(Das folgende ist schon etwas länger her)
Als ich damals von Berlin zurück nach Hause ging, brauchte ich eine eigene Wohnung. Diese fand sich auch, samt Kleiderschrank. Der war nicht schön aber besser als nichts. Die Vorbesitzerin meinte, einen weiteren Ab- und Aufbau würde er nicht überstehen. Und dennoch...
Und dennoch habe ich ihn in die größere Wohnung mitgenommen. Mit viel Gefluche und einer Menge Schrauben wurde er noch einmal zusammengezimmert und aufgestellt. Er hielt sich tapfer. Ja wirklich. Mit der Zeit sammelte sich verdammt viel Kram in diesem Schrank, unter anderem Wäschekörbe voller Zeug. Irgendwann gab die Rückwand auf und ploppte auf einer Seite aus der Führung. Aber er hielt sich.
Dann, vor einigen Wochen begann plötzlich die Tür, beim öffnen am Schrank lang zu schaben. Es war etwas Druck und Kraft nötig, aber die Tür ging weiterhin auf. Der Schrank blieb stehen.
Gestern dann, beschloß der Schrank das jetzt Schluß mit lustig ist.
Schrank wollte allein sein.
Vielleicht hat er eine Sinnkrise? In der Taverne wurde vermutet er möchte kleine Kommoden machen. Er neigte sich also noch etwas mehr zur Seite, gerade weit genug, damit ich die Tür nicht mehr aufbekomme.
Meinem Leid lies ich in der Taverne freien lauf. Und traf dort auf Improvisationstalente der Extraklasse. Von aufhebeln, über Loch in die Tür schlagen (die sind in der Mitte wohl hohl) bis hin zum abschleifen der Türkante war alles dabei. Obwohl ich immer noch nicht weiß was die Spinne mit Auto und Staubsauger anrichten wollte.
Nach einer recht ungemütlichen Nacht auf dem Sofa, hatte ich die Nase voll. Mit einem zärtlichen aber beherztem Tritt gegen die Schlafzimmertür, machte ich mir mein Bett wieder zugänglich.
Die Tür ist seitdem offen, immer.
Schrank steht, ist aber schief.