Unter den mächtigen Schwingen des Drachens wirbelte Asche auf die Shanora die Sicht nahm, sie hörte Aron neben sich husten. Schnell versuchte sie einen Funken Magie in sich auszumachen, aber sie konnte nichts spüren, ihr Körper schien jede Fähigkeit zu Zaubern verloren zu haben.
Die Asche senkte sich und sie konnte den Drachen sehen, der einige Meter vor ihnen gelandet war.
"Denkst du wir können uns ergeben?", fragte Aron panisch und hustete weiter. Shanora betrachtete den silbernen Drachen, er hob seinen gehörnten Kopf und sie konnte ein Flimmern in der Luft sehen.
"Ich denke nicht, das er hier ist um zu reden!", Shanora wirbelte herum, "LAUF!"
Sie packte Aron an der Hand und stürmte los, konnte die Hitze des Drachenfeuers an ihrem Rücken spüren. Sie rannte in Richtung Wald in der Hoffnung das der Drache sie nicht weiter verfolgen würde.
Shanora konnte die gewaltigen Schwingen des Ungeheuers hören, er schien sich wieder in die Lüfte zu erheben.
Schnell ging sie mit Aron hinter einem Baum in Deckung und atmete durch.
"Denkst du er gibt auf?", fragte Aron, Schweißperlen zierten seine Stirn und er schien sich zu bemühen nicht in Panik zu geraten.
Das Bersten der Bäume vor ihnen beantwortete seine Frage, der Drache landete in Wald und vernichtete alle, was sich ihm in den Weg stellte.
Sein geschuppter Körper schien die kleineren Bäume einfach abzubrechen, die Größeren beseitigte er mit einem Hieb seines Kopfes. Er schien keinen Schaden davon zu nehmen.
Shanoras Herz schlug ihr bis zum Hals, sie wusste keinen Ausweg aus der Situation.
"Drachen können ihre Beute überall aufspüren, sie riechen besser als Werwölfe oder Vampire!", erinnerte sie sich an ihre Unterrichtsstunde zu dem Thema, "Ihr Schuppenpanzer macht sie beinahe immun gegen alle körperlichen Angriffe. Drachenfeuer verbrennt beinahe alle Wesen, nur die, welche selbst über Feuer gebieten können es überleben!"
Wie sehr wünschte, sich Shanora gerade das Celles hier wäre, sie würde den Drachen mit Leichtigkeit besiegen können. Oder Saphira, sie könnte den Drachen einfach einfrieren und in Tiefkühlkost verwandeln.
Aber hier waren nur sie und Aron, welcher allem Anschein nach über überhaupt keine Kräfte verfügte.
Wer war Shanora sich darüber Gedanken zu machen? Schließlich war sie selbst gerade so kraftlos wie nie zuvor.
"Und jetzt?", Arons Stimme überschlug sich beinahe in Panik, "Kannst du uns nicht wieder hier wegbringen?"
Shanora packte verzweifelt seine Hände und er schloss die Augen und konzentrierte sich, aber nichts geschah.
"Meine Kräfte!", Shanora stiegen die Tränen in die Augen, "Sie funktionieren nicht!"
Das war also ihr Ende, alleine mit einem Fremden im Wald. Sie würde gleich die volle Gewalt von Drachenfeuer zu spüren bekommen. Und das schlimmste daran war das sie Aron demselben Schicksal ausgesetzt hatte.
"Wir werden sterben!", jammerte er leise, Tränen rannen über seine blassen Wangen, "Wir werden sterben!"
Shanora nickte, ihre türkisen Augen trafen auf die grauen des Drachens, welche immer noch voller Wut und Entschlossenheit schienen.
Er hob den Kopf und die Luft begann zu flimmern, gleich würde ein Feuersturm auf sie niedergehen.
"Schließ die Augen!", wies sie Aron ruhig an, "Und denk an Zuhause!"
Der Junge tat, was sie ihm sagte und Shanora tat es ihm gleich. Sie dachte an den Wald der 1000 Gefahren, wo sie als Kind so glücklich gewesen war. An ihre Abenteuer mit Allister und Church. An ihre Reisen mit Cash. Sie hatte ein erfülltes Leben gehabt, auch wenn es ihr nie gelungen war ihre Krone zu tragen und Elensar in eine neue weiße Zeit zu führen.
Sie spürte die Hitze auf ihrer Haut und doch schien sie nicht zu verbrennen.
"Lauft!", eine ihr nur zu bekannte Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
Vor ihnen stand Allister, der das Drachenfeuer mit einem einfachen Schild von ihnen ableitete. Trotzdem war die Hitze extrem, Shanora konnte sehen wie der Schild sich rot verfärbte und Allister Mühe hatte ihn zu halten.
Arons Augen leuchteten: "Der Fremde, der Fremde wird uns retten!"
Shanora war jetzt klar zu wem Aron sie hatte bringen wollen, Allister war wohl von Merlin verschleppt worden. Darauf hätte sie auch kommen können, schließlich war ihre Abwesenheit Merlin sicher nicht entgangen und der Elf war ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen.
