Bill war zufrieden. Er war zwar nicht sonderlich glücklich darüber das Sechser und Stan von ihm wussten, aber es war ein kleiner Stein im großen Gefüge. Eine Kleinigkeit. Und sobald alles da war, wo es hingehörte, würde er sich um diese beiden kümmern. Er plante ein großes Finale. Noch einmal würde Bill sich nicht von diesen Fleischsäcken besiegen lassen.
Er spürte die Macht in sich pulsieren. All die Deals die er die letzten Jahrhunderte abgeschlossen hatte, hatten dafür gesorgt, das Bill überlebt hatte. Wäre er nicht so mächtig gewesen, hätte er nicht tausende Deals mit unwissenden Menschen abgeschlossen, hätten die Menschen gewonnen. Er wäre für immer in dem Felsen gefangen gewesen. Bill lachte leise. Es waren die Menschen, welche ihn vernichteten und es waren die Menschen, welche ihn retteten. Diese Ironie. Aber nun würde ihn nichts und niemand mehr aufhalten. Er hatte dafür gesorgt, dass, das Rad nicht mehr funktionieren würde. Dipper Pines war nun vollkommen seine Marionette. Wie dumm dieser Junge doch gewesen war. Hatte nur verlangt das Bill seine Familie in Frieden ließ. Hatte nicht daran gedacht, das dieser Leute kannte, die seiner Familie liebend gerne etwas antaten. Pinetree hatte nicht einmal daran gedacht seinen Körper zu schützen. Bill hatte von nun an vollkommene Kontrolle über den Jungen. Er konnte nun Körper, Gehirn und Träume vernichten. Langsam und qualvoll würde er den Jungen zerstören.
"Es ist immer schön zu sehen, wenn du dich freust. Gibt es dafür einen Grund?", fragte eine bekannte Stimme. Bill verdrehte das Auge. "Was möchtest du, Tad?", fragte er. "Nachfragen, wie weit du mit deinem Plan bist?", fragte Tad und schwebte neben ihn. Bill beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. "Und nun die Wahrheit, mein Freund.", sagte Bill. Tad lachte. "Ich möchte ebenfalls aus dem Alptraumreich heraus. Bill, nicht nur du möchtest alles hinter dir lassen. Ich möchte dir nicht die Weltherrschaft nehmen. Nein, das ist dein Ding. Aber ich möchte dieses furchtbare Reich verlassen.", antwortete Tad und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. Bill mochte ihn nicht. Konnte ihn noch nie leiden. Und das gleiche galt für Tad. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Nur weil Tad, Kryptos und all die anderen Kriminellen zu seinem innersten Kreis gehörten, hieß es nicht das sie Freunde waren. "Cipher, wie lange wird es noch dauern?", fragte Tad. "Nicht mehr lange. Stör mich nicht. Dann wird es schneller gehen. Verschwinde zurück. Du wirst hier nicht gebraucht.", sagte Bill und schwebte davon. "Pass auf dein Spielzeug auf. Ich hörte wie einige Leute darüber redeten, das der Junge merkwürdig sei. Kaum ist er wieder in diesem... Kaff, gehen die merkwürdigen Dinge wieder von vorne los. Sie fürchten, er steckt mit dir unter einer Decke.", sagte Tad. Bill sah ihn das erste Mal an. "Was meinst du?", fragte er. "Der Junge hat zu viele Freunde. Und er wird sich dir widersetzen. Das hat er bereits getan, oder irre ich mich? Nein, ich irre mich nicht. Und er wird sich dir noch ein weiteres Mal widersetzen. Meinst du wirklich er wird da sitzen, während du all seine Geliebten vernichtest?", fragte Tad. "Nun, gut das ich an alles gedacht habe. Bis alles so funktioniert wie es soll, habe ich noch genug Zeit um ihn von all seinen Freunden abzukapseln.", sagte Bill. "Und was tust du gegen seine Verwandten?", fragte Tad. "Du hast recht. Da könntest du mir einen Gefallen tuen. Kümmere dich um sie. Sechser wird schwerer zu knacken sein. Er kennt mich und meine Tricks. Sein Kopf ist geschützt.", sagte Bill. "Was bekomme ich dafür?", frage Tad. Bill verdrehte sein Auge. Wie gerne würde er diesen Dämonen einfach nur vernichten. "Was möchtest du haben, Strange?", fragte Bill. "Ich möchte mich rächen. Er hat nicht nur dich beleidigt. Er hat uns alle verletzt. Du kannst dir also vorstellen, was jeder