„Ich schätze ich muss dir danken!“, Deseis sah Arya abschätzend an, die blonde Elfe starrte auf den aufgehenden Mond.
„Ich habe das nicht für dich oder Church getan! Demnach interessiert mich dein Dank nicht!“, erklärte sie ohne sich zu ihm umzudrehen.
Deseis seufzte: „Mein Neffe war ein Idiot dich gehen zu lassen!“
Arya drehte sich nun doch um, ihre sturmgrauen Augen trafen seine beinahe schwarzen.
„Du denkst ich trauere diesem Feigling nach?“, sie schien sich beinahe beleidigt durch seine Worte zu fühlen, „Er war ein Narr Finn zu folgen! Ich habe getan was notwendig war! Niemand sollte solche Waffen besitzen!“
Deseis begann zu verstehen: „Und du hast ihn um Hilfe gebeten! Welche er dir verwehrte, weil Finn dem Diebstahl der Waffen nie zugestimmt hätte!“
Arya nickte: „Du scheinst sehr schnell zu verstehen! Church kam vor kurzem erst auf mich zu, bat mich jemanden zu schützen der ihm am Herzen lag!“
Deseis dachte sofort an Delina, die immer noch schlief und unter Schock zu stehen schien: „Was ist da draußen passiert? Wir haben einen Hilferuf von Delina auf unsere Mobildinger bekommen, kurz darauf wurden wir angegriffen! Wir waren nicht darauf vorbereitet direkt nach dem ersten Tag des Krieges wieder angegriffen zu werden. Schon gar nicht in der Welt der Menschen. Die Gesetze der Welten wurden noch in jedem Krieg geachtet. Was geschah noch auf dem Schlachtfeld? Delina wirkt als hätte sie direkt in die Hölle geblickt.“
Arya starrte nun wieder auf den Mond: „Ich kam selbst erst, als alles zu spät war. So viel Blut, so viel leid! Vincent hat versucht Merlin vor Katzus zu stoppen, aber als sie ihm den Leichnam seiner Tochter, Janina, vor die Füße warf war er wie erstarrt. Diesen Moment der Schwäche hat sie genutzt und Delina musste alles mitansehen! Er sagte ihr, das sie mich nach etwas fragen sollte und starb in ihren Armen. Merlin genoss es förmlich diesen Moment auszukosten. Dann wollte sie Delina töten!“
Deseis schauderte beim Gedanken daran das Merlin das wahrscheinlich auch gelungen wäre.
"Also sind der Hexenmeister und Janina tot. Bedauerlich, beide hätten wir gebraucht in diesen dunklen Zeiten!", Deseis schien zu denken wie früher, als er noch der Heerführer von Baals Armee gewesen war.
Arya hatte aufgehört zu sprechen, in ihrem Inneren tobte ein Kampf, Vincent hatte sie gebeten Delina zu geben was sie vor den Hexenmeistern versteckt gehalten hatte.
Aber ihr dieses Relikt zu geben, sie dieser Verantwortung auszusetzen, dieser Dunkelheit und diesem Fluch.
„Du warst all die Jahre verschollen, man hatte sogar angenommen Ation hätte dich getötet wegen der Relikte, schließlich warst du das Lichtkind, welches dazu bestimmt ist über die Hochelfen zu regieren!“, Deseis holte sie aus ihren Gedanken zurück, er rieb sich auffallen oft die Stirn was Arya beunruhigte.
„Du hast Kopfschmerzen, seit der Mond aufgegangen ist?“, hackte sie nach und musterte ihn kritisch. Der Vollmond stand nun gut sichtbar am Himmel und tauchte alles in sein weißes Licht.
Deseis hielt sich die Brust: „Mein Herz schlägt nicht, warum schlägt mein Herz nicht? Ich kann... meine Fähigkeiten, sie sind weg! Was passiert mit mir?“
Arya eilte zu ihm und fühlte seinen Puls, es gab keinen. Seine Haut war eiskalt und seine schwarzen Augen begannen im Schein des Mondes Blutrot zu leuchten.