"Shanora hör mir zu!", Allisters Stimme drang zu ihr durch, "Ihr müsst hier sofort verschwinden! Nehmt den Pfad zum Gebirge, in Schnee und Eis werden euch die Drachen nichts anhaben können!"
Shanora sah ihn verzweifelt an: "Und dann? Ich habe keine Kräfte!"
Allister lächelte kurz: "Dein Bruder wird dich finden, Shanora! Delina und Arya sind auf dem Weg hier her! Aber bis sie hier sind musst du dich in Sicherheit bringen!"
Der Drache brüllte erzürnt auf, die Einmischung des Elfen schien ihm nicht zu gefallen.
"Aron, pass gut auf sie auf! Wenn jemand dieses Land retten kann, dann sie!", Allister warf ihm einen ernsten Blick zu, "Geht jetzt!"
Aron nickte und diesmal packte er Shanora am Arm, um sie mitzuziehen.
Shanora ließ sich mitreißen und Allister ließ den Schild sinken und sah dem Drachen in die Augen.
"Es tut mir leid, ich kann mein Versprechen nicht halten!", murmelte er, seine Gedanken schweiften zu Yalhan, der irgendwo in einem Fernen Land seinen eigenen Krieg zu führen hatte, "Ich hatte gehofft das wir uns wiedersehen! Vielleicht in einem anderen Leben..."
Aron versuchte Shanora weiter in Richtung der Berge zu zerren doch sie sträubte sich und riss sich los.
"Shanora, der Fremde wird den Drachen nicht lange aufhalten können, wir müssen weiter!", Aron deutete ihr mitzukommen.
Shanora starrte zurück und sah, wie Allister sein Schild senkte. Sie so oft stellte er sich vor sie und ihre Familie, nur dieses Mal vor einen Drachen und im schlimmsten Fall würde ihm das Licht diesmal nicht helfen.
"Ich kann ihn nicht sterben lassen, er ist mein Freund!", rief sie Aron zu und eilte zu Allister zurück, beinahe hatte sie ihn erreicht.
Ein Schwall aus Feuer schoss aus dem Maul des Drachens, gewaltiger als die zuvor und verbrannte alles, was sich ihm in den Weg stellte. Aron schaffte es gerade noch Shanora zur Seite zu reißen, sodass beide hinter einem weiteren Baum landeten.
Trotzdem konnte Shanora Allisters Schmerzensschreie hören bis schließlich ein eigenartiger Moment der Stille herrschte, die nur von dem Knistern der angesengten Bäume unterbrochen wurde.
Langsam erhob Shanora sich und taumelte in Richtung des Drachens.
"Was willst du? Kann es sein das, sobald ich meine Heimat verlasse, mir jeder auf den Kopf scheißt?"
"Das ist aber eine ziemlich groteske Ausdrucksweise für einen Elf!"
"Okay, ich habe noch nie mit einer Katze gesprochen, also verzeih den derben Ausdruck, ich verbringe wohl zu viel Zeit mit den Teufeln
"Kein Problem! Ich bin eigentlich auch gar keine Katze, mir ist wie immer ein Zauber misslungen!"
"Das kann jedem mal passieren, also was machst du hier und wer bist du eigentlich?"
Ihre erste Begegnung mit Allister, damals als sie sich nicht mehr aus der Katzengestalt zurückverwandeln konnte. Sie hatte ihn sofort gemocht, auch wenn er da sehr genervt gewesen war. Und er hatte sie nicht einfach zurückgeschickt so wie Vanessa es ihm aufgetragen hatte. Allister hatte Shanora ernst genommen und verstanden. Er hatte sie selbst als Kätzchen nützlich gefunden und ihr nicht immer gesagt sie habe sich in Sicherheit aufzuhalten. Allister war einige male beinahe gestorben weil er sich vor seine Freunde stellte. Diesmal hatte er es nicht geschafft.
Shanora hörte Arons rufe, aber sie taumelte weiter auf die Lichtung, wo nichts als Asche übrig geblieben war.
Der Drache schien überrascht und fixierte sie sofort.
Shanoras türkise Augen begannen zu leuchten: "Du hast meinen Freund getötet!"
"Warum spiele ich nur mit bei Silas beknacktem Wanderverein?", grummelte Arya vor sich hin und zog sich ihre Kniestrümpfe zurecht.
Die Gänge des modern wirkenden Gebäudes, welches sich hinter einem Zauberschutz verborgen hatte, hallten unangenehm und sie saß schon eine gefühlte Ewigkeit auf einem unbequemen Plastiksessel und wartete den Direktor der Einrichtung zu treffen. Deseis war schon fertig und hatte ihr aber keinen Bericht erstatten können, da ihn sofort ein junger Mann abgeholt hatte, um ihm sein Zimmer zu zeigen.
"Auf was für einen Mist habe ich mich hier eingelassen?", murmelte Arya weiter bis plötzlich die Türe vor ihr aufschwang.
"Miss Ronalien?", eine streng aussehende schlanke Frau mit kupferfarbenen, ordentlich hochgesteckten Haaren und einer dicken Brille musterte sie kühl, "Kommen sie mit mir!"
