»Als allererstes müssen wir herauskriegen, was die Untoten planen.«
Ich dachte schon wieder laut.
Aber solche Entscheidung, wie über einen Pakt mit dem Feind, konnte ich nicht allein entscheiden.
»Ich kann euch nichts versprechen, was ich nicht halten kann«, sagte ich dann laut und wandte mich wieder den Eisdämonen zu.
»Aber ...«, begann der vorherige Srecher dringlich, doch ich unterbrach ihn sofort.
»Nein! Versteht doch, da müssen alle Belletristican zustimmen. Aber ich werde sofort mit ihnen reden, denn allzuviel Zeit werden uns die Wiedergänger zum Nachdenken nicht lassen. Wartet hier und überlegt euch, wie ihr zu euren Familien gelangen könnt. Nicht alle, wählt aus, denn die anderen brauchen wir dann hier, wenn die Bewohner tatsächlich dem Pakt zustimmen. Einverstanden?«
Zögernd gaben sie leise murmelnd ihre Zustimmung.
Erst der Sprecher, dann seine Kameraden.
Erleichtert nickte ich ihnen zu.
»Überlegt euch ebenso, was euch auch immer bekannt ist über die Wiedergänger. Haben sie euch bereits vorher besucht? Gibt es Anhaltspunkte, womit man sie besänftigen könnte, gar umstimmen? Wir müssen etwas tun und können nicht nur abwarten, versteht ihr? Überlegt es, während ich versuche, den Pakt zu organisieren.«
Auch wenn sie zweifelten, versuchten sie sich nicht von Panik überwältigen zu lassen. Ich war ihnen dankbar für ihre Bemühungen.
»Ich komme so schnell wie möglich zurück, oder ich lasse euch gleich zurückbringen. Je nachdem was mein Gespräch mit den Bewohnern ergibt. Wünscht mir Glück«, fügte ich etwas leiser an, denn mir war schon etwas mulmig zumute.
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Rasch reiste ich ab und trommelte bei meiner Ankunft wenig später so Viele wie möglich in der Taverne und dem Platz davor zusammen. Die Zeit drängte.
Die aufkommende Unruhe legte sich rasch und ich konnte endlich berichten, welche neuen Erkenntnisse ich für uns Alle hatte.
Zunächst konnte ich sehen, dass alle erleichterte Mienen bekamen, als ich ihnen berichtete, dass die Winterdämonen diesmal friedlich waren und keine Gefahr von ihnen ausging. Wenigstens das war mal eine gute Nachricht angesichts der Invasion.
Als ich jedoch von dem Verdacht erzählte, dass es sich dafür bei den Angreifenden um Wiedergänger handelte, brach ein allgemeines Chaos aus. Von Schrecken über Wut und offene Angstbekundungen war alles vertreten. Ich ließ die erste Welle abklingen, bevor ich mir erneut Gehör verschaffte.
»Sie befürchten außerdem noch, dass die Wiedergänger ihre eigenen Familien schon überwunden haben. Desweiteren haben sie uns ein ANGEBOT gemacht, über das wir entscheiden müssen. Das sehr schnell, denn die Wiedergänger lassen uns sicher nicht viel Zeit, um uns weiter zu organisieren.«
Jetzt wurde es verdammt still.
Als mich alle ruhig, aber gespannt und erwartungsvoll ansahen, sprach ich es aus.
»Sie wollen sich uns im Kampf anschließen – unter einer Bedingung. Wenn wir ihnen helfen, ihre Familien hierher zu holen, schließen sie mit uns einen Pakt bis wir zusammen die Überfahrt geschafft haben zum S.T.«
Ich sah das Erstaunen und das Misstrauen, aber auch hier und da ein wenig Hoffnung.
Jetzt würde es sich entscheiden.
