Ich lasse mich in die Hängematte plumsen. Mein Aufprall lässt sie in einem gemütlichen Tempo hin und her schwingen. Mein Vater hat dieses Gefühl einmal mit dem eines Babys in einem Tragetuch verglichen. Ich stimme ihm da eindeutig zu.

Hin und her.

In der Ruheposition sendet mir mein Körper verstärkte Signale von verschiedenen Stellen. Ich stelle es mir oft vor wie ein Raumschiff, das seine Systeme kontrolliert.

Stirn: gerade eben war da noch Schmerz.

Augen: müde.

Nase: verstopft.

Hals und Kehle: rau.

Brust: eine Art kribbeln in meiner Lunge. Gleich muss ich wieder husten.

Zwerchfell: Muskelkater.

Bauch: hungrig, aber irgendwie habe ich keinen großen Appetit.

Bevor ich über weiter unten nachdenken kann werde ich vom Husten durchgeschüttelt.

Hin und her.

Ich hatte vorgehabt heute Abend auf eine Larp Con zu fahren. Aber diese Krankheit hat mich nun schon seit drei Tagen im Griff. Wahrscheinlich war es auch nicht sonderlich hilfreich dass ich nicht die ganze Zeit im Bett verbracht habe, sondern durch die ganze Stadt gefahren bin um Geschenke zu kaufen.

Scheiß Kapitalismus.

Wenigstens ist es nichts Grippales. Glaube ich. Meine Mutter ist anderer Meinung aber was weiß die schon? Bei Grippe würde ich nicht überlegen trotzdem noch auf die Con zu fahren. Immerhin geht es mir heute schon deutlich besser.

Aber habe ich das gestern Früh nicht auch gedacht?

Hin und her.

Bestimmt könnte ich jetzt irgendeine gesellschaftskritische Botschaft hieraus machen. Dass mir die Geschenke wichtiger waren als meine Gesundheit, oder dass mich der Verlust des Geldes, das ich für die Con ausgegeben habe mehr bekümmert als der Husten und die Gefahr die ich für die anderen Teilnehmer darstellen würde. Aber eigentlich interessiert mich vor allem die Frage ob ich nach logischen Sichtpunkten dort hin fahren sollte.

Vielleicht entscheide ich darüber erst in letzter Sekunde. Mein Freund wäre zwar wahrscheinlich ganz schön sauer wenn ich ihn einfach allein stehen lass, aber der kriegt das schon hin. Ich war auf meinem ersten Larp auch komplett auf mich alleine gestellt.

Hin und her.