Arya erhob sich und folgte der Dame in das kleine Büro, dort ließ sie sich wie angewiesen auf den Drehstuhl sinken.
"Ich bin Andrea Eurida, ich leite diese Institution!", sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, "Verzeihen sie die Wartezeit, ihr Begleiter hat bei seiner Prüfung einigen Schaden angerichtet!"
Arya hob eine Braue: "Prüfung?"
Andrea lachte schnippisch: "Ich bilde hier die fähigsten Assassinen der Unterlande aus, viele Welten nehmen ihre Dienste in Anspruch. Sie verstehen sicher, dass ich jeden Neuankömmling einer Prüfung unterziehen muss!"
Arya seufzte tief und verfluchte Silas dafür das sie bei diesem Theater mitspielen musste. Sie konnte nicht fassen das diese unscheinbare Frau angeblich die besten Attentäter ausbilden sollte. Warum zum Hades wollte Silas das sie hier herkam?
"Gut, was muss ich tun?", fragte Arya genervt und lehnte sich in ihrem Drehstuhl zurück.
Andrea schnippte mit den Fingern und hinter ihr veränderte sich die Wand, begann sich zu öffnen.
Arya folgte ihr und sah hinab, direkt vor ihnen befand sich ein Saal, allem Anschein nach zum Trainieren gedacht.
Verschiedene Waffenständer standen an den Rändern und auf der gegenüberliegenden Tribüne saßen einige Zuschauer.
Andrea hob die Hände und alle verstummten und sahen zu ihr empor: "Heute wollen gleich zwei neue Anwärter ihr Können beweisen um den Unterricht an der Akademie der Schatten beiwohnen zu dürfen. Der erste Anwärter hat seine Prüfung bereits bestanden. Seid unbesorgt um euren Mitstudierenden der Verletzt wurde, er wurde auf die Krankenstation gebracht und wird schon bald wieder am Unterricht teilnehmen dürfen!"
Arya schlussfolgerte das wohl niemand Deseis darauf hingewiesen hatte, das er sanft mit seinem Gegner umgehen sollte.
Vor Andrea erschien nun ein großes Glas voller zusammengefalteter Zettel, die durch die Luft schwebten.
Schnell griff sie einen und das Glas wie auch die anderen Zettel verschwanden. Arya fragte sich ob man ihr hier Zaubertricks beibringen würde.
"Euer Gegner ist Rhondir Grith!", verkündete Andrea dann und nickte Arya zu, "Viel Glück!"
Im selben Moment wurde die Elfe hinunter in die Halle teleportiert.
Aus der Menge kristallisierte sich ihr Gegner heraus, der langsam seinen Weg von der Tribüne hinunter machte und dabei von den anderen angefeuert wurde.
"Rhondir wird sie in den Boden stampfen!", hörte sie ein Mädchen rufen.
"Seit nicht so fies!", beschwerte sich eine andere.
Arya fragte sich warum sich Delina in der Welt der Menschen freiwillig an einer Universität befunden hatte.
"Keine Sorge!", Rhondir warf sein blondes längeres Haar zurück und ließ seine Muskeln spielen, "Ich werde dich nicht zu hart rannehmen!"
Arya verzog das Gesicht: "Ich bin angewidert! Hör auf zu reden und kämpfe zu aufgepumpter Haufen!"
Sie hatte keine Nerven mehr vor diese seltsamen Typen.
Rhondirs braune Augen blitzen auf, er ging zu einem der Waffenständer und nahm sich gleich zwei überdimensionierte Zweihänder.
"Gut kleine Elfe!", Rhondir hob seine Schwerter und diese begannen zu brennen, "Dann unterhalte mich ein wenig, ein süßes Ding wie dich habe ich selten zum spielen!"
Arya verdrehte die Augen: "Dich kann ich mit dem Einsatz meiner deiner überlegenen Waffe besiegen! Also hör auf so große Töne zu spucken!"
Rhondir lachte: "Na komm Süße dann zeig mir deine Waffe!"
Arya zuckte mit den Schultern: "Ich brauche keine, im Gegensatz zu einem Neandertaler wie dir habe ich ein Gehirn!" Sie schien Rhondir nun genug provoziert zu haben, er stürmte brüllend auf sie zu. Die Menge hielt den Atem an weil Arya nichts tat, sie blieb einfach stehen. Rhondir riss sein Schwert hoch und setzte zum Schlag an, erst in diesem Moment hob Arya ihren Arm und ihr Gold leuchtender Schutzschild erschien. Rhondir prallte mit voller Wucht dagegen und wurde zurückgeschleudert, so weit das sein Körper gegen die Wand prallte und er bewusstlos zu Boden sank. Arya seufzte tief, so eine Zeitverschwendung war ihr einfach zuwider. Applaus dröhnte von der Tribüne, die Menge tobte, es hatte wohl keiner damit gerechnet das Rhondir der große Held so einfach besiegt werden würde. Arya ignorierte all die Rufe und folgte Andrea über die Treppe zurück in ihr Büro.
"Willkommen, sie haben die Prüfung bestanden!", Andreas Gesicht war immer noch völlig unbeeindruckt, "Caressa wird sie nun mit auf ihr Zimmer nehmen!"