„Bei allen Engeln!“, Arya drückte gehen sein Kinn, sodass er den Mund öffnen musste, „Wie konnte das passieren? Ich hatte gehofft das Licht hätte dich vor dem Nachtfluch bewahrt. Es tut mir leid, dein Leben wird nicht mehr sein wie es war, Deseis!“ Deseis schob sie von sich und musterte sie erneut: "Das ist die Arya, der ich begegnet bin. Ich werde nie vergessen als ich dich traf!"
Arya schauderte bei seinen Worten. Die Erinnerung war schon verblasst, tief ihn ihr vergraben sowie ihre gesamte Vergangenheit...
"Ation!", Arya winkte ihrem Bruder freudig zu und lief dabei zu schnell durch den an das Anwesen angrenzende Wäldchen, was zu einem Stolpern über eine Wurzel führte, worauf die junge Hochelfe in einem Gebüsch landete und regungslos verharrte.
"Arya?", Ation ließ beunruhigt das Buch, in welchem er so vertieft gelesen hatte, fallen und stürmte zu seiner Schwester. "Arya?", fragte er und seine Augen weiteten sich vor Schreck, als seine Schwester weiterhin leblos im Gestrüpp lag. "Buh!", Arya sprang plötzlich auf und Ation landete, wie von ihr geplant, auf dem Hintern. "Ich habe ganz vergessen was du für eine Nervensäge bist!", Ation rappelte sich auf und warf seiner Schwester einen vorwurfsvollen Blick zu. "Ich habe ganz vergessen was du für ein Langweiler bist, Bruder!", konterte Arya und fischte ein Stöckchen aus ihren zerzausten blonden Haaren.
"Geh dich waschen, du siehst aus, wie ein Knecht, nachdem er den gesamten Stall gesäubert hat!", Ation deutete seiner kleinen Schwester ihm zu folgen und nicht durch den Haupteingang zu müssen.
"Ich gehe vorne rum!", verkündete Arya und noch bevor Ation eine Chance hatte ihr zu widersprechen verschwand sie im Wald. Zur selben Zeit wandelte Tyralia Ronalien durch die Hallen ihrer Vorväter, seit Jahrtausenden bewohnten die Ronalien, das Sonnengeschlecht, dieses Anwesen im Wald, unweit der Lichtung auf welcher sich der Lichttempel stand. Irilias, ihr geliebtes Land, klein aber reich an allem was man zum Leben brauchte, wurde von einer Dunkelheit bedroht, die auf ihr Erbe aus war. Die Legende besagte, dass die erste Ronalien einen tropfen reines Sonnenlicht der Engel verschluckt hatte, was sie beinahe unbesiegbar machte. Die Kraft der Sonne vererbte sich seit diesem Tag durch den Familienstammbaum, bis zum heutigen Tag. Tyralia hatte, damit gerechnet das es Ation war, er war klug, strebsam und geschickt. Ihre Tochter, Arya, hingegen war eine Naturkatastrophe die wie eine Flutwelle oder ein Wirbelwind alles durcheinander brachte. Tyralia schloss besorgt die Augen, ihr Mann, der Vater ihrer Kinder, war erst vor wenigen Tagen im Kampf gegen die Dunkelheit gefallen. Der Falke, welchen man ihr geschickt hatte trug dies nur als Botschaft bei sich, wie auch den letzten Willen des guten Mannes, der ihr so viele schöne Jahre geschenkt hatte. Tyralia warf einen Blick durch das Fenster zum Hof, Ation saß auf einer Bank, wie immer vertieft in eines seiner Bücher, von Arya fehlte jede Spur und sie konnte nur hoffen, dass sie ihre Bitte ernst genommen hatte.
