"Kannst du mich BITTE mit ihm reden lassen?", Cash pieckste Delina in die Wange, die angefangen hatte sein Flehen zu ignorieren. Beide hatten sich mittlerweile im Hörsaal eingefunden und Delina wollte sich auf ihre erste Vorlesung in Okkultismus konzentrieren.
"Starr die leere Tafel nicht an!", Cash gab ihr einen leichten Klaps auf dem Hinterkopf, "Der Professor ist noch nicht einmal da!" Im selben Moment aber schritt jemand durch die Türe und stellte sich vor die Tafel. "Mein Name ist Professor Churchill! Willkommen zum Einführungsseminar in Okkultismus!", die Stimme jagte Delina einen Schauder über den Rücken. Auch Cash wendete sich nach vorne: "Ist das?"
Delina unterbrach seine Frage: "Chruch!" Es gab keinen Zweifel, an der Tafel stand, in einem schwarzen Anzug, mit Hornbrille, Church. Seine Gestalt zwar verändert, sodass man seine Narben und Nähte nicht erkennen konnte, aber seine Augen waren schwarz wie die Nacht, Delina hätte ihn selbst ohne diesen lächerlichen Namen erkannt. Nervös spielte sie mit ihrem Ring und lehnte sich zu Cash: "Er kann uns nicht sehen, oder?"
Cash checkte seinen Ring ebenfalls: "Nein, kann er nicht! Hoffe ich! Nein, Vincent weiß was er tut!"
"Wären die Herrschaften so nett alle Gespräch einzustellen die nicht mit dem Kurs zu tun haben? Und alle Gespräche die zum Thema passen werden bitte mit allen Kursteilnehmern geteilt, verstanden, Miss?", Church zog eine Braue hoch.
Delina hatte das Gefühl einen doppelten Herzinfarkt zu erleiden: "Raven, Professor!" Church musterte sie kühl, dann warf er Cash einen strengen Blick zu: "Und sie, Mr?" Cash grinste ihn frech an: "Kingston, Professor, es tut uns leid, wir haben so lange auf ihr erscheinen gewartet, dass wir uns glatt in unserem Privatgespräch verloren haben! Wir werden nicht erneut stören!"
Delina versuchte sich den Rest des Seminars, auf das was Church sagte zu konzentrieren, aber ihre Gefühle spielten verrückt. Sie hatte Angst, das er hier war um sie und ihre verbannten Verbündeten zu finden und es zu einem erneuten Kampf zwischen ihnen kommen könnte. Sie war unglaublich wütend auf ihn, ihr Blut kochte förmlich und nur zu gerne hätte sie ihrem Ärger freien Lauf gelassen und ihn angeschrien. Sie war verwirrt, weil sie immer noch unglaublich in ihn verliebt war, trotz der Tatsache, das er weder ihr noch Sassy geglaubt hatte und sich auf Finns Seite geschlagen hatte. Delina vermied es auch tunlichst ihn anzusehen, starrte deswegen Löcher in die große Wanduhr, in der Hoffnung die Zeit würde dadurch schneller vergehen.
"Also, was ist Ihre Meinung zum Satanismus in unserer Zeit?", Chruch ließ seinen Blick durch die Reihen schweifen, "Miss Raven?"
Delinas Magen verkrampfte sich, sie hatte kurz das Gefühl nicht atmen zu können. Cash schien ihr Dilemma zu bemerken, erhob sich und antwortete statt ihr: "Ich denke wir urteilen zu schnell über Randgruppen aller Art, es mag wirkliche Satanisten geben, die grausame Bräuche zelebrieren. Aber wahrscheinlich gibt es einige missverstandene Gruppierungen die keiner Fliege etwas zu leide tun. Sie werden von uns ausgestoßen, man könnte sagen aus der Gesellschaft verbannt! Und das ohne einen genauen Blick auf die Tatsachen zu werfen!"
Church warf ihm einen undeutbaren Blick zu: "Interessante Theorie Mr. Kingston! Aber nicht nur das ich nach Miss Ravens Meinung gefragt habe, sondern auch das manchmal alles ist, wie es scheint. Oder man durch den gesellschaftlichen Druck keine Wahl hat als eine solche Gruppierung zu verurteilen, um sich nicht selbst das Stigma eines Ausgestoßenen umzuhängen!"