»Erst danach werden sich unsere Wege wieder trennen und wenn wir uns alle dort eingelebt haben, können wir unser Leben wieder so weiterleben, wie wir es gewohnt waren. Wir sollten es uns gut überlegen. Die Menge an Wiedergängern können wir nur erahnen, aber wir wissen genau, dass unsere eigene Anzahl sehr viel geringer ist als in den Vorjahren. Bevor ihr also gleichwohl sofort ablehnen wollt, mit unseren Feinden gemeinsame Sache zu machen, solltet ihr bedenken, dass dieser Pakt eventuell die einzige Möglichkeit für uns ist, diese Invasion zu überleben. Wir Alle.«
Zunächst standen die Gruppe wie erstarrt da. Als aber die nächsten Kanonenkugeln auftrafen, kam Leben in die anwesenden Bewohner.
Die ersten Stimmen drangen zu mir durch, sie wurden mehr und sie wurden lauter.
» ... nichts zu verlieren ...«
» - aber kann man denen trauen?«
» ...hoffnungslos unterlegen ...«
Ich sah über die Köpfe hinweg, als die einzelne Stimme eines Wolfes über alle anderen herüberschallte.
»Wissen sie, wie man die besiegen kann? Haben sie Informationen für uns, die wir brauchen, um doch noch zu gewinnen?«
Erleichtert atmete ich auf. Wir begannen zu diskutieren, jedenfalls hoffte ich das.
»Sie haben garantiert noch Informationen, die uns weiterhelfen könnten. Nur ich glaube, sie haben genaus so viele Bedenken, wie ihr sie in euch verspürt bei dem Gedanken mit ihren Feinden zusammen arbeiten zu müssen. Was wir gesichert wissen ist, dass man Wiedergänger nur durch Köpfen besiegen kann. Dazu müssen wir uns auf einen Nahkampf einlassen.«
Allgemeines unwilliges Gemurmel brandete auf.
Die Stimmung drohte zu kippen.
Ich hob die Hände.
»Wir sind im Nahkampf hoffnungslos unterlegen, das ist mir auch klar. Zu Vielen von uns fehlen Hände und Arme, um überhaupt ein Schwert zu führen. Mein Vorschlag wäre, wenn wir uns für den Pakt entscheiden, die Dämonen hierher zurück zu holen. Wir brauchen ihr Wissen, ihre Möglichkeiten, sich unserem Gegner entgegen zu stellen. Wir müssen in dem Fall mit ihnen reden, ihre Einschätzung bekommen und mehr über ihre Möglichkeiten erfahren. Ich bin ja nur als Botschafter vorab erschienen, damit wir uns entscheiden können zwischen Pakt oder kein Pakt mit den Eisdämonen. Denn das ist es, was wir jetzt als erstes bestimmen müssen.«
Vögel, Wölfe, Weichtiere, Insekten, Nagetierchen, Menschen, Vampire und Monster alles was da vor mir stand oder saß, waren einen Augenblick still.
Dann schauten sie sich unsicher und fragend an.
»Wir haben eigentlich keine Wahl. Wir müssen die Chance ergreifen. Sonst sind wir schon verloren. Lasst uns hören, was die Dämonen zu bieten haben. Es kann nur unsere Rettung sein. Sicher auch ihre Rettung, aber ich würde das Risiko eingehen.«
Die Stimme kam von ganz hinten aus der Menge, ich erkannte den Redner nicht, aber ich war ihm dankbar, denn ich sah rundherum zögernd aber zunehmend zustimmendes Nicken.
Ich winkte meinen Begleitern und trug ihnen auf, die Dämonen zu uns zu bringen. Unter der einstimmigen Zustimmung der Bevölkerung, die nun leise untereinander diskutierte, konnten wir jetzt hoffentlich ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Wir würden das Angebot annehmen.
Sie verstummten erst wieder, als die Dämonen eintrafen.
Um alles ein wenig aufzulockern, hatte ich bis dahin für Essen und Getränke gesorgt, denn Stärkung vor der nächsten Angriffswelle konnte sicherlich nicht schaden.
Dankbar griffen die ausgehungerten Dämonen zu und zögernd schlossen sich die Belle-Bewohner an.
Mit vollem Magen würde es sich besser reden und denken lassen.
Ich war nicht hungrig, röstete mir aber dennoch ein Stück Brot an meinem Kleid und knabberte daran. Dabei beobachtete ich die Schmetterlinge, die sich eifrig herumflatternd an ihre Aufgaben machten. Ich lächelte.
Erinnerlinge.
Wir mussten sie unbedingt beschützen.