dafür geben würde um dem Jungen ein Stück seines köstlichen Fleisches aus dem Körper zu reißen.", sagte Tad. "Ich werde nicht zulassen das ihr ihn tötet.", sagte Bill. "Oh nein. Tot wäre er doch langweilig. Es ist immer besser wenn sie schreien und flehen und betteln.", lachte Tad. Da musste er ihm zustimmen. Wenn die Fleischsäcke tot waren, waren sie noch langweiliger. "Nun gut. Du bekommst deine Rache. Aber kümmere dich um Sechser und seinen Bruder. Nur, mach es nicht zu auffällig. Pinetree soll davon nichts mitbekommen.", sagte Bill. "Mit dir mache ich gerne Geschäfte.", lachte Tad und verschwand durch einen Riss. Bill starrte kurz auf die Stelle, an welcher der andere Dämon gerade noch geschwebt hatte. Dann drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Dipper saß in der Dunkelheit seines Zimmers und starrte auf das leere Bett ihm gegenüber. Wie gerne hätte er mit Mabel geredet. Wie gerne hätte er sich angehört was für ein Riesengroßer Vollidiot er doch war. Und das war er. Dipper hatte sein Leben geopfert, damit der Rest der Menschheit untergehen konnte, aber seine Familie in Sicherheit war. Was für ein Tausch war das gewesen? Der wohl schlechteste Tausch aller Zeiten. Dipper schüttelte den Kopf.
Leise stand er auf und ging aus seinem Zimmer. In weniger als drei Stunden würde Mabel hier auftauchen und ihn mit Fragen bombardieren.
Er war drei Tage in Gravity Falls, drei Tage und schon ging alles den Berg hinab. Dipper hasste sich selbst gerade am meisten. Dipper hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so mies gefühlt wie jetzt. Wäre er doch nur nie zurück nach Gravity Falls gekommen. Ach, was redete er da. Hätte er sich niemals am hiesigen College beworben, wäre all das hier nicht passiert. Seine Noten waren gut genug um ihn auf eines der naheliegenden Colleges von Piedmont gehen zu lassen. Aber nein. Er musste unbedingt nach Gravity Falls.
Dipper schleppte seinen müden Körper ins Bad. Er musste das Blut von seinem Körper waschen. Er fühlte sich dreckig und verbraucht. Sein Körper war ihm so fremd. Alleine die Tatsache das Bill seinen Kopf einfach von seinem Körper trennen könnte, wenn er wollte, ließ sein Blut gefrieren. Ließ ihn stoppen.
Als sein Kopf das kalte Porzellan des Waschbeckens berührte, schloss er die Augen. Der Anfang seines Endes hatte noch nicht einmal angefangen und er konnte schon nicht mehr. Wie sollte er Mabel, Stan oder Ford jemals wieder in die Augen blicken können? Er war so bemitleidenswert. Ein Lachen entwich seiner Kehle. Wie sollte er sich jemals wieder selbst in die Augen schauen können? Dipper war dazu verdammt, ein Leben in Ketten zu führen. Plötzlich fühlte er sich, als würde er keine Luft mehr bekommen. Dipper umschlang das Porzellan und sank auf die Knie. Sein Körper gehörte ihm nicht mehr. Bill konnte alles von ihm nehmen. Und Bill würde alles von ihm nehmen. Er schluchzte laut auf und schlug seinen Kopf gegen den kalten Fußboden.
"Junge, wie lange brauchst du noch im Bad? Ford versperrt das andere.", Stan klopfte an die Tür und Dipper wurde aus seiner Panikattacke gerissen. "Ich... bin sofort fertig.", antwortete Dipper und richtete sich auf. So langsam wie möglich nahm er sich einen Lappen und versuchte das Blut zwischen seinen Schulterblättern wegzuwischen. Mehr schlecht als recht konnte er sich vom Blut reinigen. Aber die Wunde würde für immer bleiben. Narben würden immer zurück bleiben.
Dipper zog sich das Shirt über den Kopf und zuckte zusammen als der Stoff die Wunde berührte. Dann öffnete er die Tür und ging mit gesenktem Kopf aus dem Bad an Stan vorbei. "Junge, was ziehst du denn für ein Gesicht?", fragte dieser und schlug ihm auf die Schulter. Er zuckte zusammen. Der Schmerz ließ ihn Sterne sehen. Und ihm wurde übel. Keuchend hielt er sich die Hand vor den Mund. "Was ist denn bei dir los?" "N... Nichts...", flüsterte er und ließ Stan alleine.