Delina schluckte und wusste, dass sie etwas sagen musste, langsam erhob sie sich und atmete tief durch: "Ich bin Ihrer Meinung, Professor Churchill! In einer Gesellschaft geht es darum einander zu helfen und es gibt Regeln die ein gutes Zusammenleben ermöglichen. Wer sich dem Okkulten zu sehr zuwendet kann davon verschluckt werden und muss die Konsequenz tragen!"
Chruch schien mit ihrer Antwort zufrieden zu sein und wendete sich einem anderen Schüler zu. "Was sollte das?", zischte Cash ihr zu, "So einen Blödsinn habe ich ja noch nie gehört!" Delina warf ihm einen vielsagenden Blick zu: "Genau deswegen habe ich es gesagt, er hatte uns doch schon auf dem Schirm! So denkt er, das wir zwei völlig normale Studenten sind die einfach über das Thema nachdenken und es nicht gleich persönlich nehmen, weil sie aus Finns Jägerclan verbannt wurden! Also einer davon, du bist ja einfach so gegangen!"
Cash seufzte: "Ein Punkt für Delina, es steht 1:0 für dieses Seminar!"
Der alte Gong ertönte und leitete damit das Ende der Stunde ein, Delina senkte den Kopf und wollte fluchtartig den Raum verlassen.
"Miss Raven!", ertönte Churchs Stimme hinter ihr, was sie zusammenzucken ließ. Sie versuchte sich zu beruhigen und überlegte einfach weiterzugehen und so zu tun als hätte sie ihn nicht gehört. Aber das wäre auffällig, also drehte sie sich mit einem aufgesetzten Lächeln in der Tür um und betrat den Hörsaal erneut. Cash kam an ihr vorbei und warf ihr einen fragenden Blick zu.
"Warte draußen auf mich, Henry!", bat sie ihn schnell und er schien das auch widerwillig zu tun. Als die Türe, hinter dem letzten studierenden zugefallen war stieg Delinas innere Anspannung ins extreme, am liebsten wäre sie einfach davongelaufen aber die Devise hieß, um keinen Preis aufzufallen.
"Ihr Freund?", wollte Church von ihr wissen und zog eine Braue hoch. Delina musste kurz überlegen, was er meinte, bis es ihr schoss: "Henry? Nein er ist ein Freund, ein guter Freund. Man könnte sagen mein bester Freund!"
Church lächelte verschmilzt: "Eigentlich geht es mich auch nichts an! Ich wollte nur wissen wie viel Freizeit sie wohl haben. Ich suche noch einen Tutor der mich unterstützt und habe an sie gedacht, da mich ihre Antwort auf meine Frage heute fasziniert hat! So aufgeklärt und ohne einen Weltverbesserer Gedanken!"
Delina zögerte, würde sie sich verdächtig machen, wenn sie den Job sofort ablehnte oder eher wenn sie ihn annahm.
"Was wären meine Aufgaben?", fragte sie deswegen zaghaft.
Church fuhr sich durch sein schwarzes Haar und musterte sie genau: "Sie würden mich bei der Planung von Veranstaltungen und Exkursionen unterstützen, beim Sortieren der Lehrgegenstände im Archiv. Natürlich entlohnt die Universität sie dementsprechend!"
"An was für Zeiten wäre es, ich habe einen, ähm, Neffen, um den ich mich oft kümmern muss und ein wenig Freizeit um zu lernen brauche ich natürlich auch!", Delina versuchte sich herauszureden.
Church lächelte sie breit an: "Also ich denke wir werden gemeinsame Termin finden, das lässt sich alles absprechen! Ich habe nicht vor ihre ganze Zeit zu beanspruchen!"
Delina suchte in ihrem Kopf nach einer passenden Ausrede, um das zu vermeiden, dann schoss ihr, aber das wenn sie mit ihm arbeiten würde, sie möglicherweise hinter seine Pläne kommen könnte. Also nickte sie und lächelte zurück: "Gut, ich schätze das können wir machen, ich gebe ihnen meine Telefonnummer und sie sagen mir Bescheid oder wir sprechen darüber wann sie möchten das ich, welche Arbeiten erledige!"