Schließlich war es an ihr nun etwas für die Familie zu tun, Tyralia war lange geduldig gewesen, aber die Notsituation verlangte nach schweren Entscheidungen.
Arya lustwandelte in der Zwischenzeit durch den Wald, tanzte über den moosbedeckten Boden und genoss den kühlen Wind, der durch die Blätter der Bäume fegte. Schnell fand sie eine Beschäftigung, die dafür sorgte das sie die Bitte ihrer Mutter und auch die Empfehlung ihres Bruders völlig vergessen hatte. Sie pflückte Wildblumen und erfreute sich an den verschiedenen Farben und Düften, bis sie plötzlich spürte, dass sie nicht mehr alleine war. Es legte sich wie ein Schatten über die Lichtung, eine dunkle Macht schien von dieser Person auszugehen. Arya schauderte kurz, bevor sie sich umdrehte, sie konnte niemanden entdecken.
Aus dem Schatten, den die Bäume warfen trat plötzlich eine Gestalt, Arya war sich sicher, dass sie direkt dem Schatten entsprungen war. Sie schluckte schwer, auch wenn ihre Eltern sie nicht über die Kriegssituation aufgeklärt hatten, so hatte sie doch das ein oder andere mitbekommen. Die Gestalt hatte sich vor ihr aufgebaut und sie betrachtete diese nun abschätzend, in Aryas Augen stellte er aber keine Gefahr dar.
"Ich suche die Herrin von Irilias, wärt ihr so freundlich mich zu geleiten?", seine Stimme klang ein wenig arrogant und eiskalt, aber Arya fand sein Aussehen gab ihm dafür einige Pluspunkte, das lange schwarze Haar, die beinahe völlig schwarzen Augen die sie musterten, die blasse und doch so edel wirkende Haut. Die junge Elfe grinste ihn keck an: "Was führt euch auf diese Ländereien mein Herr? Ihr seid kein Elf und auch nicht menschlich, soviel kann ich feststellen!"
Der junge Mann schien den Sinn ihrer Frage erst nicht zu verstehen, dann antwortete er: "Ich bin wegen Arya Ronalien hier!" Arya betrachtete seine Kleidung, schwarz, Armschienen, ein Schwert, ob er wirklich ein Krieger war, schließlich waren die Armschienen und eine leichte Panzerung an der Brust alles was ihn schützen würde.
"Arya Ronalien also?", Arya setzte sich in Bewegung und deutete ihm ihr zu folgen, "Was wollt ihr von Arya?" Der junge Mann sah sich, während er ihr folgte um und schien aber kein wirkliches Interesse an der Schönheit dieses Ortes zu haben. Generell wirkte er, als würde ihn überhaupt nichts interessieren, als wäre er zu Emotionen gar nicht fähig. "Ich werde mich mit ihr vermählen!", verkündete er dann worauf hin Arya versuchte dem Entgleisen ihrer Gesichtszüge Einhalt zu gebieten. Was bildete sich dieser Schwachkopf eigentlich ein?
"Ihr habt wohl keine Ahnung, wer Arya ist!", Arya versuchte die Wut in ihrer Stimme zu unterdrücken, "Oder was lässt euch glauben, dass sie euch heiraten würde, sie lehnte alle Anträge ab."
Der junge Mann schien auch darüber nicht besonders aufgebracht: "Ist mir egal! Sie soll recht schön sein, eine richtige Prinzessin eben. Langweilig wenn du mich fragst!" Arya sah an sich herunter, ihre Leinenklamotten hinten in Fetzen und sie wollte bei einigen der Flecken gar nicht erst über deren Herkunft nachdenken. Ihre blonden Haare, schöne leichte Wellen, waren voller Gestrüpp und zu einem unordentlichen Zopf gebunden.
