"Willkommen zurück, Mädchen. Wie ich sehe, war eure Mission ein Erfolg.", lächelte Faragonda, als die Winx ihr Büro betraten.
Bloom stellte Arcadias Hologramm auf dem Schreibtisch ab.
"Die Feen haben gute Arbeit geleistet.", bestätigte Arcadia, "doch nun möchte ich mit euch etwas anderes besprechen.", Arcadia wandte sich an die Direktorin, "Die Winx haben den Wunsch geäußert, auch andere Universen vor den Todesfeen zu schützen."
"Ist das denn überhaupt sinnvoll? Schließlich haben wir Dakeria ja nicht einmal gefasst.", warf Layla ein.
"Durchaus. Wenn es eine Todesfee schafft, in diese Dimension einzudringen, schaffen es hunderte in den Paralleluniversen. Wenn wir herausfinden, wie sie das geschafft haben, können wir sie alle zurück schicken.", sagte Arcadia.
"Und was können die Mädchen eurer Meinung nach tun, um dorthin zu gelangen?", fragte Faragonda.
"Sekunde, heißt das, es hat noch niemand geschafft?", fragte Stella erstaunt.
"Ich nehme an, in ein Paralleluniversum kommt man nicht so leicht rein, wie in ein Einkaufszentrum.", warf Tecna ein.
Stella verschränkte die Arme und warf ihr einen bösen Blick zu.
Aber Tecna schien das nichts auszumachen und sie fuhr mit ihrer Theorie ungehindert fort: "Es ist bestimmt gefährlich. Wenn das, was ich darüber gelesen habe stimmt, dann können wir auf Versionen von uns selbst treffen."
"Versionen von uns selbst?", wiederholte Musa verwirrt.
"Ja. Es heißt, dass jeder Mensch mehrfach existiert. In einem Paralleluniversum gibt es uns mit hoher Wahrscheinlichkeit auch. Das ist gefährlich."
"Ach was soll daran denn gefährlich sein? Stellt euch doch mal vor, wenn alle Stellas vereint sind! Eine strahlende Armee von atemberaubenden Schönheiten!", schwärmte Stella.
"So einfach ist das nicht.", sagte Flora, "Ein Samen wird irgendwann ein Baum. Aber vielleicht sind die Umwelteinflüsse in den Paralleluniversen anders. Vielleicht wächst er in einem Rosengarten, oder vielleicht in einer trockenen Steppe."
"Ich glaube, was Flora damit sagen möchte ist, dass die anderen Stellas nicht so aufgewachsen sind wie du und das könnte ihren Charakter geprägt haben. Wir können nicht sicher sein, dass sie auf unserer Seite stehen.", erklärte Bloom ruhig.
"Du meinst also, dass eine von den Stellas kein Modegespür hat?", platzte es aus Amber heraus.
Stella sah aus, als würde sie bei dieser Vorstellung fast in Ohnmacht fallen.
Die anderen kicherten.
"Das ist durchaus möglich.", sagte Faragonda ernst, "Allerdings gibt es keine Aufzeichnungen, dass es eine Fee jemals geschafft hat, in ein Paralleluniversum einzudringen."
"Das hat durchaus seinen Grund.", sagte Arcadia, "Aber tatsächlich gibt es auf jedem Planeten einen Wächter, der euch den Weg weisen kann."
"Einen Wächter? Und was bewacht der?", fragte Musa.
"Und woher wisst ihr das alles, wenn es ohnehin keine Aufzeichnungen gibt?", überlegte Amber.
Arcadia atmete tief durch und erzählte: "Ich war die erste Fee dieser magischen Dimension. Und durch mein Erscheinen war es überhaupt möglich, dass Feen in dieser Dimension existieren."
"Heißt das... Ihr stammt aus einem dieser Paralleluniversen?", wollte Bloom wissen.
"So ähnlich. Ich entstamme aus einem der Multiversen. Gänzlich anderer Welten. Darum existiere ich nur ein einziges Mal."
