»Ich seh schon, irgendwann in ein bis zweihundert Jahren ist jeden Samstag auf Belletristica die rituelle Wolfwaschungszeremonie, und wenn die Leute es hinterfragen, dann heißt's nur: ›Das haben unsere Vorfahren schon so gemacht!‹« sprach Takaro und schüttelte leicht den Kopf.
»Ja bitte!«, lachte ich laut.
»Die armen Wölfe, die dann alle gewaschen werden«, murmelte Marv leicht grinsend. »Na komm! Ein warmes Bad ist bei solch kalten Temperaturen doch super!«
Takaro, Marv, Filfyn und ich waren in der Taverne, vermutlich waren auch wieder Lurker anwesend. Wie allzu oft versuchte ich Marvin Grauwolf von einer Wäsche zu überzeugen, was wie immer etwas dauerte. Es war ein recht schöner Tag, der Himmel war zwar von grauen Wolken verhangen, aber in der Taverne war es schön warm und angenehm, vor allem Dank der netten Gesellschaft.
Nach einer kurzen Weile, schaffte ich es den verschlammten Vierbeiner in Richtung Bad zu bewegen. Im Bad selbst legte ich wie immer ein Handtuch in die Wanne und ließ langsam heißes Wasser einlaufen. Marv war mir hinter her und sprang direkt in die Wanne. Schmunzelnd zog ich eine Augenbraue hoch, so schlimm konnte es dann ja nicht sein. Ich drehte das Wasser stärker auf und beobachtete, wie der Wasserspiegel anstieg. Als ich das Wasser wieder abstellte, trat Filfyn herein und reichte mir Wolfsshampoo.
»Hey Fil! Willst du mit baden?«, fragte ich und nahm dankend das Shampoo entgegen. »Ja gerne!«, antwortete sie und sprang, ganz zu meiner Überraschung, mit zum Wolf in die Wanne. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie mir beim Waschen von Marv helfen und nicht sich selbst in die Wanne stürzen würde. Was solls, wenn sie doch nass werden will. Ich setzte ein paar Quitscheentchen in die Wanne, welche ich vorher, in einem Schrank stehend, entdeckt hatte.
Während Filfyn anfing Wolf am Bauch und an der Brust einzushampoonieren, rückte ich ein Stück nach hinten und lehnte mich gegen die Badezimmerwand an. »Hey! Ich mache nicht alles alleine.«
Ehe ich mich versah, hatte sie mich mit in die Wanne gezogen. Sofort schnellte ich ihn die Höhe, doch leider zu spät. Triefend stand ich neben Wolf und Filfyn in der Wanne, meine Kleidung war vollgesaugt mit Wasser und ich rührte mich vor Schock für einen Moment nicht. Filfyn versuchte mich sogar auf Marv zu setzen, aber da wich ich sofort weg, der Arme würde mich doch nie im Leben tragen können!
Ächzend, etwas steif und mit meinen Armen weg vom Körper haltend, trat ich wieder aus der Wanne und schüttelte mich, sodass Wasser durch das Bad spritzte. Marv spielte fröhlich mit den Quitscheentchen, vor denen er sich zuvor noch erschreckt hatte, und ich versuchte, das Wasser aus meiner Kleidung auszuwringen. Das funktionierte leider nur halb so gut. Seufzend griff ich nach der Wasserbrause und fing an, das Shampoo aus Wolfs Fell zu waschen.
»Komm Marv, raus aus der Wanne«, sagte ich, als ich fertig war und mit einem eleganten, wenn auch sehr wasserverteilenden, Sprung landete Marv auf einem Handtuch vor der Wanne. Sofort schüttelte er sich und ich hielt nur kurz meine Hand vor mein Gesicht – ich war doch eh schon nass. Während ich Wolf ein großes Handtuch überwarf und anfing ihn trocken zu rubbeln, trat auch Filfyn aus der Wanne und verabschiedete sich, sie würde wohl später wieder kommen. Wolf und ich sagten ihr bis später und ich spürte, wie es etwas frisch wurde. Ich zog den Stöpsel und ließ das Wasser aus der Wanne ablaufen, Marv war schon wieder in den Hauptraum der Taverne getapst.
Als ich ihm hinterging, fröstelte ich, im Vergleich zum Bad war es hier schon etwas kalt. Hatte ich denn nirgends etwas Ersatzkleidung versteckt? Immerhin hatte ich mir doch ein paar Orte in der Taverne gesucht und dort auch tatsächlich Kleinigkeiten von mir versteckt.
Ich fing an, die Taverne abzusuchen – irgendwo war sicher was! Während ich suchte, kam Wolf an und bot mir ein Sofakissen als Kleidungsstück an. Ich musste kurz lachen. »Nein, danke Marv, aber das wird mir nichts bringen«, lehnte ich sein Angebot ab. »Ihr Menschen habt aber auch Anforderungen!«, schnaubte der Vierbeiner, als er das Sofakissen zurückbrachte. Wer konnte da schon dagegen argumentieren?