"Da bin ich mir sicher!", antwortete sie und freute sich auf den Moment, in dem der arme Trottel realisieren würde wer sie war, "Was schenkt ihr eurer Zukünftigen eigentlich, alle anderen haben wie ich hörte große Geschenke dabei gehabt." Der junge Mann zuckte mit den Schultern: "Ich dachte an eine einfache Blume aus diesem Wald, als Zeichen das ich ihre Herkunft schätze und ehre. Aber wahrscheinlich wäre irgendein glitzernder Stein angebrachter!"
Arya stockte kurz der Atem, sie waren gerade dabei den Wald zu verlassen und auf den kleinen Weg, der zum Haupteingang des Anwesens führte zu treten. "Ich denke die Blume würde sie sehr freuen!", gab Arya dann leise zu, ehe sie dann durch das immer offene Tor in die Halle trat, in welcher sie in letzter Zeit für ihren Geschmack zu viele potenzielle Ehemänner empfangen musste.
"Arya Ronalien!", die wutentbrannte Stimme ihrer Mutter ließ Arya schaudern. Auf der fein verzierten Treppe erschien ihr hochrotes Gesicht, sie trug ein festliches graues Kleid und ihre Haare waren hochgesteckt. "Es tut mir leid, ich schäme mich ja so, es kommt nicht mehr vor und ich werde sofort tun worum du mich gebeten hast!", Arya versuchte nicht zu gelangweilt zu klingen, "Und hör auch hier herumzubrüllen, sonst verjagst diesmal du meinen Anwärter!"
Tyralia hielt sofort inne, als sie den jungen Mann sah, noch nie hatte sie auch nur im Traum daran gedacht seinesgleichen in ihr Heim zu lassen. Und noch weniger das sie ihre eigene Tochter zwingen würde so ein Wesen zu ehelichen. "Ihr seid das also!", Arya entdeckte plötzlich ein Schmunzeln auf den Lippen ihres Begleiters, er schien keinesfalls erbost über ihren kleinen Schabernack. "Sieht wohl so aus!", Arya verschränkte die Arme, "Ich bin wohl Arya Ronalien, aber wer seid ihr?"
Der junge Mann warf ihr einen provozierenden Blick zu: "Ich bin wohl euer zukünftiger Ehemann, Arya! Gewöhnt euch also an meinen Anblick!" Arya verzog die Lippen, als hätte sie in etwas Saures gebissen: "Das werde immer noch ich entscheiden, guter zukünftiger Ehemann! Und jetzt entschuldigt mich, ich habe Geäst aus meinem Prinzessinnenhaar zu entfernen!"
Mit den Worten ging sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihrer Mutter vorbei in ihr Gemach.
"Sie haben es ihr nicht gesagt!", stellte der junge Mann fest, "Ich hätte sie nie erkannt, weil ich eine junge Frau in Trauer erwartet habe!"
Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. Tyralia kniff die Augen zusammen und musterte den jungen Mann: "Wie sagt man seinem Kind das der geliebte Vater fort ist, abgeschlachtet von den Bestien die euresgleichen nicht unähnlich sind!"
Der junge Mann blieb ruhig, doch sah man Zorn in seinen Augen aufflackern: "Ich erwarte das sie die Sippe Agares nie wieder mit etwas, was der Dunkle auf die Welten loslässt vergleichen. Und es war der Wunsch von Rylarion Ronalien, das ich es bin, der seine Tochter ehelicht, zum Schutze von ganz Irilias! Denken sie lieber nicht daran was ich bin, Herrin, lieber daran was das alles für eure Tochter bedeutet!"
Ein Klirren unterbrach das hitzige Gespräch der beiden, eine Vase im oberen Stockwerk war wohl zu Bruch gegangen, nahe der Treppe.
"Arya!", zischte Tyralia überfordert, "Warum muss das Mädchen auch immer lauschen?"Schnell drehte sie sich zu einer ihrer Dienerinnen um: "Bringt sofort Ation hier her, sagt ihm das Arya es weiß, sie wird ihren Bruder jetzt brauchen!"