschrieben hat und auch er hat ständig damit zu kämpfen, ob er all das überhaupt verdient hat.“ Ich nicke. „Auch wenn es irgendwie gehässig ist, zu denken, dass es gut ist, dass sie sich auch schlecht fühlen, hat es mir trotzdem geholfen. Es ist wohl egal, wie erfolgreich man ist, man hat wohl immer mit diesen Gedanken zu kämpfen, also wieso kämpfen, anstatt sie zu akzeptieren und sie als Ansporn zu nehmen, es noch besser zu machen. Und ich will es besser machen. Ich will, dass die Menschen da draußen meine Musik hören und sich verstanden fühlen, so als wären sie nicht alleine mit all dem Mist, den sie in ihren Köpfen haben.“
„Ich bin froh, dass du dir Hilfe gesucht hast. Ich bin stolz auf dich.“
„Danke.“
„Du weißt aber, dass du auch mit mir sprechen kannst, oder?“, frage ich nach, nur um sicher zu gehen, dass er weiß, dass ich für ihn da bin, wenn ihn etwas bedrückt.
„Ja, selbstverständlich, aber ich hatte das Gefühl, dass du in diesem Fall nicht die richtige Ansprechpartnerin bist. Ist nichts Persönliches. Ich dachte nur, dass Max einen anderen Blickwinkel auf meine Probleme hat und mir seine Sicht der Dinge helfen könnte, mit meinen Gefühlen umzugehen.“
Ich schüttle den Kopf. „Nein, nein, ist schon gut, ich weiß, was du meinst. Ich freue mich, dass du in Max jemanden gefunden hast, mit dem du reden kannst.“
„Ja, ich auch“, stimmt Killian mir zu. „Ist nicht so einfach, mich zu öffnen, aber ich schätze, dass das dazu gehört. Hat ja auch funktioniert. Ich fühle mich viel besser und ich habe das Gefühl, dass ich heute Nacht richtig gut schlafen werde.“
Ich streichle über Killians Bauch. „Gutes Essen und ein Spaziergang machen mich auch immer müde.“
„Es könnte sein, dass ich für die letzten Schritte zur perfekten Nachtruhe noch deine Hilfe brauche.“
„Ach, du brauchst meine Hilfe? Was schwebt dir denn vor, mein Liebster?“, erkundige ich mich, als ob ich seine Pläne nicht bereits durchschaut hätte. Wir kennen uns schon lange genug, sodass ich meistens erahnen kann, was in seinem Kopf vor sich geht.
Killian schnaubt amüsiert. „Vielleicht könnte ich beim Duschen deine Hilfe brauchen, ich bin wahrscheinlich schon viel zu müde, um das alles selbst zu machen.“
Kichernd drücke ich Killian von mir. „Ist das ein neues Spielchen? Bin ich deine neue Pflegerin?“
„Wenn du es zu einem Spiel machen willst?“
„Vielleicht in ein paar Jahren, wenn du tatsächlich ein alter Mann bist“, antworte ich grinsend. Killian greift wieder nach meiner Hand, die ich natürlich sofort annehme. Unsere Finger verhaken sich ineinander. „Ich könnte dir aber trotzdem helfen, dich ein bisschen sauber zu machen und dann führe ich dich ins Bettchen und sorge dafür, dass du heute Nacht tief und fest schläfst.“
„Hm“, gibt Killian gespielt lange von sich. „Das könnte vielleicht sogar funktionieren.“
· • ✤ • ·
Der helle Bildschirm meines Smartphones blendet mich, also reguliere ich die Intensität der Beleuchtung mit meinem Finger. Als ich nicht mehr das Gefühl habe, dass mir die Augen aus dem Kopf fallen, fällt mir das Lesen deutlich leichter. Wie ich mich kenne, werde ich spätestens morgen auf der Terrasse wieder damit hadern, etwas auf dem viel zu dunklen Bildschirm zu erkennen, doch das ist ein Problem für die Zukunfts-Ilaria. Killian liegt neben mir im Bett. Er streichelt über meinen Schenkel, während ich noch einige Minuten in meine Social Media Präsenz investiere. Ich überfliege die Kommentare zu meinem aktuellen Video und hinterlasse einige Herzchen bei den Usern, die ich aus anderen Posts wiedererkenne. Außerdem entdecke ich, dass ich für morgen etwas zu tun bekommen habe. Über meine Webseite wurden drei weitere Bestellungen getätigt. Einer der drei Kunden hat sogar über hundert Dollar in meinem Shop ausgegeben! Auch bei den heutigen Bestellungen bestätigt sich, dass die Low Budget Anhänger bei den Kunden besonders gut ankommen. Mittlerweile habe ich nur noch sehr wenige Anhänger auf Lager, die mit Sicherheit bis zum Launch meiner neuen Kollektion ebenfalls vergriffen sein werden.
Killian küsst meinen Schenkel, dann schmiegt er seinen Kopf gegen meine Haut. Ich spüre das Kratzen seines Bartes. Liebevoll streichle ich durch sein feuchtes Haar, dabei frage ich zuckersüß: „Ist da etwa jemand kuschelbedürftig?“
„Mhm“, stimmt er mir brummend zu. „Wie lange brauchst du noch?“
„Bin schon fertig“, antworte ich fröhlich. Mit einem weiteren Tipp auf mein Display aktiviere ich das Meeresrauschen, das über den Lautsprecher auf meinem Schminktisch das Schlafzimmer in eine Villa am Strand verwandelt. Mein Wellenlicht erhellt die Zimmerdecke, um die Dunkelheit zu vertreiben. Ein zu dunkles Schlafzimmer ist ein unheimliches Schlafzimmer.
„Kommst du zu mir?“, fragt Killian und hebt seine Decke an. Diese Einladung lasse ich mir nicht entgehen. Ich schmiege mich an meinen Liebsten und kraule seine Brust. Killian sorgt dafür, dass ich gut zugedeckt bin, dann drückt er mich an sich. „So lässt es sich leben. Gutes Essen, eine heiße Dusche und noch heißerer Sex und kuscheln mit dem schönsten Mädchen auf der Welt.“
Leise kichere ich. „Klingt, als könntest du dich nicht beschweren.“
„Nein, kann ich tatsächlich nicht. Schon lange nicht mehr.“ Mein Liebster drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Und das nur, weil ich den Mut hatte, an deinen Tisch zu kommen. Die beste Entscheidung meines Lebens.“
„Ich hatte Glück, dass du dich von fremden Frauen mit Kuchen füttern lässt.“
Killian lacht. „Das habe ich vorher noch nie gemacht. Das war das erste und das letzte Mal. Ich schätze, dass du mich verzaubert hast.“
„Hoffentlich hält der Zauber noch eine Weile, ich würde dich ungerne gegen einen anderen Mann tauschen“, gehe ich scherzend auf seinen Witz ein. „Dafür liebe ich dich viel zu sehr.“
„Setz so viel Kristallmagie ein, wie du möchtest. Ich will auch bleiben.“
Mit meinem Finger zeichne ich ein Herz auf Killians Brust. „Magie der Kristalle binde diesen wunderbaren Mann für immer an mich. Mögen unsere Herzen für immer im Einklang schlagen. Bis ans Ende der Welt und ans Ende der Zeit.“
Killian lacht leise. „Das klang viel zu einstudiert, um ein spontaner Einfall zu sein. Hast du mich wirklich verzaubert?“
„Klar, ich klaue dir regelmäßig die Haare aus der Bürste, um ein geheimes Ritual damit zu veranstalten. Ich hab dir auch schon bei unserer ersten Begegnung ein Haar gestohlen, als ich deine Schulter gestreichelt habe. Das ist auch der Grund, wieso du dich so unsterblich in mich verliebt hast.“
Nun lacht er lauter. „Prinzessin, ich bin mir nicht sicher, ob mir deine Kreativität gerade imponieren oder Angst machen soll.“
„Ach, ein bisschen was von Beidem zu haben, verleiht deinem Leben etwas Würze.“
Mein Liebster lacht. „Du bist so verrückt. Und süß.“ Killian zieht mich fester an sich, dann drückt er mir einige Küsse auf die Stirn und ins Haar. „Und ich liebe es.“
Triumphierend grinse ich, dann erinnere ich mich aber wieder an die Frage, die ich eigentlich schon stellen wollte, seit wir wieder zu Hause sind: „Musst du morgen eigentlich früh raus?“
„Nein, muss erst mittags los. Ich kann nach den Proben noch einkaufen, dann musst du deine Arbeit nicht unterbrechen.“
„Kann ich dir vielleicht wieder die Pakete mitgeben? Ich hatte vorhin drei neue Bestellungen.“
„Drei Bestellungen? Wow, dein Shop ist bestimmt schon leer gekauft.“
„Fast. Ganz schön aufregend, dass es so viele Menschen gibt, die meinen Schmuck schön finden. Manchmal fühlt es sich immer noch wie ein Traum an.“
Killian gähnt. „Hoffentlich ist es noch sehr lange ein Traum. Du verdienst nur das Beste.“
„Deswegen habe ich ja auch dich bekommen“, antworte ich grinsend.
Killian schnaubt. „Ich bin heute gut drauf, also nehme ich das Kompliment an. Ich liebe dich, Ilaria.“
„Und ich liebe dich.“ Ich fasse an Killians Wange und drehe sein Gesicht zu mir. Wir küssen uns sanft, dann schmiege ich mich wieder gegen seine Schulter.
Immer wieder platziere ich zarte Küsse auf Killians Haut. Mal an seiner Schulter, dann wieder an seiner Brust. Kaum reden wir nicht mehr miteinander, driftet mein Liebster auch schon in den Schlaf. Ich spüre das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs unter meinen Fingern. Lächelnd zeichne ich ein weiteres Herz auf seine Brust. Die vielen Gedanken in meinem Kopf werden immer ruhiger. Sie scheinen wie durch magische Weise zu verschwinden, sobald ich mich an Killian kuscheln kann. Meine Augen fallen wie von selbst zu. Es dauert nicht mehr lange, schon kann ich zu den Klängen von Killians Schnarchen und dem Rauschen des Meeres einschlafen.