Die feinen Glieder der goldenen Kette glitten durch siene Finger. Dabei war es jedoch nicht das Gold, weswegen sier hier war, sondern das, was am Ende der Kette baumelte: Ein Anhänger, ebenfalls Gold, der einen seltsam glänzenden Stein umfasste. Der Stein war geschliffener Kristall, doch beherbergte er einen seltsamen blauvioletten Neben, der in ständiger Bewegung durch den daumenkuppengroßen Stein waberte.
Ein Feenstein.
Kilan hielt inne, als sier etwas zu hören meinte. Sier sah auf und schaute sich um. Zu sehen war nichts, aber sier war sich fast sicher, dass da etwas gewesen war.
Nun, egal. Sier hatte gefunden, wofür sier hergekommen war. Besser keine unnötige Zeit verschwenden. Also schloss sier das Schmuckkästchen und schob es in den Schrank der alten Magierin zurück. Jetzt musste sier nur noch auf denselben Weg zurück, wie sier reingekommen war.
Mit einem tiefen Atemzug aktivierte sier sein Amulett, das ihm Unsichtbarkeit vor normalen Augen bot. Normalen Augen leider nur, denn es gab mehr als ein magisches Wesen, dass Unsichtbarkeit dennoch durchschauen konnte. Magische Wesen und Schlangen - doch zumindest mit letzteren rechnete sier nicht im Wachpersonal.
Es gab jedoch ein Tier, mit dem sier hätte Rechnen können.
Ein hohes Kreischen erklang, als die schwarze Katze auf dem Flur stehen blieb und sien mit durchgestreckten Buckel und aufgestelltem Haar an... Sier hatte kein Wort für das Geräusch zwischen Jaulen und Fauchen, das die Katze von sich gab.
Ja, Katzen. Natürlich Katzen. Jeder wusste, dass auch Katzen das Verborgene sehen konnten.
"Scheiße", erlaubte sier sich zu murmeln.
"Was ist los?", rief eine Stimme von weiter unten im Haus. Schritte auf der knarzenden Treppe.
Scheiße traf es ganz gut.
Kilan rannte, bog in das Zimmer, dass sier vorher als Bad identifiziert hatte, ab. Sier dachte darüber gar nicht nach, räumte stattdessen die Kerzen von der Fensterbank, um das Fenster zu öffnen.
Jemand griff nach der Tür.
Wenn sier nicht entkam, wenn sier nicht mit dem Feenstein entkam, war sier gearscht. Der Stein sollte siene Schulden bei Laebendiel begleichen. Wenn sier das Ding jetzt verlor.
Ein Zauber sorgte dafür, dass Schlüssel sich drehte. Ja, ja, dabei sollte es so einfach sein bei einer alten Hexe einzubrechen. Super einfach. Großartig.
Kilan öffnete das Fenster und sprang auf das Vordach. Ein Dachziegel löste sich, brachte sien dazu zu schlittern. Dennoch schaffte sier es, sich abzustoßen und sprang, landete in einem Busch.
"Autsch", murmelte Kilan, sah jedoch dann das überraschend jung wirkende Gesicht der Hexe am Fenster. "Scheiße." Damit rappelte sier sich auf und rannte in den Wald.
Fingerübungen
Stichwort: Schatz