Church nickte: "Noch eine Frage, wo kommen sie ursprünglich her? Sie klingen für mich nicht wie eine gebürtige Britin!"
Delina lief ein Schauer über den Rücken, schnell antwortete sie: "Ich komme aus Arizona! Das liegt auf einem anderen Kontinent!"
Wenn ihr nur einfallen würde auf welchem, Cash und sie hatten ihre Zeit eher mit Kampftraining verbracht, als die Weltkarte auswendig zu lernen.
"Oh, Amerika also, dann muss ihnen das Klima hier ja gefallen, der ganze Schnee in Arizona ist ja kaum auszuhalten!", meinte Church noch und lächelte wieder.
"Ja genau, aber dafür gibt es viele Schneetiere, sie wissen schon Hasen und Elche!", Delina lächelte zurück.
Chruch nickte: "Ja, die süßen kleinen Elche, hatten sie einen als Haustier?"
Delina nickte schnell: "Ja, der flauschige Kerl hieß Jackson! Klein und knuffig wie ein Elch eben so ist!"
Church warf einen Blick zur Türe: "Gut, Miss Raven, ich erwarte sie morgen um kurz vor acht in meinem Büro, wir werden ein paar Akten sortieren!"
Delina nickte: "Das bekomme ich hin! Bis morgen, Professor!" Cash erwartete sie draußen: "Hat er uns erkannt? Was hast du getan, müssen wir seine Leiche beseitigen?" Delina verdrehte die Augen: "Natürlich nicht, ich habe ihn nicht erschlagen. Er hat mir bloß einen Job angeboten weil er ja so begeistert von meiner Antwort war. Cash verzog das Gesicht: "Von diesem Schwachsinn, den du von dir gegeben hast?" Delina nickte und deutete ihm ihr zu folgen: "Ich muss hier raus!" Cash folgte ihr widerwillig: "Wir haben noch zwei Kurse!" Delina winkte ab: "Wenn Church hier ist bedeutet das wahrscheinlich das Finn ihn geschickt hat, um uns zu finden. Ich schätze uns bleibt nicht mehr viel Zeit in der Universität. Wir müssen seine Pläne kennen noch, bevor er hinter unsere Identitäten kommt!" Cash runzelte besorgt die Stirn: "Kann es sein das du dich darüber freust?"
Delina drehte sich einmal im Kreis und lachte: "Ja! Endlich passiert wieder etwas! Endlich bietet sich uns eine Chance Merlin vielleicht einen Schritt voraus zu sein!" Cash konnte darüber bloß den Kopf schütteln, er hatte gehofft das Delina den Gedanken daran ihre Mutter zu stellen aufgegeben hatte. Delina aber schien so voller Tatendrang, das er Probleme hatte ihr zu seinem Wagen zu folgen.
"Stop!", als sie gerade einsteigen wollte, riss eine strenge Stimme sie aus dem Konzept. Cash schauderte als er Vincent erblickte, der Delina wütend musterte. "Vater!", stellte sie fest und sah Cash Hilfe suchend an.
"Du brauchst gar nicht zu dem Jungen sehen, er wird dich auch nicht retten!", Vincent deutete Cash wieder zurück zur Universität zu gehen, "Ihr habt beide noch Unterricht!" Delina nickte: "Ja da hast du unter Umständen recht. Aber sag was machst du hier?" Vincent schien mit der Frage überfordert zu sein und starrte einen Moment in den Himmel. Zwei Raben flogen über seinen Kopf hinweg und setzten sich auf einen nahe gelegenen Baum. Ein Windstoß schien aus dieser Richtung zu kommen und einen heißere Stimme schien seinen Namen zu rufen.
"Vater?", Delina warf Vincent einen besorgten Blick zu, "Was war das? Es klang, als würde jemand darum flehen freigelassen zu werden!"
Cash sah nun beide erstaunt an: "Was?"
Delina zog eine Braue hoch: "Hast du es den nicht gehört? Im Wind? Diese Stimme, es klang nach einer jungen Frau... Sie sagte..."
"Nichts hat sie gesagt!", fuhr Vincent dazwischen und schien deutlich nervöser zu werden. Delina war mehr als verwirrt, sie hatte die Raben kommen sehen und dann die Stimme vernommen. Warum sollte sie sich täuschen?