Er kam in die Küche, in welcher normalerweise Ford oder Stan bereits saßen, aber heute lag sie leer vor ihm. Seine Bewegungen waren fahrig, langsam. Sein Gesicht vor Schmerz verzogen. Wie schlimm konnte es noch werden?
Dipper machte sich einen Kaffee und wartete darauf, das seine Schwester vor der Tür stand. Er wollte nicht, das sie auf Ford oder Stan traf. Sie würde es ihr sofort erzählen. Vielleicht konnte er noch das schlimmste abwenden. Dipper schüttelte den Kopf. Wie sollte er schlimmeres abwenden? Wenigstens ließ Bill sich nicht blicken. Ein leichter Hoffnungsschimmer am Himmel voller dunkler Wolken.
"Guten Morgen Dipper.", begrüßte Ford ihn. "Guten Morgen, Grunkle Ford.", nickte Dipper. "Hast du gut geschlafen?", fragte Ford und nahm sich ebenfalls einen Kaffee. Verwundert sah Dipper den älteren Mann an. Wieso...? "Ford... Wieso fragst du das? Du weißt doch...", fing er an. "Darf ich nicht fragen ob du gut geschlafen hast? Mabel hat übrigens vorhin angerufen. Bis zum Schulanfang würde sie gerne noch hier einige Zeit verbringen. Ich hoffe das ist okay für dich?", fragte er. Dipper verstand die Welt nicht. Bill hatte ihm doch erzählt das Mabel einen Brief erhalten hatte, in welchem geschrieben wurde das Stan und Ford gestorben seien. Wieso wollte sie urplötzlich ihre restlichen freien Tage in Gravity Falls verbringen? Was hatte Bill getan, während Dipper sich mit ihm in der Gedankenwelt befunden hatte?
Keine Stunde später klopfte jemand an der Tür und Dipper blickte von dem alten Sessel zur Eingangstür. Stan kam aus der Küche und öffnete die Haustür, durch welche Mabel hineingestürzt kam. "Grunkle Stan!", rief sie laut und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Hey, Mabel!", brummte Stan und drückte seine Nichte an sich. Dipper richtete sich auf und schlich langsam in den Flur. "Hey Brobro!", begrüßte sie ihn und umarmte ihn ebenfalls. "Hey Mabel.", murmelte er. "Hallo Mabel.", Ford war aus seinem Geheimlabor gekommen. "Grunkle Ford!", lachte Mabel und drückte diesen ebenfalls an sich. "Schön wieder zurück zu sein."
"Wieso bist du hier?", fragte Dipper. "Wieso nicht? Das Jahr beginnt für mich erst in einem Monat. Und den kann ich doch in Gravity Falls verbringen. Oder möchtest du mich nicht hier haben?", grinste sie breit. "Nein. Das... Ich dachte du hättest einen Brief...", murmelte er. "Brief? Was soll ich denn für einen Brief bekommen haben? Moment, hat Grenda mir etwa geschrieben? Verdammt. Und ich habe ihn nicht bekommen.", jammerte sie. "Schon gut.", murmelte Dipper und wendete den Blick ab. Mabel war in Gefahr. Und irgendwas stimmte nicht mit Ford und Stan. Was hatte das alles nur zu bedeuten?
Dipper verließ die Shack. Er brauchte frische Luft und Platz zum Denken. Mabel erzählte von ihrer Schule, wie edel und cool dort alles war. Wie viele Freunde sie in so kurzer Zeit bereits gefunden hatte. Und Pacifica war eine coole Zimmernachbarin. Aber dennoch vermisste sie es sich ein Zimmer mit Dipper zu teilen.
Dipper wanderte durch den Wald, bis er seine Hand nicht mehr vor Augen sah. Er wusste nicht, wohin ihn seine Beine brachten. Er wusste nur, er fühlte sich unwohl.
Dann war er allerdings an der Stelle angekommen, an der alles vor drei Tagen angefangen hatte. Bill Ciphers ehemaliges Grab.