Angesichts ihrer verwirrten Gesichter, erklärte Arcadias weiter: "Ich war einst eine Klerikerin, die nach einer Katastrophe in meiner Welt, durch Raum und Zeit gerissen wurde. Mithilfe meiner Göttin, Aletea, der Göttin des Lebens, konnte ich durch ein Loch in der Dimension huschen. Die Katastrophe in meiner Heimat hat meinen Körper verändert... deformiert... Und mich zur ersten Fee überhaupt gemacht. Meine Magie war einzigartig. Ich kam in dieser Dimension an... Einer blühenden Dimension voller Menschen.
Und allein meine Anwesenheit in diesem Universum reichte aus, um auch andere magische Kreaturen entstehen zu lassen. Ich lehrte sie, ihre Magie ausschließlich zum Guten einzusetzen. Doch nicht alle folgten meinen Worten. So entstanden die Feen und Hexen. Doch diese Welt war instabil und zerbrach in viele verschiedene Universen. Eine Anomalie führte zum Entstehen der Paralleluniversen, exakten Kopien dieses Universums."
"Uff ...das ist zu viel für mich.", sagte Stella und ließ sich theatralisch auf das rote Sofa in der Ecke fallen.
"Und ich dachte, ich hätte alles über die Entstehung der magischen Dimension gelernt.", entfuhr es Layla ebenfalls.
Arcadia lächelte milde, würde aber schnell wieder ernst.
"Die Todesfeen waren die einzigen Kreaturen, die mir damals aus meiner Heimat gefolgt sind, gerufen von der Göttin des Todes. Mit jeder Seele verstärken sie ihre Macht. Ich schaffte es, sie aus diesem Universum zurück zu drängen und bezahlte das mit meiner Gesundheit. Mein ursprünglicher Körper wurde zerstört und die arkane Gestalt in der ihr mich seht, wird nur durch die Reste meiner Magie zusammengehalten. Würde ich das goldene Königreich verlassen, welches meine Göttin erschuf, um mich zu retten, würde ich sterben."
Arcadia machte eine Pause.
Dann fuhr sie ruhiger fort: "Ich wusste, dass die Todesfeen zurückkehren wurden. Darum vertraute ich meinen engsten Freunden die letzten Gaben meiner Göttin an und schickte sie auf verschiedene Planeten. Sie sollen die Gaben an jene weiterreichen, die sie für würdig erachten."
"Also ... Besitzen diese Wächter den Schlüssel, um in andere Universen zu reisen?", hakte Layla nach.
"So ist es. Doch ihr müsst sie finden und ihr Vertrauen gewinnen. Jede einzelne von euch."
"Aber... Wir werden getrennt? Jetzt wo wir uns gerade erst wieder zusammen gefunden haben?", fragte Flora schüchtern.
"So ist es. Die Wächter werden sich nur einer einzelnen Fee auf ihrem Heimatplaneten zeigen.", sagte Arcadia.
"Keine Sorge, Flora. Ich sorge dafür, dass wir miteinander in Kontakt bleiben.", versuchte Tecna sie aufzumuntern.
"Aber wie sollen wir diese Wächter finden?", fragte Bloom.
"Sie werden sich euch zeigen, wenn die Zeit reif ist.", sagte Arcadia, "ich wünsche euch viel Glück, Winx."
Das Hologramm erlosch.
Stille trat ein.
Faragonda faltete die Hände hinter ihrem Schreibtisch. Sie hatte plötzlich ein ganz ungutes Gefühl, "Mädchen, das ist eine große Aufgabe..."
"Wir haben keine andere Wahl. Wenn wir den Paralleluniversen nicht helfen, hilft ihnen niemand.", sagte Bloom knapp.
"Bloom hat Recht. Wir müssen etwas unternehmen. ", stimmte ihr Layla zu.
"Außerdem sind wir ja nicht für immer getrennt. Wir finden diese Wächter und dann treffen wir uns alle wieder. Hier in Alfea.", sagte Musa.
"Wir schaffen das! Ganz best-!"
BOOOM!!!
Die Mauer an der Stirnseite von Faragondas Büro zerbarst und Staub und Schutt begrub die Feen unter sich.