Shanora saß am Bach vor Allisters Haus und starrte in die sanften Wellen, die sich um den Stein vor ihr bildeten, als das Wasser ihn umspielte. Sie dachte nach, wie so oft in letzter Zeit. "Es ist keine Überraschung dich hier zu finden!", die Stimme, die sie vernahm ließ sie erschaudern.
"Vernon!", stellte sie wütend fest und ballte die Hände zu Fäusten. Vernon blieb am anderen Ufer des Baches stehen und seine braunen Augen musterten sie abschätzend.
"Das du es wagst mir unter die Augen zu treten, Verräter!", wetterte sie und sprang auf. Vernon lachte: "Ich habe meinem Bruder geholfen, wie du so oft. Die, die darunter gelitten hat steht jetzt auf Finns Abschussliste. Und ich bin vieles, aber nicht dein Feind, Shanora! Ich muss dich warnen!"
Shanora blickte in den Himmel, über ihr kreisten zwei Raben und landeten dann nahe ihrer stillen Zuflucht. Sie wusste schon lange nicht mehr wen sie für einen Freund und wen für einen Feind halten sollte. Ihre schwarzen Haare wehten im Wind, als sie glaubte darin eine Stimme zu hören.
Das Grab wird geöffnet werden und was es verbirgt wird Vernichtung über alle Welten bringen.
"Was...", sie wendete sich an Vernon der völlig starr vor ihr stand. Die Raben erhoben sich wieder in die Lüfte und lösten sich in dunklen Rauch auf, welcher in seinen Körper zu schießen schien. Seine Augen wurden daraufhin dunkelblau und auf seinem Gesicht war deutlich ein böses Lächeln zu erkennen.
"Schön dich kennenzulernen, Prinzessin!", seine Stimme klang verzerrt und beinahe schon weiblich.
"Wer bist du?", fragte Shanora erschrocken und wich zurück.
Das Grinsen wurde breiter: "Du stellst die falschen Fragen. Die Frage sollte sein, was ich will!"
Shanora bemerkte, dass es deutlich kälter wurde, der Bach begann an den Rändern zu gefrieren und es fröstelte sie. Sie konnte ihren Atem sehen und alles schien von Vernons Körper auszugehen.
"Was willst du?", fragte sie und bemerkte zugleich das die Kälte immer extremer wurde.
"Wir wollen Rache! Und wir sind viele! Bereitet euch vor den bald wird alles was jetzt dir gehört mein sein! Angefangen mit deinem Land und all seinen Verbrechern. Ich werde tun was schon Aufgabe meiner Vorväter war. Das Gleichgewicht waren!", Vernons Körper schien mehr und mehr von dieser dunklen Energie eingehüllt zu werden während um ihn alles zu Eis erstarrte.
"Shanora!", Finns Stimme hallte durch den kalten Wind, der nun über die sonst so friedlichen Täler vor Allisters Haus fegte. Shanora war kaum noch in der Lage sich zu bewegen und von Vernon war nur noch ein dunkler Schatten übrig.
Finn stürmte an ihr vorbei, aber hielt plötzlich inne, auch hinter ihm war ein Schatten erschienen. Shanora starrte Angsterfüllt auf die Kreatur die schwarze Fäden an Finns Körper zu hasten schien.
"Tanz für mich, kleiner König!", säuselte die Stimme und Finns Körper begann zu zappeln. "Ihr seid wirklich bedauerlich!", langsam schien die Kälte zu verschwinden, "Ich hoffe doch, das ihr mir beim nächsten mal mehr entgegensetzen könnt. Vergesst mich nicht! Und Prinzessin, du wirst schon bald mein Gast sein..."
Mit diesen Worten war der Spuk vorbei und alles schien zu sein wie es vor Vernons auftauchen gewesen war. Der Bach plätscherte leise und die Vöglein zwitscherten ihr Lied.
"Was war das?", Shanora rieb sich die Oberarme.
Finn nahm sie schützend in den Arm: "Das war Hexerei in ihrer widerlichsten Form. Vincent hat seinen Zug gemacht. Vielleicht sogar Delina! Wir müssen zu Merlin!"