Er ließ sich auf einem nahen Baumstamm nieder und legte seinen Kopf auf seine Hände. Die Stelle an der die Statue hätte stehen sollen war gefüllt mit bunten Blumen. Dipper hätte gelacht, wenn die Situation eine andere wäre. "Was betrübt dich, Pinetree?", fragt Bill in seinem Kopf. Erschrocken zuckte Dipper zusammen. "Was?", fragte er. "Wieso... Wo steckst du?" "Ich kann mich mit dir unterhalten, wann immer ich möchte. Denk dran, du gehörst mir. Dein Körper gehört mir, deine Gedanken gehören mir, deine Gefühle gehören mir. Alles an dir, gehört mir.", sagte Bill. "Was möchtest du, Bill?", fragte er ergeben. "Ich möchte nur Zeit mit meinem Lieblingsfleischsack verbringen.", antwortete Bill. "Musst du nicht... keine Ahnung. Seltsamageddon oder so starten?", fragte Dipper. "Das dauert noch. Solange muss ich Zeit tot schlagen. Du kennst es ja.", erklärte Bill. Dipper nickte. "Nun gut. Was machen wir in dieser Zeit? Ah, ich weiß etwas. Lass uns raten, wann und wie deine Freunde sterben.", lachte Bill. Dipper seufzte. Für Bill war das alles nur ein Witz.
"Wie wäre es mit Fragezeichen? Er hat einen ganz witzigen Tod vor sich. Vor den Augen seiner Frau und seines Kindes.", lachte Bill. "Soos bekommt ein Kind?", fragte Dipper überrascht. "Wie? Du wusstest es nicht? Was weißt du eigentlich, Pinetree?", fragte Bill. "Ich bin nur ein Mensch, wir können die Zukunft nicht sehen!", fauchte Dipper wütend. "Wusstest du, das du der Grund bist, warum Fragezeichen sterben wird?", Bill streckte seinen Arm von sich und begutachtete seine Finger. "Ich... Will das nicht wissen! Bill das sind meine Freunde, von deren Toden du gerade berichten möchtest!", schrie Dipper und drückte seine Hände auf seine Ohren. Vielleicht half ihm das ja. "Pinetree, oh Pinetree.", lachte Bill. "Du wirst ein so gutes Haustier abgeben. Dafür sorge ich schon. Du wirst niemals jemand anderen als mich brauchen. Jeder wird sich von dir abgewandt haben..." Dipper unterbrach ihn. "Niemals werden sich meine Freunde gegen mich wenden. Niemals in meinem ganzen Leben.", sagte Dipper wütend. Er starrte den Dämon an. "Willst du die Wahrheit wissen? Sie hassen dich. Du bist zurück in Gravity Falls und merkwürdige Dinge geschehen. Sie wissen das du mit mir zusammenarbeitest. Sie wissen alles. Und wenn du nicht aufpasst, werden sie dich töten. Glaub mir. Ich kenne die Zukunft.", sagte Bill und bohrte seinen Finger in Dippers Brust. Er zuckte zurück. Nein. Niemals. Das würden seine Freunde ihm niemals antuen. Oder? Würden sie ihn töten, wenn sie herausfänden, dass er mit Bill... Dipper schluckte. "Das... ist nicht wahr.", flüsterte er. "Glaub mir, Pinetree. Ich würde dir niemals etwas schlechtes wünschen, hätten wir uns auf andere Art und Weise kennen gelernt. Selbst jetzt wünsche ich dir dieses Schicksal nicht. Du bist ein kluger Junge. So begabt. Du bist so viel besser als all die anderen Fleischsäcke. Deine Freunde merken gar nicht, wie besonders du bist. Aber ich weiß es.", flüsterte Bill ihm ins Ohr. Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. "Du... denkst ich wäre besonders?", fragte Dipper. "Natürlich. Nicht jeder Mensch kann mich zweimal hintereinander schlagen.", antwortete Bill.
"Was... soll ich tuen?", fragte Dipper.
Bill hätte vor Freude aufgejauchzt. Pinetree gehörte ihm. Er war wir jeder Mensch. Sobald man sie mit Komplimenten überschüttete, gaben sie alles auf. "Halt dich von ihnen fern. Egal was sie dir sagen. Glaub ihnen nicht. Sie belügen dich nur. Denk daran, nur ich sage dir immer die Wahrheit.", antwortete Bill. Dipper nickte. Bill merkte, bei diesem Jungen kam man mit Drohungen nicht weit. Dieses Verhalten würde ihn nur weiter weg von ihm treiben. Zurück in die Arme seiner Familie und seiner Freunde. Bill hätte von Anfang an anders an diese Situation gehen sollen. Aber egal. Es war noch nicht zu spät. Noch konnte er Pinetree für sich gewinnen.
Es lief einfach alles perfekt.