Stormy schwebte näher und lachte,
"Diese neuen Kräfte sind der Hammer!"
"Na sieh mal einer an ... Wir haben sogar die heißgeliebte Direktorin erwischt. Ups!", sagte Darcy.
"Vergesst sie, Schwestern. Denkt an unser Ziel: Bloom suchen.", sagte Icy und suchte die Umgebung ab.
Die Doomix, die neue Kraft, die sie von Dakeria erhalten haben, war unglaublich mächtig.
Im Vergleich zu dem Blizzard der nun in ihr tobte, war ihre vorherige Macht vielleicht eine einzelne Schneeflocke.
Aber das war unwichtig.
Lady Dakeria hatte schließlich nicht gesagt, in welchem Zustand sie Bloom anschleppen sollten. Hauptsache ihre Seele war noch intakt. Aber wo steckt das kleine Biest?
Faragonda kniff die Augen zusammen, um die Trix durch den Staub zu erkennen. Ihre Beine waren unter dem Schutt begraben, aber ihr Kopf war noch klar. Klar genug, um die Winx im entscheidenden Moment auf ihre Heimatplaneten zurück zu teleportieren.
Gegen diese Macht war ein Kampf aussichtslos.
Sie hatte das Unheil gespürt, noch bevor sie die Hexen gesehen hatte.
Dunkle Magie auf ihrer höchsten Stufe.
Die drei Urahnen der Hexen waren nichts dagegen.
Nun war es an den Winx, die magische Dimension zu schützen...
Mal wieder.
"Ich kann sie nicht orten, Icy!", rief Darcy.
Stormy machte sich daran, noch mehr Gebäude zu zerstören, was Darcy gar nicht gefiel.
"Hey lass das!", rief sie hustend.
"Sie sind nicht hier.", sagte jemand. Gesprochen hatte ein bleicher Mann mit blutroten Augen. Über eines davon zog sich eine lange Narbe. Sein dunkelblaues Haar war schulterlang und leicht zerzaust. Er fixierte die Trix, so, wie ein Raubtier seine Beute ansah.
"Wer bist du?", fragte Icy.
"Niemand der euch zu interessieren hat. Ihr werdet mich zu Dakeria bringen.", sagte er kalt.
Stormy lachte und Icy sagte: "Sorry Süßer, aber das ist nicht drin. Und jetzt verzieh dich."
Der Fremde verzog keine Miene.
Als die Trix sich abwandten, flog eine Schar messerscharfer Dolche aus den inneren Manteltaschen des Fremden. Sie blieben in der Luft vor ihnen stehen, kurz bevor sie ihre Kehlen durchtrennen konnten.
"Ich sage es nicht noch einmal. Ihr werdet mich zu Dakeria führen.", sagte er.
"Na schön!", rief Darcy, sichtlich nervös.
Widerwillig öffnete Icy das Portal zu Dakerias Festung. Die Dolche waren immer noch da.
"Ihr kommt mit.", befahl er.
"Wozu?", fauchte Stormy
"Vielleicht wird meine kleine Val'kyre etwas handzahmer, wenn ich ihre Spielsachen umbringe.", sagte er, "Los jetzt."
Widerwillig traten die Trix, dicht gefolgt von dem Fremden, durch das Portal, welches sich hinter ihnen schloss.
"Direktorin Faragonda!", Griseldas keifende Stimme halte durch die Trümmer. Sie räumte mithilfe einiger Feen die Trümmer beiseite.
Faragonda war schwach und Griselda musste sie stützen, damit sie aufstehen konnte.
Sie sah sich um. Alfea war nur noch ein großer, staubiger Haufen aus Trümmern und Eis. Verletzte Feen lagen überall und die, die noch laufen könnten, halfen ihren Freundinnen. Alfea, so wie es einst stand, war ausgelöscht worden. Innerhalb von Minuten. Welch zerstörerische Macht...
"Alarmiert den magischen Rat. Wir müssen die gesamte magische Dimension in Alarmbereitschaft versetzen.", hustete Direktorin Faragonda, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor.